Wie oft sollten wir für die Menschheit als Ganzes beten? Wenn wir der Weisung folgen, die Mrs. Eddy den Mitgliedern ihrer Kirche gegeben hat, muß die Antwort lauten: „Jeden Tag.“
Im Handbuch Der Mutterkirche gibt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft einen kurzen, aber umfassenden Abriß eines Gebetes, und sie wünschte, daß ihre Nachfolger regelmäßig damit arbeiteten — zum eigenen Wohl und zum Wohl der Welt. Sie schreibt: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, täglich zu beten:, Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!“ Handb., Art. VIII Abschn. 4;
„Die ganze Menschheit“ besteht heute aus über dreieinhalb Milliarden Menschen, und diese Zahl wächst täglich. Die Vielfalt der Wesensarten, der Hautfarbe, der Kulturformen, der religiösen und philosophischen Begriffe, der moralischen Einstellungen und politischen Ansichten, die in dieser Masse der Menschheit zu finden ist, ist kaum vorstellbar. Wir mögen uns fragen, wie überhaupt irgend jemand die Weisheit und Fähigkeit besitzen könnte, das besondere individuelle Bedürfnis auch nur des kleinsten Teiles so vieler Menschen zu kennen, um für sie beten zu können.
Aber trotz dieser anscheinend ungeheuren Vielfalt der Mentalitäten und Bedürfnisse werden wir, wenn wir Mrs. Eddys Weisung folgen, fähig sein, wirksam für die Bevölkerung der Erde als Ganzes zu beten. Und wir können sicher sein, daß unsere Gebete wirklich dem einzelnen in der Weise zugute kommen werden, wie es für ihn im Augenblick am besten ist.
Alle menschliche Erfahrung ist ein subjektiver Zustand des menschlichen Denkens. Die inneren Neigungen der Menschen bestimmen ihre Handlungsweise und äußere Erfahrung. Wenn sie einen Hang zum Materialismus haben, nach weltlichem Lob, weltlichem Status und weltlicher Macht verlangen, nach sinnlicher Befriedigung und Verherrlichung des Selbst, wird ihre Erfahrung begrenzt und dem mit Zeit und Materie verbundenen Niedergang und Verfall unterworfen sein. Jeder, der sich von negativen sterblichen Beweggründen und Wünschen beherrschen läßt, muß schließlich unvermeidbar das Schicksal alles Sterblichen erleiden.
Wenn andererseits die Neigungen des einzelnen rein sind, bereichert von Gedanken, die der unendlichen, göttlichen Liebe entspringen, und geistige Wünsche, edle Ziele und selbstlose, großzügige Motive ausdrücken, ist sein Kurs auf Himmel und Harmonie gerichtet. Er wird sich ganz natürlich über das sterbliche Gefühl von Angst, Mangel und Leid erheben und sich dann der Sicherheit, Fülle und Unsterblichkeit der Seele erfreuen.
Mrs. Eddy ermutigt ihre Nachfolger, das zu suchen, was Christus Jesus als „Schätze im Himmel“ Matth. 6:20; bezeichnete. Sie rät ihnen, geistige Ziele und Bestrebungen zu verfolgen — sich von dem unendlichen, unsterblichen Leben und der unendlichen, unsterblichen Liebe beherrschen zu lassen anstatt von endlichen, egoistischen, materialistischen Gedanken. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Der Mensch geht in der Richtung, nach der er blickt, und wo sein Schatz ist, da wird auch sein Herz sein. Wenn unsere Hoffnungen und Neigungen geistig sind, kommen sie von oben und nicht von unten und tragen, wie vor alters, die Früchte des Geistes.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 451;
Mrs. Eddy führt auch die Christlichen Wissenschafter dazu, die Einheit Gottes, des göttlichen Gemüts, des ewigen Prinzips oder Schöpfers, zu erkennen und unaufhörlich zu behaupten. Sie fordert sie dringend auf, die sich aus dieser Erklärung ergebende Tatsache anzuerkennen, daß alle Menschen in der Welt in Wahrheit das vollkommene Bewußtsein dieses einen Gemüts widerspiegeln. Es gibt nur einen unendlichen Geist, ein Leben, eine Wahrheit und Liebe, wovon die ganze Schöpfung ihr Denken und Sein herleitet. Mrs. Eddy schreibt: „Laßt uns die Wissenschaft annehmen und alle Theorien fallenlassen, die sich auf das Sinnenzeugnis gründen, laßt uns unvollkommene Vorbilder und illusorische Ideale aufgeben und also einen Gott, ein Gemüt, haben, der vollkommen ist und Seine eigenen Vorbilder der Vortrefflichkeit hervorbringt.“ ebd., S. 249;
Diese geistige, wissenschaftliche Wahrheit des Seins, oder das Wort Gottes, erleuchtet das menschliche Denken, wenn sie durch Gebet ins rechte Licht gerückt wird. Die Liebe der Menschheit wird insgesamt durch Gottes Wort bereichert, und wo auch immer jemand für Gottes Wort empfänglich ist, beginnen sündige, materielle, begrenzte, egoistische Gedanken zu verschwinden.
Nach außen zeigt sich dann als Folge dieser Bereicherung des menschlichen Denkens eine Verbesserung in den Lebensbedingungen der Welt und des einzelnen. Wo Mangel herrscht, muß dieser in einem gewissen Maße der Erkenntnis von Gottes Fülle weichen. Fühlt sich jemand einsam, unglücklich, unbefriedigt, beunruhigt, so muß auch dies alles vergehen durch die Erkenntnis von Gottes Gesetz der Harmonie, das jetzt und immer am Wirken ist. Besteht Krankheit, Invalidität oder Versklavung in irgendeiner Form, muß Befreiung eintreten durch Aufhebung der hypnotischen Annahme, daß es eine böse Macht gebe, die imstande sei, uns der von Gott verordneten Freiheit und Stärke zu berauben.
Wie lange es dauern wird, bis die Liebe der ganzen Menschheit durch das Wort Gottes wirklich bereichert ist, können wir nicht wissen. Als die Jünger Christus Jesus nach einem Zeichen für das Ende der Welt fragten, sagte der Meister: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel ... sondern allein der Vater.“ Matth. 24:36. Doch er fügte warnend hinzu, daß sie arbeiten und bereit sein sollten.
Wenn wir über Hunger und Not, ruheloses Verlangen und Elend, Verbrechen, Krieg, Zwietracht und Krankheit hören, können wir nicht bezweifeln, daß die Welt heute Hilfe braucht. Doch wir können sicher sein, daß Gottes Wort schon jetzt die Liebe der Menschheit bereichert und daß unsere Erkenntnis dieser Tatsache wirksames Gebet ist und das Herannahen der Stunde, wo Gottes Reich aufgerichtet wird, beschleunigt.