In einer denkwürdigen Szene in den Evangelien wird Jesus von den Jüngern gefragt: „Wer ist doch der Größte im Himmelreich?“ Seine Antwort beginnt mit einer Tat: „Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie.“ Dann erklärt er, daß man wie Kinder werden müsse, wenn man ins Himmelreich eintreten möchte; und er fügt hinzu: „Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ Matth. 18:1–5. Im Lichte dieser Aussage gewinnen die ersten Worte des Artikels XX im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy eine besondere Bedeutung: „Schüler können in den Sonntagsschulklassen irgendeiner Kirche Christi, Wissenschafter, bis zum Alter von zwanzig Jahren aufgenommen ... werden ...“
Mrs. Eddys Erklärung wirft einige wichtige Fragen auf:
Wie bereit sind wir, diese jungen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „aufzunehmen“?
Was finden sie vor, wenn sie kommen?
Ist die Atmosphäre unserer Zweigkirche, einschließlich der Sonntagsschule, anziehend, und lädt sie zum Lernen ein?
Sind wir bereit, mit ihnen und von ihnen mehr über das wahre Wesen Gottes und des Menschen zu lernen?
Fördern wir in uns selbst die echte Kindhaftigkeit, die den Christus, die Wahrheit, bereitwillig aufnimmt?
Wenn die Zweigkirchen oder Vereinigungen die Schüler mit Liebe aufnehmen und ihnen praktische Unterweisungen geben, folgen sie Jesu eigenem, unmißverständlichem Beispiel. Siehe z. B. Mark. 9:33–37 und Mark. 10:13–16. Als unsere Gründerin, Mrs. Eddy, die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule als Teil Der Mutterkirche und jeder Zweigkirche Christi, Wissenschafter, einführte, folgte sie im Grunde Jesu Beispiel; sie hat „ein Kind“ genommen und es in unsere Mitte gestellt. Sie hat es uns ermöglicht, mehr von dem Christus, der Wahrheit, aufzunehmen, und zwar dadurch, daß wir die Kinder aufnehmen und uns der starken geistigen Kindhaftigkeit des Menschen in höherem Maße bewußt werden. Dieses Aufnehmen und Bewußtwerden stellt für jede Kirche eine Kraft dar. Dadurch, daß wir mit den Kindern lernen, vertieft sich unsere Geistigkeit, und unsere Kirchen finden Erneuerung. Dieses Kind in unserer Mitte mahnt uns, unser Verständnis von der Christlichen Wissenschaft, von Gott und dem Menschen beständig frisch zu erhalten und es wachsen zu lassen.
Neue grüne Blätter bringen dem Baum frisches Wachstum. Ohne die Blätter kann der Baum nicht wachsen. Ohne den Baum gäbe es keine Blätter. Dies veranschaulicht, daß wir alle einander brauchen, ob wir nun Erwachsene sind, die die Christliche Wissenschaft seit vielen Jahren studieren und anwenden, oder Kinder, die ihre ersten Schritte auf dem Wege mit Gott machen. Es geht um unser individuelles geistiges Wachstum und um die Kraft unserer Kirchen.
Wir können die Sonntagsschule als eine besondere Treuhandgabe ansehen, die der Kirche anvertraut ist. An dem äußeren Zustand der Sonntagsschule kann man erkennen, inwieweit die Kirchenmitglieder gegenwärtig dieser Verantwortung gerecht werden. Die Sonntagsschule sollte soviel wie möglich die ausgezeichnete Fürsorge widerspiegeln, die Gott Seinen Kindern zuteil werden läßt. Die Tätigkeit und der Fortschritt der Sonntagsschule hängen also direkt von der geistigen Kindhaftigkeit unseres eigenen Denkens ab, von unserer Liebe zu Gott als dem wahren Vater und der wahren Mutter und von unserer Bereitwilligkeit, immer mehr darüber zu lernen, was geistige Kindschaft bedeutet.
In dem Maße, wie ein Kirchenmitglied allein schon für die Kindhaftigkeit des Seins aufrichtig dankbar ist und dies zum Ausdruck bringt, befindet es sich in Einklang mit dem göttlichen Gesetz der Anziehung und des Wachstums. Es fühlt sich zur Sonntagsschularbeit hingezogen, und dann ist auch seine Kirche ein Anziehungspunkt für junge Menschen.
Gut! Aber wie machen wir das?
Um einen neuen Anfang zu finden, können wir beten, daß wir selbst eine tiefere geistige Demut erlangen und die Kinder mit größerer Bereitwilligkeit aufnehmen mögen. Wir können zuversichtlich wissen, daß jedes Kind danach verlangt, mit der Wahrheit des Seins gespeist zu werden, und daß es die überströmende Liebe Gottes zu Seiner Idee, dem Menschen, fühlen wird. Keine Macht der Welt kann der göttlichen Anziehung ihre heilende und erleuchtende Wirkung nehmen.
Wir können der Interesselosigkeit, dem Rückgang der Besucherzahl oder dem tückischen Gedankentrend, die Sonntagsschule sei vielleicht altmodisch und überflüssig, furchtlos entgegentreten und sie zerstören.
Die Sonntagsschule ist Gottes Vorkehrung sowohl für die Kinder als auch für die sorgsame Pflege des gottgleichen Kindes in uns selbst. Jeder willige Christliche Wissenschafter kann diese Tätigkeit durch spezifisches Gebet unterstützen, besonders aber durch seine ständige Bereitschaft, mehr von der Freude zu erfahren, die damit verbunden ist, wenn man die Kinder so aufnimmt, wie Christus Jesus es tat.
Der Sonntagsschulvorsteher einer Kirche in der Schweiz schreibt: „Wenn wir die glücklichen und interessierten Gesichter der Kinder beobachten, die unsere Sonntagsschule besuchen, dann dürfen wir dankbar feststellen, daß sie nicht kommen müssen, sondern mit Freude unseren Unterricht besuchen. Daß wir dabei keine menschlichen Mittel anwenden, um sie anzuziehen, beweist, daß die Christliche Wissenschaft die einfachen Wahrheiten lehrt, die die Kinder verstehen und auf denen sie während der Woche und im späteren Leben bauen können. Die Erkenntnis der praktischen Wirkung der göttlichen Wahrheit im Schüler immer klarer zur Entfaltung zu bringen ist die herrliche Aufgabe der Sonntagsschullehrer, die sie auch mit großer Hingabe erfüllen. Es ist die Angelegenheit der ganzen Mitgliedschaft, mit ihrer Hingabe dahin zu arbeiten, daß die Anziehung der göttlichen Wahrheit und Liebe, die unsere Lehrer und Schüler in lebendiger Weise demonstrieren, auch in einer wachsenden Sonntagsschule zum Ausdruck kommt!“
Genau das tat eine Zweigkirche in den Vereinigten Staaten. Als die Mitglieder die Möglichkeit neuen Wachstums akzeptierten und in vollerem Maße anerkannten, daß der Pastor Die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy (siehe Handb., Art. XIV Abschn. 1). der Christlichen Wissenschaft für die Sonntagsschule sorgt und sie speist, wiesen sie aktiv jede Entschuldigung für mangelhaftes Wachstum zurück. Das Ergebnis war ein sichtbares Anwachsen der Besucherzahl — aber dies wurde durch spezifisches Gebet erreicht und durch eine größere Bereitschaft, die Kinder in ihrer Mitte aufzunehmen.
