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SELBSTMORD IST KEINE LÖSUNG

Aus der November 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


An einem nebligen Morgen war es schließlich soweit. Mit verschränkten Beinen saß ich auf meinem Bett und schrieb einen Abschiedsbrief an meine Angehörigen — ich wollte Selbstmord verüben. Ich konnte mit dem Leben nicht mehr fertig werden.

Während mir Tränen über die Wangen liefen, schrieb ich, daß meine Schwester meinen kleinen Hund bekommen sollte, meine Pflanzen sollte die Dame erhalten, die gegenüber von uns wohnte, usw. Es war eine klägliche Liste, die versinnbildlichte, was ich für ein jämmerliches Leben hielt — ein Leben ohne Hoffnung.

Fast ein Jahr lang hatte mich die starke Versuchung geplagt, mit allem ein Ende zu machen. Ich hatte einfach das Gefühl, es keinen weiteren Tag aushalten zu können!

Ich legte den Brief hin, warf mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Ich entsinne mich, daß ich zu mir sagte: „Nun, du sehnst dich nach Frieden, nicht wahr? Möchtest du nicht all den Problemen entrinnen, die dir im Wege stehen?“ Ein vorbehaltloses „Ja!“ folgte sofort. Mein Leben war völlig durcheinander. Ich hatte wenig Freunde; im College hatte ich so gut wie versagt; und ich hatte kein Geld. Ich konnte keinen einzigen Grund sehen, warum ich weiterleben sollte.

Dann kam mir ganz sachte ein Gedanke: „Wie der Mensch einschläft, so wird er erwachen“ (Wissenschaft und Gesundheit 291:25–26). Zuerst war mir nicht ganz klar, was dies mit meiner Situation zu tun hatte, doch als ich so dalag, kam der Gedanke immer wieder. Ich dachte darüber nach und begann zu verstehen, daß dies tatsächlich ein sehr bedeutender Punkt war. Wenn man sich schlafen legt, erwacht man genau dort, wo man eingeschlafen war. Ich hatte angenommen, Selbstmord würde mir Frieden bringen und mich von meinen Problemen erlösen. Doch nun erkannte ich, daß ich erwachen würde und mich immer noch mit einer sterblichen Auffassung vom Dasein auseinandersetzen müßte. Der Tod würde niemals meine Probleme lösen. Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sagt es in Wissenschaft und Gesundheit eindeutig, und zwar folgt die Erklärung gerade den Worten, an die ich mich erinnert hatte: „Wie der Tod den sterblichen Menschen findet, so wird der Mensch nach dem Tode sein, bis Prüfung und Wachstum die nötige Veränderung bewirkt haben.“ (Lies doch auch nach, was sie in den Vermischten Schriften, S. 52, Zeile 19–12, über Selbstmord sagt.) Das Verständnis dieser Worte gab mir den Ansporn, danach zu streben, die Freiheit zu erlangen und eine Heilung zu erzielen.

Selbstmordgedanken hatten für mich oft eine magnetische Anziehungskraft — es war schwierig, sie einfach abzuschütteln. Was können wir tun, wenn uns solche Suggestionen konfrontieren? Wie können wir es verhindern, daß sie in unserem Denken Fuß fassen? Was mir wahrscheinlich am meisten half, war die Erkenntnis, daß ich niemals dazu verleitet werden konnte, etwas zu tun, was nicht richtig war. Mrs. Eddy hat einige sehr trostreiche Ratschläge für solche Augenblicke, wo wir fürchten, die Herrschaft verloren zu haben, oder uns Sorgen machen, daß es einmal soweit kommen könnte. Sie sagt: „Wisset denn, daß ihr unumschränkte Macht besitzt, recht zu denken und zu handeln, und daß nichts euch dieses Erbes berauben und gegen die Liebe verstoßen kann.“ Pulpit and Press, S. 3. Wie hilfreich ist es doch zu wissen, daß wir, wenn wir uns an Gott wenden, niemals in eine Situation geraten oder versucht werden können, etwas zu tun, worüber wir keine Macht haben. Jede Suggestion, die das Gegenteil behauptet, ist nichts als eine Suggestion, niemals eine Tatsache und gewiß keine Macht. Gott steht uns immer hilfsbereit zur Seite!

