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Einschließen oder ausschließen?

Aus der März 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In unserer kleinen Stadt konnte man die Uhr danach stellen, wenn er vorbeiging. Die Kinder wußten, daß es Mittagszeit war, wenn er durch unsere Nachbarschaft spazierte. Sie starrten ihn an und machten ihre Bemerkungen über seine etwas altmodische Kleidung und seine Halbstiefel.

Er war ein schüchterner, ungewöhnlicher, aber warmherziger Mensch — manche würden ihn wohl als einen Exzentriker bezeichnet haben. Er lebte allein und war Junggeselle. In seinen letzten Lebensjahren begann er, die Gottesdienste unserer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, zu besuchen. Und die Kirche brachte ihm viel Liebe entgegen. Er wollte nicht Mitglied werden — aber es gelang uns trotzdem, ihn in unsere Kirchenfamilie mit einzuschließen. Er erklärte sich bereit, das Klavierspiel in der Sonntagsschule zu übernehmen.

Es war eine dieser inspirierten und glücklichen Entscheidungen. Für einige Jahre konnte er an einem Gefühl von Liebe, Familie und Zugehörigkeit teilhaben wie nie zuvor in seinem Leben. Und unsere Sonntagsschule wurde durch ihn bereichert. Die Kinder gewannen ihn lieb.

Rückblickend können sich wohl viele von uns an Momente erinnern, wo wir jemanden hätten mit einschließen können, statt ihn auszuschließen. Jemanden mit einzuschließen ist gewöhnlich ein bereichernder, heilender Impuls, während das Ausschließen im allgemeinen von Angst und Voreingenommenheit bestimmt ist.

Wir wissen, daß eine einbeziehende geistige Liebe einer tieferen Quelle als dem menschlichen Selbst entspringt. Das menschliche Verhalten, der heilende Impuls, ist tatsächlich das Ergebnis einer grundlegenden — und wissenschaftlichen — Tatsache, nämlich der, daß der von dem einen Gott geschaffene Mensch auch einzig ist.

Wer könnte sich einen vollkommenen Gott vorstellen, der Bruchstücke erschafft, die überhaupt nicht zueinander passen, gänzlich unterschiedliche, gegensätzliche Elemente und Meinungen oder sogar hervorragende Eigenschaften, die einfach nicht mit anderen ebenso geistigen Eigenschaften harmonisieren? Es würde der allgemeinen Vorstellung vom Reich Gottes oder der geistigen Wirklichkeit widersprechen. Paulus sagte z. B.: „Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.“  1. Kor 12:13.

Es stimmt schon, daß in manchen Fällen der Geist des Christus zunächst eine Spaltung zu bewirken scheint. Jesus verglich es einmal mit einem „Schwert”. Der Christus, die Wahrheit, läßt sich nicht auf einen falschen Frieden ein; er zeigt zwangsläufig auf, wie weit Sünde und Geistigkeit voneinander entfernt sind. Er kann unmöglich das Gegenteil seiner selbst in sich schließen. Und dennoch ist der Einfluß des Christus immer auf seiten der Liebe, denn die große zugrundeliegende Wirklichkeit des Seins ist geistiges Einssein.

Nachdem Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer mit den scharfen Worten „Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?” verurteilt hatte, fügte er sehnsüchtig hinzu: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!”  Mt 23:33, 37. Und am Kreuze wandte er sich dem Dieb neben ihm zu und sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“  Lk 23:43.

Wenn das menschliche Bewußtsein Geist, Gott, erkennt, führt dies schließlich zu Heilung und Harmonie. In dem hellen Licht und der starken Liebe des Geistes muß uns einfach klar werden, daß die trügerische Illusion Uneinigkeit schaffender persönlicher Meinungen und Geschmäcker hauchdünn ist. Wir gewinnen schließlich die Überzeugung, daß Gottes unbegrenzt individuelle, doch ganz und gar vollständige und zusammenhängende Schöpfung die Realität ist, und zwar ist sie das, was jetzt vor sich geht. Diese Gewißheit bringt tiefen Frieden und macht uns frei, so daß wir lieben können.

Als Nachfolger Christi Jesu suchen und achten auch wir ständig auf Gelegenheiten, diejenigen mit einzuschließen, die dafür bereit sind. Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft
Christian Science (kr’istjən s’aiəns) entdeckte und deren Führerin wurde, praktizierte das Christentum, das sie so wortmächtig predigte. Beständig hielt sie nach Gelegenheiten Ausschau — und betete spezifisch —, andere mit einzuschließen, nicht auszuschließen.

Offenkundig war ihr unermüdliches Bestreben, sogar ihre sogenannten ärgsten Feinde in Liebe einzuschließen. Immer wieder bemühte sie sich, Brüche in der Sache der Christlichen Wissenschaft zu reparieren. Sie folgte konsequent dem Beispiel des Meisters, Frieden und guten Willen, wo immer möglich, zu verbreiten. So beginnt z. B. ihr Artikel mit der treffenden Überschrift „Überströmende Gedanken“ folgendermaßen: „Am Ende dieses religiösen Jubiläumsjahres, 1894, möchte ich als einzelne alle, die unsere Gemeinde verlassen haben, zusammen mit jenen, die ihr nie angehört haben — alle, die Gott lieben und Seine Gebote halten —, herzlich einladen, zu kommen und sich mit Der Mutterkirche in Boston zu vereinen. Die echten Christlichen Wissenschafter werden willkommen geheißen, begrüßt werden als Brüder, die sich bemühen, Hand in Hand mit uns zu gehen auf unserem Wege zu der himmlischen Stadt.“  Vermischte Schriften, S. 310.

Die ganze Menschheit muß demnach, obwohl sie sich dessen nicht bewußt sein mag, diesen Weg zur himmlischen Stadt gehen. Der Weg scheint mitunter beschwerlich. Diejenigen, die sich bewußt sind, was sie auf dieser Reise erwartet — und die inspirierende Wahrheit erkennen, daß sich unser wahres Selbst bereits „innerhalb“ der himmlischen Tore der Stadt unseres Gottes befindet —, werden selbstverständlich Mitgefühl haben. Wie kann sich jemand nicht zu dieser umfassenden Liebe hingezogen fühlen, wenn die Erkenntnis wächst, daß Gott den Menschen in die göttliche Liebe eingeschlossen hat?

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