Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Christliche Wissenschafter: wissenschaftlich christliche Heiler

Aus der Januar 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich bin in einer Familie von Christlichen Wissenschaftern aufgewachsen, und ich erinnere mich, daß ich als Kind oft bestürzt war, wenn ich hörte, wie Bekannte die Christlichen Wissenschafter als „jene Leute“ bezeichneten, „die nicht an Ärzte glauben“. Bei solch einer Beschreibung hatte ich ein unbehagliches Gefühl. Mit Ausnahme meiner Freunde in der Kirche schienen alle Leute, mit denen ich in Kontakt kam, davon überzeugt zu sein, daß normale menschliche Wesen ihre Gesundheitsfürsorge in die Hand der Ärzte legen. Sie hielten es für verantwortungslos, wenn man im Krankheitsfalle nicht zum Arzt ging.

Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß diese negative Beschreibung von Christlichen Wissenschaftern nicht sehr nützlich ist, ja daß sie sogar unbeabsichtigterweise irreführt. Warum das so ist, möchte ich im folgenden erklären.

Die Christlichen Wissenschafter respektieren die humanitären Motive der Ärzte. Wenn nun eine ärztliche Untersuchung gesetzlich vorgeschrieben ist und dem einzelnen nicht aus religiösen Gründen eine rechtliche Sonderstellung eingeräumt wird, befolgen die Christlichen Wissenschafter das Gesetz in Übereinstimmung mit Jesu Anweisung „gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!“  Mark. 12:17. Gleichwohl ist die rechtliche Befreiung von ärztlichen Untersuchungen heutzutage nicht ungewöhnlich, und Christliche Wissenschafter betrachten sie als eine wichtige Garantie der Glaubensfreiheit, besonders in den Fällen, wo es sich nicht um ansteckende Krankheiten handelt.

Ein größerer Fehler in der öffentlichen Meinung über die Christlichen Wissenschafter ist, daß die göttliche heilende Energie des wissenschaftlichen Gebets einfach außer Betracht gelassen wird. Diese Energie ist die mächtigste Kraft zum Guten, die die Menschheit je gekannt hat. Letzten Endes ist Gottes Macht die einzige Macht.

Ein Grund, warum Christliche Wissenschafter, die ihre Religion im täglichen Leben anwenden, in ihrer Gesundheitsfürsorge nicht der Medizin folgen, ist der, daß ihnen schon so viele Male bewiesen wurde, daß Gesundheit nicht von der Materie abhängt, sondern ein Gesetz Gottes ist, das Sein geistiges Ebenbild, den wirklichen Menschen, stets regiert. Sie beten systematisch, um diese göttliche Gesetz zu demonstrieren, und auf diese Weise entscheiden sie sich freudig, wissenschaftlich christliche Heiler zu sein. Wenn sie nicht in der Lage sind, ein Problem durch eigenes Gebet zu lösen, bitten sie einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr’istjən s’aiəns) um Hilfe, d. h. jemanden, der sein Leben der Heilung anderer durch Gebet widmet. Doch die Entscheidung, sich auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen oder einen andren Weg zu wählen, bleibt immer dem einzelnen überlassen.

Sich um Heilung auf Gebet zu verlassen bedeutet nicht, daß man die praktischen Bedürfnisse der Kranken nicht beachtet. Ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger wie auch Sanatorien und Pflegeheime für Christliche Wissenschafter stehen mit ihren Diensten zur Verfügung und sorgen auf nichtmedizinische Weise liebevoll für die körperlichen Bedürfnisse der Patienten. Das christlich-wissenschaftliche Pflegen ist ein wesentlicher Teil der heilenden Mission der Kirche. Der eigentliche Heilungsvorgang ist jedoch ein religiöses Geschehen.

Was ist christliches Heilen, und wie übt man es aus? Eine wesentliche Voraussetzung dieses Heilens ist, daß der Heiler die Kranken und Sündigen voller Erbarmen betrachtet; denn es ist die göttliche Liebe, die befreit. In einem bekannten Kirchenlied heißt es: „Folgend dem Gesetz der Güte ... hat uns Jesus klar gelehrt, wie man Leid und Kummer wehrt.“ Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 178. Der christliche Heiler lernt, selbstlose Liebe auszudrücken, was dazu beiträgt, seine eigenen Gedanken und die seiner Patienten über das Zeugnis der materiellen Sinne mit ihrer Disharmonie zu erheben und die Furcht zum Schweigen zu bringen. Dabei wird erkannt, daß die wahre Substanz des Menschen aus unwandelbaren geistigen Eigenschaften, und nicht aus veränderlichen materiellen Elementen besteht.

Beim christlichen Heilen wird Gott als der große Arzt angesehen. Und es gehört zum wissenschaftlichen Gebet, anzuerkennen und zu verstehen, daß der Mensch die vollkommene unkörperliche Widerspiegelung des einen vollkommenen liebenden Gottes ist. Dies schließt die Annahme aus, irgendein angebliches geheimnisvolles Eingreifen sei notwendig. Der Heiler hält sich an das Gebot des mosaischen Gesetzes: „Ihr sollt euch nicht wenden zu den Geisterbeschwörern und Zeichendeutern und sollt sie nicht befragen, daß ihr nicht an ihnen unrein werdet; ich bin der Herr, euer Gott.“ 3. Mose 19:31.

