Vor einigen Jahren begann mir das Sehen Schwierigkeiten zu machen. Mit dem einen Auge konnte ich alles sehr gut sehen, was ich direkt vor mir hatte, und mit dem anderen das, was weit entfernt lag. Ich erinnere mich, daß ich das eine Auge zukniff, um eine Nadel einzufädeln, und das andere, um ein Straßenschild zu lesen.
Soweit ich mich erinnere, kam mir als erstes der Gedanke, daß diese Sehschwäche ernst sei. Ich war mein Leben lang Christliche Wissenschafterin gewesen und hatte mich niemals mit einem schwierigen körperlichen Problem auseinandersetzen müssen. Ich hatte viele Heilungen erlebt, aber alle waren schnell eingetreten. Auch wußte ich, daß ich durch mein tägliches Studium der Christlichen Wissenschaft beschützt wurde und mir viele Schwierigkeiten ganz erspart blieben. Aber nun sah ich mich einem großen Problem gegenüber. Wenigstens erschien es mir zu jener Zeit so. Würde ich diese Herausforderung meistern können und geheilt werden?
Mir kam der Gedanke, daß Gott von „schwierigen“ oder „einfachen“ Problemen nichts weiß — ja, er kennt überhaupt keine Probleme. Von da an betrachtete ich diese Sache nur noch als eine großartige Gelegenheit, mehr über Gott und den Menschen und über die Natur des wahren Sehens zu lernen.
Mit Hilfe der Konkordanz zu Wissenschaft und Gesundheit und den anderen Schriften Mrs. Eddys studierte ich alles, was die Verfasserin über die folgenden Begriffe schreibt: Auge, Augen, sehen, sieht, sehend, Sicht, Einblick, Wahrnehmung. Außerdem las ich viel in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit. Die Artikel in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften halfen mir in der Zeit ganz besonders. Ich sprach mit niemandem darüber, außer meinem Lehrer der Christlichen Wissenschaft, der mir noch zusätzliche Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit gab, die ich studieren sollte.
Wie lange es dauerte, bis die Heilung eintrat, weiß ich nicht mehr. Ich hatte mich so in mein Studium des wahren Sehens vertieft, daß ich das Problem aus dem Auge verlor — ich erkannte besser die Vollkommenheit der geistigen Schöpfung Gottes, des Menschen und des Universums. Mir wurde bewußt, daß die physische Heilung selbst weniger wichtig erscheinen würde. Die Wendung „das Problem aus dem Auge verlieren“ deutet an, wann die Heilung stattfand, und zeigt, wie eine Heilung in der Christlichen Wissenschaft erzielt wird, wenn ein materieller Standpunkt der geistigen Wirklichkeit weicht.
Eines Tages wurde mir bewußt, daß ich gut und normal sehen konnte — mit beiden Augen. Natürlich wollte ich am liebsten allen von meiner Heilung erzählen; doch im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, wie wichtig die Ermahnung ist, die Christus Jesus einmal jemandem gab, den er geheilt hatte (Matth. 8:4): „Sage es niemand.“ Ich wußte, daß ich in einigen Monaten meinen Führerschein erneuern lassen und mich bei dieser Gelegenheit einem Sehtest unterziehen mußte. Diesen Test bestand ich mühelos; und am folgenden Mittwochabend konnte ich in der Zweigkirche, Christi, Wissenschafter, in der ich Mitglied bin, meine Dankbarkeit in einem Zeugnis zum Ausdruck bringen.
Obwohl ich niemals zurückzahlen kann, was ich durch die Christliche Wissenschaft und ihre Entdeckerin und Gründerin Mrs. Eddy empfangen habe, hoffe ich doch, daß ich einen kleinen Teil meiner Dankbarkeit durch meine Arbeit in einer Zweigkirche beweisen kann. Im Laufe der Jahre habe ich viele Ämter bekleidet. Ich war u. a. Sonntagsschullehrerin für Kinder im Vorschulalter und später für Jugendliche; Schriftführer der Kirche; Anzeigenvertreter für den Christian Science Monitor in unserem Gemeinwesen; Zirkulationsvertreter dieser großartigen Zeitung; Bibliothekarin des Lesezimmers; Ordnerin; Organistin.
Könnten wir uns für eine größere Sache einsetzen? Diese Arbeit schenkt uns eine wunderbare Befriedigung, die in sich selbst Belohnung ist.
Bloomington, Indiana, USA
