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Disziplin: wer braucht sie?

Aus der November 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


• Ein Akrobat schlägt einen Salto auf dem Drahtseil.

• Ein Gelehrter wird für seine genauen Kenntnisse und sein klares Urteilsvermögen geehrt.

• Ein Pianist fängt das zarte Wunder eines Konzertes von Mozart ein.

• Ein Fußballstar schießt eine prächtige Flanke.

Was haben sie alle gemein?

Eine außergewöhnliche Freiheit und Herrschaft, die auf den meisterhaften Einsatz ihrer Fähigkeiten zurückzuführen sind; ein außerordentliches Geschick, das sie durch rigoroses Training und eiserne Disziplin erworben haben.

Für viele Menschen ist Disziplin ein grausames Wort, das oftmals mit Bestrafung, Unterdrückung, Zwang in Verbindung gebracht wird. Doch Disziplin ist erforderlich, wenn man auf einem anspruchsvollen Gebiet hervorragende Leistungen erzielen will — sei es im Beruf, beim Studium, im Sport, in der schöpferischen oder darstellenden und ausübenden Kunst oder bei der richtigen Beurteilung von Geschäftsrisiken. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen darf sie nicht fehlen: Wie viele Freundschaften wurden durch undisziplinierte Wortgefechte zerstört!

Für den Christlichen Wissenschafter ist Disziplin unentbehrlich. Sie hat in ihrer wissenschaftlichen Bedeutung eine geistige Grundlage; sie ist im geistigen Gesetz oder der geistigen Wahrheit verankert; und daher bringt die Disziplin eine geistige Norm zum Ausdruck, nicht menschliche Unterdrückung oder sterbliche Willenskraft. Sie befreit, weil sie Herrschaft mit sich bringt; und daher ist sie zu begrüßen.

Das menschliche Gemüt neigt zu undisziplinierten Charakterzügen und Impulsen. Man braucht sich nur die Ereignisse unseres Jahrhunderts oder den Unfrieden anzusehen, der heute in der Gesellschaft und in den Familien herrscht, um dies bestätigt zu finden. Zu der Brut böser Eigenschaften, für die das menschliche Gemüt verantwortlich ist, gehören Eigenwille, Selbstsucht, Egoismus, Stolz, Gereiztheit, Haß, Begierde und viele andere zerstörerische Elemente, die durch den heilenden Einfluß der göttlichen Liebe überwunden und zerstört werden müssen.

Der Christliche Wissenschafter hat sich verpflichtet, die Wissenschaft des Seins zu demonstrieren, die Heilung und Harmonie bringt. Die Wissenschaft der Wahrheit, verlangt, daß wir uns an die Gesetze der Wahrheit und die Regeln ihrer Anwendung halten, wenn wir sie demonstrieren wollen. Auf der Materie basierende Schlußfolgerungen müssen in Frage gestellt werden; böse Suggestionen müssen wir durch die Wahrheit umkehren, falschen Beweggründen muß Einhalt geboten und verborgene Irrtümer müssen ausgemerzt werden; das menschliche Bewußtsein muß sich mit den erhabenen Wahrheiten des Seins vereinen, wenn wir Heilung erzielen und Freiheit gewinnen wollen. Paulus bezog sich auf die Waffen der christlichen Kriegsführung, als er sagte: „Wir zerstören damit Anschläge und alles Hohe, das sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Gedanken unter den Gehorsam Christi.“ 2. Kor. 10:5.

Im Übereinstimmung damit schreibt Mary Baker Eddy: „Jeder menschliche Gedanke muß sich ganz natürlich an das göttliche Gemüt als seinen einzigen Mittelpunkt und seine einzige Intelligenz wenden. Ehe dies geschieht, wird der Mensch nie als harmonisch und unsterblich erfunden werden.“ Vermischte Schriften, S. 307.

Dies ist ein hohes Ziel. Es verlangt Disziplin. Es fordert großen Einsatz von uns; und wir müssen uns in weiser Zielstrebigkeit ununterbrochen darum bemühen. Wir mögen dieses Ziel nicht mit einem Mal erreichen. Doch unsere Versuche werden zu Ergebnissen führen, die zeigen, daß die göttliche Liebe das innige menschliche Gebet erhört, in dem wir die Wirklichkeit anerkennen, das Böse verneinen und die Wahrheit bestätigen. Dies ist eine freudige Tätigkeit, weil sie Herrschaft und Heilung mit sich bringt.

Wir sollten uns dieses befreiende Ziel nicht nur in unseren Gebeten, sondern auch in unserem täglichen Leben setzen. Unsere Führerin Mrs. Eddy erklärt: „So zu leben, daß das menschliche Bewußtsein ständig in Verbindung mit dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen bleibt, heißt die unendliche Macht individuell zum Ausdruck bringen, und das ist Christliche Wissenschaft.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 160.

