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Geistige Vollständigkeit: ein wichtiger Punkt beim Heilen

Aus der Mai 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Beanspruchen Sie Ihre geistige Vollständigkeit — Ihre Weiblichkeit ebenso wie Ihre Männlichkeit? Dies ist ein wichtiger Punkt, der uns bei der Ausübung des christlich-wissenschaftlichen Heilens klar sein muß.

Wenn wir die Christliche Wissenschaft studieren und ihr gemäß leben, beginnen wir die Vater- und Mutterschaft Gottes besser zu verstehen. Wir sind nicht länger willens, uns als bloße Sterbliche zu betrachten, die danach streben, geistig zu werden, sondern erkennen, daß wir hier und jetzt die geistigen Ideen unseres Vater-Mutter Gottes sind. Wir akzeptieren nicht mehr, daß wir als Kind oder Lediger unvollständig sind oder daß wir, wenn wir verwitwet oder geschieden sind, unsere Vollständigkeit verloren haben. Unsere wahre Vollständigkeit ist in Gott begründet und kann nicht zersplittert werden.

Unser Sein umfaßt sowohl die Fülle der Männlichkeit wie die der Weiblichkeit. Wir besitzen Eigenschaften wie Stärke, Entschlossenheit, Weisheit, Herrschaft, aber auch Liebe, Zärtlichkeit, Friedfertigkeit und Ruhe.

Manchmal fällt es uns schwer, diese Tatsache in die Tat umzusetzen. Wir glauben vielleicht, daß uns Kameradschaft und innere Festigkeit oder Ausgeglichenheit fehle, daß wir einen Verlust erlitten hätten oder nur in einer Person des anderen Geschlechts Vollständigkeit finden könnten. Bisweilen müssen wir uns klarmachen, daß die Worte des Propheten Jesaja über Israel auch auf uns zutreffen: „Der dich gemacht hat, ist dein Mann — Herr Zebaoth heißt sein Name.“ Jes. 54:5. Manche mögen der Meinung sein, daß dieser Vers nur auf Frauen Bezug habe. Aber je mehr wir unser wahres Bewußtsein verstehen, um so deutlicher erkennen wir, daß Gott für alle sorgt; Er ist unsere Stärke; Seine Tätigkeit hört nie auf. Wir können unser völlig geistiges Wesen als Sein Bild und Gleichnis beanspruchen.

Verstehen wir die Bedeutung der Worte „Der dich gemacht hat, ist dein Mann“, dann haben wir einen Anhaltspunkt, wenn das Problem eines Patienten finanzieller Mangel zu sein scheint. Gottes Fürsorge kennt kein Auf und Ab; auch sorgt Er nicht für einige und läßt andere leer ausgehen. Jede Idee Gottes hat alles, was sie braucht, weil jede untrennbar mit Ihm verbunden ist. Auf der menschlichen Ebene nehmen wir diese Fürsorge durch geistige Erkenntnisse wahr, die uns der Christus vermittelt. Jeder Arbeiter im Weinberg erhält seinen „Silbergroschen zum Tagelohn“ Matth. 20:2. und ist zufrieden.

Gleicherweise schließen wir all die inspirierenden Eigenschaften ein, die in wahrer Männlichkeit und wahrer Weiblichkeit zum Ausdruck kommen. Wenn wir dies wissen, werden Vitalität, Erhabenheit, Macht und Kraft — verbunden mit Gnade, Lieblichkeit, Glückseligkeit, Verständnis, Ehrlichkeit und Freundlichkeit — wirklicher für uns. Mrs. Eddy sagt uns in ihrem Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit: „Die Vereinigung der männlichen und weiblichen Eigenschaften bildet Vollständigkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57. Wir beginnen, unsere Männlichkeit und Weiblichkeit im Bewußtsein zu beanspruchen. Wenn wir dies tun und unser wirkliches Sein verstehen, werden wir aus den sterblichen Annahmen von falschem dominierendem Verhalten herausgehoben — z. B. wenn ein Mann eine Frau beherrscht, ein Herr wie ein Tyrann seinem Diener gebietet oder die Betriebsleitung die Angestellten ungerecht kommandiert. Ferner befreit es uns von der falschen Vorstellung, wir seien von einer anderen Person abhängig — wie z. B. ein Mann von einer Frau und umgekehrt oder ein leidender Patient von einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft.

