Jesus lebte, was er lehrte. Er sagte: „Ich aber bin unter euch wie ein Diener.“ Luk. 22:27; Er lehrte und demonstrierte den Christus durch menschliches Mitgefühl, indem er die Kranken heilte und die Bußfertigen von der Last der Sünde befreite.
Mrs. Eddy, seine treue Nachfolgerin, sagt uns in „Ein Rat an Schüler“, wie wir diese heilende Mission des Christus erfüllen können. Sie schreibt: „Laßt uns dienen anstatt herrschen, an die Tür des menschlichen Herzens klopfen, anstatt sie aufzustoßen, und jedem einzelnen dieselben Rechte und Vorrechte gewähren, die wir für uns selbst beanspruchen.“ Und sie fügt hinzu: „Wenn ich mich je im Dienst an den Schülern erschöpfen sollte, dann durch die Bemühung, ihnen zu helfen, die Zehn Gebote zu befolgen und sich von dem Geist der Seligpreisungen Christi durchdringen zu lassen.“ Vermischte Schriften, S. 303; Mrs. Eddy verstand die erweckende und heilende Kraft, die der Christus dem menschlichen Bewußtsein bringt, sie vertraute ihr, lehrte und demonstrierte sie geduldig. Sie forcierte nicht das geistige Wachstum anderer. Sie schützte individuelle geistige Entfaltung. Sie förderte geistige Vision.
Christus Jesus verlor nie seine Vision geistiger Vollkommenheit. Er verstand sein eigenes wahres Wesen als Gottes Sohn und erhob beständig Anspruch darauf. Dieses christliche Bewußtsein von Gottes liebevoller Vaterschaft beherrschte sein Denken derart, daß er ohne Zögern Furcht, Mangel, Leiden oder andere Formen des Bösen als ungesetzlich und unwirklich zurückwies. Er sah die anderen als Kinder Gottes und lehrte sie ihre Gotteskindschaft. Als die, die ihm nachfolgten, die erlösende Natur des Christus klar erkannten, wurde ihr menschliches Denken so sehr erleuchtet, daß ihre wahre geistige Identität zum Ausdruck kam und die Heilung stattfand. Dadurch, daß er dem Christus in seinem eigenen Bewußtsein diente, konnte er anderen auf geistige Weise dienen und sie heilen; und jeder von uns ist dazu fähig.
Wie können wir nun im Geist des Christus auf praktische und heilende Weise dienen? Indem wir erkennen und akzeptieren, daß der Mensch — den Gott, Geist, zu Seinen Ebenbild geschaffen hat — geistig und nicht materiell ist. Wir bringen dann das dem Menschen innewohnende göttliche Gute zum Vorschein. Wie Jesus spiegeln wir das göttliche Bewußtsein wider und werden „jedem einzelnen dieselben Rechte und Vorrechte gewähren, die wir für uns selbst beanspruchen“.
Wo beginnen wir? Bei uns selbst. Durch die stärkende Wirkung vergeistigten Denkens erfahren beide, der Helfer und der Hilfesuchende, geistige Heilung. Wenn wir verstehen, daß der Mensch der Ausdruck und der Beweis der Vollständigkeit und Vollkommenheit der göttlichen Liebe ist, kennen wir den Christus, die Wahrheit, der die Heilung vollbringt. Christlichkeit wird nicht durch menschlichen Eifer oder durch Drängen erreicht, sondern dadurch, daß die geistige Idee im Bewußtsein geduldig gehegt und ihr geordnetes Wachstum durch beständige Pflege gefördert wird.
Die Tätigkeit der christlich-wissenschaftlichen Pflegerin veranschaulicht dieses Dienen. Wenn wir uns auch nicht alle als Pfleger oder Pflegerinnen eignen, müssen wir doch gelegentlich für andere sorgen. Die Aufgabe der christlich-wissenschaftlichen Pflegerin ist es, die Heilung zu fördern, Gottes Liebe für den Menschen zu zeigen. Das ist der Hauptgrund, weshalb wir einander dienen. Das Pflegen ist nicht auf ein bestimmtes fachliches Wissen und praktische Fähigkeiten beschränkt. So notwendig diese auch sind, es gibt noch etwas Wichtigeres — geistige Vision. Es ist eine Berufung, in der wir von dem Wunsch beseelt sind, Gott durch die Vergeistigung des menschlichen Bewußtseins zu dienen. Es ist die Antriebskraft der göttlichen Liebe. Wir dienen in diesem Geist des Christus, wenn wir ihn in unserem Herzen spüren und ihn anderen vermitteln.
Die Heilige Schrift erklärt: „Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, zum Lehren geschickt, der Böses ertragen kann und mit Sanftmut zurechtweise die Widerspenstigen.“ 2. Tim. 2:24, 25; Was tut eine Pflegerin? Sie zerstreut die Zweifel durch tröstendes, geduldiges Anerkennen der Gegenwart und Güte Gottes. Richtige Metaphysik führt ganz natürlich zur richtigen Ausführung der Pflichten und zeigt, wie man auf christliche Weise hilfreich sein kann.
