Ist es jemals Gottes Absicht, daß sich in unserem Bewußtsein Irrtümer ansammeln und sie uns durch körperliches Leiden irgendwelcher Art fesseln — vielleicht sogar nach Jahren gutgeleisteter Arbeit?
Ganz bestimmt nicht.
Die göttliche Liebe kann unser Denken vor einer schädlichen Anhäufung bewahren und uns gesund erhalten! Das ist einer der Punkte, den uns die Christliche Wissenschaft beweisen lehrt.
Das Erlebnis des Paulus in biblischer Zeit ist hier hilfreich. Er hatte die Christen grausam verfolgt, und dann, nachdem er selbst ein Christ geworden war, wurde er selbst brutal verfolgt. Er bezog sich auf diese spätere Zeit, als er darüber berichtete, wie er „in Gefahr unter den Räubern ... in Gefahr unter den Heiden ... in den Wüsten ... unter den falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit ... in Hunger und Durst ... in Frost und Blöße“ 2. Kor. 11:26, 27; gewesen war.
Wie leicht wäre es für ihn gewesen, in seinem Denken Selbstverdammung, Furcht, Ärger, Selbstbedauern und Entmutigung sich ansammeln zu lassen! Aber statt dessen wandte er sich von den Schwächen des sterblichen Selbst ab und der Liebe des Vaters zu, um die geistige Weisheit und Stärke zu erlangen, deren er bedurfte. Das erhielt ihm seinen klaren Ausblick, und so war er fähig, siegreich weiterzuschreiten. Er konnte sogar sagen: „Wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ 12:10;
„Wird der Irrtum sich überlassen, überlassen, so nimmt er zu“ Vermischte Schriften, S. 348;, schreibt Mrs. Eddy. „Wacht und betet täglich“, sagt sie bei anderer Gelegenheit, „daß böse Suggestionen, gleichviel unter welcher Maske, in eurem Denken nicht Wurzel fassen noch Früchte tragen. Prüft euch oft, und seht zu, daß sich nirgendwo etwas findet, was Wahrheit und Liebe abschreckt, und, behaltet das Gute‘.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 128;
Ungeachtet dessen, wie vertraut wir in der Christlichen Wissenschaft mit Erklärungen über Wahrheit und Liebe sein mögen, das allein genügt nicht. Wir müssen auch die tiefgreifende Reinigung unserer Einstellung und Tätigkeit durchführen, die die Wahrheit und Liebe von uns verlangen. Und das kann auf ganz natürliche und freudige Weise geschehen, wenn wir daran denken, daß die allmächtige, allwissende göttliche Liebe selbst in uns und mit uns am Werk ist.
Die letzten Zeilen von Mrs. Eddys Gedicht „, Weide meine Schafe!‘ “ sind in diesem Zusammenhang besonders interessant:
Still den Hunger, heil das Herz
bis zum Morgenschein ;
schneeweiß eh’ sie weiterziehn,
Hirte, wasch sie rein.Verm., S. 398;
In der Christlichen Wissenschaft verstehen wir Liebe und Wahrheit als Gott, als Geist, Seele oder Gemüt — unendlich und vollkommen —, als das lebendige Prinzip, das alle wahre Substanz, alles wirkliche Leben und Bewußtsein ausmacht. Wir lernen, über die körperliche Persönlichkeit hinauszusehen, sei sie gut oder böse, und jeden einzelnen als eine unendliche und unsterbliche Idee zu sehen, einen bewußten Ausdruck des Gemüts, der ebenso frei von mentalen Irrtümern ist wie das Prinzip, das er widerspiegelt.
Auf dieser metaphysischen Grundlage können wir alles Böse verneinen und als illegitim vor Gott bloßstellen, als machtlos, mit Erfolg Anspruch auf Charakter, Persönlichkeit, einen Platz oder geschichtliche Entwicklung zu erheben. Wir können beharrlich daran festhalten, daß jede Vergegenwärtigung der göttlichen Wahrheit — die ja die Christus-Kraft darstellt, durch die Jesus heilte — Böses jeder Art ausfindig macht und entfernt.
Dankbarkeit kann diesen Prozeß fördern. Viele Male begann sich in meiner eigenen Erfahrung der angehäufte Irrtum aufzulösen und die Wolke der Niedergeschlagenheit zu heben, wenn mein Denken sich in Dankbarkeit einem wunderbar einfachen Zeichen der Gegenwart der göttlichen Liebe zuwandte. Es mag nur die Art gewesen sein, wie sich eine Knospe bildete oder der Himmel sich aufhellte, oder es war eine kleine freundliche Tat. Es zeigte jedoch, wie segensreich es ist, sich dazu zu erheben, die Fähigkeit zu dankbarer Anerkennung zu nutzen, die Gott, das göttliche Gemüt, uns als Seinem Sprößling mitgegeben hat.