Gewiß ist diese Wissenschaft des Christus, die unserem wachsenden Verständnis und unserer Erfahrung die „unendliche Macht“ immer näher bringt, etwas sehr Kostbares — sie ist eine Offenbarung, die solch wunderbare Möglichkeiten in sich birgt, daß sie es verdient, von uns mit heiligem Ernst ausgeübt zu werden.

Aufgrund solcher Überlegungen sieht man die Gründe für das Bestehen des Handbuchs Der Mutterkirche und seinen unschätzbaren Wert in neuem Licht. In Artikel VIII („Zur Anleitung der Mitglieder“ unter der Überschrift „Disziplin“) z. B. hat Mrs. Eddy uns Anweisungen gegeben, die äußerst liebevoll und praktisch, gründlich und wirksam sind und den Fortschritt des einzelnen Wissenschafters beschützen. Zu diesen Richtlinien gehören u. a. die im tiefsten Sinne christliche „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“, das „Tägliche Gebet“, das uns ermahnt, uns täglich gegen aggressive mentale Suggestionen zu verteidigen, das Verbot, Malpraxis zu üben, die Anweisungen, die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) nicht zu verfälschen und beim Heilen und Unterrichten keine schriftlichen Formeln als Hilfsmittel zu benutzen, sowie wiederholte Ermahnungen, die goldene Regel zu befolgen und einander zu lieben.

Angesichts der vielen Ablenkungen und Anforderungen des modernen Lebens sowie der verschlagenen und arglistigen Bemühungen jener, die die Lehren der Christlichen Wissenschaft untergraben und ihre Anhänger verwirren möchten, sind solche Vorkehrungen für jeden Wissenschafter, der sich nach geistigem Fortschritt sehnt, unermeßlich wertvoll.

Dasselbe kann auch von den Bestimmungen im Kirchenhandbuch gesagt werden, die die Struktur für die Verwaltung Der Mutterkirche festlegen und vorsehen, daß die Angelegenheiten der christlich-wissenschaftlichen Bewegung der permanenten und vereinigenden Führung des Vorstands der Christlichen Wissenschaft unterstehen. Im Kirchenhandbuch finden wir zahlreiche weise Bestimmungen, die die Kirchenorganisation vor Verfälschung schützen, vor Unterminierung, Mißbrauch, den Intrigen des Ehrgeizes und den Bemühungen eigenwilliger Sterblicher innerhalb oder außerhalb der Bewegung, die Organisation niederzureißen.

Wenn auch geordnete Vorkehrungen getroffen wurden, um Verantwortlichkeit und Pflichterfüllung zu garantieren, so ist doch das ganze Kirchenhandbuch von der Autorität des moralischen und geistigen Gesetzes erfüllt, von der Autorität der Lehren Christi, von der Norm der Christlichen Wissenschaft. Dies ist der Rahmen, in dem sowohl jede Kirchentätigkeit wie auch die Rolle des einzelnen Mitglieds festgelegt ist — sie werden nicht von persönlicher Macht, Meinung oder Herrschaft bestimmt.

Als Führerin einer großen religiösen Bewegung, die der Offenbarung entspringt, schaute Mrs. Eddy weit in die Zukunft — nicht nur in die nächsten Jahre, sondern in kommende Jahrhunderte; sie hatte keine bruchstückhafte Vorstellung, sondern sah das vollständige Bild. Sie erfaßte die gesamte Mission der Christlichen Wissenschaft; sie sah voraus, was die Erfüllung dieser Mission verlangen würde und welche Prüfungen die Kirche erwarteten. Sie wollte für die notwendige geistige Führung und den Schutz sorgen. Das spürt man, wenn man ihre Worte liest: „Ungeachtet des frevlerischen Zahns der Zeit ist unserem Kirchenhandbuch die Ewigkeit beschieden; es wird inmitten aggressiver und aktiver Umtriebe seinen Platz wie in der Vergangenheit behaupten und wird noch bestehen, wenn jene vorüber sind.“ Ebd., S. 230.

Auch wir können danach streben, das ganze Bild zu sehen — nicht nur Fragmente, sondern die gesamte Mission der Christlichen Wissenschaft und alles, was für ihre Erfüllung notwendig ist; wir sollten eine vollständigere Vorstellung von unserem individuellen geistigen Wachstum gewinnen und sehen, welch praktische Bedeutung es hat. Disziplin — wer braucht sie? Angesichts der Forderungen, die der individuelle und kollektive Fortschritt an uns stellt, lautet die Antwort: Wir alle!

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