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Die Jahre als Jugendlicher

Gemeinsame Aufgaben für Eltern und Kinder

Aus der August 1983-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im allgemeinen freut man sich über Babys in der Familie und weiß ihre Rolle besonders zu schätzen, obwohl an die Eltern hohe Anforderungen gestellt werden. Sollten Eltern über die Aufgaben murren, die an sie herantreten, wenn ihre Kinder zu Jugendlichen heranwachsen? Sollten Erwachsene und Jugendliche nicht die wichtige individuelle Bedeutung jedes einzelnen Familienmitglieds erkennen?

Was ist nun die Rolle des Jugendlichen?

Manche Jugendliche bestehen darauf, daß sie frei von Verpflichtungen der Familie gegenüber sein sollten. Sie möchten, daß man es ohne jeden Zweifel gelten läßt, daß sie allein zurechtkommen können. Manche Eltern behaupten jedoch, daß die finanzielle und rechtliche Abhängigkeit sowie die Unreife des Heranwachsenden ihm eine untergeordnete Stellung in der Familie einräumen. Sie verstehen nicht, warum ein Sohn oder eine Tochter möglicherweise mehr erwartet. Gespräche arten zumeist in gegenseitige Vorwürfe aus wie: „Ich habe nicht darum gebeten, geboren zu werden“ und: „Schau, was ich für dich geopfert habe.“

Wenn unser Argumentieren nicht über die Spannungen in menschlichen Beziehungen hinausreicht, werden wir wahrscheinlich die Entfremdung erleben, die in allem Sterblichen vorhanden ist, weil Sterblichkeit an sich den Anspruch darstellt, wir seien von Gott getrennt. Aber Gott, das unsterbliche Gute, ist Alles-in-allem. Er ist das eine vollkommene Elterngemüt; und Sein Sohn, Christus, die wahre Idee von der Sohn- und Tochterschaft, ist das ideale Kind. In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Ein persönlicher Begriff von Gott und von den Fähigkeiten des Menschen muß den Glauben notgedrungen begrenzen und das geistige Verständnis hindern.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 312.

Gottes Kinder sind keine Sterblichen, die entweder Kleinkinder, Jugendliche oder Erwachsene sind. Die Mitglieder von Gottes heiliger Familie sind Seine geistigen Ideen, die einzigartig, vollkommen und alle in einem Gemüt, Gott, vereinigt sind.

Wenn wir unsere Identität in Christus, Wahrheit, finden und leben, verbindet uns das harmonisch mit der wahren Identität jedes einzelnen. Ein vergeistigtes Leben bestimmt, harmonisiert und festigt die menschlichen Beziehungen. Gemeinsame Bemühungen, den Charakter zu läutern, stärken die für alle segensreiche Rolle, die jedes Familienmitglied spielt.

Sicher trugen Jesu Eltern dazu bei, ihn für seine Mission aufzuziehen und vorzubereiten. Wie behandelten Maria und Joseph den jugendlichen Jesus? Und wie verhielt er sich ihnen gegenüber?

Wir besitzen anschauliche Berichte über Jesu geistige Empfängnis, über seine Geburt und sogar einen in Einzelheiten gehenden Bericht über seinen Besuch im Tempel von Jerusalem, als er zwölf Jahre alt war. Aber nur ein kurzer kanonischer Bericht nimmt auf seine Jugendjahre Bezug, in dem wir lesen: „Und er ging mit ihnen [Maria und Joseph] hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan“ (oder „war ihnen gehorsam“, wie es in der 1975 abgeschlossenen Revision der Lutherübersetzung des Neuen Testaments heißt). „Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ Luk. 2:51, 52.

Die überlieferten Aussprüche des Meisters enthalten nicht den Begriff „Familie“. Aber Jesu Zuneigung zu Kindern und der Nachdruck, den er auf brüderliche Liebe legte, sowie die Art und Weise, in der er für seine Mutter Sorge trug, als er am Kreuz hing, deuten darauf hin, wie sehr er die Einrichtung der Familie schätzte.

Wir können aus dem Studium der Evangelien in ihrer Gesamtheit schließen, daß Maria und Joseph dem heranwachsenden Jesus liebevoll Unterkunft, Nahrung und Kleidung gaben. Offensichtlich erlernte er ein Handwerk, und sie förderten seine geistige Erziehung durch den Besuch der örtlichen Synagoge als auch zu Hause. Jesu Familienleben scheint durch seine Gleichnisse hindurch. Seine Bilder sind einfach und aus dem Leben gegriffen.

Welch unabdingbaren Platz die Familie einnimmt, indem sie sowohl dem einzelnen als auch der Gesamtheit hilft, das wahre Einssein des Menschen mit Gott immer klarer zu erkennen, wird in Wissenschaft und Gesundheit hervorgehoben. Mrs. Eddy schreibt dort: „Die Christliche Wissenschaft plündert das Reich des Bösen und fördert in höchstem Maße die Zuneigung und die Tugend in den Familien und somit in der Allgemeinheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 102.

