Sie ist die Realisierung der Gegenwart der göttlichen Substanz, der Tatsache, daß Gott der Ursprung aller Individualität ist; und Hand in Hand damit geht die Verneinung alles dessen, was im Gegensatz dazu zu stehen scheint. Noch genauer betrachtet: Der wissenschaftliche Heiler weiß, daß der Kern einer wissenschaftlichen Behandlung die göttliche Wahrheit ist, die ihre Vollkommenheit und Reinheit überall bewahrt. Bei diesen Überlegungen erkennt er, wie der materielle Sinn völlig überstrahlt wird — wie ihm aufgrund des unwiderstehlichen Selbstausdrucks der Wahrheit jegliche Existenz, selbst als Annahme, versagt wird.
In der wissenschaftlichen Behandlung berichtigt Wahrheit den Irrtum; es sind nicht die Menschen, die berichtigen und heilen, oder Sterbliche, die Sterblichen helfen. Im Idealfall hört der christliche-wissenschaftliche Heiler während der Behandlung auf, sich selbst und seinen Patienten als Personen zu empfinden. Einer der frühen Christlichen Wissenschafter, der Mary Baker Eddy gekannt und mit ihr über ihre Heilung im Jahre 1866 gesprochen hat, schreibt wie folgt über diese Heilung: „Es war Mrs. Eddy zu jener Zeit nicht klar, durch welchen Vorgang sie augenblicklich geheilt worden war, aber sie wußte, daß sich beim Nachsinnen über Gott, Seine Allmacht und Allgegenwart, Seine unendliche Liebe und Kraft, ihr Denken von allem anderen abgewandt hatte. Schließlich dämmerte es in ihr auf, daß dieses überwältigende Bewußtsein von der göttlichen Gegenwart ihre Furcht und ihr Bewußtsein von Krankheit genauso zerstört hatte, wie das Licht die Dunkelheit vertreibt.“ Siehe Robert Peel, Mary Baker Eddy: The Years of Discovery (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1966), S. 212;
Glauben Sie niemals, daß Behandlung etwas mit irgendwelchen Wellen oder Strahlen zu tun habe, die den Raum zwischen zwei menschlichen Mentalitäten, von denen die eine die andere beeinflußt, überbrücken! Das wäre Mesmerismus. Behandlung ist die Tätigkeit und Augenscheinlichkeit des göttlichen Bewußtseins, oder Gemüts, dessen Unendlichkeit die Begriffe von materiellem Raum und materieller Zeit ausschließt.
Die Tatsache, daß materielle Bedingungen immer Annahmen sind und daß vollkommene geistige Bedingungen immer wirklich und schon tatsächlich gegenwärtig sind, ist für die Behandlung grundlegend. Der christlich-wissenschaftliche Ausüber sieht — genau wie Christus Jesus — anstelle der physischen Schwierigkeiten die göttliche Wirklichkeit. Die Behandlung dringt durch die materielle Illusion zur göttlichen Wahrheit vor. Christlich-wissenschaftliche Behandlung ist nicht eine Übung, bei der ein physischer Zustand in einen geistigen verwandelt wird; sie ersetzt den Glauben an eine gestörte Körperlichkeit durch die Vergegenwärtigung, daß es überall nur ideale, von Gott geschaffene Bedingungen gibt. Die Wirkung, die man von einer Behandlung erwarten darf, wird uns in dem folgenden Vers im Buch des Propheten Jesaja vor Augen geführt: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Jes. 43:19;
Weil Antrieb und Kraft der Behandlung direkt dem ewigen Gemüt entströmen, steht diese Behandlung nicht der Notwendigkeit gegenüber, einen Abstand von Stunden oder Kilometern zu überbrücken. Was wahr ist, ist geistig gegenwärtig. Was auf geistige Weise gegenwärtig ist, ist ewig. Wissenschaftliche Behandlung schließt die gegenwärtigen Tatsachen vom unkörperlichen Gott und Menschen in sich. Man stellt sich dabei nicht in menschlicher Weise eine persönliche Versöhnung oder einen eingerichteten Knochen vor, obwohl solche verbesserten Umstände die menschlich sichtbaren Ergebnisse der Behandlung sind.
