Ich war beunruhigt und besorgt, als ich an einem Schaufenster vorbeiging, in dem buchstäblich Dutzende von Büchern über Diät, Fitneßtraining und die verschiedensten Gewichtsprobleme ausgestellt waren. Ich wog mehr als je zuvor, und das erschreckte mich.
Im Laufe der Jahre hatte ich von Leuten gehört, die das Problem von Übergewicht durch Gebet, das auf die Lehren der Christlichen Wissenschaft gegründet war, gelöst hatten. Aber da seit meiner Schulzeit mein Gewicht als Folge eines starken Verlangens nach Süßigkeiten und als Ergebnis von Diätkuren und planmäßiger Gymnastik immer auf und ab schwankte, habe ich den Heilungen von Übergewicht nie viel Beachtung geschenkt. Ehrlich gesagt, ich habe erstens daran gezweifelt, daß diese Heilungen überhaupt eingetreten waren. Und zweitens hatte ich irgendwie beschlossen, daß ein solches absolutes Vertrauen auf die Wahrheit etwas für andere sei, keinesfalls für mich.
Aber dann geschah etwas, was mich meine Meinung ändern ließ. Als ich mir ein neues Kleid kaufen wollte, zeigte mir die Verkäuferin eine Anzahl von Kleidern in einer erschreckenden Größe. Das war buchstäblich zu viel, um mich lachend darüber hinwegzusetzen. Irgend etwas mußte geschehen. Aber was, das mußte ich entscheiden.
Auf dem Heimweg begann ich meine Beweggründe zu prüfen. Ich erinnerte mich an ein Gespräch mit einer Freundin, die gern Jogging betrieb und dadurch abgenommen hatte. Ich dachte: „Nun, ich muß mich wohl der Menge anschließen und auch anfangen, meine Runden zu drehen, am liebsten unter dem einhüllenden und schützenden Mantel der Dunkelheit!“
Aber wäre das wirklich die Antwort, die heilt? Ich war damals Leser in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, und ich war bemüht, die Wahrheiten besser auszudrücken, die ich in den Gottesdiensten vor der Gemeinde las. Ich wollte nicht, daß irgend etwas mich daran hinderte, das zu sein, was Mrs. Eddy als „eine bessere Transparenz für Wahrheit“ Siehe Wissenschaft und Gesundheit 295:23—26. bezeichnet — mein gottgegebenes geistiges Wesen auszudrücken. Ich sehnte mich danach, von der bedrückenden Vorstellung, die ich von mir hatte, frei zu werden, mein Denken zu erheben und das Licht leuchten zu lassen!
Da kam mir ganz plötzlich der Gedanke: Warum machst du nicht von deiner gottgegebenen Vollmacht Gebrauch? Ich erkannte, daß er auf einer Erklärung beruhte, die Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit gibt: „Gemüt ist Herr über die körperlichen Sinne und kann Krankheit, Sünde und Tod besiegen. Mache von dieser gottgegebenen Vollmacht Gebrauch. Nimm Besitz von deinem Körper und regiere sein Empfinden und Tun. Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“ Ebd., S. 393. Dann fiel mir folgendes Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit ein: „Berichtige die materielle Annahme durch geistiges Verständnis, und Geist wird dich neu bilden.“ Ebd., S. 425.
Ich wußte, das war es, was ich wirklich wünschte: neu gebildet zu werden. Gewicht, das ständig auf und ab schwankt, war nur Teil eines viel tiefer liegenden Problems von Aussehen und Identität. Ich wollte mit meinem Aussehen zufrieden sein. Mehr noch, ich wollte meiner selbst sicher sein. Ich wollte Gott als meinen wahren Schöpfer verherrlichen; und das konnte ich tun, wenn ich u. a. die Selbstdisziplin, Harmonie und Ausgeglichenheit ausdrückte, die das göttliche Prinzip uns verleiht. Die Zeugnisse über Gewichtsabnahme, die ich früher gehört hatte, fielen mir wieder ein, und dieses Mal war ich bereit zu lauschen. Ich hatte mich entschlossen, auf die Macht des Geistes zu vertrauen, damit mein Bewußtsein und meine Erfahrung umgewandelt würden.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß die wahre Identität und das wesentliche Sein eines jeden in Wirklichkeit geistig sind. Der Mensch besteht als Idee Gottes, zu Seinem Bild geschaffen, wie es im ersten Buch Mose (1:26) heißt. Während es so scheint, als besäßen wir materielle Körper verschiedener Formen und Größen, stellen diese Körper doch nicht wirklich dar, wer wir sind. Sie sind einfach die äußerliche Kundwerdung dessen, was wir zu sein glauben. Und wenn mit dem Körper etwas nicht stimmt, liegt die Antwort niemals wirklich darin, ihn zu ändern, sondern immer darin, den mentalen Begriff zu ändern, den der Körper eben ausdrückt.