Durch diese geistige Erkenntnis bringen wir die ganze Vielfalt unserer Fähigkeiten und unseres Erbes als Söhne und Töchter Gottes zum Ausdruck. Wir widerlegen die falsche Behauptung, daß jemand begabt sei, wir aber aufgrund von Alter, Geschlecht, Abstammung, Schulbildung, Herkunft, Rasse oder gesellschaftlicher Stellung es nicht seien, und daß wir daher minderwertig, immer abhängig oder gehemmt seien und es uns an Geistigkeit mangele.

Wenn unser Wesen durch den Christus umgewandelt wird und wir unserem höchsten Begriff vom Leben gemäß zu leben beginnen, stellen wir fest, daß unser Vertrauen auf unsere geistige Vollständigkeit wächst. Wir werden von anderen korrekt behandelt, und wir geben die Annahme auf, wir würden unterdrückt oder seien anmaßend. Wenn wir uns unserer wahren geistigen Herrschaft bewußt sind, brauchen wir nicht zu kriechen oder das Gefühl zu haben, daß uns unser Recht verweigert worden sei. Wir erleben tatsächlich mehr von der Freiheit, die unser geistiges Geburtsrecht als Mensch Gottes ist. Die Attribute der Liebe und des Prinzips treten dann in unserem Leben immer mehr in Erscheinung.

Als ich z. B. zum Seelsorger der Christlichen Wissenschaft für Militärangehörige ernannt wurde, mußte ich siebzehn verschiedene Militäreinrichtungen besuchen. Bis auf eine waren alle fast ausschließlich für Männer, und ich war eine Frau!

Zuerst schien es unmöglich, auch nur einen Besuchstermin zu erhalten. Als ich jedoch an der Wahrheit über die geistige Vollständigkeit des Menschen festhielt, wurden mir beim Militär die Tore geöffnet, und Schwierigkeiten wurden überwunden. Neun Jahre lang konnte ich mit den Geistlichen anderer Glaubensgemeinschaften in militärischen Stützpunkten zusammentreffen und jene Frauen und Männer im Militärdienst seelsorgerisch betreuen, die die Christliche Wissenschaft als ihre Religion angegeben hatten.

Wir müssen zwar alle unser wahres „Alleinsein“ mit Gott begreifen lernen, aber für jemanden, der die Christliche Wissenschaft öffentlich ausübt, kann es besonders wertvoll sein, diesen Punkt zu verstehen. Unsere wahre Weiblichkeit ist schon jetzt in uns. Unsere wahre Männlichkeit ist schon jetzt in uns. Wenn wir unseren Ehepartner verlieren oder ein lebenslanger Freund oder ein Verwandter nicht mehr bei uns ist, mag plötzlich eine Welt für uns zusammenbrechen und die Leere sehr groß erscheinen. Der Ausüber wird dann beten und arbeiten, um zu erkennen, daß der Patient niemals die Freude verlieren kann, mit Gott allein zu sein, und der Kummer kann gestillt werden. Wir können alle beten und arbeiten, um in vollerem Maße die Freude zu erkennen, die uns zuteil wird, wenn wir mit Gott allein sind. Mrs. Eddy sagt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1901: „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit aller Dinge.“ Botschaft für 1901, S. 20.

In unserer Ausübung des christlich-wissenschaftlichen Heilens werden wir manchmal von Männern oder Frauen um Behandlung gebeten, die sich unvollständig und unbefriedigt fühlen und die auf der Hochschule, im Militär- oder Zivilleben mit der Versuchung ringen, sich auf voreheliche oder außereheliche geschlechtliche Beziehungen einzulassen.

