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We Knew Mary Baker Eddy

In dieser Serie bringen wir Erinnerungen einiger der ersten Arbeiter in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung. Die aus erster Hand stammenden Berichte wurden dem in englischer Sprache erschienenen Buch We Knew Mary Baker Eddy1 (Wir kannten Mary Baker Eddy) entnommen; sie geben bemerkenswerte Einblicke in das Leben der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft während der Gründerjahre der Kirche Christi, Wissenschafter.

Erinnerungen an Mary Baker Eddy

Aus der März 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Januar 1882 kam ich nach Chikago, nachdem ich vier Jahre in England gewesen war, wo ich die meiste Zeit in London verbracht hatte. Kurz darauf ließ sich eine Bekannte von mir im Sinne der Christlichen Wissenschaft behandeln, und zwar von einem der ersten Schüler Mary Baker Eddys in Chikago; in nur wenigen Tagen wurde sie von einem langwierigen Leiden geheilt. Doch war das nicht alles, denn man sagte mir, daß der Anspruch erhoben werde, die Christliche Wissenschaft sei die Methode, die Christus Jesus praktiziert und die er seine Jünger gelehrt habe. Ich erwiderte, daß es, wenn dem so sei, in der Welt nichts mehr gebe, worüber man sich aufzuregen brauche. Bald stellte ich fest, daß das stimmte! Viele Heilungen wurden mir bekannt, und als ich dann anfing, Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu studieren, überzeugte mich darin jeder Satz — wie beim Studium der Geometrie —, und die Beweise nahmen zu.

Zum erstenmal traf ich Mrs. Eddy im Februar 1887, als ich die große Ehre hatte, an ihrer Lehrerbildungsklasse teilzunehmen. Es war ein sehr kalter Morgen, und als ich das College in der Columbus Avenue Nr. 571 betrat, waren bereits einige andere Schüler da, die ihre Mäntel ablegten und zum Klassenzimmer hinaufgingen. Da ich nicht erwartete, Bekannte zu treffen, beachtete ich die Neuankömmlinge nicht weiter, doch da grüßte mich eine sehr freundliche Stimme und fragte nach meinem Namen. Gleich wurde mir klar, daß Mrs. Eddy vor mir stand, und bei dem Gedanken an die moralische und geistige Größe dieser Frau, die mich ansprach, verschlug es mir fast die Stimme. Ich nannte meinen Namen, und dann wurde mir bewußt, daß sie meine Hand mit sanftem Druck in der ihren hielt und mich fragte, ob mir kalt sei. Ich glaube, daß ich diese Frage verneinte, obgleich mir mein Empfinden damals sagte, daß mir unangenehm kalt war; mein Denken wurde jedoch sofort über das Physische zur Erkenntnis dessen erhoben, was ich seit geraumer Zeit in meinem Herzen bewegt hatte.

Als ich Mrs. Eddy anschaute, konnte ich sofort in ihrem Antlitz ihren wunderbaren Charakter sehen, soweit das menschliche Antlitz und die menschliche Form ihn überhaupt ausdrücken können. Die grazile Figur, die schönen Hände, ihr wohlgeformtes Haupt mit seiner würdigen Haltung, ihr üppiges, wunderschönes braunes Haar, in dem sich zu jener Zeit keine einzige graue Strähne zeigte, und vor allem ihre wundervollen Augen, die von großer Gedanken- und Gefühlstiefe zeugten und durch das menschliche Erscheinungsbild zu den geistigen Wirklichkeiten hindurchschauten. Während alle diese Gedanken in mich einströmten, wurde mir bewußt, daß Mrs. Eddy für mich keine Fremde war, denn im Laufe von mehr als zwei Jahren hatte ich sie durch ihre große Botschaft an die Menschheit, durch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, kennengelernt. Fast von der ersten Stunde an, da ich dieses Buch aufgeschlagen hatte, war ich mir darüber im klaren, daß ich einen vollständigen Schlüssel zur Heiligen Schrift in den Händen hielt, und nicht nur das, sondern ich hatte mit diesen Lehren bewiesen, daß die Christliche Wissenschaft der verheißene Tröster ist und daß das Heilen, das Jesus praktiziert und seine Jünger gelehrt hatte, eine gegenwärtige Wirklichkeit geworden war.

