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Kummer kann geheilt werden

Aus der Dezember 1980-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Kummer war schon immer eine der stärksten Gefühlsbewegungen, die die Menschheit gequält hat. Viele griechische Schauspiele sind für ihre Schilderungen tragischer, von Leid gefesselter Gestalten berühmt. Das Wort „Tragödie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Bocksgesang“, vielleicht weil die ersten Schauspieler in Bocksfelle gekleidet waren. Die Helden und deren unheilvolle Erlebnisse erregten ein starkes Mitgefühl des Publikums.

Durch den Verlust eines geliebten Menschen können wir uns in dem Drama des sterblichen Lebens mit seinem „Bocksgesang“ der Trauer gefangen fühlen. Ist Kummer der Wille Gottes für Seine geliebten Kinder? Gewiß nicht! Die Trauernden finden in folgenden biblischen Worten Trost: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ Offenb. 21:4;

Diese Verheißung geht in der Wissenschaft des Christus, die den Weg aus dem Kummer weist, in Erfüllung. Mrs. Eddy schreibt: „Geistig zu verstehen, daß es nur einen Schöpfer gibt, Gott, entfaltet die ganze Schöpfung, bestätigt die Heilige Schrift und bringt die holde Gewißheit herbei, daß es keine Trennung, keinen Schmerz gibt und daß der Mensch todlos und vollkommen und ewig ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 69; Christus, Wahrheit, der die Jahrhunderte hindurch Antworten des Lebens auf Fragen des Lebens gegeben hat, ermöglicht es unzähligen Menschen, von Kummer geheilt zu werden.

Betrachten wir die Erfahrung König Davids! Er hatte mit Bathseba Ehebruch begangen und den Tod ihres Ehemannes Uria auf dem Gewissen. Der Prophet Nathan deckte Davids Sünde auf und sagte den Tod von Bathsebas Kind voraus, das sie ihm geboren hatte. David demütigte sich reuevoll, aber das Kind starb am siebten Tag. Welch eine griechische Tragödie spielte sich hier ab! Die Reue, die Selbstverdammung und das Leid waren sehr groß. Doch in dieser dunklen Stunde der Tragödie geschah etwas, was ihren Verlauf änderte. Die Bibel berichtet: „Da stand David von der Erde auf und wusch sich und salbte sich und zog andere Kleider an und ging in das Haus des Herrn und betete an.“ 2. Sam. 12:20; Welch eine Umwandlung schien in David vor sich gegangen zu sein — zuerst lag er leiderfüllt auf der Erde, und dann trat er in den Tempel, um Gott anzubeten!

Dieses Erheben des Denkens sollte nicht unmöglich erscheinen, wenn wir uns daran erinnern, daß der Christus — Gottes wahre Idee — immer gegenwärtig ist, um das menschliche Bewußtsein zu erreichen und alles, was uns das Gefühl der Trennung von Gott, dem Guten, geben könnte, zu heilen. Es muß ein Schimmer von dem Christus, der Wahrheit, gewesen sein, der es David ermöglichte, seine Trauergewänder abzulegen und seinen gewohnten Tätigkeiten nachzugehen. Der Psalmist schreibt zur Ehre Gottes: „Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.“ Ps. 116:8, 9;

Aber was geschieht, wenn wir uns nicht so schnell wie David vom Kummer abwenden können? Der Christus, der Tröster, kommt zu jedem von uns, in welcher Verfassung wir uns auch befinden, um uns erbarmungsvoll aufzurichten, die gebrochenen Herzen liebevoll zu heilen und uns aus dem Leid zu einem stärkeren Bewußtsein von Gott als dem einzigen Leben zu leiten. Jede falsche Annahme muß schließlich dem geistigen Verständnis weichen, und das allwissende Gemüt entfaltet in intelligenter Weise die Wahrheiten, die wir brauchen, um den Sieg über den Schmerz davontragen zu können.

