In meinem Elternhaus wurde die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) betätigt, und dies führte zu wunderbaren Ergebnissen — meine Mutter wurde von Ischias und einem Herzleiden und meine Schwester von einem Abszeß in der Kehle geheilt. Doch ich blieb der Christlichen Wissenschaft und diesen Erfahrungen gegenüber gleichgültig und lehnte es ab, die Macht des christlich-wissenschaftlichen Gebets anzuerkennen. „Wahrheit ist geoffenbart“, schreibt Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 174). „Sie muß nur betätigt werden.“ Ich hatte es dringend nötig, für die Wahrheit des Seins, die uns bereits offenbart ist, empfänglich zu werden, obwohl ich mir dessen damals nicht bewußt war.
Trotz meines mangelnden Interesses an der Christlichen Wissenschaft suchte ich ernsthaft nach dem wirklichen Sinn des Lebens, nach einem Beweis für Gottes Existenz. Ich befaßte mich mit Philosophie und Psychologie, unternahm ausgedehnte Reisen und ging den verschiedensten Aktivitäten nach, um eine innere Leere zu überwinden und meinem Leben Inhalt zu geben. Doch diese Bemühungen waren vergebens. Ich schien in eine Wolke von Pessimismus, Sinnlosigkeit und Resignation eingehüllt zu sein. 1970 geriet ich in solch seelische Not, daß ich keinen Ausweg mehr sah. Die Versuchung war groß, mit dem Wagen gegen einen Baum zu rasen.
Jetzt war ich bereit, ein Exemplar von Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit zu akzeptieren, das meine Schwester mir gab. Ich las das Buch mit Eifer und Empfänglichkeit. Die Klarheit der darin enthaltenen Wahrheiten beeindruckte mich sehr, und ich erlebte eine wunderbare geistige Wiedergeburt. Innerhalb weniger Stunden wurde tiefste Depression durch Dankbarkeit und Freude vertrieben. Ein nie gekanntes Gefühl des inneren Friedens und der Harmonie erfüllte mich. Nichts kann wohl meine Empfindung besser ausdrücken als die Worte aus Christi Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luk. 15:24): „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden.“ Da ich nun die göttliche Wissenschaft zum erstenmal verstand und anerkannte, hatte ich meine geistige Heimat gefunden!
Zu meiner Arbeit gehörten damals Fotoexpeditionen und Vortragsreisen im In- und Ausland. Diese Reisen dauerten oft Monate. Obwohl sie sehr interessant waren, hätten sie eine Mitgliedschaft und Mitarbeit in einer Zweigkirche unmöglich gemacht. So wechselte ich meinen Beruf, um mehr Zeit für das Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft zu haben.
In jeder freien Minute studierte ich nun die Werke Mrs. Eddys und las die Publikationen der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft. Die Christliche Wissenschaft wandelte meine Lebensauffassung völlig. Sie lehrte mich, die Bibel zu lieben, sie geistig zu verstehen und ihre Lehren auf jede Einzelheit des täglichen Lebens anzuwenden. Innerhalb kurzer Zeit erlebte ich zahlreiche Heilungen. Meine Gesundheit, mein Beruf, meine Finanzen und zwischenmenschlichen Beziehungen wurden alle durch die erlösende Macht des Christus, der Wahrheit, verbessert.
Für diese Segnungen bin ich sehr dankbar. Aber am wertvollsten ist für mich, daß sich mein Denken änderte und ich das göttliche Leben und seine Unsterblichkeit besser verstehe. Während eines im Auftrag Der Mutterkirche durchgeführten Bibelkurses wurde erklärt, daß der wirkliche Mensch kein Altern kennt und todlos ist. Unwillkürlich dachte ich an meinen Vater, der im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Ich hatte ihn nie gesehen und mich auch gescheut, Fragen über ihn zu stellen. Plötzlich erkannte ich mit Überzeugung, daß mein Vater als Idee des göttlichen Lebens niemals aufgehört hat zu leben und mir daher sein wahres Wesen nicht unbekannt sein konnte. Als Widerspiegelung der unendlichen Seele fuhr er fort, Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen, die von Gott kommen und die mir durch mein Studium der göttlichen Wissenschaft vertraut und lieb geworden waren. Tiefe Freude erfüllte mich, und jedes Gefühl von Verlust oder Trennung war aufgehoben. Ich hatte hier eine Heilung erlebt, ohne mir bewußt gewesen zu sein, daß ich dieser Heilung bedurfte! Dieses Erlebnis vermittelte mir einen Schimmer von der Ewigkeit und Herrlichkeit des geistigen Lebens, und diese Lehre werde ich nie vergessen. Sie befähigte mich später, in verschiedenen Fällen junge Menschen davon abzuhalten, Selbstmord zu begehen.
In einem Brief an eine Zweigkirche schreibt Mrs. Eddy (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 165): „Als aktiver Teil eines unermeßlichen Ganzen identifiziert Güte den Menschen mit dem allumfassenden Guten. So kann sich jedes Mitglied dieser Kirche über die oft wiederholte Frage: Was bin ich? zu der wissenschaftlichen Antwort erheben: Ich bin fähig, Wahrheit, Gesundheit und Glück zu vermitteln, und das ist der Fels meines Heils und mein Daseinszweck.“ Ich bin tief dankbar, daß ich mein Vorurteil gegen die Christliche Wissenschaft aufgab und dadurch meinen „Daseinszweck“ erkennen konnte.
Hamburg, Bundesrepublik Deutschland
