Das Gute und die Tatkraft gehen Hand in Hand. Können Sie sich etwas Gutes vorstellen, das passiv ist? Sokrates konnte es nicht. Er verband Tugend mit Weisheit und lehrte, daß es niemandem möglich sei, das Gute zu kennen, ohne Gutes zu tun. Was als Trägheit oder Arbeitsscheu erscheint, ist oftmals die Unfähigkeit, in sich selbst und den eigenen Bemühungen das Gute zu erkennen.
Vernimmt das menschliche Bewußtsein das Wort Gottes, fügt sich die mentale Trägheit, die uns hindert, das Gute zu sehen, das jetzt vollbracht werden kann, dem Wirken und der Führung des Christus. Der Christus sagt uns zwar nicht: „Gehe einkaufen!“ oder: „Bewirb dich dort um Arbeit!“ oder: „Stelle diesen Stuhl in ein anderes Zimmer!“ Vielmehr zeigt er uns die göttliche Schönheit, Ordnung und Nützlichkeit, und wir beziehen das auf unsere Umwelt.
Durch das Wirken des Christus wird Leere ausgefüllt und Chaos in Ordnung verwandelt. Wir sind nicht ehrfurchtslos, wenn wir den christlichen Ursprung der Kreativität anerkennen, die sich im Erfinden, Produzieren und Verbreiten alles dessen widerspiegelt, was das Leben weniger eintönig, hart und entbehrungsreich macht.
In dem Maße, wie die Menschen für das Drängen des Christus in ihrem Bewußtsein empfänglicher werden, zeigen sich Wege, mehr Menschen an der Produktion und dem Besitz all der Dinge teilhaben zu lassen, die oftmals „weltliche Güter“ genannt werden. Doch „Guter“ können ebensowenig wie das Gute selbst als im wesentlichen „weltlich“ und daher als materiell bezeichnet werden. Was wirklich gut ist, spiegelt eine unvergängliche, universal verfügbare, geistige Idee wider. Wird dies erkannt, kann das Gute weder begrenzt werden noch einigen wenigen, anstatt allen, gehören.
Untätigkeit und Mangel sind unrechtmäßig
Arbeitslosigkeit und geringe Produktivität sprechen auf mentales, geistiges Wachstum an, wenn wir verstehen, was Gott ist und tut. Mit Recht empfinden wir jede Arbeitslosigkeit und jede Beschäftigung, die die Fähigkeiten des einzelnen ungenutzt läßt, als eine moralische Anklage, solange menschliche Nöte bestehen. Das heißt nicht, daß eine Vollbeschäftigung, die Wohlhabenheit schafft, göttlich ist. Es besagt jedoch, daß in der heutigen Welt Gott, das Gute, durch Arbeit und reichliche Versorgung besser zum Ausdruck gebracht wird als durch mangelnde Tätigkeit und Armut.
Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mrs. Eddy, gibt uns im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, eine umfassende metaphysische Auslegung für „das Gute“: „Gott; Geist; Allmacht; Allwissenheit; Allgegenwart; AllWirken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 587. Wenn wir das Gute als All-Wirken und All-Wirken als das Gute akzeptieren, erkennen wir deutlicher, daß Untätigkeit und Mangel, die zu Verbrechen, Krankheit, Selbstmord, Alkoholismus führen, nicht legitim sind. Sie haben keinen rechtmäßigen Platz.
Wer sich danach sehnt, die Welt mit seinen Gebeten zu segnen, sollte sich vielleicht bemühen, das allsehende Gemüt besser widerzuspiegeln. Wenn wir an der geistigen Tatsache festhalten, daß das göttliche Gemüt wirklich das einzige wahre Bewußtsein des Menschen ist, sehen wir nicht nur mehr von der göttlichen Wirklichkeit, sondern betrachten die Dinge auf Erden aus einer weiteren Perspektive, die uns unsere eigene persönliche Anschauung nicht bieten kann.
Zum Beispiel könnten dann jene, die selbst keine Schwierigkeiten haben, eine Stellung zu finden, mehr Verständnis für die farbigen Jugendlichen in den Vereinigten Staaten aufbringen, von denen fast ein Drittel vergeblich nach Arbeit sucht, und ihnen erbarmungsvoll helfen. Wir könnten vielleicht besser verstehen, was es bedeutet, einer der Einwanderer zu sein, die Jahr für Jahr in die Vereinigten Staaten strömen und auf Arbeit hoffen; oder wir können uns vielleicht besser in die Lage derer versetzen, deren Arbeitsplatz durch diese Einwanderung gefährdet ist. Wir erkennen das weltweite Ausmaß des Problems, für das noch keine Lösung gefunden wurde, wenn wir einem Bericht der EWG (der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) entnehmen, daß in Großbritannien „die Zahl der langfristig Arbeitslosen im letzten Jahrzehnt fast um ein Vierfaches gestiegen“ The Times (London), 30. Juni 1980. ist. Auch die lateinamerikanischen Länder sollten wir nicht vergessen, in denen die Arbeitslosigkeit ständig durchschnittlich dreißig Prozent beträgt und in einigen Gegenden noch viel höher ist. Wir mögen für die Länder der Vierten Welt beten, in denen ein Arbeiter oftmals weniger als 400 DM im Jahr verdient.
Das Gute kann nicht aufgehalten werden
Die große Not, die sich in Arbeitslosigkeit, Mangel und geringer Produktivität zeigt, ist eine geistige Not. Und daher kann Gottes Allheit, Seine Gegenwart und Macht, wenn Christen sie bestätigen, im Leben anderer zu einer greifbaren Wirklichkeit werden.
