Die Wirksamkeit der Wahrheit des Seins, wie sie in der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) erklärt wird, ist zu oft bewiesen worden, als daß sie in Frage gestellt werden dürfte. Angenommen, wir haben eine Zeit erlebt, in der die Wahrheit — so wie wir die Dinge sahen — nicht völlig demonstriert worden ist; oder die Tatsache, daß wir uns an die Wahrheit wandten, vielleicht nicht die erhoffte Besserung gebracht hat, und wir mögen unsere Anwendung der Christlichen Wissenschaft insgesamt als Fehlschlag betrachtet haben.
Wenn auch Aufrichtigkeit manchmal von uns verlangt, zuzugeben, daß unsere Anwendung dieser Wissenschaft wie ein Fehlschlag aussieht, so verlangt sie doch auch, daß wir über den Bereich des scheinbaren Versagens hinausschauen. Denn das Endergebnis ist immer, daß Gott, die göttliche Wahrheit, da Er allmächtig ist, über jede scheinbare Unvollkommenheit siegt. In der Bibel finden wir die ermutigende Zusicherung: „Der Herr, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen.“ 5. Mose 31:6;
Mary Baker Eddy, die in ihrem eigenen Leben und bei vielen Heilungen die Wirksamkeit der Wahrheit bewiesen hat, hat sich mit der Herausforderung unzureichenden oder verzögerten Erfolgs befaßt, die manchen Wissenschaftern entgegentreten mag. Sie vergleicht die Heiler ihrer Zeit mit denen aus der Bibel und bemerkt dazu: „In einigen Fällen tun es die Christlichen Wissenschafter im Heilen den alten Propheten gleich. Alles wahre Heilen wird wie bei ihnen von demselben Prinzip beherrscht und aufgrund desselben Prinzips demonstriert; es ist die Tätigkeit des göttlichen Geistes, die durch die Macht der Wahrheit Irrtum und Disharmonie jeder Art zerstört. Der Grund, warum nicht in jedem Fall gleiche Ergebnisse gezeitigt werden, ist, daß der Schüler nicht immer genügend den Christusgeist und seine Kraft besitzt, um die Krankheit austreiben zu können.“ Vermischte Schriften, S. 40;
Wenn wir uns zeitweilig nicht der Heilkraft der Christlichen Wissenschaft erfreuen, so mag das eine Reihe von Gründen haben: ein Bedürfnis nach Wachstum in Geistigkeit und Verständnis; die Notwendigkeit, etwas von der Materialität abzulegen, die als Leiden oder Disharmonie ihren Niederschlag findet; die Notwendigkeit, gewisse Vorurteile in bezug auf die ideale Lösung unseres Problems aufzugeben. Aber wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir es erwarten, gibt es immer einen neuen Aspekt der Wahrheit, den wir betrachten müssen. Und wenn wir gewissenhaft versucht haben, die Christliche Wissenschaft anzuwenden, und nach bestem Wissen daran festgehalten haben, so werden wir mehr von der Wahrheit erkannt haben; der Ausblick erweitert sich und ist etwas Bleibendes. Früher oder später werden wir beweisen, daß wahre Heilung nur durch geistige Erleuchtung kommt.
Über Fehlschlägen zu brüten und ihnen eine Art dauernder Wirklichkeit zuzuerkennen würde sicherlich unsere Fähigkeit schwächen, die Christliche Wissenschaft zu betätigen. Aber solange wir in der Erkenntnis beharren, daß kein menschlicher, scheinbar noch so katastrophaler Augenschein die unsterblichen Tatsachen des Seins ändern kann, werden wir es das nächste Mal und von nun an besser machen. Unsere Überzeugung von der Wahrheit der Christlichen Wissenschaft und unsere Zuversicht, daß wir sie in immer höherem Maße beweisen werden, brauchen niemals aufs Spiel gesetzt zu werden.
Was auch immer geschieht, wir können uns nur in einer Richtung bewegen: vorwärts. Wegen der unveränderlichen Allmacht der Wahrheit ist ein Versagen niemals wirklich oder ein Dauerzustand. Gott ist es niemals mißlungen, Alles zu sein, und dem Menschen ist es niemals mißlungen, Gott auszudrücken. Scheinbare Erfolglosigkeit braucht keine Gelegenheit für Schuldgefühle zu sein, sondern sollte uns dazu anspornen, trotz gegenteiliger Argumente die Unschuld und Sündlosigkeit des Menschen zu bejahen.
