Einige Zeitgenossen haben festgestellt, daß die Medizin für viele Menschen fast die Bedeutung einer Religion für dieses Zeitalter der fortgeschrittenen Technologie bekommen hat. Nun gibt es ein Medikament, das seinen Benutzern angeblich eine besondere „Kommunion“ verspricht — eine Art „neuzeitliche“ Erlösung, für die man keine Opfer bringen muß.
Letztes Jahr berichtete ein führendes Nachrichtenmagazin über das Medikament MDMA, das auch „Ekstase“ genannt wird. Dieses Medikament hat angeblich die „Macht, Vertrauen unter den Menschen zu erwecken“ und ihnen ein Gefühl der „Euphorie, verstärkter Kraft und größerer Selbstachtung“ zu geben. Die scheinbaren Vorzüge des Medikaments haben einige Forscher zu dem Schluß veranlaßt, „daß die Welt besser aussehen würde, wenn jeder es einnähme“ Newsweek, 15. April 1985, S. 96..
Über diese Vermutung läßt sich natürlich streiten. Man könnte z. B. argumentieren: Wenn man den Menschen ausschließlich als mechanisches, biologisches Wesen betrachtet und versucht, seine Natur durch chemische und physikalische Mittel zu verändern, so kann das die Menschheit nur auf einen abwärts führenden Weg bringen — zurück zum Staub primitiverer Auffassungen vom Ursprung und Wesen des Menschen. Die Ansicht, daß der Mensch grundlegend eine organische Maschine sei, deren Körper und Gehirn sich physikalisch oder psychologisch so manipulieren lassen, daß sie zu einem besser funktionierenden und wertvolleren Objekt werden, läßt ganz gewiß die viel bedeutungsvolleren geistigen Tatsachen außer acht.
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