Unsere Erlebnisse können uns lehren, Furcht zu überwinden; sie brauchen sie nicht in uns zu erwecken. Wir haben die Möglichkeit, aus jedem Ereignis Zuversicht und Mut zu gewinnen. Selbst Unerfreuliches kann uns manches lehren. „Erfahrung führt zum Sieg“, sagt uns Mrs. Eddy, „nie zur Niederlage: und aus der Niederlage erhebt sich das Geheimnis des Sieges.“ Vermischte Schriften, S. 339;
Wenn etwas Rechtmäßiges getan werden muß und wir lehnen ab, es zu tun, weil wir uns fürchten, dienen wir der Furcht. Gehorchen wir aber der Furcht, dann versäumen wir Erfahrungen, die die Furcht vernichten.
Packen wir mutig an, was es zu tun gilt, werden unsere Erlebnisse Gottes Liebe in unser Leben bringen. Sie werden zu Marksteinen, wie der Stein, den Samuel an dem Platz aufstellte, wo ein Sieg errungen worden war. Er nannte ihn Eben-Ezer „und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ 1. Sam. 7:12; „Bis-hierher“-Erlebnisse sind wundervoll ermutigend. Immer und immer wieder zu erleben, daß Gott uns hilft, schafft einen tiefen, unerschütterlichen Glauben an die Überlegenheit des Guten und ersetzt Besorgnis durch Zuversicht.
Wenn wir uns mit Entschiedenheit und kluger Überlegung bemühen, etwas in Angriff zu nehmen, wovor wir uns fürchten, kann das ein profunder und zutiefst ehrlicher Gottesdienst sein. Es ist auch Gehorsam gegen die christlich-wissenschaftlichen Gesetze, durch den unser Leben in eine engere Beziehung zur geistigen Wahrheit kommt. Furcht ist nicht nur ein unzuverlässiger Beweggrund für das Treffen von Entscheidungen auf menschlicher Ebene; sie dient keinem Zweck und existiert im wahren Bewußtsein überhaupt nicht.
Furcht ist der natürliche Zustand des sterblichen Gemüts. Sterbliches Denken — das Denken, das vom Glauben an die Sterblichkeit ausgeht — ist von Natur aus selbstzerstörerisch und voller Furcht. Aber das Bewußtsein des geistigen, wirklichen Menschen ist konstruktiv, es weiß nichts von der Materie und deren Sterblichkeit; es hat deshalb nichts zu befürchten und ist unerschrocken.
Erkennen wir, daß Furcht, die wir oder andere empfinden, nichts weiter ist als das Gerede des sterblichen Gemüts, wird sie uns wahrscheinlich nicht so sehr beeindrucken. Und wenn wir wissen, daß das sterbliche Gemüt, oder das Materiell-gesinnt-Sein, Furcht erweckt, werden wir uns von den sterblichen, materiellen Eindrücken abwenden. Wir werden versuchen, in jedem Erlebnis die geistige Tatsache zu finden.
In Wirklichkeit ist gerade dort, wo Furcht sich bemerkbar machen möchte, Gottes Erlösung, das Himmelreich, gegenwärtig. Wir können die Furcht — sowie das Ereignis, das sie hervorrufen möchte — mühelos durchschauen und die Substanz der tatsächlichen Gegenwart Gottes erkennen.
Durch mentale Disziplin können wir uns frühere Erlebnisse ins Gedächtnis zurückrufen, uns daran erinnern, wie die Erlösung ausgearbeitet wurde, und die Furcht aufgeben. Wenn das, was wir mit anderen teilen, unser Verständnis von der erlösenden Gnade Gottes ist, und nicht unser eigenes ängstliches und zitterndes Zweifeln, tragen unsere Erlebnisse dazu bei, eine Atmosphäre des Muts zu schaffen. Daraus ergibt sich die Wirksamkeit der Zeugnisversammlungen in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft.
Hiobs Ausruf: „Was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen“ Hiob 3:25. ist dazu benutzt worden, Hysterie auszulösen. Furcht vor der Furcht sollte nicht unterstützt werden. Furcht vor Furcht ist wie eine Reflektion in Spiegeln, die einander gegenüberstehen. Zuerst ist da Furcht, dann Furcht vor der Furcht und schließlich Furcht vor der Furcht vor der Furcht. Eine solche Hysterie kann sich ins Unendliche fortsetzen. Tatsächlich erlebte Hiob, daß das, was über ihn gekommen war, ihn nicht vernichtete. Eine Lehre, die aus Hiobs Erfahrung gezogen werden kann, ist die Vernichtung der Furcht, nicht die Vernichtung Hiobs.
In Wirklichkeit, in Gottes Schöpfung, kann kein Unheil wahr sein. Wie oft ein falsches, unheilvolles Bild auch in Erscheinung treten mag, es braucht uns nicht zu ängstigen. Wenn wir an der geistigen, christlich-wissenschaftlichen Tatsache festhalten, daß in Gottes Schöpfung niemals ein Unheil geschehen ist, tragen wir zur Vernichtung des falschen Bildes bei. Aller Glaube an das, was nicht wirklich ist, was Furcht auslöst, wird schließlich vernichtet werden.
Je besser wir Gott verstehen, desto weniger Platz haben falsche Annahmen in unserem Leben. In einem jeden wissenschaftlichen Unternehmen ist Erfahrung das Mittel, das Annahmen durch Wissen ersetzt. Legitimen Erfahrungen auszuweichen, die uns belehren, leistet weder Gott noch der Christlichen Wissenschaft einen guten Dienst. Doch ein Erlebnis zu erzwingen, nur um Furcht zu überwinden, mag tollkühn sein. Jemanden ins Wasser zu werfen oder selbst hineinzuspringen lehrt uns nicht unbedingt, daß wir schwimmen können und es nichts zu fürchten gibt. Letzten Endes führt jedes Erlebnis zu der Wahrheit, daß es nichts zu fürchten gibt; aber der Versuch, eine Demonstration zu forcieren, mag uns eine Erfahrung einbringen, die das uns Dienliche übersteigt.
Ein unglückliches Erlebnis hinterläßt oft einen nachhaltigen Eindruck im Denken eines Menschen und mag seine Handlungsweise eine Zeitlang beeinflussen. Eine solche Furcht muß schließlich überwunden werden. Ein Erlebnis, das vom Gebet getragen wird, kann materielle Eindrücke wirkungsvoll auslöschen. Je mehr wir in dem Bewußtsein der Überlegenheit und Allmacht Gottes verweilen und es dem göttlichen Willen überlassen, unsere Wünsche und Entscheidungen zu formen, desto positiver werden unsere Erlebnisse sein.
Wir sollten kein Erlebnis für abgeschlossen halten, bevor wir nicht eine immer gültige Lektion der Liebe gelernt haben und von der Gewißheit beeindruckt sind, daß Prinzip im Himmel wie auf Erden regiert.