Wir können wachsam sein und uns weigern, uns Fantasievorstellungen hinzugeben — wie wir uns wohl fühlten, von den augenblicklichen Sorgen frei zu sein, wie andere auf unseren Tod reagieren würden, wie wir eigentlich Selbstmord begehen könnten usw. Die Suggestionen, wir wären unbeschwerter, wenn wir von unseren gegenwärtigen Sorgen erlöst seien, sind große Täuschungen.

Christus Jesus machte es klar, daß der Tod uns nicht zu einem freieren Leben verhelfen kann. Er wußte, daß nur der Christus dies zu tun vermag, indem er uns zeigt, daß der Mensch das Kind Gottes ist. Jesus sagte: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“  Joh. 10:10. Im ersten Brief an die Korinther lesen wir: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“  1. Kor. 15:26. Diese Aussagen weisen darauf hin, daß wir den Tod nicht herbeiwünschen, sondern stufenweise überwinden müssen und daß wir auf unseren Sieg hinarbeiten können, indem wir einen umfassenderen Begriff vom Leben erlangen.

An jenem düsteren Morgen erlebte ich einen wirklichen Durchbruch. Ich erhob mich vom Bett und zerriß meinen Abschiedsbrief in winzige Stücke. Mehrere Monate lang bemühte ich mich, ein besseres Verständnis von Leben, Gott, zu erlangen. Mit Hilfe der Konkordanz zu Mrs. Eddys Schriften schlug ich verschiedene Stellen nach, die sich auf „Leben“ bezogen. Ich betete um Mut und Stärke, um meine Probleme lösen zu können. Durch das Studium der Bibel und der Schriften unserer Führerin lernte ich, daß jeder einen Lebenszweck hat. Mitgliedschaft in einer Zweigkirche erwies sich als ein festigender und hilfreicher Einfluß. Nach bestem Vermögen wandte ich an, was ich lernte, und allmählich verschwanden einfach alle Selbstmordgedanken.

Das bedeutendste während jener Zeit des Wachstums war für mich wohl die Erkenntnis, daß mein Leben einen Sinn hatte. Ich entdeckte, daß ich existierte, um Gott zum Ausdruck zu bringen. Das Wesen Gottes wird von Seiner Schöpfung, dem Menschen, widergespiegelt. Je mehr wir über Gott wissen — die Sanftmut, Güte und Unparteilichkeit der Liebe; die Schönheit, Freude und Ruhe der Seele; die Wahrnehmung, Tiefe und Leuchtkraft des Gemüts —, um so mehr sehen wir diese Eigenschaften in unserem eigenen Leben zum Ausdruck gebracht. Wir lernen verstehen, daß diese Eigenschaften Gottes unser Leben ausmachen. Entmutigung, Verzweiflung und Lebensmüdigkeit verschwinden, wenn wir diese Wirklichkeit klarer erkennen.

In der heutigen Zeit wird viel über den Tod gesprochen und nachgedacht. An den Hochschulen werden Kurse über Thanatologie abgehalten. Nachforschungen darüber, was nach dem Tode geschieht, finden in der Öffentlichkeit viel Beachtung. Die umstrittenen Fragen über Euthanasie und selbst Abtreibung lenken unsere Gedanken auf den Tod. Da es nicht ungewöhnlich ist, daß allgemeine Trends im Denken sich in unserem Leben bemerkbar machen, ist es hilfreich, zu erkennen, daß Suggestionen über den Tod ihren Ursprung nicht in unserem Denken haben, sondern lediglich aufdringliches Weltdenken sind, das bei uns Aufnahme sucht. Mit Gottes Hilfe können sie zurückgewiesen werden!

Niemand ist ein hilfloses Opfer. Wenn wir uns an Gott wenden, wird unser Leben immer friedlicher. Unsere Probleme werden gelöst, und krankhafte Selbstmordgedanken fallen von uns ab. Wir akzeptieren mit freudigem Eifer die Freiheit zu leben.

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