Als ich das Klassenzimmer betrat, stellten sich die Schüler, die aus verschiedenen Landesteilen gekommen waren, gerade gegenseitig vor, und wenige Minuten später kam dann auch Mrs. Eddy herein und nahm am einen Ende des Raumes Platz. Ich sollte hier noch hinzufügen: Ich hatte mich kaum von ihr entfernt, um die Treppe hinaufzusteigen, da bemerkte ich, daß meine Hände vor Wärme glühten und jedes Gefühl der Kälte und der Unbehaglichkeit verschwunden war. Doch nicht nur das: Im Klassenzimmer stellte ich überdies fest, daß sich meine Hände verändert hatten. Die Röte und Rauheit, die sich aufgrund der Kälte draußen eingestellt hatten, waren völlig verschwunden, und sie sind nie wieder aufgetreten. Doch im Vergleich zu den prüfenden Fragen, mit denen das Denken der Schüler für die eigentliche Arbeit in der Klasse geöffnet wurde, war das unbedeutend. Bei vielen Gelegenheiten fiel mir Mrs. Eddys bemerkenswerter Scharfsinn auf, mit dem sie das Denken der Menschen um sich herum beobachtete, und an jenem Morgen lernte ich eine unvergeßliche Lektion.

Mrs. Eddy hatte erst einige Minuten gesprochen. Offensichtlich bemerkte sie mental einen Gedanken, der nicht mit der Christlichen Wissenschaft übereinstimmte. Und so fragte sie, ob jemand in der Klasse an das glaube, was allgemein als Spiritismus bekannt sei, oder, um es anders auszudrücken, ob jemand glaube, die Verstorbenen könnten sich mitteilen. Dieser Frage fügte sie hinzu, wenn einer der Anwesenden das glaube, so möchte er die Hand heben. Das tat eine Frau, die neben mir saß, und anstatt sie scharf zurechtzuweisen oder zu kritisieren, lächelte Mrs. Eddy sanft und sagte: „Vielen Dank. Ihre Ehrlichkeit, mit der Sie meine Frage beantwortet haben, wird Ihnen sehr helfen, durch diesen Unterricht eine klarere Auffassung von der Wahrheit zu erlangen.“ Danach fragte Mrs. Eddy, worauf sich ihr Glaube an den Spiritismus gründe. Die Frau entgegnete unumwunden, daß sie mehrmals Beweise dafür bekommen habe — daß sie Mitteilungen von ihrer Mutter empfangen habe, die mehrere Jahre zuvor gestorben war. Mrs. Eddy sah eine Zeitlang sehr ernst drein und fragte dann die Schülerin, ob sie nicht bisweilen Krankheit und Leiden erlebt habe, vielleicht sogar nachdem sie die Lehren der Christlichen Wissenschaft kennengelernt hatte. Die Frau gab zu, daß sie das erlebt habe, und daraufhin fragte Mrs. Eddy sie, ob diese Erfahrungen ihr nicht sehr wirklich erschienen seien. Die Schülerin bejahte diese Frage, woraufhin Mrs. Eddy im wesentlichen sagte: Die Beweise, die Sie erwähnten, befinden sich auf derselben Ebene wie das Sinnenzeugnis über Krankheit und Schmerz. Weder das eine noch das andere befaßt sich mit der geistigen Wirklichkeit, sondern nur mit den verschiedenen Phasen der sterblichen Annahme.

Die Schülerin stellte nun die Behauptung auf, daß doch mehrere Beispiele in der Bibel belegten, daß sich Verstorbene mitgeteilt hätten, und sie verwies als erstes auf die Geschichte mit der Geisterbeschwörerin zu En-Dor. Diese Geschichte war schnell abgetan, denn Mrs. Eddy zeigte auf, daß hiermit nur der herrschende Glaube an den Spiritismus dargestellt wurde, daß sogar Sauls Befehl, die Geisterbeschwörer zu töten, auf einen weitverbreiteten Glauben an die Zauberei jener Zeit schließen ließ und daß Saul, nachdem er sich in seiner menschlichen Not von Gott abgewandt hatte, in die tiefe Grube des Aberglaubens und des Ungehorsams gegen das göttliche Gesetz gefallen war und den Weg zur Wahrheit aus den Augen verloren hatte. Mit wenigen Worten konnte Mrs. Eddy das so anschaulich darlegen, daß kein Argument notwendig war. Doch dann führte die Schülerin die Erfahrung des Saulus zu Tarsus an, als er sich auf dem Weg nach Damaskus befand, um die Nachfolger Jesu zu verfolgen. Die Schülerin behauptete, daß Jesus persönlich diesen Mann gerufen habe, den wir besser unter dem Namen Paulus kennen, und sein Bewußtsein so sehr mit der Wahrheit erleuchtete, daß er sich von seinem Irrweg abwandte und ein Nachfolger des Nazareners und Lehrers wurde. Mrs. Eddy war über das Argument etwas überrascht und fragte, ob sonst noch jemand in der Klasse glaube, daß dies eine Erscheinung in Person gewesen sei. Ohne eine Antwort abzuwarten, rief sie einen Schüler auf, der unmittelbar vor ihr saß, und fragte ihn, wie er dies sehe. Der Mann sprach eine ganze Weile und erklärte, daß er, bevor er zur Christlichen Wissenschaft gekommen war, geglaubt habe, daß Jesus persönlich sich an Paulus gewandt hatte. Doch nachdem er Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift studiert habe, sei er zu der Erkenntnis gelangt, daß es eine subjektive Erfahrung war, daß der ewige Christus Paulus ansprach und ihn aus seinem falschen Denken erweckte und daß, obgleich Paulus vermutlich noch eine ganze Weile weiterhin meinte, die Person Jesus habe ihn angesprochen, Christus Jesus für ihn der Wegweiser zu Wahrheit und Liebe wurde. Mrs. Eddy lobte die Antwort, und nach einigen freundlichen Worten an die Schülerin, die den Anlaß zu dieser Diskussion gegeben hatte, fuhr sie mit dem regulären Unterricht fort.

