Millionen haben im vergangenen Jahr am Fernsehschirm das sich entfaltende Drama von Flugzeugentführungen durch Terroristen verfolgt. Und viele haben dabei von einem Gefühl der Machtlosigkeit gesprochen.
Das Empfinden, daß man nur Ereignisse beobachtet, auf die man selbst keinen Einfluß hat, ist heute allgemein weit verbreitet. Vielleicht ist es daher an der Zeit, uns zu fragen, ob die Umstände machtlos machen oder ob die gewohnheitsmäßige passive Hilflosigkeit erst die Umstände schafft.
Wir können sehen, daß das Gefühl von Ohnmacht das Gegenteil des Geistes ist, den Christi Jesu Lehren vermitteln. Die Bibel sagt z. B., daß Jesus „in des Geistes Kraft“ wiederkam, daß er „mit Vollmacht“ lehrte und seinen Jüngern „Gewalt und Vollmacht“ gab. Luk. 4:14; Matth. 7:29; Luk. 9:1.
Das alles hat nichts mit dem zu tun, was man sich gewöhnlich unter Vollmacht vorstellt. Keine Person oder Personengruppe verlieh Jesus Vollmacht. Er hatte auch keine Position inne, die ihm Vollmachten gab. Aber dennoch besaß er die angeborene Fähigkeit, wirkungsvoll zu handeln. Seinen Nachfolgern sagte er, dies sei das Ergebnis seiner unmittelbaren Empfänglichkeit für das, was Gott, Geist, sein Vater, tut. Und er lehrte sie, daß sie in ihrem Leben von derselben Basis ausgehen konnten.
Wenn wir uns für unglückselige materielle Wesen halten, die das Beste aus ihrem Leben zu machen versuchen, mögen wir uns sehr wohl als zu armselig, zu einsam und zu hilflos vorkommen. Aber wenn uns klar wird, was Christus Jesus lehrte, daß nämlich das Wesen unseres wahren Seins von dem unendlichen Guten zeugt, das unser Vater-Mutter Gott ununterbrochen und unaufhaltsam zum Ausdruck bringt, dann können wir mehr von der Herrschaft erleben, die, wie die Bibel sagt, Gott dem Menschen verliehen hat.
Müssen wir z. B. nur untätig herumsitzen und zuschauen, wie Konflikte, Mutlosigkeit oder Versagen sich in einer Familie oder Kirche, in einem Geschäftsbetrieb oder Gemeinwesen breitmachen? Müssen wir uns gegenüber Krankheitssymptomen oder chronischen körperlichen Beschwerden hilflos fühlen? Oder besitzen wir gottgegebene Quellen, an die wir uns wenden können, und eine geistige Tatkraft, die in Wahrheit niemals gehemmt werden kann?
Wir haben uns so an den Gebrauch jener vertrauten biblischen Worte — Bild und Gleichnis — aus dem ersten Buch Mose gewöhnt, daß uns manchmal ihre ursprüngliche machtvolle Bedeutung entgeht. Weisen sie nicht darauf hin, daß der Mensch nicht von Gott getrennt sein kann? Der Mensch ist immer mit Gott verbunden. In seinem eigentlichen Wesen ist er das Ebenbild, der geistige Ausdruck, Gottes, des Geistes.
Daher gehört es zum Wesen des Menschen, mit geistiger Zuversicht und Freude zu handeln, denn er reagiert ja auf die göttliche Liebe, die in Wirklichkeit das Universum regiert. Er handelt immer richtig, weil er sich in Einklang mit der einen göttlichen, allerhabenen Intelligenz des Seins bewegt. Er ist gesund, weil er seinen Ursprung im undurchdringlichen Geist hat und Zeuge der immerwährenden Harmonie Gottes ist.
Vielleicht meinen wir, daß wir noch einen langen Weg vor uns haben, bevor wir dieser Beschreibung des Menschen entsprechen. Aber wenn wir in unserem Leben die Tatsache akzeptieren, daß der von Gott erschaffene Mensch vernunftgemäß nur auf diese Weise definiert werden kann — und wir daher tatsächlich schon jetzt so sind —, dann haben wir wenigstens die richtige Grundlage, um Fortschritte zu machen.
Es ist hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, daß der Mensch nicht etwas ist, was „später einmal“ erscheint, vielleicht nach dem Tode, wie ein neues, verbessertes Produkt auf den Regalen im Supermarkt. Der von Gott geschaffene Mensch muß schon jetzt bestehen. Wenn wir bereit sind, die falsche, materielle Auffassung, die wir von uns selbst haben, aufzugeben, können wir etwas vom wirklichen geistigen Menschen entdecken. Und wir können auf Christus Jesus schauen, der uns ein ermutigendes Beispiel dafür gibt, wie dieser Mensch beschaffen ist und was er vermag.
Das Problem besteht nicht darin, daß die Menschen angesichts von Schwierigkeiten tatsächlich hilflos sind. Das Problem ist der vorherrschende Eindruck, die Menschen seien hilflos. Dieser Eindruck entsteht dadurch, daß man sich in erster Linie für das hält, was die materiellen Sinne über einen berichten. Die Menschen glauben daher, sie verdienten es, krank, unvollkommen, machtlos zu sein. Aber wie ganz anders ist doch Christi Jesu Verständnis vom Menschen als dem Kind oder Ebenbild Gottes!
Er wußte, daß Krankheit, Unvollkommenheit und Untätigkeit unrechtmäßige Darstellungen des Menschen sind. Daher erwartete er ganz natürlich, daß der Mann mit der verdorrten Hand handeln — seine Hand ausstrecken — würde und daß der Mann am Teich Bethesda handeln — sein Bett nehmen und gehen — würde. Jesus lobte ausdrücklich die Antwort des römischen Hauptmannes: „Auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan.“ Luk. 7:8. Jesus glaubte offensichtlich nicht, daß Ereignisse außer Kontrolle waren — außerhalb von Gottes Kontrolle.
Rührte dies nicht daher, weil er wußte, daß unter der Oberfläche „üblicher“ Eindrücke wie Furcht, Schwierigkeit und Ausweglosigkeit die Tatsache von Gottes unermeßlicher Güte zu finden ist, die sich überallhin erstreckt? Diese Güte ist der Ausdruck des göttlichen Prinzips, das überall ist. In dieser Harmonie des Seins gibt es weder ausweglose Situationen noch Untätigkeit, sondern nur tätig zum Ausdruck gebrachte allerhabene Ordnung und völlige Vollkommenheit.
Mary Baker Eddy, die die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) entdeckte und gründete, schreibt: „Ihr müßt euch einfach ein wissenschaftliches, positives Bewußtsein der Einheit mit eurem göttlichen Urquell bewahren und dies täglich demonstrieren. Dann werdet ihr finden, daß einer, wenn er aufrichtig ist und recht handelt und somit das göttliche Prinzip demonstriert, ein ebenso wichtiger Faktor ist wie Millionen und aber Millionen.“ Kanzel und Presse, S. 4. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß wir imstande sind, uns dieses Bewußtsein der Einheit mit Gott in dem Verhältnis zu bewahren, wie wir unsere Motive und Wünsche vergeistigen.
Ein besseres Verständnis vom wahren Wesen des Menschen als Zeuge der Vollkommenheit Gottes bringt die wachsende Überzeugung mit sich, daß der Mensch niemals machtlos ist.
Er liebt mich,
darum will ich ihn erretten;
er kennt meinen Namen,
darum will ich ihn schützen.
Psalm 91:14