Das alles soll nicht unterstellen, daß wir nicht danach zu streben brauchten, die Wahrheit zu demonstrieren, oder daß Nachlässigkeit nicht so schlimm sei; oder daß wir aus dem Boot springen sollten, nur weil wir uns stärker anstrengen müßten, das eindringende Wasser auszuschöpfen.
Es ist tierischer Magnetismus — das Argument, daß das Böse wirklich und schließlich erfolgreich sei —, der den Anschein von Versagen so aufbauschen und unser Denken nicht davon loskommen lassen möchte. Eine Demonstration, die im Augenblick nicht ausreichend ist, sollte man aus einer positiven Sicht betrachten — als vorübergehende sterbliche Annahme —, und nicht aus Verzweiflung als Beweis dafür ansehen, daß Wahrheit nicht wirklich unendlich oder der Mensch nicht wirklich ganz und gar geistig sei. Wenn wir uns die Wahrheit über Gott und den Menschen vergegenwärtigen, widerstehen wir dem Glauben, daß die Materie ein Heiler sei, und wir überwinden ihn. Niemals kann es einen tatsächlichen Beweis für irgend etwas anderes als Gottes Liebe und Gegenwart geben, wie Christi Jesu Leben und Heilen erkennen lassen.
Wenn wir unsere Fehler und unsere schlechten Leistungen bereuen und aus ihnen lernen, können wir durch besseres Bemühen beweisen, daß ein Schuldgefühl wegen eines Fehlschlags niemals gerechtfertigt ist. Der Mensch, die Idee der Wahrheit, ist niemals von Schuldgefühlen geplagt, weil er niemals sündigt. Wenn diese Wahrheit in unserem Leben auch nur stufenweise in Erscheinung treten mag, so ist sie doch in der Christlichen Wissenschaft in diesem Augenblick kategorisch richtig. Wenn wir das wissen, können wir liebevoller gegen uns selbst und uns mehr unserer geistigen Erfolge als unserer Versäumnisse bewußt sein.
Fehlschläge können einen großen Gewinn für uns bedeuten: sie können uns weniger anfällig für Selbstgerechtigkeit und verständnisvoller machen, wenn andere unter Enttäuschungen oder ihren Versäumnissen zu leiden scheinen. Jede Tendenz, Befriedigung über das Versagen anderer zu empfinden oder es müßig zu kritisieren, kann ein Hinweis auf ein Versagen unsererseits sein — auf ein Versagen unserer geistigen Sicht und unserer eigenen Ethik. Sollten wir behaupten, daß wir, menschlich gesehen, niemals Fehler machten oder abirrten, dann kann das ein Zeichen dafür sein, daß wir es versäumen, uns mit Selbsterkenntnis zu befassen — die für geistiges Wachstum so absolut notwendig ist.
Mrs. Eddy entdeckte die Christliche Wissenschaft im Jahre 1866. Damit waren ihre Probleme nicht einfach aus der Welt geschafft. Sie sah sich Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen gegenüber, Konflikten in der von ihr gegründeten Kirche, finanziellen und gesundheitlichen Herausforderungen. Sie zog nicht die Schlußfolgerung, daß die Christliche Wissenschaft oder sie persönlich versagt habe, sondern sie betete und arbeitete weiter und demonstrierte die Wahrheit, bis ihr Werk erfolgreich getan war.
Sterbliche Härte gegenüber unseren Mängeln hilft niemals. Wir kommen schneller zum Erfolg, wenn wir uns selbst als Gottes vollkommene Idee sehen und dadurch unser Denken beleben und stärken und unsere Fähigkeit zu praktischer Betätigung festigen.
Zeitweiliges Versagen: Das entscheidende Wort in unserem metaphysischen Vokabelschatz sollte „zeitweilig“ sein. Versagen ist niemals wahr, daher niemals von Dauer. Das Gute, das uns hier und jetzt und in Zukunft zur Verfügung steht, kann die augenblicklichen Irrtümer und Fehlschläge, die uns von der Wahrheit weglocken möchten, in unendlichem Maße ausgleichen. „Der Mensch lebt, webt und ist in Gott, der Liebe“, erklärt Mrs. Eddy. „Folglich muß der Mensch leben, er kann nicht sterben; und Liebe muß notwendigerweise seinen ganzen Erfolg unterstützen und durchdringen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 164.