Der christliche Heiler betrachtet Gesundheit als normal, Krankheit als anomal. Statt die Vorstellung des Alten Testaments zu akzeptieren, daß Krankheit eine von Gott gesandte Strafe sei, verneint er die Macht und Wirklichkeit des unharmonischen materiellen Augenscheins. Er erkennt, daß Krankheit kein Bestandteil der unendlichen Ordnung der göttlichen Liebe, des Geistes, ist.

Die christlich-wissenschaftliche Behandlung ist sowohl vorbeugend als auch heilend. In der Tat erlangt das Vorbeugen eine zunehmende Bedeutung für die christliche Praxis, wenn man lernt, die Anweisung Mary Baker Eddys, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu folgen: „Rotte das Krankheitsbild aus dem verstörten Denken aus, ehe es in dem bewußten Gedanken, auch Körper genannt, greifbare Form angenommen hat, und du verhütest die Entwicklung von Krankheit.“Wissenschaft und Gesundheit, S. 400.

Ein charakteristisches Merkmal des christlichen Heilens ist, daß es nicht einfach die körperliche Gesundheit wiederherstellen oder eine erfolgreiche kostengünstige Therapie vermitteln soll. Vielmehr ist es der tiefere Zweck des Heilens in der Christlichen Wissenschaft, unsere Vergeistigung zu fördern. Wenn wir uns im täglichen Leben Gottes Gesetz unterordnen, werden als natürliches Ergebnis davon unsere menschlichen Bedürfnisse gestillt. Mrs. Eddy erkärt: „Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte.“ Obgleich Weckruf wichtig sind, um uns mental wach zu halten und uns auf dem zum Geist hinführenden Weg aufzumuntern, so erhält doch das christliche Heilen erst durch sein erlösendes Wesen seinen besonderen Wert für die Menschheit. Mrs. Eddy sagt weiter: „Was die Christliche Wissenschaft mit allem Nachdruck anstrebt, ist das Heilen von Sünde ...“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 2.

Die ersten Christen heilten sowohl Krankheit als auch Sünde durch Gebet. Dennoch können heutzutage zahlreiche Menschen viel eher den Gedanken akzeptieren, daß es möglich ist, Sünde durch geistige Methoden zu heilen, als auf diese Weise Krankheit zu heilen. Sie teilen wahrscheinlich den Vorbehalt vieler meiner Freunde, die etwa folgendermaßen argumentieren würden: „In biblischen Zeiten gab es noch nicht die medizinischen Einrichtungen, die wir heute haben, und vielleicht hat Gott Arzneimittel geschaffen, damit der Mensch sie gebrauche.“

Es stimmt zwar, daß es damals noch keine Kliniken gab, wie wir sie heute kennen. Die Priester und Ärzte des Altertums wandten jedoch Formen medizinischer Behandlung an. Forschungen haben ergeben, daß in den frühen Kulturen des Vorderen Orients verschiedene Arznei- und Rezeptbücher existierten und daß eine Anzahl von Kräutern und anderen Stoffen im Gebiet von Palästina zu Heilzwecken benutzt wurde. Siehe The Interpreter’s Dictionary of the Bible (New York: Abingdon Press, 1962), Bd. 2, S. 548, und Bd. 3, S. 331–334. Trotz dieser Tatsache werden Arzneimittel in der Bibel, besonders im Neuen Testament, bemerkenswert selten erwähnt.

Wir lesen, daß Jesus einen Brei aus Lehm und Speichel auf die Augen eines Blinden legte. Siehe Joh. 9:6. Diese Handlung wird aber von Bibelforschern im allgemeinen als symbolisch gedeutet. Wir lesen ferner, daß Jesus bei der Kreuzigung ein Beruhigungsmittel (ein Gemisch aus Wein und Myrrhe) angeboten wurde, „aber er nahm’s nicht“  Mark. 15:23.. Mrs. Eddy weist auf folgendes hin: „Hätte Gott Arzneien für medizinischen Gebrauch erschaffen, dann würden Jesus und seine Jünger sie angewandt und für diesen Zweck genannt haben, denn er kam, um, den Willen des Vaters‘ zu tun.“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1901, S. 18.

Die eigentliche Frage muß aber nicht zwischen denen, die zum Arzt gehen, und denen, die nicht zum Arzt gehen, ausgefochten werden. Sie muß in unserem eigenen Bewußtsein geklärt werden, wo die irrige Annahme, daß Leben und Intelligenz sich in der Materie befänden, in dem Verhältnis ins Wanken gerät, wie die geistige Tatsache, daß alles von Gott, Geist, erschaffen ist, augenscheinlich wird.

Die Christlichen Wissenschafter beten, um Gottes Allheit und die Beziehung des Menschen zu Ihm — zu dem einen allmächtigen und liebenden Gott — immer klarer zu verstehen. Solcher Fortschritt verlangt die ständige Vergeistigung des Denkens und eine gleichzeitig nachlassende Abhängigkeit von der Materialität. Er verlangt größere selbstlose Liebe, die sich in dem inbrünstigen Wunsch ausdrückt, daß Gottes Wille geschehen möge. Ferner verlangt dieser Fortschritt Demut und Geduld und schließlich ein unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Fähigkeit, die ganze Menschheit zu segnen.

Wie kann man also die Christlichen Wissenschafter richtig beschreiben? Als christliche Schüler — wissenschaftlich christliche Heiler —, weil sie nach geistiger Wiedergeburt streben und sich bemühen, die ewigen göttlichen Gesetze der Gesundheit, Vollständigkeit und selbstlosen Liebe zu beweisen, die Christus Jesus so vorbildlich demonstrierte.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1986

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.