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Christlich-wissenschaftliches Pflegen aus der Sicht eines Patienten

Aus der Oktober 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy das Wort Engel folgendermaßen: „Engel sind Vertreter Gottes. Diese aufwärtsschwebenden Wesen führen niemals zum Selbst, zur Sünde oder zur Mateialität, sondern sie leiten uns zu dem göttlichen Prinzip alles Guten, dem jede wirkliche Individualität, jedes Bild oder Gleichnis Gottes zustrebt. Geben wir ernstlich auf diese geistigen Führer acht, dann verweilen sie bei uns, und wir beherbergen ‚ohne ... Wissen Engel‘. “ Wissenschaft und Gesundheit, S. 299.

Ich wurde mir der Gegenwart der Engel sehr bewußt, als ich zur Pflege in ein Pflegeheim der Christlichen Wissenschaft gehen mußte. Meine Familienangehörigen hatten zwar versucht, mich zu Hause zu pflegen, doch die starken Schmerzen und die zunehmende Schwäche machten dann einen Pflegeheimaufenthalt erforderlich.

Ich werde nie vergessen, mit wieviel Liebe und Zuversicht ich empfangen wurde. Einige Pflegerinnen und eine Leiterin erwarteten mich und geleiteten mich auf mein Zimmer. Nicht nur die glatten Bettlaken oder der linde Windhauch, der durch das geöffnete Fenster in das Zimmer strich, oder die gedämpften Stimmen auf den Gängen hatten etwas Beruhigendes für mich. Mich überwältigte vielmehr die Dankbarkeit, daß in diesem Heim jeder mein wahres geistiges Selbst anerkannte und meine aufrichtigen Bemühungen unterstützte, die geistige Herrschaft als Gottes Widerspiegelung zu beweisen. Dieses beglückende Gefühl des Trostes und der Geborgenheit ließ mich in einen erquickenden Schlaf fallen.

Die Pflegerinnen erschienen mir wie Engel. Ihre Liebe zu Gott hatte sie dazu bewegt, den Beruf christlich-wissenschaftlichen Pflegens zu ergreifen; durch ihre Hingabe zum geistigen Heilen konnten sie die Ausbildung beenden. Sie lernten nicht nur, die Kranken umsichtig zu pflegen, sondern auch ihre eigenen Gedanken zu disziplinieren, um auf Gott zu lauschen und Seine Kundwerdung zu sehen. Dieses geistige Bild steht in krassem Widerspruch zu dem besorgniserregenden Augenschein. Christlich-wissenschaftliche Pflegerinnen wissen aber, daß allein das wichtig ist, was Gott gemacht hat und was Gott sieht.

Eine Pflegerin hat gute Grundkenntnisse in der Metaphysik der Christlichen Wissenschaft. Sie versteht, daß Gott, der Allmächtige, Geist ist; daß Er den Menschen geschaffen hat, damit er Seine göttliche Substanz widerspiegele, damit er geistig und ewig sei. Sie weiß, daß christliche Eigenschaften den Schleier der Furcht und der Krankheit hinwegnehmen und die dem Menschen eigene Vollständigkeit und Reinheit enthüllen. Sie strebt danach, Christus Jesus nachzufolgen, und unterstützt gern den Heilungsprozeß. Mehr als einmal berichtet die Bibel, daß es Jesus „jammerte“ Siehe z. B. Matth. 9:36; Mark. 1:41.; auch Pflegerinnen geben dieser erbarmenden, heilenden Einstellung Ausdruck.

Mrs. Eddy schreibt: „Der Christliche Wissenschafter verfolgt unbeirrt seinen Weg... Seine Medizin ist Gemüt — das allmächtige und allgegenwärtige Gute. Seine ‚Hilfe kommt vom Herrn‘, der Leib und Gemüt, Kopf und Herz heilt, die Neigungen wandelt, die irregeleiteten Sinne erleuchtet und die Sünde und den sterblichen Sünder gleichermaßen kuriert. Gottes Heilmittel für die Kranken sind Verabreichungen von Seinem eigenen Wesen. Seine Heilweise ist ein Gegenmittel gegen die Leiden des sterblichen Gemüts und Körpers.“ Vermischte Schriften, S. 268.

Der Ausüber der Christlichen Wissenschaft, der für den Patienten betet und mit ihm arbeitet, hält nicht nur für sich den klaren Begriff der Allheit Gottes aufrecht, sondern er behandelt auch das Denken des Patienten, um ihn zu heilen. Pflegerinnen mischen sich nicht in diese Behandlung ein. Sie halten ihr eigenes Denken rein und umgeben den Patienten mit unterstützenden, tröstlichen Gedanken. Sie werden ganz natürlich durch ihre Arbeit gesegnet, denn sie erfordert die ununterbrochene Gemeinschaft mit der höchsten Quelle des Trostes, der göttlichen Liebe. Sie halten daran fest, daß Gott sie beide in Seiner Eigenschaft als Vater und Mutter zärtlich umgibt — den Patienten und sie selbst. Gottes Gegenwart schließt auch den Ausüber und die Familienangehörigen des Patienten ein, sowie das Gemeinwesen und die ganze Welt. Dieses Wissen trägt dazu bei, jede mit Furcht geladene Atmosphäre zu entspannen und die Fesseln des Materialismus zu lockern.

Sollte das Gefühl der Verantwortung oder der Anblick der Krankheitssymptome die Pflegerin überwältigen, so kann sie „unter dem Schirm des Höchsten“ Ps. 91:1. Zuflucht finden und sich an folgende Worte Mrs. Eddys erinnern: „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit aller Dinge.“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1901, S. 20. Mrs. Eddys Schriften zeigen uns, daß die geistige Wirklichkeit schön, freudig, rein, stark, vollständig, befriedigend, liebevoll und liebenswert ist.

