Dadurch, daß wir den geistigen Augenschein der Güte Gottes anerkennen, können wir materielle Symptome schlechter Gesundheit gerade dort, wo sie aufzutreten scheinen, abstreifen. Dieser Austausch falscher Symptome gegen den wahren Augenschein ist im wesentlichen ein mentaler Vorgang. Er findet im Denken statt. Ganz gleich, welchen beunruhigenden oder schmerzhaften Umständen wir gegenüberstehen, wir könnens sofort beginnen, uns auf geistig wissenschaftlicher Grundlage mit ihnen zu befassen, und Erlösung und Heilung finden.
Alles, was gegenwärtig ist oder sichtbar werden kann, ist Geist und seine Idee — das ist eine metaphysische Wahrheit. Und weil es metaphysisch wahr ist, ist es buchstäblich wahr. Die geistige Tatsache des Seins ist, daß Gott gut und unendlich ist und daß alles, was dem göttlich Guten zu widersprechen scheint, falsch ist. Und das läßt sich beweisen.
Weil Gott ewiglich unendlich ist, kann Seine Allheit niemals abnehmen oder schrumpfen. Sie kann sich nirgendwohin zurückziehen. Daraus folgt, daß alles, was tatsächlich irgendwo sichtbar werden kann, göttlich gut ist. Wissenschaftlich gesehen, können Krankheitssymptome oder Anzeichen von Geisteskrankheit niemals auftreten oder in Gottes Allheit eindringen. Selbst dort, wo die beunruhigenden Anzeichen von Krankheit zu sein scheinen, besteht allein die vollkommene Substanz des Geistes.
Der tierische Magnetismus, der uns einzureden sucht, daß Gott endlich und der Mensch unwiderleglich physisch sei, möchte uns durch Krankheitserscheinungen vom wirklichen Sein ablenken oder vielleicht versuchen, uns mit zahllosen Problemen zu überwältigen. Doch wenn wir durch die göttliche Wissenschaft verstehen, daß überall nur Gott zum Ausdruck kommen kann, werden wir die materiellen Symptome immer mehr beherrschen und ihre Falschheit beweisen.
Moses Erfahrung mit dem Stab, oder der Schlange, kann als interessantes Beispiel dafür dienen, wie sich eine Veränderung des Denkens auf scheinbar äußere Umstände auswirkt. Es heißt in der Bibel: „Der Herr sprach zu ihm: Was hast du da in deiner Hand? Er sprach: Einen Stab. Der Herr sprach: Wirf ihn auf die Erde. Und er warf ihn auf die Erde; da ward er zur Schlange, und Mose floh vor ihr. Aber der Herr sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus und erhasche sie beim Schwanz. Da streckte er seine Hand aus und ergriff sie, und sie ward zum Stab in seiner Hand.“ 2. Mose 4:2–4;
Mary Baker Eddy kommentiert diesen Vorfall im Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, folgendermaßen: „Die Materie erwies sich als eine bloße Annahme. Die Schlange, das Böse, wurde auf das Geheiß der Weisheit durch das Verständnis von der göttlichen Wissenschaft zerstört, und dieser Beweis wurde für Mose ein Stab, auf den er sich stützen konnte. Moses Illusion verlor die Macht, ihn zu schrecken, als er entdeckte, daß das, was er anscheinend sah, tatsächlich nur eine Phase der sterblichen Annahme war.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 321;
Es ist eine höchst ermutigende geistige Tatsache, daß es niemals den geringsten authentischen Beweis dafür gegeben hat, daß Gott endlich und der Mensch fleischlich ist. Welch ein Gedanke! Aber in der Gemüts-Wissenschaft ist er logisch und darum beweisbar. Wir können den Krankheitssymptomen sozusagen jede Spur von Autorität und Geltung nehmen. Das tun wir, indem wir uns klarmachen, daß es für uns metaphysisch buchstäblich unmöglich ist, als Sterbliche in einem materiellen Universum zu leben, auch wenn Berge von Beweisen dafür zu sprechen scheinen.