Freunde von mir, die in eine neue Stadt zogen, erfuhren, wie die Christliche Wissenschaft die Zuneigung und die Tugend in der Allgemeinheit durch die Familie fördert. Als die Tochter, ein Teenager, sich in der Schule anmeldete, die ihrem neuen Heim am nächsten lag, stellte sie fest, daß sie die einzige einer rassischen Minderheit war. Am ersten Schultag drohten ihre Klassenkameraden, sie umzubringen, wenn sie wiederkäme. Sie hatte eine schreckliche Angst und war verwirrt. Sie war in ihrer früheren integrierten Schule beliebt gewesen und hatte es für selbstverständlich gehalten, daß ihre Individualität willkommen sei.

Völlig erschüttert ging sie direkt nach Hause, um Trost und Hilfe bei ihrer Mutter zu suchen. Beide baten eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft um Unterstützung durch Gebet.

Die Ausüberin verstand wissenschaftlich die Einheit und Harmonie, die Gott, dem einen göttlichen Gemüt, der Liebe, angehören, und sie erkannte, daß jede Individualität darin eingeschlossen ist. Ihre gebetvolle Behandlung beruhigte und tröstete das verängstigte Mädchen sofort. Und die Mutter wurde dazu veranlaßt, sich wie nie zuvor die machtvolle geistige Wirkung wissenschaftlichen Gebets zu vergegenwärtigen. Die Mutter und die Ausüberin beteten die Nacht hindurch, während die Tochter ruhig und fest schlief. Sowohl die Mutter als auch die Tochter erfüllten ihre individuellen Aufgaben bei der Demonstration des geistigen Heilens.

Am nächsten Morgen stellte die Mutter erstaunt fest, daß sich ihre Tochter ganz unbekümmert für die Schule fertigmachte, als ob nichts geschehen wäre. Sie ermutigte ihre Tochter nicht, unter den gegebenen Umständen allein zu gehen. Vielmehr begleitete sie das Mädchen zur Schule und sprach mit dem Schulleiter. Und dieser sprach mit den Klassenkameraden. Das unerschütterliche Verständnis der Mutter und der Ausüberin, verbunden mit dem kindlichen Glauben des Mädchens, hatte zu einem Wandel in der Einstellung der Klassenkameraden geführt. Sie akzeptierten das Mädchen — nicht widerwillig, wie sie das hätten tun können, sondern von ganzem Herzen. Heute noch, ungefähr acht Jahre danach, ist sie einigen ihrer früheren Klassenkameraden in Freundschaft verbunden.

Auf dem Wege zur Erlösung der ganzen menschlichen Familie von Sünde und Leiden bewirkt kindlicher Glaube an Gott zusammen mit reifem Verständnis wechselseitigen Segen. Der Glaube erlangt Heilung durch Verständnis, und das Verständnis erlangt neue Entfaltung durch die heilende Betätigung des Glaubens. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Gott gibt die geringere Idee Seiner selbst als ein Bindeglied zu der größeren, und dafür beschützt die höhere immer die niedere.“ Ebd., S. 518.

Einzelne Mitglieder der menschlichen Familie können sich gegenseitig in ihren Bemühungen unterstützen, die geistige Identität zu demonstrieren. Auf diese Weise ergänzen und fördern sich Eltern und Jugendliche gegenseitig, so wie es Glaube und Verständnis, Gehorsam und Weisheit tun. Zu behaupten, daß Eltern und Kinder nicht mehr als Kameraden sein sollten, bedeutet, ihre gegenseitigen Verpflichtungen zu leugnen, nämlich den sich ständig entwickelnden geistigen Fortschritt des anderen zu unterstützen.

Eltern sollten nicht vergessen, daß sie kindliche Aufnahmebereitschaft für das Gott, das Gute, und das Vertrauen auf Ihn brauchen. Man könnte tatsächlich sagen, daß es eine der schwierigsten Verantwortungen der Eltern gegenüber ihren Kindern im jugendlichen Alter ist, sie zu schätzen und ihnen zu vertrauen, weil sie Gottes Kinder sind. Und vielleicht ist es die krönende Aufgabe der Jugendlichen, sich diese Achtung zu verdienen, indem sie die wahre Individualität ihrer Eltern sowie ihre eigene verständnisvoll schätzen.

Jugendliche wie Eltern bleiben in irgendeiner Weise der Läuterung unterworfen, bis jeder einzelne zu seinem ewigen Platz in der gottähnlichen Familie des Menschen erwacht, wo er sich nicht mehr zu ähnlichen braucht noch wachsen muß, weil er vollkommen und vollständig ist. In der geistigen Wirklichkeit — im Himmelreich, in der Harmonie — ist es die Aufgabe jedes einzelnen, gottähnlich zu sein. Könnte sich jemand mehr erhoffen?

[Das diesem Artikel folgende Zeugnis von Robert H. Grieser, Jr., zeigt, wie Eltern und Jugendliche zahlreiche Probleme überwinden können, wenn sie zusammenarbeiten.]

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