Meine Heilung schritt nicht nur dank der christusgleichen Hilfe der Pflegerinnen schnell voran, sondern auch weil sie für mich ein Vorbild waren. Als ich erkannte, daß ihre Liebe zu Gott sie in allem leitete, wurde mir klar, daß dies auch mein Grundmotiv sein sollte.

Das Verlangen nach körperlichem Wohlbefinden oder nach der Wiederaufnahme eines normalen Lebens war einfach kein ausreichender Grund zur Heilung. Ich befand mich unter Menschen, die höhere Ziele verfolgten, und sie spornten mich nun an, geistig zu wachsen, und zwar sofort. Ich konnte keine Zeit mehr mit falschen Annahmen oder Gefühlen verschwenden, an die ich mich so gewöhnt hatte.

Während der langen Stunden, die ich allein war, fing ich mit dem mentalen Hausputz an. Die Ausüberin hatte mir gesagt, daß Schmerzen nichts anderes als starke, sterbliche Gefühle seien. Mrs. Eddy fragt uns: „Säubern wir die Gefilde des Gedankens, indem wir das schädliche Unkraut der Leidenschaft, der Bosheit, des Neides und Haders ausjäten? Räumen wir die kalten, harten Kiesel der Selbstsucht hinweg, decken wir die Geheimnisse der Sünde auf und reiben die verborgenen Edelsteine der Liebe wieder blank, damit ihre reine Vollkommenheit erscheine? Fühlen wir die Frühlingsfrische und den Sonnenschein eines erleuchteten Glaubens?“ Verm., S. 343.

Um bessere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, begann ich, Kirchenlieder zu singen. Wenn die Pflegerinnen kamen, um mich zu baden oder das Bett zu machen, stimmten sie in den Gesang mit ein. Oftmals las mir ein Pfleger oder eine Pflegerin aus der Bibel, aus den Schriften Mrs. Eddys oder aus einer Zeitschrift der Christlichen Wissenschaft vor. Ich bekam schmackhaftes Essen. Die Leiterinnen der verschiedenen Abteilungen sahen des öfteren nach mir. Auch die Ausüberin, die mich täglich im Sinne der Christlichen Wissenschaft behandelte, besuchte mich häufig; sie gab mir bestärkende geistige Wahrheitsgedanken und wies falsche Vorstellungen und Furcht zurecht. Ihre unerschütterliche Überzeugung wurde durch die innere Haltung der Pflegerinnen gestützt. Auch meine Familienangehörigen standen mir bei.

Gern würde ich berichten, daß sich mein physischer Zustand von Tag zu Tag besserte. Die Heilung kam aber auf andere Weise zustande. Obwohl mehr Disziplin in mein Denken einkehrte, so daß ich die Geistigkeit und Vollkommenheit des Menschen besser erfassen konnte, und meine Gefühle dadurch geläutert wurden, daß ich dankbar war, anderen vergab und tiefen Gram überwand, blieb meine körperliche Verfassung praktisch unverändert.

Eines Abends überwältigten mich Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit. Vor lauter Tränen sah ich nicht einmal die Pflegerin, die in mein Zimmer getreten war. Für jene liebe Pflegerin war dies ein Test. Aber sie war so inspiriert, daß sie offenbar genau wußte, was sie in meinem speziellen Fall tun mußte. Sie stützte die Hände in die Hüften und wies den Irrtum unnachsichtig zurück. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Ich war ganz erschüttert. Ich hatte Mitgefühl erwartet. Ich fragte mich: „Verhält sich eine Pflegerin so?“

Als ich so dasaß und innerlich bebte, erleuchtete plötzlich Verständnis mein Denken. Ja, in dem Augenblick und in der Situation hatte die Pflegerin genau richtig gehandelt. Sie war göttlich dazu geführt worden, den Irrtum energisch zu verurteilen, der sich meinem Denken aufdrängen wollte. Hatte ich nicht während dieser Wochen immer klarer mein wahres, geistiges Selbst erkannt, das von der Materie oder irgendwelchen sterblichen Annahmen völlig unberührt ist? Warum sollte ich beleidigt sein, wenn doch nur die Sterblichkeit zurechtgewiesen wurde? Hatte ich nicht die ganze Zeit über behauptet, daß sie keine Macht hat und ihre Ansprüche gegen mich unberechtigt sind? Die Pflegerin hatte in Übereinstimmung mit meinem höchsten Wirklichkeitsbegriff gehandelt und mir geholfen, meine Freiheit zu sichern.

Nun, ich stand auf. Ich spürte, daß sich in meinem Körper eine Änderung vollzog. Da ich mich nicht hatte ärztlich untersuchen lassen, wußte ich nicht, was sich veränderte. Ich wußte jedoch, daß die Heilung eingesetzt hatte. Was die Bibel über jene Frau berichtete, die Jesu Gewand in der Menge berührte, traf auch auf mich zu: „Sie fühlte am Leibe, daß sie von ihrer Plage geheilt war.“ Mark. 5:29. Am nächsten Tag hatte ich keine Schmerzen mehr. Nachdem ich mit der Heimleiterin gesprochen hatte, war sie damit einverstanden, daß die Pflegeausstattung entfernt wurde. Ich konnte mich bald selbst ankleiden und in den Speiseraum hinuntergehen. Innerhalb weniger Tage war ich wieder zu Hause, vollständig geheilt.

Wie dankbar können wir doch alle für die „Engelseigenschaften“ der christlich-wissenschaftlichen Pflegerinnen sein — nicht nur für den geduldigen Dienst des Gabriel, sondern auch für Michael, der das Schwert der Wahrheit führt! Siehe Wissenschaft und Gesundheit 566:30–567:3.

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