Vielleicht fühlen wir uns von Reue und Gewissensbissen geplagt — von dem Warum und Wenn. Der tierische Magnetismus (der Gattungsname für alles Böse) möchte in unserem Denken auf hypnotische Weise Erinnerungen an tragische Ereignisse wieder aufleben lassen, indem er uns ständig traurige Bilder und das Drama des Todes ins Gedächtnis zurückruft. Wir können diese aggressiven mentalen Suggestionen zum Schweigen bringen, wenn wir die Tatsache akzeptieren, daß Gott in Wahrheit unser einziges Gemüt ist. Dieses Gemüt des Guten, das der Mensch widerspiegelt, kann vom Bösen nicht hypnotisiert werden; noch kann das Böse in dieses Gemüt eindringen. Das Wissen des Gemüts um seine eigene Güte stellt das einzig wirkliche Denken dar; es gibt daher keine Intelligenz in der Materie, die falsche Suggestionen hervorrufen oder nähren könnte. Gottes Schöpfung besteht aus unvergeßlichen geistigen Ideen, deren sich das göttliche Gemüt immer bewußt ist. Wenn wir die Erinnerung als eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts und nicht als ein Werkzeug des sterblichen Gemüts verstehen, können wir niederdrückende Gedanken bewältigen und uns nur an das Gute erinnern.

Eine andere Suggestion, die unsere Heilung von Leid verzögern möchte, ist das Gefühl, versagt zu haben. Wenn uns ein persönlicher Verlust trifft, sind wir versucht, nicht mehr an Gottes heilende Kraft zu glauben und unsere Hingabe an die Wahrheit aufzugeben. Wir brauchen uns nicht schuldig zu fühlen, wenn sich uns solche Zweifel aufdrängen. Die Erinnerung an die Erfahrung unseres Wegweisers, Christi Jesu, kann uns neuen Mut geben. Denen, die Jesu Kreuzigung miterlebten, muß die Suggestion des Versagens sehr wirklich erschienen sein. Doch Jesus erlaubte seinem Denken nicht, auf dem Zeugnis der Materie zu ruhen. Statt dessen hielt er an seiner geistigen Überzeugung von Leben gerade dort fest, wo sich der Irrtum einer Tragödie und Niederlage am bösartigsten behaupten wollte. Auf die Standhaftigkeit unseres Meisters Bezug nehmend, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn seine volle Erkenntnis des ewigen Lebens auch nur auf einen Augenblick dem Augenschein der körperlichen Sinne gewichen wäre, was würden seine Ankläger gesagt haben? Eben das, was sie tatsächlich sagten: daß Jesu Lehren falsch seien und daß jeder Augenschein ihrer Richtigkeit durch seinen Tod zerstört worden wäre. Diese Aussage aber konnte das nicht wahr machen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 50;

Jesu Auferstehung bewies für immer, daß die Unsterblichkeit des Lebens des Menschen eine göttliche Tatsache ist, die durch das Zeugnis der materiellen Sinne niemals geändert werden kann. Wenn wir danach streben, treue Jünger zu sein, die sich dem göttlichen Leben weihen, können wir die Wirklichkeit und Fortdauer des Guten und die daraus folgende Unwirklichkeit und Machtlosigkeit des Bösen beweisen.

Als Nachfolger Jesu mögen wir einen weiten Weg zurücklegen müssen, ehe wir, wie er, die geistige Fähigkeit nutzen und die Toten erwecken. Doch können wir demütig beginnen, diese Fähigkeit zu entwickeln, indem wir uns weigern, einen scheinbaren Todesfall als wirklich zu akzeptieren. Wer legt für den Verlust Zeugnis ab? Nur der falsche, materielle Sinn. Wer flößt uns die Zuversicht vom ewigen Leben ein? Der geistige Sinn, der niemals lügt. Wem sollen wir glauben? Jeder muß schließlich die endgültige Wahrheit von der Geistigkeit und der sich daraus ergebenden Unsterblichkeit des Menschen annehmen.

Wir brauchen niemals entmutigt zu sein, wenn wir nicht sofort unsere volle Freiheit von Kummer demonstrieren können. So gewiß wie die Sonnenstrahlen den Morgennebel auflösen, wird auch unsere Heilung kommen. Jede Träne wird von der göttlichen Liebe getrocknet werden.

