Der Psalmist rief freudigen Herzen aus: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?“ Ps. 27:1. Hier wird auf das Licht hingewiesen, das die eigentliche Substanz unserer Sehkraft ist.
Das göttliche Gemüt bekundet sich in der vollkommenen, unerschöpflichen geistigen Wahrnehmung. Der Mensch ist der Ausdruck Gottes, und deshalb ist sein Sehvermögen die individualisierte Kundwerdung des all-sehenden Gemüts. Gemüt identifiziert alles, was wirklich ist, mit absoluter Klarheit. Gott identifiziert Seinen Sprößling durch Seine eigenen Attribute und Fähigkeiten. Und die Demonstration der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) zeigt den geistigen Menschen — der vollkommen und harmonisch ist —, wenn der Glaube an den verschleiernden Nebel der fleischlichen Natur verschwindet. Wir erkennen den wirklichen Menschen an Eigenschaften wie Intelligenz, innerer Harmonie, Gerechtigkeit. Die Christliche Wissenschaft enthüllt das wahre, gottverliehene Selbst des Menschen und vertreibt die Illusion böser Eigenschaften, die es zu verbergen scheinen. Jeder, der demütig genug ist, Gottes Allheit und seine eigene Vollkommenheit als Gottes Idee anzuerkennen, erfreut sich in zunehmendem Maße der Fähigkeit geistiger Sehkraft.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Das göttliche Gemüt erhält alle Identitäten klar erkennbar und ewig, vom Grashalm an bis zum Stern.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 70. Gott ist sich immer all dessen bewußt, was Er geschaffen hat. Jede Idee Gottes ist eindeutig identifizierbar, klar erkenntlich und ewig. Form, Farbe, Umriß, Gestalt, Schönheit, inneres Leuchten, Reinheit, Klarheit sind Ausdrucksformen des Gemüts, deren Qualität und Substanz stets unverändert bleiben und vollkommen sind. In Wirklichkeit gibt es nur ein Sehvermögen: das unverletzbare, immer funktionierende Wahrnehmungsvermögen der Seele, des Geistes. Der Mensch sieht, weil Gott ihn dazu veranlaßt; und als Gottes Widerspiegelung sieht er alles, was Gott erschafft.
Wir können also mit einer Überzeugung, die auf geistigem Verständnis beruht, erklären: Weil Gott sieht, sehe ich. „Gott ist zugleich Mittelpunkt und Umkreis des Seins“ Ebd., S. 203., sagt uns Mrs. Eddy. Es gibt nur ein wirkliches Blickfeld, das unendliche Blickfeld der Seele, das allumfassend, grenzenlos ist — Gottes Allgegenwart. In der Seele entfaltet sich Gottes Schöpfung mit absoluter Klarheit, vom Sonnenlicht der Seele erhellt. Hier gibt es keine Finsternis, keine verschwommenen oder verzerrten Bilder. Alle Ideen Gottes entfalten sich in Seiner Allgegenwart. Seele wirkt unfehlbar. Sehen ist eine Tätigkeit der Seele. In der Seele gibt es keinen Sehfehler, keine nachlassende Sehkraft, keine kranken Augen — sondern nur das klare geistige Sehvermögen. Der Mensch — unser wahres Selbst — ist der Ausdruck der Seele, des Geistes. Er spiegelt die ewig fortdauernden, unwandelbar vollkommenen Fähigkeiten der Seele wider. Der Psalmist erklärte: „Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde“ Ps. 17:15. — wenn ich mich als Gottes Ebenbild sehe.
Aus den folgenden Worten Mrs. Eddys aus Wissenschaft und Gesundheit können wir immer neue Kraft schöpfen: „Liebe wird niemals Lieblichkeit aus den Augen verlieren. Ihr Glorienschein ruht auf ihrem Gegenstand.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 248. Liebe, Gott, verliert niemals auch nur eine einzige Idee aus den Augen. Alles, was wirklich besteht, entfaltet sich hier und jetzt in Ihm. Alles, was Er erschaffen hat, ist immerdar bei Ihm. Im Buch Hiob heißt es: „Er sieht die Enden der Erde und schaut alles, was unter dem Himmel ist.“ Hiob 28:24.