Die Absicht des Christlichen Wissenschafters ist nicht lediglich, die physischen Krankheitssymptome loszuwerden, diese Symptome zu mindern, so daß sie ihn weniger beunruhigen, oder einfach die Gedanken von ihnen abzuwenden und sie zu übersehen. Es ist seine Absicht, zu erkennen und zu beweisen, daß in Gottes vollkommenem Universum niemals Behauptungen von Unvollkommenheit aufkommen können und daß es kein anderes Universum gibt. Wir erlangen unsere Gesundheit in dem Maße wieder, wie wir anerkennen, daß Gesundheit immer eine göttliche, gegenwärtige Tatsache ist — daß sie sich durch alles wahre Sein hindurch unwiderstehlich bekundet.
Wenn wir durch sichtbare Krankheitsanzeichen beunruhigt sind, sollten wir uns z. B. fragen: Beurteile ich meine Gesundheit nach materiellen Symptomen oder nach dem geistigen Augenschein? Akzeptiere ich materielle Symptome als wahr, und benutze ich sie als Grundlage für das, was in der Tat eine von mir selbst gestellte medizinische Diagnose ist? Oder erkenne ich klar, daß die Identität des Menschen völlig geistig ist — die Kundwerdung des göttlichen Geistes, Gottes —, und schließe ich daraus, daß der Mensch nur einen geistigen zustand bekunden kann?
Sich auf eine Diagnose physischer Symptome einzulassen ist, gelinde gesagt, ungesund. Wenn wir dagegen unsere Überlegungen auf die Allmacht Gottes und die Vollkommenheit des Menschen gründen, so ist das eine wirksame Behandlung der Krankheitsansprüche, gleich welcher Art. Nichts, was die physischen, persönlichen Sinne uns mitteilen könnten, ist jemals in der Lage, tatsächlich zu beweisen, daß der Mensch nicht geistig und nicht vollkommen ist. Der Mensch als Gottes geistige Idee hat keine kranke Vergangenheit, keine kranke Gegenwart und keine kranke Zukunft. Es gibt keine Krankheit. Selbst wenn es sie gäbe, wäre es in der Christlichen Wissenschaft unvorstellbar und unlogisch, daß Krankheit sich dem immer harmonischen, geistigen Menschen anheften könnte. „Die Tatsache, daß Wahrheit um ihre eigene Unendlichkeit weiß, verbietet die wirkliche Existenz auch nur eines Anspruchs auf Irrtum“ Nein und Ja, S. 30., schreibt Mrs. Eddy.
Materielle Symptome durch den geistigen Augenschein zu ersetzen heißt ganz einfach, nichts durch etwas zu ersetzen — oder, um es noch deutlicher zu sagen, zu erkennen, daß in der Wirklichkeit der Güte Gottes niemals ein Symptom aufgetreten ist, das gegen den Geist ausgetauscht werden müßte. Die reine wissenschaftliche Tatsache ist, daß Wahrheit immer überall gegenwärtig und tätig gewesen ist und daß nichts anderes als Wahrheit jemals erscheinen, gesehen oder gefühlt werden kann. Wenn wir das erkennen, werden wir der Versuchung widerstehen, gelegentlich ein Arzt sein zu wollen, und wir werden statt dessen ein konsequenter Metaphysiker sein. Gott ist gut, und der Mensch ist Gottes Idee. Alles, was etwas anderes nahelegt, ist falsche Argumentation, nicht wissenschaftliche Tatsache.
Materielle Symptome durch den geistigen Augenschein zu ersetzen ist nicht lediglich eine Angelegenheit persönlicher Bemühungen. Es ist die Wirkung der Tätigkeit des Christus — das Ergebnis der Kundwerdung der geistigen Idee Gottes, der Eigenschaften und des Wesens Gottes im endlosen All und bis in die kleinsten Winkel des geistigen Daseins. Alles, was jemals tatsächlich geschehen ist, ist Gottes ewiger Ausdruck Seiner selbst, der auch nicht die geringste Spur von etwas dem allerhabenen Wesen Unähnlichem enthält.