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Organisation — für wen?

Aus der August 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Den folgenden Bericht reichte die Verfasserin, eine Studentin, mit der Bemerkung ein: Ich unterbreite dies im Geiste von Mrs. Eddys Forderung, „... daß Ihr, Schüler ihrer Schüler, die Ihr so vorzügliche Briefe an sie schreibt, es Euch hinfort zur Regel macht, sie an die Herausgeber des Christian Science Journals zur Veröffentlichung zu schicken und so uns allen die Freude zu bereiten, von Euch zu hören” Vermischte Schriften, S. 155..

Als ich mich um Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft bewarb, begann für mich eine Art mentaler Revolution.

Ich war schon immer gegen Organisation eingestellt gewesen. Niemals beteiligte ich mich an Komitees oder an der Schülervertretung; und als das einzige Kind in einer Familie, die oft umzog, war ich es gewohnt, selbständig zu arbeiten. Lange glaubte ich sogar, die Christliche Wissenschaft sei u. a. deshalb so ansprechend, weil sie, wie ich meinte, an keine menschliche Organisation gebunden war.

Folgender Satz aus der Broschüre „Das Kirchenhandbuch — eine Quelle der Kraft“ brachte mein Denken in Bewegung: „Gleichgültigkeit gegenüber der Organisation zeigt an, daß wir glauben, wir schätzten die Heilige Schrift und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft hoch ein, daß wir aber die Disziplin ablehnen, die ihre Lehren durch die Regeln und Satzungen des Handbuchs von uns fordern.“ Blanche Hersey Hogue, „Das Kirchenhandbuch”, in „Das Kirchenhandbuch — eine Quelle der Kraft” (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1974), S. 35.

Hatte ich das getan? Schon der Gedanke entsetzte mich. Mir wurde klar, daß einige Aspekte der Organisation nicht immer Freude bereiten, daß sie oft schwierig sind und viel Selbstdisziplin verlangen. Durch meine Bewerbung um Teilnahme am Klassenunterricht erkannte ich bis zu einem gewissen Grade an, daß ich diese Schwierigkeiten überwinden mußte, wenn ich den höheren Lohn, nämlich individuelles und kollektives Wachstum, erzielen wollte. Mrs. Eddy schreibt: „Was kann die Unendlichkeit ergründen! Wie sollen wir Ihn erklären, bis wir, um mit den Worten des Apostels zu reden„ alle hinankommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi'?” Wissenschaft und Gesundheit, S. 519. Ich stellte fest, daß der Apostel nicht sagt, bis du hinankommst zur Einheit des Glaubens, sondern bis wir hinankommen. Es handelt sich also keineswegs um einen in der Abgeschiedenheit stattfindenden Vorgang, sondern ganz ohne Zweifel um einen kollektiven Vorgang.

Mein Denken war bereit, es mit den Anforderungen der Organisation aufzunehmen, und ich sah, wie die Erfahrung mich sanft dorthin geführt hatte. Um Klassenunterricht hatte ich mich von einem anderen Land aus beworben, wo ich die einzige Christliche Wissenschafterin in der Gegend war. Dort war ich an keine formelle Kirchentätigkeit gebunden, las aber jeden Tag die Lektionspredigt Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft.. Diese Zeit des einsamen Studiums führte mich jedoch zu einer lebenslangen Gemeinschaft mit einer Schülervereinigung.

Während des Klassenunterrichts lernte ich, wieviel Freude es bereitet, mit anderen zusammenzuarbeiten. Im Jahr darauf entfaltete sich die bis dahin praktisch untätige christlich-wissenschaftliche Vereinigung an meiner Hochschule zu einer starken und von Leben erfüllten Gruppe. Enge Freundschaften entwickelten sich zwischen Mitgliedern mit unterschiedlichen Auffassungen.

Im Frühjahr ging ich nach Europa, wo ich bei einer kleinen Gruppe von Studenten wohnte, mit denen ich Freundschaften schloß, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Meine Einstellung zu Problemen änderte sich. Ich begegnete ihnen mit Freude und wußte, daß alle durch ein besseres Verständnis von Gott gelöst würden. Es war eine wundervolle Lektion.

Aber das war nicht alles, was ich lernte. Ich sah auch, wie es auf die Kirche anzuwenden war. Zur Jahresversammlung in Der Mutterkirche kehrte ich nach Hause zurück und zog mir am Strand einen schweren Sonnenbrand zu. Dennoch nahm ich am darauffolgenden Tag meinen Platz auf der zweiten Empore im Erweiterungsbau Der Mutterkirche ein, um an einer Versammlung teilzunehmen, die der Inspiration diente. Plötzlich war ich von der Menge der Menschen, die neben mir und unter mir saßen, überwältigt! Schon oft hatte ich eine Abneigung gegen Menschenmengen verspürt, weil mir schien, daß der einzelne in der Menge seine Individualität zugunsten einer schwer beschreibbaren, unpersönlichen Wesenheit aufgibt, die sich „Gruppe” nennt. Alles um mich her begann sich zu drehen, und ich fühlte mich der Ohnmacht nahe. Ich verließ meinen Platz und zog mich in einen kleinen Raum zurück, wo ich mich auf den Boden legte und mir die nächste Ansprache über den Lautsprecher anhörte.

Mit einem Mal spürte ich die Liebe all der Leute, die um mich herum gewesen waren. Der Ordner bot sich an, einen Ausüber oder eine Pflegerin der Christlichen Wissenschaft zu rufen, doch ich lehnte ab. Ich fühlte mich von all den Menschen unterstützt, die in der Versammlung zuhörten, jeder für sich ein Ausüber. Wir waren durch einen Glauben an Gott verbunden, durch die heilende Wahrheit und durch unser Bemühen, einander zu helfen, den Mittelpunkt unseres Seins zu finden, nämlich Gott. Die Unterstützung, die ich spürte, war wunderbar, herzlich, tröstend und stärkend. Nach wenigen Minuten erhob ich mich und nahm wieder meinen Platz auf der Empore ein. Ich war von dem Schwindelanfall geheilt; doch wichtiger war, daß ich auch von meiner Abneigung gegen die Kirchenorganisation geheilt war.

Für die Erkenntnis, daß „Einheit des Glaubens“ sowohl ein freudiger wie auch ein notwendiger Teil unserer Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist, bin ich tief dankbar.

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