Vor einigen Jahren stellte ich zu Beginn des Sommers fest, daß die Sommerkleider vom Vorjahr nicht mehr paßten, weil ich etwa zwanzig Pfund zugenommen hatte.
Ich war neu in der Christlichen Wissenschaft und hatte gelernt, daß ich mich an Gott wenden konnte, wenn ein Problem auftrat ― ob es sich unter der Maske der Krankheit, des finanziellen Mangels, schwieriger zwischenmenschlicher Beziehungen oder anderer Probleme verbarg. Doch um das Übergewicht zu kontrollieren, hatte ich immer Diät gehalten, Kalorien gezählt, gewisse Speisen gemieden und das Klischee akzeptiert, daß ich fünf Pfund zunehmen würde, wenn ich eine Portion Eis mit heißer Schokoladensoße und Schlagsahne auch nur ansah.
Diesmal wollte ich mich auf die Christliche Wissenschaft verlassen, denn ich hatte den aufrichtigen Wunsch, geistig zu wachsen. Ich dachte über die großen Wahrheiten nach, daß Gott Prinzip, Gemüt, Geist, Liebe, die einzige Substanz, das einzige Leben und die einzige Intelligenz ist; daß der Mensch Gott und daher nur Seine Eigenschaften widerspiegelt und daß diese Widerspiegelung völlig geistig ist.
Korpulenz ist ganz gewiß keine Eigenschaft Gottes; deshalb kann sie auch für den Menschen nicht charakteristisch sein. Sie ist lediglich eine falsche, materielle Vorstellung vom Menschen, die auf der Annahme beruht, daß Leben und Intelligenz in der Materie bestünden. Es wird allgemein angenommen, wir hätten einen materiellen Körper und müßten manchmal etwas tun, um ihn in Ordnung zu bringen; würden wir beispielsweise krank, sollten wir zum Arzt gehen, um eine Diagnose stellen zu lassen, und dann erwarten, daß durch Drogen oder eine Operation berichtigt wird, was falsch ist; haben wir Übergewicht, sollten wir jede Kalorie zählen, uns mehr Bewegung verschaffen, ja sogar nach einem medizinischen Hilfsmittel suchen.
Christus Jesus sagte: „Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen sollt.“ Luk. 12:22. Und Mrs. Eddy schreibt: „In der göttlichen Wissenschaft wird der Mensch von Gott, dem göttlichen Prinzip des Seins, erhalten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 530. Außerdem heißt es in der Bibel: „Die leibliche Übung ist wenig nütze.“ 1. Tim. 4:8.
Auf diese Wahrheiten gestützt, begann ich meinen Vater-Mutter Gott tatkräftig widersuzpiegeln. Ich erkannte, daß wir, wenn wir essen, etwas zu uns nehmen, und wenn wir uns überessen, mehr zu uns nehmen als notwendig. Und weist das nicht auf Elemente von Gier, Ichbezogenheit, Eigenliebe hin? Doch das Dasein und die Liebe, die Gott widerspiegeln, sind selbstlos.
Mrs. Eddy erklärt dies eindrucksvoll in Wissenschaft und Gesundheit durch die „Wissenschaftliche Übertragung vom Sterblichen Gemüt“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 115. Unter der Überschrift „Erster Grad: Verderbtheit“ schreibt sie: „Physisch. Böse Annahmen, Leidenschaften und Gelüste, Furcht, verderbter Wille, Selbstrechtfertigung, Stolz, Neid, Hinterlist, Haß, Rache, Sünde, Siechtum, Krankheit, Tod.“ Diese Charakterzüge werden in der Randüberschrift als „Unwirklichkeit“ bezeichnet.
Wenn wir lernen, diese Charakterzüge zu überwinden, erreichen wir den „Zweiten Grad: Böse Annahmen im Verschwinden begriffen“. Unter dieser Überschrift lesen wir folgendes: „Moralisch. Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit.“ Sie alle werden als „Übergangseigenschaften“ bezeichnet. Sie helfen uns, aus der selbstsüchtigen Unwirklichkeit in das Übergangsstadium des selbstlosen oder moralischen Denkens vorzudringen.
Das endgültige Ziel ist der „Dritte Grad: Verständnis“. Hier lesen wir: „Geistig. Weisheit, Reinheit, geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit.“ Dies ist selbstlose „Wirklichkeit“.
Ich erkannte, daß das Übergewicht von vielen physischen Annahmen ― Leidenschaften, Gelüsten, verderbtem Willen, Selbstrechtfertigung ― verursacht worden war. Ich sah jedoch auch ein, daß solche Eigenschaften nicht der Wahrheit entsprechen; sie sind unwirklich. Mir wurde klar, daß ich die Qualitäten des Zweiten Grades ― Ehrlichkeit, Hoffnung, Glaube, Sanftmut und ganz gewiß Mäßigkeit ― sofort zum Ausdruck bringen konnte; und natürlich führte mich das Beweisen dieser Eigenschaften zu einem gewissen Verständnis des Dritten Grades.
Bevor ich meine geistige Diät begann, hatte ich jedesmal, wenn ich abzunehmen versuchte, mein Gewicht beobachtet, um mich zu vergewissern, daß ich eine gewisse Anzahl von Pfunden abnahm. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir jedoch: „Du verdunkelst das göttliche Gesetz des Heilens und machst es nichtig, wenn du das Menschliche und das Göttliche zusammen in einer Waagschale wiegt oder wenn du die Allgegenwart und Allmacht Gottes in irgendeiner Richtung des Denkens begrenzt.“ Ebd., S. 445. Das nahm mir jeden Wunsch, auf die Waage zu steigen.
Innerhalb weniger Wochen paßten mir meine Kleider wieder. Während ich damit beschäftigt war, Gott und den Menschen besser verstehen zu lernen, verschwanden die Pfunde ganz einfach. Zu den Mahlzeiten aß ich normale Portionen ― und sogar Nachspeisen.
Das Denken mit Gott in Einklang zu bringen heißt, sich auf der göttlichen Waagschale zu wiegen. Und Wahrheit bereitet uns ein Festmahl, das den Körper völlig zufriedenstellt und harmonisch regiert.