Ist Ihnen jemals beim Beten aufgefallen, daß Sie allein redeten?
Mir erging es so. Und diese Entdeckung erweckte in mir den Wunsch, mehr über das geistige Lauschen zu lernen und besser zu verstehen, welche Rolle es beim wirksamen Gebet spielt. Wenn wir beten, ehren wir Gott, erkennen wir die Allheit des göttlichen Prinzips an und verneinen nachdrücklich alles, was Gott unähnlich ist, in welcher Form es auch auftreten mag. Wir vergegenwärtigen uns die Wahrheit über Gott und den Menschen. Doch gehört nicht zum Beten auch das Lauschen auf Gott, Wahrheit? „O Land, Land, Land“, flehte der Prophet Jeremia, „höre des Herrn Wort!“ Jer. 22:29;
Ein guter Gesprächspartner ist ein guter Redner und ein guter Zuhörer. Dieser Punkt ist hilfreich. Gebete sind Unterhaltungen mit Gott, bei denen das Zuhören äußerst wichtig ist. Doch Gott und der Mensch führen keinen Dialog. Sie sind Schöpfer und Schöpfung — Gott teilt mit, der Mensch hört zu und bringt das, was Gott ihm mitteilt, zum Ausdruck. „Der gegenseitige Verkehr vollzieht sich stets von Gott aus zu Seiner Idee, dem Menschen“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 284;, sagt uns Mrs. Eddy. Das Zuhören ist nicht eine getrennte Tätigkeit, die wir nach Gutdünken unserem Gebet hinzufügen mögen.
Wie können wir bessere Zuhörer werden? Durch Läuterung unseres Lauschens. Ananias, der bei der Heilung und Bekehrung des Saulus, später Paulus genannt, eine große Rolle spielte, tat dies mit außerordentlichem Erfolg.
Ananias wurde von Gott aufgefordert — er fühlte den eindeutigen Impuls der göttlichen Liebe —, zu Saulus zu gehen und ihm zu helfen; doch Ananias weigerte sich. Er hatte gehört, daß Saulus die Christen verfolgte. Aber die göttliche Liebe verlangte dennoch von ihm, zu Saulus zu gehen; und Ananias gehorchte. Und er tat es anscheinend ohne Vorbehalt, denn als er zu Saulus kam, konnte er ihn mit „Lieber Bruder Saul“ begrüßen. Ananias brachte den geistigen Sinn zum Ausdruck. Sein Lauschen war geläutert worden. Sein Mißtrauen war einem mehr geistigen Begriff vom Menschen gewichen, und Paulus wurde augenblicklich geheilt. s. Apg. 9:10–18;
Wir können für uns selbst beweisen, daß man wunderbar Gutes erlebt, wenn man auf Gott lauscht und Ihm gehorcht. Die Verheißung Christi Jesu ist eindeutig: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh. 14:12.
Ein Arbeitskollege, der meines Erachtens einige unschöne Charakterzüge hatte, machte einmal eine schwere Zeit durch. Ich betete innig, um meine eigene Vorstellung von ihm zu verbessern. Ich hielt daran fest, daß der Mensch das vollkommene Kind Gottes ist, dem weder etwas hinzugefügt noch etwas weggenommen werden kann. Als ich auf das göttliche Gemüt lauschte, erkannte ich einen offensichtlichen Widerspruch, der sich tief in mein Denken eingenistet hatte. All die Jahre, die ich diesen Mann kannte, hatte ich versucht, von seiner Identität etwas wegzunehmen und ihr etwas hinzuzufügen! Er war weniger als rücksichtsvoll gewesen, um nur eine der christusähnlichen Eigenschaften zu nennen, die er meines Erachtens nur mangelhaft zum Ausdruck brachte. Und er hatte — so dachte ich — egozentrischen Stolz gezeigt.
Ich hatte mein Gebet damit begonnen, daß ich meine Vorstellung vom Menschen berichtigte. Doch das Lauschen im Gebet hatte besondere Ergebnisse: Der Widerspruch in meiner Vorstellung von meinem Bekannten wurde aufgedeckt. Wir wurden ohne besondere Anstrengungen gute Freunde.
Geistiges Lauschen deckt Irrtümer auf und berichtigt sie. Es gibt unseren Gebeten Richtung und vertieft sie. Natürlich wird unser Lauschen in den Hintergrund gedrängt, wenn wir uns im Gebet mit materialistischen Gedanken, eigenwilligem Planen, selbstischen Zielen beschäftigen. Wir müssen unser Gebet von diesen Elementen frei machen und allein auf Gott lauschen.