Die grenzenlose Sehkraft des Gemüts, das ewiglich ungetrübte Sehvermögen der Seele, das unauslöschliche Licht der Wahrheit und Liebe kommen stets durch den Menschen zum Ausdruck. Da das Sehvermögen eine unzerstörbare Fähigkeit des Geistes ist, und keine Fähigkeit, die die Materie verleihen oder nehmen kann, besitzt der Mensch als zusammengesetzte Idee Gottes ununterbrochen die gesunde, klare Sehkraft. Als Widerspiegelung erkennt er das Gute voll und ganz.
Behaupten die trügerischen Sinne, der Mensch habe kranke Augen oder eine Sehstörung, können wir wissen, daß der Mensch, wissenschaftlich betrachtet, ein vollkommenes Sehvermögen hat und sich dieser Tatsache immerdar bewußt ist. Er hat keine Furcht und ist im Gemüt, in Gott, ewiglich harmonisch tätig.
Der materielle Sinn möchte uns glauben machen, der Mensch sei vor allem ein vergänglicher, materieller Organismus, der sich über unwissende, zerstörerische Kräfte nicht zu erheben vermag. Christus Jesus ließ sich von solchen sterblichen Suggestionen nicht beeindrucken. Er wies das Zeugnis der materiellen Sinne zurück und verneinte den Augenschein, der sagte: „Hier ist ein Mensch, der blind geboren wurde und sich nicht helfen kann.“ Da er Gott als unendlichen Geist oder unendliches Gemüt, als ewiges Leben und ewige Liebe verstand, konnte er erkennen, daß negative Zustände, die materiell gesehen, gehört und empfunden werden, Zustände falschen Denkens sind und nicht von Gott erschaffene Tatsachen. Sein Verständnis der Wahrheit, daß der Mensch Gottes unwandelbar vollkommene Idee ist, zerstörte materielle Annahmen und Vererbungsgesetze; und der Blinde wurde völlig geheilt. Das Denken jenes Mannes war so erleuchtet, daß er seinen Widersachern mit der Wahrheit entgegentreten und den Christus anerkennen konnte. S. Joh. 9.
Um klar zu sehen, brauchen wir das Licht des Christus, der Wahrheit. Jesus versichert uns: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ 8:12. Erscheint der Christus — die wahre Idee Gottes — in unserem Bewußtsein, verschwindet der Irrtum, denn die wahre Auffassung vom Menschen zerstört die Lüge oder die falsche Vorstellung, die die physischen Sinne von ihm haben.
So erleben wir die befreiende Gegenwart des Christus. Das Wort wird Fleisch, d. h., wir erfahren die heilende Wirkung der Wahrheit. Weil der Christus unserem Bewußtsein die Botschaft der göttlichen Liebe bringt, kommt er zu uns mit zarter Hand und vertreibt die Finsternis des Irrtums. Der Christus ist die Kundwerdung der ununterbrochenen Gegenwart Gottes. Sein Wirken ist unfehlbar, unwiderstehlich. Ohne Frage verschwindet die Dunkelheit, wenn das Licht angezündet wird. Deshalb kann es keinen Zweifel darüber geben, was geschehen muß, wenn wir das heilende Licht der Wahrheit in unser Bewußtsein einlassen. Die Finsternis des Irrtums vergeht. Die Zeit, die während des Heilungsvorgangs zu verstreichen scheint, zeigt unser geistiges Reifen an, bis wir den Punkt erreichen, wo wir die göttliche Vollkommenheit erkennen und beweisen, daß unser Gebet erhört wurde, das auch der Psalmist betete: „Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“ Ps. 119:18.