Noch im Auto entschloß ich mich zu beten — meiner Vorstellung von mir eine gute, gründliche christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben. Aber wie sollte ich das anfangen? Ich wußte, daß es nicht an mir persönlich lag herauszubekommen, wie ich beten mußte. Vielmehr mußte ich in Übereinstimmung mit meiner Entscheidung leben, mich auf Gott zu verlassen, und das göttliche Gemüt bitten, mir zu zeigen, was ich in meine Behandlung mit einschließen mußte. Die Zuversicht, daß die Behandlung direkt von Gott, dem unendlichen Gemüt, kommt und vollständige Entfaltung darstellt, war besonders wunderbar, und sie ist weiterhin ein Merkmal in meinem täglichen Gebet für mich selbst.
Welche Gedanken wir empfangen, wenn wir beten, mag je nach dem individuellen Bedürfnis verschieden sein. Aber die Gedanken, die damals zu mir kamen, schlossen folgende Ideen ein: Erstens, daß ich mein Gewicht in die richtige Waagschale werfen mußte (siehe Wissenschaft und Gesundheit 192:26–28) und als geistig, nicht als materiell, gewogen — bewertet — werden mußte. Zweitens, daß ich als eine geistige Idee, eine Widerspiegelung meines Vater-Mutter Gottes, bereits im vollkommenen Verhältnis all die Schönheit, Anmut und das Ebenmaß besaß, die ich mir nur wünschen konnte.
Ich erkannte ebenfalls, daß mein Vater-Mutter Gott mich geschaffen und hier und jetzt an mir als Seinem reinen Ebenbild Wohlgefallen hatte. Wie die Bibel uns berichtet, sagte Gott von Christus Jesus: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Mt 3:17. Nicht ein einzelnes Element meines wahren Wesens mußte sich ändern, damit ich meinem himmlischen Vater gefallen konnte. Aus dieser Tatsache folgte auch, daß alle Kinder desselben himmlischen Vaters unweigerlich an mir Wohlgefallen finden müßten. Wie konnte ich daher anders als Wohlgefallen an mir haben — zufrieden mit mir sein —, solange ich mich richtig sah, nämlich als geistig, und als Gottes Ebenbild handelte?
Die Veränderung in meinem Denken war wunderbar und geschah eigentlich sofort. Wer mit dem Problem von Übergewicht gerungen hat, kann sich wahrscheinlich daran erinnern, wie wertlos und niedergeschlagen man sich mitunter fühlt. Nun, diese mentale Schwere fiel einfach ab. Ich fuhr mit der gebetvollen Behandlung fort, indem ich mich eingehend mit jedem der sieben Synonyme für Gott — Gemüt, Geist, Seele, Liebe, Wahrheit, Leben, Prinzip — identifizierte. Ich war fest entschlossen, jedes der Synonyme in meiner gegenwärtigen Erfahrung für mich zu beanspruchen. Als ich diese Überlegungen beendet hatte, war mein Denken so leicht, daß ich mich fühlte, als könnte ich den Rest meines Weges einfach nach Hause schweben!
Ich werde Ihnen nun nicht erzählen, daß ich plötzlich Kleidergröße 38 hatte, als ich aus dem Wagen stieg. So war es überhaupt nicht. Vielmehr achtete ich jetzt sorgfältig und mit Vernunft darauf, was ich aß. Ich war wirklich überrascht, als ich entdeckte, wie oft ich Essen als eine Belohnung ansah: „Ich werde mir ein Eis leisten, wenn ich die Hälfte dieser Semesterarbeiten gelesen habe.“ Oder als Ausflucht: „Ich muß mal weg von hier; ich will mir mal eine Pizza holen; ich habe gerade Appetit darauf.“ Oder als Entschuldigung, um mit Freunden zusammenzukommen. Wie oft machen das viele von uns! Aber wo steht geschrieben, daß man essen muß, wenn man sich netter Gesellschaft erfreuen möchte? Oder Essen als Droge — und das ist sehr heimtückisch: „Ich hatte einen schlechten Tag, und ein großes Stück Zitronencremetorte wird meine Laune heben!“ Ich war erstaunt, als ich erkannte, wieviel Gewicht ich auf eine an sich sehr einfache und natürliche Tätigkeit gelegt hatte.
