Stereotype, vorgefaßte Meinungen von anderen lösen sich gewöhnlich in nichts auf, wenn man die Leute selbst kennenlernt. Nehmen wir z. B. erfolgreiche Geschäftsleute — immer hart, aggressiv, von Konkurrenzdenken geprägt. Oder nicht? Nicht unbedingt. Ja, es gibt viele Leute im Geschäftsleben, die etwas grundsätzlich Mütterliches an sich haben. Ist es schließlich nicht logisch, daß Eigenschaften einer Mutter ihren natürlichen Platz in einem Beruf haben, der den Zweck hat, Produkte herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Man könnte sagen, daß die eigentliche Natur des Geschäftslebens etwas mit der Geburt von Ideen zu tun hat. Die Gründung und Entwicklung eines Geschäfts weist in der Tat viele Parallelen zu dem Begriff „Geburt“ auf. Die Christliche Wissenschaft beleuchtet diesen Aspekt der Geschäftswelt aus einer neuen Perspektive. Sie vermittelt einen geistigen Einblick, der solche wichtigen Eigenschaften wie Neuheit, Stärke, Beständigkeit, Prosperität fördert. Ein Geschäft hat den besten Anfang, wenn es durch geistige Attribute initiiert und unterhalten wird — wenn es zunächst aus einer göttlichen Perspektive geformt und gestaltet wird.
Wie steht es nun mit jemandem, der daran denkt, ein Geschäft zu gründen? Ob wir nun von einem Alleininhaber sprechen, der ein besonderes Geschick hat, Rasenmäher zu reparieren, und eine kleine Werkstatt auf der Veranda hinter seinem Haus eröffnen möchte, oder ob wir an die Gründung einer größeren Gesellschaft denken, die Computer herstellen soll, es steht in jedem Fall eine „Geburt“ bevor. Wenn wir dieses Ereignis hauptsächlich als eine Angelegenheit menschlicher Maßnahmen und Vorgänge betrachten, wird das Ergebnis begrenzt sein. Geben wir aber dem Entstehen einer neuen oder neubelebten Geschäftstätigkeit eine geistige Dimension, dann können viele dieser Begrenzungen aufgelöst werden.
In Wissenschaft und Gesundheit finden wir neben der Randüberschrift „Wissenschaftliche Geburtshilfe“ folgenden Rat Mrs. Eddys: „Um der Geburt eines neuen Kindes oder einer göttlichen Idee richtig beizustehen, solltest du das sterbliche Denken so von seinen materiellen Vorstellungen loslösen, daß die Geburt natürlich und sicher vor sich geht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 463. Wie kann jemand, der danach strebt, „General“ (oder „Gefreiter“) in der Geschäftswelt zu werden, diesen metaphysischen Punkt anwenden?
Anstatt ausschließlich bei den materiellen Umständen zu verweilen, kann er z. B. beginnen, gedanklich jene geistigen Konzepte zu formen, die schließlich als Geschäftsunternehmen Gestalt annehmen oder die eine bereits etablierte, aber schwerfällige Organisation wiederbeleben und erneuern.
Er kann von dem Gedanken ausgehen, daß Gott Gemüt ist, die einzige Quelle des Bewußtseins. Auf dieser Grundlage handelt er intelligenter, weiser, umsichtiger. Er kann Geist als göttliche Kraft verstehen; und indem er akzeptiert, daß Substanz grundsätzlich geistig ist, eröffnet er Möglichkeiten für eine reichliche Versorgung. Prinzip, ein anderer Name für Gott, fördert Integrität und Stabilität. Und die Erkenntnis, daß unendliches Leben die Basis für echte Kontinuität ist, hilft, ein junges Unternehmen vor Talfahrten und Arbeitsunterbrechungen zu schützen, die einer sterblichen Vorstellung vom Dasein entspringen.
Mit anderen Worten: Wer christliche Metaphysik versteht, läßt Gott die motivierende Kraft sein, während er beginnt, sich mit Gedanken zu befassen, die zu spezifischer Handlung führen. Das heißt natürlich nicht, daß er die menschlichen Umstände außer acht läßt; vielmehr weigert er sich, einfach an einem materiellen Konzept zu kleben.
Betrachten wir einmal die Frage des Kapitals. Wenn man sein Denken nicht von den Begrenzungen und dem Auf und Ab der Einnahmequelle löst, kann die neue Idee leichter zu einem Spielball der Instabilität, Inflation und Rezession werden. Erkennen wir hingegen klar, daß wahre Substanz Geist ist und daß Geist uns mit einer grenzenlosen Fülle an Ideen versorgt, dann können wir die Aktivität auf eine stärkere finanzielle Grundlage stellen. Die Entwicklung der neuen Idee kann keinem der bereits bestehenden Betriebe schaden oder etwas vorenthalten.
Ein Metaphysiker kann die „Geburt“ eines Geschäfts in vieler Hinsicht ebenso unterstützen, wie er die Geburt eines Kindes unterstützen würde. Diejenigen, die den ursprünglichen Gedanken für das Geschäft liefern, sollten erkennen, daß die geistigen Ideen, die der wahren Aufgabe des Dienens zugrunde liegen, kein fixiertes Anfangsdatum haben; göttliche Ideen sind ewig, sie haben weder Anfang noch Ende. Diese Erkenntnis schützt vor falschen astrologischen Vorstellungen, die gewisse Geburtstermine herauspicken und sie (aufgrund der Position der Planeten und Sterne) zur Grundlage des späteren Erfolgs oder Mißerfolgs machen wollen.
Für materielle Annahmen über Vererbung und Milieu, die angeblich eines Menschen Anfang und Entwicklung bestimmen, findet man auch entsprechende Vorstellungen in bezug auf Geschäftsunternehmen. Doch die bisherigen Leistungen ähnlicher Unternehmen brauchen die Zukunft dieses neuen „Kindes“ ebensowenig zu bestimmen, wie die gegenwärtigen wirtschaftlichen oder sozialen Bedingungen die neue Idee formen müssen. Vielmehr ist die sich entfaltende geistige Idee frei von allen Irrtümern. Und diese Wahrheit — sofern sie verstanden und demonstriert wird — beseitigt effektiv die Auswirkungen von Fehlern. Die Entwicklung und Kraft geistiger Eigenschaften sind Faktoren, die die richtige Grundlage bilden, um der Öffentlichkeit erfolgreich dienen zu können.
Alle diese Punkte können für den Aufbau eines neuen Geschäfts ebenso wertvoll sein wie für die Entwicklung neuer Ideen innerhalb eines Betriebes, während er wächst. Und wenn man sieht, daß das Geschäft das Potential hat, sich beständig zu erneuern und Ideen zum Ausdruck zu bringen, wird man wirkungsvoll der Annahme begegnen, daß Aktivität zwar mit jugendlicher Kraft beginne, die weitere Entwicklung aber einen Bogen beschreibe, nach dessen Höhepunkt es bergab gehe.
Wahre Geschäftstätigkeit könnte, richtig betrachtet, als ein beständiger und unbehinderter Ausdruck der „Geburt“ bezeichnet werden — als die reguläre, frische Kundwerdung von Ideen. Der Prophet schreibt: „Sollte ich das Kind den Mutterschoß durchbrechen und nicht auch geboren werden lassen? spricht der Herr.“ Jes. 66:9.
Jede Idee, die durch göttliche Intelligenz und Liebe empfangen und motiviert wird, wird auch durch geistige Kraft hervorgebracht. Der Unternehmer, der Gottes Gegenwart versteht, kann seinen Mitmenschen auf einer von Gott inspirierten Grundlage dienen und sie segnen.