Als ich selbst gerade mit der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen zu kämpfen hatte, schenkte mir eine teilnahmsvolle Freundin eine gläserne Kugelvase mit frisch geschnittenen Rosen aus ihrem Garten. Während ich mit Tränen in den Augen darauf blickte, bemerkte ich plötzlich, wie sich darin ein kleines Drama abspielte. Eine Gartenspinne klammerte sich an einen Stiel unter dem Wasser. Sie blieb jedoch in dem Wassergefängnis nicht untergetaucht, sondern begann den Stiel hinaufzuklettern, bis sie die trockenen Blütenblätter der Rose erreicht hatte. Die Spinne setzte daraufhin ihren Weg in die Freiheit fort, sie krabbelte außen an der Vase hinunter und auf meinen Schreibtisch.

Als ich sie zur offenen Tür tragen wollte, schnellte sie jedoch plötzlich zurück. Dies wiederholte sich einige Male, bis ich schließlich bemerkte, daß ihr Spinnenfaden immer noch an der Rose befestigt war. Erst nachdem ich den fast unsichtbaren Seidenfaden, der sie festhielt, vorsichtig von der Rose gelöst hatte, konnte die Spinne ins Freie gelangen. Welch eine notwendige geistige Lehre wurde mir da erteilt!

Mir wurde klar, daß Christus, Wahrheit, mich nicht nur aus den tiefen Wassern des Kummers hinausführen, sondern mir auch zeigen würde, wie ich die mich bindenden Fäden einer persönlichen Zuneigung lösen und somit einen materiellen Begriff vom Menschen aufgeben konnte. Egoistische Zuneigung, das menschliche Verlangen, immer in der persönlichen Gegenwart geliebter Menschen zu sein, muß dem Vertrauen weichen, daß unser Vater-Mutter Gott für Seine Schöpfung verantwortlich ist und liebevoll für Seinen Menschen sorgt. Wenn wir unser Denken von einem persönlichen Begriff der Dinge lösen, können wir die geistige Einheit von Gott und Seiner Idee besser erkennen. Diese unversehrte Einheit umschließt Gottes gesamte Schöpfung und bringt „die holde Gewißheit herbei, daß es keine Trennung gibt“. Daher können wir in Wirklichkeit niemals voneinander getrennt werden. Als ich diese Wahrheiten verstand, war mein Kummer geheilt.

Die Christliche Wissenschaft offenbart das immerwährende geistige Selbst des Menschen. Die Tatsachen des Seins schließen des Menschen Präexistenz, sein Zusammenbestehen und ewiges Bestehen mit Gott ein. In dieser Allheit des Geistes hat die Materie keine Macht, das Leben des Menschen zu erschaffen, zu erhalten oder auszulöschen. Der Mensch lebt daher ununterbrochen weiter, unberührt von dem Schauspiel der Materie. Der Tod kann dem Leben des Menschen ebensowenig ein Ende bereiten wie ein am Schluß eines Theaterstückes fallender Vorhang dem Leben der Schauspieler. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Auf dieser Bühne des Daseins spielt sich der Tanz des sterblichen Gemüts ab. Die sterblichen Gedanken jagen einander wie Schneeflocken und fallen dann zur Erde. Die Wissenschaft enthüllt, daß Leben nicht dem Tode preisgegeben ist, noch wird die Wissenschaft zugeben, daß das Glück jemals der Spielball der Umstände ist.“ ebd., S. 250.

Der Christus kommt erbarmungsvoll zu jedem Trauernden, der mit der Herausforderung des Leides ringt, und bringt ihm die tröstende Gewißheit, daß er sich wie David auf der Stelle erheben und seine Herrschaft beanspruchen kann. Wie David können wir uns als Jünger Christi Jesu dagegen wehren, den Stein des Kummers zwischen uns und einem auferstandenen Begriff vom Menschen stehen zu lassen. Durch göttliches Recht und das Versprechen des Trösters steht uns Friede zu. Gottes Botschaft vom ewigen Leben des Menschen ist die Wahrheit des Seins, die von einer Tragödie nicht berührt werden kann. So bringt das Lied der Christlichen Wissenschaft den „Bocksgesang“ des Kummers auf immer zum Schweigen.

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