Nun braucht natürlich übertriebene Eßlust nicht die Wurzel für jeden Anspruch von Korpulenz zu sein. Aber ich mußte diese Eßlust überwinden. Ich begann besonders die folgenden Worte Mrs. Eddys zu lieben und zu schätzen: „Glück besteht darin, gut zu sein und Gutes zu tun; nur was Gott gibt und was wir uns selbst und anderen durch Seinen Reichtum geben, verleiht Glück; bewußter Wert befriedigt das hungernde Herz, und nichts anderes vermag es.“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1902, S. 17. Ich hatte mich nach diesem „bewußten Wert“ gesehnt, und so oft hatte mich der Spiegel enttäuscht! Aber durch meine Gebete war ich immer mehr in der Lage, mein wirkliches Ich zu sehen, nicht eine materielle Figur, die ein Spiegel reflektierte, sondern eine geistige Idee, die immer die vollkommene Schönheit, Symmetrie und Anmut meines Schöpfers besaß. Und was ich sah, gefiel mir so gut, daß ich anderen viel bereitwilliger als je zuvor in freundschaftlicher Gesinnung begegnete. Das Ergebnis war, daß ich selbst viel glücklicher wurde.
Während dieser mentalen Umwandlung änderten sich auch meine Eßgewohnheiten. Ich hörte auf, auf das Frühstück zu verzichten, und als Ausgleich mittags um so mehr zu essen. Seit frühester Kindheit hatte es mir Schwierigkeiten bereitet, Eier zu essen und zu verdauen. Dieses Problem verschwand, und ich aß jetzt auch gern Eier. Ich zählte keine Kalorien, noch wog ich mich, denn meines Erachtens wog ich dann die Materie und warf mein Gewicht in die falsche Waagschale. Ich übte Disziplin, wenn es um Süßigkeiten ging. Diese Disziplin erwies sich als wirkungsvoll, denn es war nicht menschliche Willenskraft, die mir etwas vorenthielt. Vielmehr beanspruchte ich beständig und diszipliniert die Fülle der Liebe Gottes für mich, die alle meine Bedürfnisse und Wünsche stillen würde. Ich lernte schätzen, was Christus Jesus dem Versucher in der Wüste gesagt hatte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ Mt 4:4. Nahrung besitzt keine Macht, um einer geistigen Idee — unserer wirklichen Identität — zu schaden oder sie zu begrenzen, sie zu erhalten oder zu befriedigen.
Hier möchte ich auf zwei wichtige Punkte hinweisen, was den Wechsel in meiner Diät betraf. Erstens, der Wechsel war natürlich, bedingt durch das, was mir zusagte, und nicht, was eine Kalorientabelle diktierte. Zweitens, der Wechsel wies beständig in die Richtung von Mäßigung. Es gab beinahe nichts, was ich überhaupt nicht mehr aß. Ich war einfach mit kleineren Portionen zufrieden. Ich hatte nicht das nagende Gefühl, das denen so bekannt ist, die eine Hungerkur machen. Ich aß, was ich wollte, und war zufrieden — nicht durch die Nahrung, sondern durch den „bewußten Wert“, den ich immer klarer in mir erblickte.
Nun, innerhalb von zwei Wochen hatte sich mein Aussehen merklich verändert — zum erstenmal in meinem Leben hatte ich keinen Bauch mehr! Ich war erstaunt und erfreut. Ich begann ebenfalls zu verstehen, daß mich nicht meine Mutter und Großmutter mit ihren Vorbildern von Figuren wirklich geformt hatten. Geist hatte mich gebildet, und Er hatte mich neu gebildet. Ich mußte einzig und allein Geist wählen und Ihn Sein Werk tun lassen. Jetzt, ein Jahr später, passen mir Kleider, die zwölf Nummern kleiner sind als früher.
In dieser Zeit hatte ich auch einige Herausforderungen zu bestehen. Nur wenige, die mit dem Problem von Übergewicht kämpfen, sind sich bewußt, daß auch dünn sein Probleme verursachen kann, die ebenso Leben, Identität und Empfindung in der Materie beanspruchen. Aber jede Herausforderung ist durch die Berührung des Geistes gewichen.
Natürlich bin ich für die Veränderung in meinem Aussehen dankbar. Aber das eigentliche Ziel der Christlichen Wissenschaft ist, zu offenbaren, was Gott bereits getan hat, und die gottverliehene Vollkommenheit des Menschen zu zeigen. Diese Erfahrung gab mir Gelegenheit, diese Punkte klarer zu erkennen, und sie bewirkte, daß ich mich selbst ganz anders sehe. Ich verstehe nun die grundlegende Tatsache ein wenig besser als zuvor, daß ich eine geistige Idee bin, deren Substanz Geist, nicht Materie, ist. Meine Einstellung Dritten gegenüber wandelte sich ebenfalls; ich wurde liebevoller und weniger rechthaberisch. Sogar meine Singstimme wurde besser. Durch die Macht des Geistes habe ich einen viel klareren Begriff von meinem „bewußten Wert“ gewonnen. Auch Sie können das erreichen!