Wenn wir die Liebe spüren, die überall und mit uns allen ist und für uns sorgt — und wenn die Überzeugung von der Unendlichkeit des Geistes die Substanzlosigkeit der Materie bloßstellt —, können wir uns vor nichts fürchten. Furcht kann sich nicht anhäufen.
Wir nehmen z. B. die furchterregenden mentalen Bilder, die durch den Glauben an Krankheit im Umlauf sind, weder bewußt noch unbewußt auf. Im Gegenteil, wir können gelassen in dem Wissen ruhen, daß der Mensch tatsächlich das ist, als was Gott ihn geschaffen hat. Er ist das widergespiegelte Bewußtsein der unendlichen, geistigen Unversehrtheit, der Gesundheit — immun gegen Verletzung, Krankheit, Alter und Tod! Dieses Bewußtsein ist die wirkliche Substanz des Menschen und wird in bezug auf seine Tätigkeit und Beschaffenheit vom Gesetz der Liebe, der vollkommenen Harmonie, regiert. Angesichts eines solchen Wissens können keine krankhaften Suggestionen im Denken erzeugt werden oder sich dort festsetzen; nur das Gute kann sich entfalten oder bekunden!
Das Wissen um die Wahrheit über Gott und den Menschen macht es unmöglich, daß sich ein Gefühl der Trauer, der Sehnsucht oder des unbefriedigten Verlangens tief im Innern anhäuft und an uns nagt. Es schwemmt Gefühle der Unzufriedenheit, des Verletztseins und des Ärgers hinweg, die beanspruchen könnten, sich in den Winkeln unseres Denkens anzusammeln und Probleme zu verursachen.
Wir müssen darauf bestehen, daß es keine Spaltung unter den Kindern Gottes geben kann. Sie bekämpfen sich nicht. Sie sind miteinander in der steten Gegenwart der Liebe. In der göttlichen Wirklichkeit gibt es nur eine Seite, die Seite des Prinzips, des Guten, des ewigen Lebens. Wir können alle als Ideen des Gemüts sehen, die sich in der Familie des himmlischen Vaters harmonisch entwickeln und liebevoll zusammenarbeiten, geschätzt, in beglückender Gemeinsamkeit, geistig befriedigt und in Frieden!
„Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat“, sagte Paulus, „... uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesus.“ Eph. 2:4, 6;
Gott bringt sich selbst in uns zum Ausdruck. Wir spiegeln Ihn in dem wider, was sich menschlich als Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit, christliche Liebe, Feingefühl für die Empfindungen und Nöte anderer zeigt — als alles, was „den Hunger stillt“ und „das Herz heilt“! Dieses Verständnis des wahren Menschentums dient uns als ein Heiligtum, das undurchdringlich für die falschen zerstörerischen Annahmen über irgend jemanden ist, wir selbst eingeschlossen.
Nicht selten wird sich der persönliche Wille und Stolz, ob er nun vereitelt oder ob ihm nachgegeben wird, dieser mentalen Hausreinigung widersetzen. Aber wenn Sie und ich dauernden Erfolg und bleibendes Glück erlangen wollen, tun wir gut daran, alle Befähigung, allen Ehrgeiz und alle Besonderheit, die wir versucht waren, als unser eigen zu schätzen, Gott zu überlassen. Ist nicht Er, das unendliche Gemüt, die Quelle all der Intelligenz und des Guten, die es jemals in irgend etwas gegeben hat oder geben kann?
„Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Matth. 6:13; Das sind die Worte demütiger Anerkennung, die wir, wie Jesus uns unterwies, an unseren Vater im Himmel richten sollten. Sie reinigt, läutert und heilt.
Wenn es uns danach verlangt, Gott besser zu verstehen und Ihm mehr zu dienen, wird uns der Weg dazu gezeigt. Das Verständnis wird wachsen, daß Er tatsächlich die eine und unendliche Selbstexistenz ist, die wir zum Ausdruck bringen — unser Alles! In Seinem ganzen Universum sind wir nur mit dem Guten verbunden, das Er für uns bereit hat — nicht nur mit wenig Gutem, sondern mit grenzenlosem Guten! Für uns als Seine Kinder ist das alles, was wir erleben, dessen wir uns erinnern oder was wir erwarten können.
Wir können Paulus’ Rat befolgen: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“ 1. Thess. 5:21. Wir können an unserem himmlischen Vater festhalten und uns von ganzem Herzen auf Ihn stützen, ohne etwas zurückzuhalten. Wenn sich dann unharmonische Eindrücke in unserem Bewußtsein anhäufen wollen, wird die behütende Macht der göttlichen Liebe sie hinwegfegen und uns reinwaschen. Sie wird uns befähigen, voranzuschreiten, mit jedem Schritt stärker und freier.