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Geistige Einheit: die Vision eines Propheten

Aus der Dezember 1979-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist eines der größten Bedürfnisse der Menschheit, sich von einer begrenzten Auffassung vom Selbst zu befreien, und dabei ist ein wachsendes Verständnis von der tieferen Bedeutung geistiger Einheit hilfreich. Warum? Weil geistige Einheit sowohl den individuellen als auch den kollektiven Fortschritt einschließt.

Diese Einheit bedeutet nicht, daß sich alle auf derselben Nadelspitze befinden; vielmehr erkennen wir, daß in Wirklichkeit jeder und alles unter der Führung und Herrschaft des einen unendlichen, alles umfassenden göttlichen Gemüts steht. Geist ist Gott. Und Geist schließt jede Idee individuell und alle Ideen kollektiv in sich. Paulus’ Vision gründet sich auf die folgende Tatsache: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ Eph. 4:4–6;

Durch diese Erkenntnis wird der einzelne frei von selbstauferlegter Isolierung, und er kann Teil eines christlichen Ganzen werden. Sie bringt auch Harmonie in die kollektive Erfahrung, indem sie das Gemeinwesen stärkt, die Kirche mit neuem Leben erfüllt und dem einzelnen wie der Gemeinschaft die Vision eines weltweiten Friedens zugänglich macht. Keine Idee ist von Gemüt ausgeschlossen. Wenn wir das erkennen, sehen wir, daß jeder von uns eine wesentliche Funktion in dem allumfassenden Plan der göttlichen Liebe zu erfüllen hat.

Wer braucht diese geistige Einheit? Wir, jeder einzelne von uns; und in unserer Welt hallt dieser Ruf des menschlichen Herzens wider. Eintracht wird niemals auf rein intellektueller, vorprogrammierter oder ausgehandelter Grundlage erreicht werden; sie muß aus dem tiefen Bedürfnis des einzelnen als auch der Völker hervorgehen.

Der Theologe und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer fühlte nicht nur dieses Bedürfnis, sondern nahm auch dessen Möglichkeit und Wirklichkeit wahr. In einer Schriftensammlung mit dem Titel Gemeinsames Leben stellt er einfach fest: „Es liegt für die christliche Bruderschaft alles daran, daß es vom ersten Anfang an deutlich werde: Erstens, christliche Bruderschaft ist kein Ideal, sondern eine göttliche Wirklichkeit. Zweitens, christliche Bruderschaft ist eine pneumatische und nicht eine psychische Wirklichkeit.“ Gemeinsames Leben (München: Chr. Kaiser Verlag, 1964), S. 18;

Viele Jahre bevor Bonhoeffer diese Worte schrieb, rief eine Frau in New Hampshire, USA, ihre Anhänger dazu auf, für die Heilung eines größeren Weltkonflikts — des Kriegs zwischen Rußland und Japan — zu beten. Mrs. Eddy erließ im Christian Science Sentinel vom 17. Juni 1905 folgenden Aufruf: „Ich bitte darum, daß jedes Mitglied Der Mutterkirche Christi, Wissenschafter, in Boston, jeden Tag für die gütliche Beilegung des Krieges zwischen Rußland und Japan bete; dafür bete, daß Gott diese große Nation und jene Inseln im Meer mit Frieden und Wohlstand segnen möge.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 279; Kurz darauf ließ sie die Aufforderung folgen, daß sich das Gebet der Kirche von der speziellen Bitte um Frieden in diesem besonderen Falle zu einem umfassenderen Vertrauen auf Gottes Führung erheben solle.

Im August des gleichen Jahres wurde in Portsmouth, New Hampshire, ein Friedensvertrag unterzeichnet. Zweifellos hatten Millionen Menschen in der ganzen Welt sehnsüchtig um Frieden gebetet, und nun sah man den spürbaren Beweis dieser Gebete.

Sind wir uns nicht darüber einig, daß die Grundlage eines jeden wahren Gebets die Einheit von Gott und Mensch ist — dem Gemüt und seiner Idee —, die Einheit des Schöpfers mit Seiner harmonischen Schöpfung? Die Untrennbarkeit Gottes von dem, was Er erschafft, muß der Grundstein allen wahren geistigen Verständnissen sein.

Diese Wahrheit läßt sich mit den Linien einer Muschel vergleichen, die sich in einem Punkt vereinigen. Je näher die Linien diesem Punkt kommen, desto näher sind sie untereinander. Ebenso wird die Harmonie, die unter uns herrscht, in erster Linie von der Erkenntnis und Demonstration unserer Einheit mit Gott bestimmt. Sich zu vergegenwärtigen, daß jeder in seinem wahren Sein mit demselben Vater-Mutter Gott, Liebe, eins ist, ist das Wesen christlicher Einheit.

Wodurch wird nun diese Erkenntnis in den Brennpunkt gerückt? Ist es nicht der Christus — die göttliche Idee, die sich selbst als Immanuel oder „Gott mit uns“ offenbart? Christliche Einheit ist daher nicht etwas, was wir selbst verursachen, sondern sie hat ihre Grundlage in der Wirklichkeit, die Gott schon erschaffen hat und die Er uns durch das Wirken des Christus offenbart. In einem Brief an den Boston Globe beschreibt Mrs. Eddy dieses christliche Wirken folgendermaßen: „Das Christentum ist die Kette des wissenschaftlichen Seins, das zu allen Zeiten wiedererscheint, sich in seiner unverkennbaren Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift behauptet und alle Zeiten in dem Plan Gottes vereinigt.“ Anschließend erläutert sie, welcher Grundlage die universale Harmonie oder geistige Einheit bedarf: „Gott ist das göttliche Gemüt. Daraus folgt: Hätten alle Völker ein Gemüt, so würde Friede herrschen.“ ebd.;

Dieser Frieden ist nicht nur im internationalen Bereich möglich, er ist eine göttliche Wirklichkeit, die von Männern und Frauen überall individuell erreicht werden kann. Wenn jeder von uns das erkennt und demonstriert, können wir allen Menschen liebevoll begegnen. Was können wir beispielsweise tun, wenn wir abfällige Bemerkungen über Leute hören, die einer rassischen oder religiösen Minderheit angehören? Empfinden wir liebevolles Mitgefühl für alle Menschen, und bemühen wir uns zu sehen, daß sie in des Vaters kostbarer Liebe für alle Seine Kinder immerdar eingeschlossen sind? Sind wir „fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ Eph. 4:3;, wie Paulus es ausdrückt?

Ein Verständnis der einigenden Kraft des Christus bringt die Suggestionen des Bösen zum Schweigen, die uns trennen, isolieren und entfremden möchten. Dieses Verständnis macht die Menschen für die geistigen Kräfte des Guten empfänglich, die sowohl die individuelle als auch die universale Erfahrung harmonisieren. Geistige Einheit ist die Grundlage aller brüderlichen Tätigkeit. Sie verherrlicht Gott und demonstriert die Vision des Propheten: „Das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt.“ Jes. 11:9.

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