Wenn jene, die sich von der Not anderer rühren lassen, zu Gott beten und ihre Gebete unter dem Einfluß der göttlichen Liebe zu Bestätigungen des gegenwärtigen, aktiven Guten werden lassen, helfen sie uns allen, die Möglichkeit des Guten überall zu entdecken. Solche Gebete werden dazu beitragen, eine moralische Kontrolle über alle Aspekte der Produktivität auszuüben. Und diese Kontrolle wird verhindern, daß die Industriestaaten lediglich danach streben, neue Märkte auszunutzen, und in unterentwickelten Ländern neue Absatzgebiete und eine Quelle für billige Arbeitskräfte sehen. Wenn das Göttliche das Menschliche umfängt, halten wir nicht länger furchtsam am eigenen Besitz fest, sondern teilen bereitwillig.
Wer über die Situation, über die er betet, genügend informiert ist, um spezifisch zu sein, stellt fest, daß seine Gebete immer wirksamer werden. Aber es ist der Christus, der mehr und mehr das Verständnis des Guten enthüllt und die Heilung bringt. Jesus, der sich des Christus so beständig bewußt war und so ausschließlich von ihm motiviert wurde, daß man ihn Christus Jesus nannte, hatte eine klare Vorstellung von dem ununterbrochenen Wirken des Guten. Als er auf Erden wandelte, erhielten seine Jünger, was sie brauchten.
Geistige Gesetze ändern sich nicht
Die Menschen, die vor zweitausend Jahren lebten, mögen andere Bedürfnisse gehabt haben als wir heute. Aber die Wahrheiten über die Beziehung des Menschen zum Guten sowie die geistigen Gesetze, auf die Jesus sich berief, sind genau die gleichen. Man kann sich die Freude vorstellen, mit der die Jünger Christi Jesu Aufforderung: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ folgten, nachdem sie ihm ihre Sorge über die hungrigen Fünftausend ans Herz gelegt hatten. Die Bibel berichtet weiter: „Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten tischweise auf das grüne Gras. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf gen Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, daß sie ihnen vorlegten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. Und sie aßen alle und wurden satt. Und sie hoben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.“ Mark. 6:37, 39–43.
Wenn wir bedenken, was sich in dieser Speisung der Fünftausend alles zutrug, fällt uns auf, daß die besorgten Jünger arbeiteten; die Anwesenden übten Selbstdisziplin. Können Sie sich das Durcheinander vorstellen, das entstanden wäre, wenn Gleichgültigkeit und Gier nicht unterdrückt worden wären, als der Christus die Menge speiste?
Wenn wir erkennen, daß der Christus dort ist, wo das Problem zu herrschen scheint, für dessen Lösung wir beten, können wir eine intelligente Kontrolle der Produktion und Verteilung erwarten — eine gnädige Führung, die sogar wie ein Wunder erscheinen mag. Die individuelle Demonstration dieser Kontrolle kann durchaus in den Bereich des „Wunders“ fallen, das Mrs. Eddy folgendermaßen erklärt: „Das, was göttlich natürlich ist, aber menschlich erfaßt werden muß; ein Phänomen der Wissenschaft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 591.
Nützlichere und schönere Entwürfe; schöpferische Technologie; radikale Änderungen der Produktionsmethoden; das Ausmerzen der Verschwendung von Zeit, Energie und Material; zweckmäßigere Verteilungssysteme — solche modernen Wunder können sehr wohl die Gegenwart des Christus beweisen.
Unsere Gebete für die Notleidenden und Arbeitslosen werden erhört, wenn wir — anstatt der Versuchung zu erliegen, für materielle Dinge und spezifische Arbeit zu beten — danach streben, das stets wirksame Gute zu verstehen, und unserem himmlischen Vater dafür danken.
Kirchen Christi, Wissenschafter, die zu dieser Jahreszeit einen Danksagungsgottesdienst halten, mögen feststellen, daß sie für die Zukunft noch dankbarer sind als für die Vergangenheit. Wir können erwarten, daß unser besseres Verständnis des Guten, das allwirkend ist — und dessen Frucht so manches Danksagungszeugnis ziert —, im kommenden Jahr zur Lösung einiger unserer Probleme der Armut und Arbeitslosigkeit führen wird.
Unsere Gebete — Ihre und meine — können selbst in die Reihen der schwer zu Beschäftigenden eindringen, wenn wir wie Jesu Jünger vom Geschick unserer Mitmenschen so bewegt werden, daß wir uns dem Christus zuwenden. Die Lösung, die wir ersinnen, mag nicht die richtige sein. Die Jünger hatten Jesus geraten: „Laß sie von dir, daß sie hingehen umher in die Höfe und Dörfer und kaufen sich Brot.“ Mark. 6:36. Aber das Mitgefühl der Jünger für die Menschenmenge war so wertvoll, daß sich anstelle des ungenügenden Auswegs ein vollkommener Plan entfaltete.
Offensichtlich sind viele der weltlichen Pläne zur Behebung von Arbeitslosigkeit und Mangel unzureichend. Doch wir brauchen nicht zu verzagen. Wir können die Wirklichkeit aus der Sicht des Christus begutachten und Gott dafür danken, daß Sein All-Wirken sich in jedem Menschen widerspiegelt, daß weder Rasse, Alter, Bildung noch Kulturelle Einflüsse dieser Aktivität des Guten Einhalt gebieten kann und daß die Theorien, die den Mangel zu erklären suchen, die Botschaft des Christus, die jede Not verneint, nicht übertönen können.
Ebensowenig können sie unseren Lobgesang zu Ehren Gottes zum Schweigen bringen. Die ganze Welt sollte die Wirkung des rechten Danksagens spüren. Denn wie Jesus bewiesen hat, beginnt das Wunder, wenn wir Gott verherrlichen und Ihm danken.
