Ungefähr zwei Jahre lang kämpfte ich mit einer Situation im Büro, die äußerst schwierig und unfair zu sein schien. Aufgrund von Einschränkungen war mir die Arbeit zugewiesen worden, die normalerweise von zwei Personen getan wird. Es war nur als vorübergehende Maßnahme gedacht, und ich stellte fest, daß ich, wenn ich mich besonders anstrengte, den erhöhten Anforderungen für ein Weilchen nachkommen konnte. Doch als die Zeit verging und die Arbeit nicht abnahm, stand ich unter großem Druck.
In jeder Krise, die eintrat, betete ich gewissenhaft und wandte die Wahrheiten an, die ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte; ich hatte das ehrliche Verlangen, mein Verständnis von Fähigkeit, Stärke und Gerechtigkeit zu vergeistigen. Doch immer wieder glitt ich in das alte Fahrwasser zurück und versuchte, mit dem Problem auf menschliche Weise fertig zu werden. An einem Wochenende war ich nervlich völlig erschöpft; und als ich am Montag danach ins Büro kam, stellte ich fest, daß die Lage sich noch verschlimmert hatte. Ohne zu zögern, sagte ich dem Chef und dem ganzen Büro, daß ich kündige, und ging weg.
Später war ich über mein Verhalten entsetzt. Ich hatte diese Position acht Jahre lang innegehabt, mein Mann war zu der Zeit arbeitslos, und wir mußten drängende finanzielle Verpflichtungen erfüllen. In den folgenden Monaten übernahm ich Aushilfsbeschäftigungen. Das half in finanzieller Hinsicht etwas; es gab mir aber auch mehr Zeit, die Bibel und Mrs. Eddys Schriften zu studieren, um wirklich zu lernen, was wahre Beschäftigung bedeutet.
Ich verbrachte viele Mittagspausen in einem Leseraum der Christlichen Wissenschaft, und jede freie Minute widmete ich eifrig meiner Suche nach geistiger Wahrheit. Eine Erklärung, die sich als besonders hilfreich erwies, stammt aus Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes von Mary Baker Eddy (S. 232): „Der rechte Weg gewinnt das Wegrecht, nämlich das Recht auf den Weg der Wahrheit und Liebe, auf dem alle unsere Schulden beglichen werden, die Menschheit gesegnet und Gott verherrlicht wird.“
Ich begann zu verstehen, daß Gott mein wahrer Arbeitgeber war und ich den Wunsch hatte, Seine Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen, um die Menschheit zu segnen und Gott, nicht das Selbst, zu verherrlichen. Ich erkannte auch, daß ich dauernd, nicht vorübergehend, in Gottes Diensten stand. Folglich arbeitete ich, was auch immer ich menschlich gesehen tat — ob ich nun im Büro beschäftigt war, Auto fuhr oder das Haus putzte —, in jedem Augenblick für Gott und brachte Ihn zum Ausdruck. Ein Vers aus den Psalmen gab mir zusätzliche Gewißheit (68:20 — n. der engl. King-James-Ausgabe): „Gelobt sei der Herr, der uns täglich mit Wohltaten überhäuft.“ Mir wurde klar, daß ich kein Sterblicher war, der versuchte, in eine bestimmte materielle Position gebracht zu werden, in die er paßte. Vielmehr spiegelte mein wahres unsterbliches Wesen das göttliche wider — und das ist eine Tatsache, die, wenn sie verstanden und anerkannt wird, immer die entsprechende menschliche Berichtigung bewirkt.
Ich bekam schließlich eine Aushilfsstelle, in der ich Routinearbeit verrichten sollte. Doch unmittelbar darauf ergab es sich, daß die beruflichen Kenntnisse gebraucht wurden, die ich in meiner vorigen Vollbeschäftigung genutzt hatte, und man bat mich, die nächsten zwei Monate an einem bestimmten Projekt zu arbeiten. Während dieser Zeit sah ich mich weiterhin nach Arbeit bei anderen Firmen um; und als die zwei Monate vorüber waren, erhielt ich ein verlokkendes Angebot mit einem Gehalt, das weit über meinem bisherigen Einkommen lag. Zur selben Zeit schuf die Firma, für die ich die letzten zwei Monate gearbeitet hatte, eine neue Position, um mich als Mitarbeiterin behalten zu können, obwohl sie gerade eine allgemeine Einstellungssperre verhängt hatte.
Nun mußte ich mich für eine von zwei ausgezeichneten Arbeitsstellen entscheiden; beide boten ein sehr gutes Gehalt und andere Vorteile. Während der Zeit der Entscheidung, die ungefähr eine Woche dauerte, erwog ich das Für und Wider der beiden Angebote. Auch drängte mich jeder der beiden Arbeitgeber, die Stellung in seiner Firma zu akzeptieren. Erst als ich durch ein eingehenderes Studium erkannte, daß wir wahrhaftig in Gottes Diensten stehen und deshalb jede gute Eigenschaft, jede Gelegenheit und jeder Segen ein Zeichen von Gott und Seiner Liebe zu uns ist, war ich überzeugt, geführt zu werden. Das Gute ist weder begrenzt noch eingeschränkt, denn es ist ewiglich gegenwärtig und muß zum Ausdruck kommen.
Ich entschloß mich schließlich, bei der Firma zu bleiben, in der ich vorübergehend angestellt war. Als neue Aufgaben an mich herantraten, war ich manchmal versucht, mich von den Anforderungen überwältigen zu lassen. Aber die Lektionen, die ich über wahre Beschäftigung gelernt hatte, führten mir labhaft vor Augen, daß der Mensch Intelligenz und Inspiration widerspiegelt und nie ihr persönlicher Urheber ist. Geistige Eigenschaften sind so unendlich wie unser Schöpfer. Deshalb und auch weil wahres Sein bedeutet, Gott selbst widerzuspiegeln, bringen wir diese Eigenschaften unbegrenzt zum Ausdruck. Ich bin für diese Erfahrung, das geistige Wachstum und die erneute Hingabe, die ich dadurch erlangt habe, zutiefst dankbar.
La Honda, Kalifornien, USA