Gesundheit ist reines Bewußtsein, das auf Wahrheit beruht. So gesehen, kann sie weder schwinden noch sich bessern. Die Wahrheit drückt sich selbst beständig im ewigen Guten aus. Sie ist. Behandlung arbeitet nicht innerhalb eines zeitlichen Maßstabs. Daher ist ihr Wirken weder schnell noch langsam. Wir könnten es nicht mit dem Sekundenzeiger unserer Uhr messen — nicht einmal mit der raffiniertesten Atomuhr. Was beschleunigt die heilende Behandlung des Ausübers? Die Überzeugung, daß augenblickliche Heilung nicht wirklich in einem Zeitraum vor sich geht. Sie hebt die Ansprüche von Zeit und Materie auf. Die Vollkommenheit von Gott und Mensch ist zeitlos. Das Erscheinen des wahren Seins ist ewig. Ewigkeit ist keine Form von Zeit. Sie befindet sich auch nicht außerhalb oder neben der Zeit, noch ist sie eine Verfeinerung von Zeit. Sie besteht anstelle von Zeit.
Geistig-wissenschaftliche Behandlung schließt Krankheit als Wirklichkeit oder Wesenheit aus. Wenn wir Krankheit als ein Nichts klassifizieren, unterhöhlen wir die Behauptungen über die Verschiedenartigkeit von Krankheiten: funktionell oder organisch, leicht oder gefährlich, chronisch oder akut, bakteriell oder virulent. Wissenschaftliche Behandlung erkennt an, daß die göttliche Wahrheit keine verschiedenartigen Kundwerdungen hat — schwach und stark, immunisiert und nicht immunisiert.
Der geistig-wissenschaftliche Ausüber erkennt die Unpersönlichkeit von Krankheit an — d. h., er versteht, daß er es mit einer Annahme zu tun hat und nicht mit irgendeiner Unordnung einer körperlichen Person. Der Ausüber hat es mit Behauptungen, falschen Vorstellungen, zu tun, ganz gleich, ob das Problem Masern oder Korruption auf Regierungsebene ist.
Der tierische Magnetismus möchte behaupten, daß Schwierigkeiten wahr seien und daß es schwer, wenn nicht gar unmöglich sei, sich davon zu befreien. Um unseren Blick vom wirklichen Menschen abzulenken, möchte er dem physischen Körper Krankheit zuordnen. Der Heiler wiederum trennt die Krankheit mental vom Menschen und löst die materielle Behauptung mit dem Lösungsmittel geistiger Wahrheit auf.
Sollte jemand um Behandlung einer degenerativen Krankheit bitten, so erkennt der Ausüber, daß er es nicht tatsächlich mit einem persönlichen Patienten zu tun hat, sondern mit dem unpersönlichen Anspruch von Verfall. Er kann diesen Anspruch zunichte machen, indem er z. B. weiß, daß Geist das unveränderliche Gute und unwandelbare reine Substanz ist, daß es zwischen Geist und seiner Idee, dem Menschen, nicht einmal für einen Augenblick eine Trennung oder räumliche Unterbrechung gibt; daß Materie eine Unwirklichkeit ist, die niemals geschaffen wurde und daher auch niemals ihre Form oder ihren Zustand verändern kann.
Bei der Suche nach offenbar mentalen Ursachen für Krankheit — was manchmal notwendig ist — versucht der Heiler nicht, irgend etwas Tatsächliches herauszufinden, sondern er stellt sich einfach darauf ein, die Wahrheit noch spezifischer zu behaupten und das trügerische Argument zu widerlegen, es gebe irrige Umstände, die der Wahrheit widerstehen. Alles, was derartige Untersuchungen schließlich ergeben können, ist die Ohnmacht des Bösen, gleich welcher Form.
Wenn wir im Verständnis der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) wachsen, wird inspirierte und heilende Behandlung so geistig natürlich sein, wie das Atmen menschlich natürlich ist. Für jemanden, der wissenschaftliche Behandlung gibt, ist ein bestimmter Abschnitt besonders hilfreich, in dem Mrs. Eddy darlegt, was zu sein scheint, und erklärt, wie die Dinge wirklich liegen. Sie schreibt: „Die Materie und das Böse sind subjektive Zustände des Irrtums oder des sterblichen Gemüts. Aber Gemüt ist unsterblich; und die Tatsache, daß es kein sterbliches Gemüt gibt, stellt die Lüge des mutmaßlichen Bösen bloß, indem sie zeigt, daß Irrtum nicht Gemüt, Substanz oder Leben ist. So wird, was zu Unrecht Gemüt genannt wird, in dem Verhältnis verschwinden, wie die Wissenschaft verstanden und die Wirklichkeit des Seins — Güte und Harmonie — demonstriert wird.“ Vermischte Schriften, S. 367.