Es folgt jetzt eine Aussage Mrs. Eddys, die sie in der Klasse machte und die Herr Frye mitschrieb und den Teilnehmern der Klasse gab: „Wenn der Schüler eine Behandlung gegen Malpraxis gibt, darf er nicht die Namen von Personen nennen, denn er kann nicht wissen, wer dauernd sündigt, aber durch die göttliche Wissenschaft kann er die Sünde für sich selbst zunichte machen. Erklären Sie bestimmt: Sterbliche Gemüter können weder mir noch meinen Patienten schaden. Das eine Gemüt regiert alle in Harmonie.“ Wir sollten täglich erklären: „Ich kann nicht wegen der Sünden anderer leiden, denn Sünde bestraft sich selbst, und ich werde nicht sündigen, also bin ich frei von Leiden.“

Die abschließende Lektion erfolgte in ähnlicher Weise wie die vorangegangenen, und ich für mein Teil könnte kaum behaupten, daß sie bei mir ein Gefühl der Vorfreude auf die Erfahrungen hinterlassen hätten, die jederzeit auf mich zukommen könnten. Schon wenige Tage danach war ich jedoch wieder in Detroit bei meiner Arbeit, und man bat mich, Fälle zu heilen, die schwieriger waren als alle, die mir zuvor in meiner zweijährigen Praxis begegnet waren. Mich selbst überraschten sogar die Ergebnisse dieser Fälle, und noch heute, viele Jahre danach, denke ich gern an die geistige Stärke zurück, die mir aus dem Unterricht unserer Führerin zugewachsen war.

Am zweiten Tag nach meiner Rückkehr wurde ich darum gebeten, einen Mann zu behandeln, der, wie man mir sagte, so geistesgestört war, daß man ihn für gemeingefährlich hielt und ständig drei Männer bei ihm im Raum sein mußten. Die Dame, die mich aufgesucht und gebeten hatte, diesen Fall zu übernehmen, war keine Christliche Wissenschafterin, noch war sonst jemand in der Familie ein Christlicher Wissenschafter, doch der Fall war in einem so kritischen Stadium, daß jemand vorgeschlagen hatte, es einmal mit christlich-wissenschaftlicher Behandlung zu versuchen. Ich sagte der Dame, die zu mir gekommen war, daß ich den Fall unmöglich übernehmen könne, da ich zu jener Zeit sehr wichtige Heilarbeit vor mir hatte. Die Frau war darüber sehr erregt und sagte: „Sie nennen sich eine christliche Frau, und doch weigern sie sich, dorthin zu gehen, wo doch die Not so groß ist.“ Ich erwiderte: „Nein, wenn Sie es so sehen, kann ich es Ihnen nicht abschlagen. Ich werde so bald wie möglich kommen.“

