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Mit Engelzungen

Aus der August 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Liebe, Gott, ist das Prinzip der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns). Liebe verleiht dieser Wissenschaft ihre Lebenskraft und Macht; ohne sie gäbe es keine Christliche Wissenschaft. Der Buchstabe dieser Wissenschaft kann ohne Liebe nicht bewiesen werden, und jeder Versuch, sie ohne Liebe auszuüben, wäre vergeblich und äußerste Selbsttäuschung.

Paulus beschrieb das so: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.“ 1. Kor. 13:1.

Zuweilen mögen wir davon überzeugt sein, daß wir mit Engelzungen reden, entdecken aber dann, daß wir unsere Worte bloß mißbrauchen, um eine selbstgerechte Haltung zu verteidigen, der wir noch nicht entwachsen sind. Nichtüberwundene Materialität, die durch Eigenliebe und Selbstrechtfertigung gepflegt wird, bietet eine Grundlage, von der aus der tierische Magnetismus, die Stimme der Schlange, angeblich sprechen kann.

Das entdeckte ich eines Tages, als ich auf einer belebten Schnellstraße fuhr. Unmut und Verdruß wegen des Verhaltens eines Freundes begannen sich in meinem Denken breitzumachen. „Ist er nicht unfreundlich, ungerecht und undankbar gewesen?“ Und dann kam, was ich in jenem Augenblick für eine gute, schnelle, wissenschaftliche Abweisung der Situation hielt. „Nun gut, das ist sein Problem!“

Es war eine vertraute Erklärung; ich hatte sie schon früher benutzt, aber plötzlich klang sie seltsam und lieblos. Unmittelbar darauf hörte ich, als ob jemand über meine Schulter spräche, die Worte: „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe ... laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst ...!“

Als ich über diese Engelsbotschaft nachdachte, begann ich, meinen Gehorsam gegenüber Gott und die Verantwortung meinem Freund gegenüber in neuem Licht zu sehen. An jenem Abend studierte ich die Bibel, u. a. auch den ganzen Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja, der mein Denken berührt hatte: „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!“ Jes. 58:6. Stellen aus den Werken der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, trugen ebenfalls zur Läuterung meines Denkens bei. Besonders hilfreich war folgende herausfordernde Erklärung: „Wir sollten unsere Liebe zu Gott an unserer Liebe zum Menschen messen; und unser Verständnis von der Wissenschaft wird gemessen an unserem Gehorsam Gott gegenüber, indem wir das Gesetz der Liebe erfüllen, allen Gutes tun, allen innerhalb unseres Gedankenbereiches Wahrheit, Leben und Liebe mitteilen, soweit wir selbst sie widerspiegeln.“ Vermischte Schriften, S. 12.

Wenn ich „das Gesetz der Liebe erfüllen“ wollte, konnte ich da schlechte sterbliche Eigenschaften auf den Rücken meines Bruders abladen? Die aggressive Suggestion, daß Unfreundlichkeit und Undankbarkeit Neigungen des zu Gottes Gleichnis geschaffenen Menschen seien, hatte sich offensichtlich in mein Denken eingeschlichen wie eine räuberische Schlange, die Unterschlupf sucht. Der Gedanke „Das ist sein Problem!“ konnte weder ihren Eintritt verhindern noch sie vertreiben. Vielmehr bot er dem boshaften Eindringling Schutz und Hilfe in einer Sphäre der Selbsttäuschung.

„Die Weisheit Gottes, wie die Christliche Wissenschaft sie offenbart“, schreibt Mrs. Eddy, „treibt die Schlange aus ihrem Loch, packt sie und nimmt ihr den Stachel.“ Ebd., S. 210. Das göttliche Gemüt zeigte mir, wie ich diese Schlange packen und — was noch wichtiger ist — wie ich durch größere Liebe den Stachel, den Glauben an die Wirklichkeit ihrer Lüge, entfernen konnte. Unschöne Eigenschaften stammen nicht von Gott und können niemals zu Seiner Widerspiegelung, dem Menschen, gehören.

Empörung und Groll begannen angesichts eines erneuerten Begriffs von der Reinheit und Unschuld des Menschen dahinzuschmelzen. Ich empfand tiefes Erbarmen für meinen Freund. Ich erkannte, daß er und ich als Kinder desselben Vater-Mutter Gottes immerdar gegen das Gift böser Suggestionen immun waren. Der Stachel war entfernt! Meine Heilung war vollständig!

Wenn wir unwissentlich materielle Auffassungen vom Menschen in unserem Bewußtsein beherbergen, stören wir die Entfaltung und Demonstration des Christus oder des wahren Menschen. Mit anderen Worten, in dem Maße, wie wir versäumen, den vollkommenen Menschen zu sehen, gelingt es uns auch nicht, der vollkommene Mensch zu sein. Christus Jesus sagte: „ ... das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Luk. 17:21 [Fußnote]. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, erklärt: „Wisset denn, daß ihr unumschränkte Macht besitzt, recht zu denken und zu handeln, und daß nichts euch dieses Erbes berauben und gegen die Liebe verstoßen kann.“ Kanzel und Presse, S. 3.

„ ... Wir aber haben Christi Sinn“ 1. Kor. 2:16., erklärt uns Paulus. Es ist der Christus in uns, der die Natur und den Zustand unseres Nächsten richtig beurteilt. Mit diesem Gemüt Christi, dieser Intelligenz der Liebe, suchen wir in unserem Mitmenschen nach jeder gottähnlichen Eigenschaft, und zwar gerade da, wo das sterbliche Gemüt uns das Gegenteil einflüstert; diese Eigenschaften lieben und schätzen wir. Mit christlichem Erbarmen trennen wir das Böse vom menschlichen Charakter in dem Wissen, daß es unwirklich und weder der Furcht noch der Verachtung würdig ist.

Wenn wir uns bemühen, dem Gesetz der Liebe gehorsamer zu sein, sehen wir dem Tag entgegen, wo unsere Worte das Wesen Christi deutlicher zum Ausdruck bringen, wo wir zu allen — selbst zu denen, die sich unsere Feinde nennen — mit Engelzungen reden.

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