Hier kommt uns ein Verständnis unserer wahren Vollständigkeit gut zustatten. Wir können den Patienten in ihrem Streben, ihr Einssein mit Gott zu erkennen, voller Barmherzigkeit zur Seite stehen. In unserem Gebet können wir uns weigern, dem Problem Wirklichkeit zu geben, und mit Nachdruck erklären, daß die Seele sündlos ist. Mit unerschütterlicher Treue zum göttlichen Prinzip und unbeirrbarem Vertrauen auf die erlösende Gnade Christi, der Wahrheit, können wir die Anstrengungen der Patienten wirksam unterstützen, bis das Gespenst der Versuchung machtlos zu Boden fällt und die Häupter in der strahlenden Freiheit der Reinheit und Unschuld hoch erhoben werden.

Hinter einem Problem, das einfach und unkompliziert zu sein scheint, verbirgt sich manchmal ein tieferes Problem — möglicherweise eine Versuchung, sich auf unmoralisches Verhalten einzulassen. Der Patient ist sich dessen vielleicht gar nicht bewußt. Einen Studenten, der von zu Hause weg im Ausland wohnte, beunruhigte es z. B., daß sein stark aufs Technische ausgerichteter Kurs völlig im Gegensatz zu seiner religiösen Erziehung und seinem religiösen Verständnis zu stehen schien. Nach einer schlaflosen Nacht fuhr er mit dem Fahrrad viele Kilometer zu einer Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft, wo er ziemlich erschöpft ankam.

Der Lehrer war ein im Christian Science Journal eingetragener Ausüber. Er hatte spät am Abend vorher einen Artikel in einem Herold der Christlichen Wissenschaft studiert, der dasselbe technische Thema auf metaphysische Weise behandelte. Der Lehrer und der Student besprachen das Problem vom Standpunkt seines wahren geistigen Status aus als Widerspiegelung des göttlichen Gemüts. Der Student wurde auf die folgenden Worte in Wissenschaft und Gesundheit hingewiesen: „Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswächst, über alles, was sterblich ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 195. Seine Besorgnis verschwand, als er einsah, daß sich seine Berufspläne doch nicht zerschlagen hatten.

Dann luden sie sein Fahrrad aufs Auto, und der Ausüber nahm den Studenten mit nach Hause, wo er eine kräftigende Mahlzeit erhielt. Nach dem Mittagessen kam das tiefer liegende Problem an die Oberfläche. Der Student erkannte, daß er versucht gewesen war, der Masse zu folgen und seine Reinheit zu verlieren. Auch dies wurde geheilt.

Ein andermal muß vielleicht jemandem die Last der Schuldgefühle genommen werden, die ihm eine üble Vergangenheit auferlegt hat. Der Ausüber, der für sich selbst die Unwirklichkeit der Annahme bewiesen hat, der Mensch sei unvollständig, wird sich kaum von dem falschen Glauben an Bestrafung und ewige Strafe niederdrücken lassen. Die Behandlung beruht auf Inspiration und befreit den Patienten aus seiner Knechtschaft. Seine wahre Identität wird aufgedeckt. Christus Jesus erkannte die Reue der Frau, die seine Füße mit ihren Tränen wusch; und sie wurde frei. Siehe Luk. 7:36—50. Er sagte zu dem Gichtbrüchigen: „ ... deine Sünden sind dir vergeben.“ Luk. 5:20.

In Ihrem Leben mögen viele Freundschaften kommen und gehen. Aber nichts kann Ihnen Ihre Vollständigkeit nehmen, wenn Sie gebetet und studiert, gelauscht und die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft akzeptiert und sich zu eigen gemacht haben. Die Kraft, die notwendig ist, um unbeirrbar an der Wahrheit des Seins festzuhalten, und das Erbarmen, das Sie brauchen, um zu erkennen, daß der Tröster bereits für Ihre Patienten sorgt, halten sich einander die Waage. Wenn Sie nach beidem streben, werden Sie frei sein und bei der heiligen Ausübung des christlich-wissenschaftlichen Heilens mehr Erfolg haben.

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