Zu wissen, daß Sie von dem Vater geliebt und umsorgt werden — dieser Freude kommt nichts gleich! Wenn wir wissen — wenn wir wirklich wissen —, daß Gott uns beisteht, dann sind wir frei. Wir fühlen uns von all den irdischen Mühen und Sorgen der menschlichen Existenz nicht länger ganz und gar in Anspruch genommen. Derartige geistige Freiheit ermöglicht es uns, für Gott und die Menschen mehr zu tun, und zwar in einer Weise, die wirklich zählt.
Gottes Segen zu erfahren ist etwas Wunderbares; er entfaltet sich ständig. In dem Maße nämlich, wie wir zu verstehen beginnen, daß unser Vater allen Seinen Kindern Seine Güte reich und unparteiisch schenkt, entdecken wir, daß die Segnungen, die wir erhalten, uns tatsächlich veranlassen, andere zu segnen. Gottes Segen kommt nicht einfach an unsere eigene Türschwelle, um sich dort niederzulassen. Er muß in unsere Herzen aufgenommen und weitergegeben werden.
Mrs. Eddy nimmt auf die biblischen Berichte Bezug, denen zufolge Christus Jesus Tausende mit Nahrung speiste, die normalerweise nur für eine Handvoll Menschen ausgereicht hätte Siehe Matth. 14:15–21; 15:32–38., wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit schreibt: „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es an den Broten und Fischen zeigte — da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 206.
Einige mögen allerdings fragen, wie jemand behaupten könne, daß Gottes Güte alle Seine Kinder gleichermaßen, nämlich im Überfluß erreicht, wenn, menschlich gesehen, so viel für das Gegenteil spricht. In jeder Gesellschaft scheint es Menschen zu geben, die mehr als die anderen haben; und in einigen Gebieten der Welt gibt es Menschen, die buchstäblich nichts haben, nicht einmal das zum menschlichen Leben unabdingbar Notwendige.
Doch um Segnungen richtig zu zählen, braucht man ein Verfahren, das das Gute nicht allein mit materiellen Maßstäben mißt. Materiellen Berechnungen zufolge wären die wenigen Brote und Fische, die man Jesus gebracht hatte, sicherlich sofort verzehrt worden. Ohne Zweifel wären viele Menschen hungrig geblieben, und es hätte nicht Tausende gegeben, die völlig gesättigt worden waren.
Die unendliche Berechnung des unendlichen Geistes offenbart jedoch eine andere Methode, das Gute zu bemessen. Sie legt die geistige Tatsache dar, daß sich das Gute dem individuellen Bewußtsein ununterbrochen entfaltet. Und sie bekräftigt, daß überall dort, wo der Christus das Denken darauf vorbereitet hat, diese Wahrheit anzunehmen, das geistige Gesetz die materiellen Umstände in jedem einzelnen Fall beherrscht, denn das geistige Gesetz der Fülle gründet sich fest darauf, daß „Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist“.
Die klare Erkenntnis, daß das Gute in Wahrheit niemals materiell, sondern immer geistig ist, wie die Christliche Wissenschaft lehrt, macht unser Denken für die Möglichkeit aufgeschlossen, daß sich alle das unendliche Gute tatsächlich zunutze machen können. Durch Gebet und geistiges Wahrnehmungsvermögen wird dieses Gute zuerst individuell in Form der Christuseigenschaften erfaßt, die unser eigenes Denken und Leben erheben, läutern und veredeln, so daß wir den Menschen als das vollkommene Ebenbild Gottes sehen. Diese geistige Schau göttlicher Realität hat heilende Kraft. Und das Leben eines in dieser Weise mit geistigem Frieden, geistiger Reinheit, Freude und Liebe im Übermaß gesegneten Menschen hat einen ausgesprochen segensreichen Einfluß auf das Leben anderer. Ein solches Leben zeugt von der Kraft des unbegrenzten Guten und seiner praktischen Demonstration im menschlichen Leben.
In dem Maße, wie wir uns geistige Fähigkeiten zu eigen machen und sie konsequent betätigen, nehmen sie in unserer Erfahrung in einer Weise sichtbar Gestalt an, die unseren derzeitigen Bedürfnissen entspricht. Sicher kannte Jesus die Macht geistiger Liebe und geistigen Friedens, und diese Eigenschaften ließ er seinen Nachfolgern in reichem Maße zukommen. Ohne Zweifel wurden viele Herzen zufriedengestellt. Und als die Menschen Hunger hatten, erwies sich die Christuskraft als durchaus praktisch; Jesus konnte die Menschen mit dem versorgen, was notwendig war, um ihre Mägen zu füllen. Dadurch bewies er, daß wir, wenn wir das Gesetz Gottes im Gebet anwenden, um menschliche Bedürfnisse zu stillen, zu der Erkenntnis erwachen, daß die Gottheit für uns niemals unerreichbar ist, sondern daß Gott uns mit der zärtlichen Fürsorge eines alliebenden Vaters umfängt. Diese universale, heilende Tätigkeit des Christus, der Wahrheit, kann heute auf die Probleme unserer Welt angewandt werden — und sie wird zu Lösungen führen —, wenn wir unser Leben allen unseren Mitmenschen auf der Welt zueignen und nicht nur für uns selbst leben.
Wir sind von Gott gesegnet — jeder von uns. Und Wissenschaft und Gesundheit gibt dem zentralen Gedanken, wie dieser Segen in seiner ganzen Weite verwirklicht werden kann, folgendermaßen Ausdruck: „Die geistig Reichen helfen den Armen in einer großen Brüderschaft, und alle haben dasselbe Prinzip oder denselben Vater; und gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigene Gute in dem des anderen sucht.“ Ebd., S. 518.