Einige Zeitgenossen haben festgestellt, daß die Medizin für viele Menschen fast die Bedeutung einer Religion für dieses Zeitalter der fortgeschrittenen Technologie bekommen hat. Nun gibt es ein Medikament, das seinen Benutzern angeblich eine besondere „Kommunion“ verspricht — eine Art „neuzeitliche“ Erlösung, für die man keine Opfer bringen muß.
Letztes Jahr berichtete ein führendes Nachrichtenmagazin über das Medikament MDMA, das auch „Ekstase“ genannt wird. Dieses Medikament hat angeblich die „Macht, Vertrauen unter den Menschen zu erwecken“ und ihnen ein Gefühl der „Euphorie, verstärkter Kraft und größerer Selbstachtung“ zu geben. Die scheinbaren Vorzüge des Medikaments haben einige Forscher zu dem Schluß veranlaßt, „daß die Welt besser aussehen würde, wenn jeder es einnähme“ Newsweek, 15. April 1985, S. 96..
Über diese Vermutung läßt sich natürlich streiten. Man könnte z. B. argumentieren: Wenn man den Menschen ausschließlich als mechanisches, biologisches Wesen betrachtet und versucht, seine Natur durch chemische und physikalische Mittel zu verändern, so kann das die Menschheit nur auf einen abwärts führenden Weg bringen — zurück zum Staub primitiverer Auffassungen vom Ursprung und Wesen des Menschen. Die Ansicht, daß der Mensch grundlegend eine organische Maschine sei, deren Körper und Gehirn sich physikalisch oder psychologisch so manipulieren lassen, daß sie zu einem besser funktionierenden und wertvolleren Objekt werden, läßt ganz gewiß die viel bedeutungsvolleren geistigen Tatsachen außer acht.
Genau genommen ist die tiefere Sehnsucht der Menschheit, die sie im Innersten ihres Herzens empfindet, niemals durch die Materie — auch nicht in deren angenehmsten Formen — wirklich befriedigt worden. Nur Gottes Christus, die erlösende Tätigkeit der Wahrheit, kann unsere Vorstellung von der Wirklichkeit dem Licht des unendlichen Geistes zuwenden und die Dunkelheit des sterblichen Daseins beseitigen.
Ganz gleich, wie verlockend, erregend oder erheiternd die Materie manchmal zu sein scheint, sie hat doch immer ihre Kehrseite, eine dunkle Kehrseite. Ja, nur durch Gegensätze wird die materielle Welt definiert — Gutes und Böses, Freude und Traurigkeit, Wahrheit und Lüge, Frieden und Streit, Liebe und Haß, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Aber die befreiende Wahrheit, die die Christusbotschaft dem menschlichen Bewußtsein bringt, enthüllt eine göttliche Einheit, eine großartige Einheit der Schöpfung, die ganz und gar geistig ist.
Die Wirklichkeit des Reiches Gottes offenbart sich nur in Güte, Freude, Wahrheit, Frieden und Liebe, Gesundheit und Leben — ohne irgendein Gegenteil. Wahre Erlösung erleben wir, wenn wir dieser Wirklichkeit unser Herz öffnen, Sünde bereuen und demütig beten, daß wir Gottes Willen gehorchen mögen. Wenn wir danach streben, dem Beispiel Christi Jesu zu folgen, und uns bemühen, unser Leben in Übereinstimmung mit der göttlichen Einheit der Güte Gottes zu bringen, lernen wir nach und nach, wer wir als Gottes reines Ebenbild, als Seine geistige Widerspiegelung, tatsächlich sind. Das Verständnis unseres wirklichen Wesens wandelt das Bewußtsein radikal um. Diese wirkliche Erlösung verändert die Grundlage des Denkens. Wenn man vorher darauf vertraute und glaubte, daß die Materie substantiell sei, vertraut man jetzt darauf und versteht, daß der göttliche Geist die einzige Substanz ist.
Materielle Versuche, das Leben neu zu ordnen oder den Charakter zu ändern, konzentrieren das Denken letzten Endes auf die Materie und begrenzen das Dasein auf die endliche Struktur der Sterblichkeit. Die Erlösung durch Christus, Wahrheit, eröffnet dem Denken das unbegrenzte Gute und gibt dem einzelnen die Freiheit, die Unsterblichkeit anzunehmen.
Die Bibel lehrt, daß der Weg zur Erlösung nicht kosten- und mühelos ist. Alles hat seinen Preis, man muß in der Gnade wachsen und die Materialität aufgeben. Auch wenn das Schlucken einer Pille vom einzelnen wenig fordert, so bringt es doch kaum Lohn. Man mag glauben, daß ein Medikament den sterblichen Bewußtseinszustand verändert, aber das Herz kann es nicht wirklich umwandeln. Ein angeblich veränderter sterblicher Bewußtseinszustand ist immer noch davon überzeugt, daß Sterblichkeit die Grundlage ist, glaubt immer noch, daß Leben und Intelligenz der Materie innewohnen, ist immer noch an die Endlichkeit gebunden und kennt noch immer nicht seine Sünden.
In einem Artikel mit der Überschrift „Die Wiedergeburt“ schreibt Mrs. Eddy ganz deutlich, welchen Preis wir für die Erlösung zahlen müssen: „Nichts außer der Vergeistigung, ja der höchsten Verchristlichung des Gedankens und Verlangens, kann die wahre Anschauung von Gott und der göttlichen Wissenschaft vermitteln, aus der Gesundheit, Glück und Heiligkeit hervorgehen.
Die Wiedergeburt ist nicht das Werk eines Augenblicks. Sie beginnt mit Augenblicken und dauert durch die Jahre fort; mit Augenblicken der Hingabe an Gott, des kindlichen Vertrauens und der freudigen Aufnahme des Guten; mit Augenblicken der Selbstverleugnung und der Selbsthingabe, der himmlischen Hoffnung und der geistigen Liebe.“
Diesen Preis, der von uns verlangt wird, müssen wir ganz freudig zahlen. Er ist nicht erdrückend und liegt nicht außerhalb unserer Möglichkeiten. Mrs. Eddy erklärt im nächsten Absatz des Artikels „Die Wiedergeburt“: „Welch ein glaubenerleuchteter Gedanke, daß die Sterblichen den ‚alten Menschen‘ ablegen können, bis der Mensch als das Bild des unendlichen Guten, das wir Gott nennen, erfunden wird und die volle Größe des Menschentums in Christus erscheint.“ Vermischte Schriften, S. 15.
Auch wenn ein Medikament angeblich „Freiheit“ verschafft, so ist die Materie doch ein erbarmungsloser Tyrann. Medikamente bringen keine Befreiung — keinen Weg aus Sünde und Sterblichkeit. Der Christus dagegen tut das.
Vielleicht kommt es dazu, während das technische Zeitalter voranschreitet, daß die Menschheit mehr und mehr zwischen Materie und Geist wählen muß, um Glück, Gesundheit und Erlösung zu finden. Je raffinierter die Materie in ihren Formen und Behauptungen wird, um so verlockender mag sie erscheinen. Doch Jesus sagte zu seinen Nachfolgern, daß sie nicht zwei Herren dienen können — Gott und dem Mammon, Geist und der Materie.
Was geschieht, wenn wir uns für den Geist entscheiden, ist klar. Jesu Worte an seine Jünger sprechen für unsere Welt heute eine deutliche Sprache. Er sagte: „Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Matth. 6:22.