Die Fähigkeit, zu pflegen, kommt nicht von ungefähr, ebenso wie richtige Gedanken einem nicht ohne weiteres zufliegen. Sie ist das Ergebnis einer soliden praktischen Pflegeausbildung und gründlicher Vorbereitung des Denkens und des Herzens durch das Studium der Christlichen Wissenschaft. Eine qualifizierte Pflegerin muß diese Fähigkeit ebenso entwickelt haben wie ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft die geistige Bereitschaft des Denkens. Beides ist das Ergebnis heiliger Hingabe und geistigen Verständnisses. Gebet und aufrichtige Liebe zu Gott und dem Menschen öffnen das Denken, so daß zur rechten Zeit das Richtige erkannt und getan werden kann.
Der liebevolle Dienst der Pflegerin unterstützt die metaphysische Behandlung des Ausübers der Christlichen Wissenschaft in vollkommener Harmonie. Beide stillen menschliche Bedürfnisse durch die Kraft der geistigen Wahrheit. Die geschickte Fürsorge der Pflegerin wendet das Denken von der furchterfüllten Betrachtung der Materie ab, beruhigt es und macht es für die geistige Inspiration empfänglich, die durch die Gebete des Ausübers ans Licht kommt. Wie die Arbeit des Ausübers ist auch das Pflegen keine Routine oder rein praktische Befähigung. Es wird von himmlischer Inspiration getragen, die es dem menschlichen Bewußtsein ermöglicht, sich ein wenig von seiner eigenen Unwissenheit und selbstauferlegten Sklaverei zu befreien. Liebevolle Aufmerksamkeit stärkt das verarmte menschliche Denken durch den Christus und erhebt es zu einer klareren Erkenntnis der geistigen Vollkommenheit des Menschen.
Mrs. Eddy sagt uns: „Zartheit begleitet alle Macht, die der Geist verleiht.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 514; Weder menschliche Güte noch teilnahmsvolle Worte bewirken die Heilung, sondern die tiefe Überzeugung, daß Gott, Wahrheit, gegenwärtig ist. Beim Pflegen ist lauteres Denken und Reinlichkeit des Körpers ebenso unentbehrlich wie ein reines Herz im Umgang mit anderen Menschen. Je reiner und selbstloser unsere Motive werden, um so mehr bringen sie wahre Geistigkeit zum Ausdruck und heilen.
Beim Pflegen sind Eigenschaften wie Geduld, Aufrichtigkeit und geistige Integrität des Denkens unerläßlich. Das besondere Fördern und Anwenden dieser Eigenschaften bringt Ausgeglichenheit und Zuversicht. In geistige Dimensionen übertragen, wandeln sie das Denken um. Wenn man vom Standpunkt des heilenden Christus aus dient, treten Hoffnung, Vertrauen, Glaube und Stärke unmißverständlich in Erscheinung.
Der Metaphysiker dient dem heilenden Christus, indem er die Unreinheiten falschen Denkens beseitigt und sie durch die belebende geistige Wahrheit ersetzt. Christliche Hilfsbereitschaft und Vergeistigung des Denkens erheben das menschliche Bewußtsein, und es erkennt die immer gegenwärtige Liebe und Vollkommenheit Gottes an. Diese Stärkung ist für das geistige Heilen unentbehrlich; sie beseitigt die Versuchung, auf materielle Mittel auszuweichen. Wenn wir im wahren Geist christlich-wissenschaftlichen Ausübens und Pflegens geduldig dienen, wird der erhaltende Christus die menschlichen wie auch die geistigen Bedürfnisse stillen.
Wahres Dienen ist nicht ein Mittel zum Zweck, sondern ist gleichbedeutend mit Heilung. Es ist nicht ein Schritt auf dem Weg zur Demonstration, sondern ist eins mit ihr, da es eine heilende, christliche Liebe zum Ausdruck bringt. Man kann die Elemente des heilenden Christus, die das zur Geistigkeit erwachte Denken beherrschen, nicht von ihrer Kundwerdung trennen. Beides geht Hand in Hand. Unsere Gedanken bedingen unsere Erfahrungen. Vergeistigtes Denken ist die Demonstration und schließt seine mitfolgenden Zeichen ein.
Solange die Notwendigkeit für Heilungen besteht, wird es nötig sein, einander zu dienen und zu pflegen. Dieser Christus-Dienst rüttelt das Denken wach und belehrt es, löscht den täuschenden Glauben an die Materie aus und stellt das geistige Bewußtsein wahrer Gotteskindschaft wieder her, die in Christus Jesus so offensichtlich war.
Wenn wir in allem die Christus-Identität wahrnehmen, verstehen wir nicht nur die Gottähnlichkeit, sondern leben sie auch. Das Ergebnis ist Vergeistigung und dessen unvermeidliche Folge, nämlich Heilung. Die Christliche Wissenschaft enthüllt die heilende Wahrheit des Seins. In ihrem Artikel mit der Überschrift „Der Weg“ versichert uns Mrs. Eddy: „Der Schüler, der durch Lehren heilt und durch Heilen lehrt, wird mit göttlicher Auszeichnung, die die einzig angemessene Bestätigung in der Christlichen Wissenschaft ist, höhere Stufen erreichen.“ Verm., S. 358.
[Siehe Zeugnis auf Seite 37.]