Als ich zu dem Haus kam, warteten unten im Flur drei Männer darauf, nach oben zu gehen, um die anderen abzulösen, die bei dem Mann im Zimmer waren, und man sagte mir, daß ich den Raum unmöglich betreten könne, daß der Mann sehr gewalttätig werde, wenn er einen Fremden zu Gesicht bekomme, und man ihn dann überhaupt nicht mehr halten könne. Man wies mir jedoch ein ruhiges Zimmer in seiner Nähe zu; dort blieb ich über eine halbe Stunde. Mrs. Eddys wunderbarer Unterricht in der kürzlich gehaltenen Klasse wurde mir so klar, daß ich das Gefühl hatte, ich könnte, sollte es von mir verlangt werden, Tote aufwecken. Als ich den Raum verließ, sagte man mir, daß der Mann sich beruhigt habe und friedlich geworden sei, nachdem ich mit meiner Behandlung begonnen hatte, obgleich weder der Mann noch die, die bei ihm waren, von meiner Anwesenheit im Hause etwas wußten. Er sprach völlig vernünftig mit seinem Sohn und meinte, er müsse sehr krank gewesen sein, und bat ihn, seine Mutter herbeizurufen. Seine Frau kam voller Dankbarkeit herauf und setzte sich neben ihn. Die anderen wurden aufgefordert, den Raum zu verlassen, denn ihre Dienste waren nicht mehr notwendig. Obwohl er eine Woche lang nicht geschlafen hatte und Beruhigungsmittel keine Wirkung gezeigt hatten, schlief er nun ein und ruhte über vierundzwanzig Stunden lang. Als er am nächsten Tag erwachte, war er kurz völlig durcheinander, aber ich wurde eiligst zu dem Haus gerufen und gab dem Mann eine Behandlung, die ebenso erfolgreich war wie die erste. Diese furchtbare Krankheit kehrte nicht wieder, und ich sah den Mann erst einige Jahre später wieder, als er Sonntag für Sonntag in unsere Kirche der Christlichen Wissenschaft kam.

Einige Wochen nach der Lehrerbildungsklasse im Februar 1887 erreichte mich ein Brief von Mrs. Eddy, in dem sie mich zu einem Treffen ihrer Schüler einlud, das am 13. April jenes Jahres stattfinden sollte. Als diese Aufforderung an mich erging, meinte ich, weder die Zeit noch das Geld zu haben, um so kurz nach meinem Aufenthalt in Boston dorthin zurückzukehren, und schrieb ihr das auch. (Wie ich später erfuhr, hatten die meisten, die zu dieser Zusammenkunft eingeladen worden waren, unserer Führerin geschrieben, daß sie ihrer Bitte nicht nachkommen könnten, und einige hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie davon zu unterrichten, daß sie nicht bereit waren, ihrer Bitte zu entsprechen.) Kurze Zeit später, ich wollte gerade einem Patienten, der mich aufgesucht hatte, eine Behandlung geben, wurde mir von der American Express Company folgender Brief von Mrs. Eddy zugestellt:

Columbus Avenue 571
Boston, den 31. März 1887

Meine liebe Schülerin,

ich habe diese N.C.S.A. [Nationale Vereinigung Christlicher Wissenschafter] für Sie und das Leben unserer Sache gegründet. Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen — eine Botschaft von Gott. Werden Sie nicht Ihrer Lehrerin diese eine Bitte erfüllen und ihr nichts in den Weg stellen? Wenn Sie es nicht tun, werde ich Sie nie wieder um etwas bitten und den Kampf aufgeben.

In Liebe, Ihre Lehrerin
M B Eddy

Es versteht sich von selbst, daß diese Botschaft unserer Führerin jegliche Gedanken vertrieb, die die Schüler daran zu hindern suchten, der Bitte ihrer Lehrerin nachzukommen, und wenige Minuten später eilte ich zum Telegrafenamt der Western Union, um Mrs. Eddy zu benachrichtigen, daß ich ohne Wenn und Aber nach Boston kommen werde, so wie sie es gewünscht hatte. Dies schien mir ein Opfer an Zeit und Geld abzufordern, doch diese Erfahrung war ein bedeutender Schritt in meinem geistigen Wachstum; und das habe ich nie vergessen. Mrs. Eddys Ansprache auf dieser Versammlung ihrer Schüler im Tremont-Tempel war wunderbar, und das einzige, was ich im Zusammenhang mit diesem Treffen bedauere, ist, daß, abgesehen von den wenigen Hinweisen im JournalThe Christian Science Journal, 5. Jg. (Mai 1887), S. 98–100., nichts darüber veröffentlicht wurde. Ich lernte bei dieser Gelegenheit auch eine Lektion, über die wir häufig nachdenken sollten, nämlich daß schlichter Gehorsam gegen ein gerechtes Erfordernis unserer Sache vollen Lohn bringt. Das ganze Jahr über tat ich alles, was in meiner Kraft stand, um für die Zusammenkunft, die im Juni 1888 in Chikago stattfinden sollte, bereit zu sein. Bei diesem Treffen hörte ich jedoch, wie Mrs. Eddy erklärte, daß — sofern die Christlichen Wissenschafter nicht die Forderung der Stunde erkannten — „diese Wahrheit erneut verlorengehen und unter dem Schutt der Jahrhunderte begraben würde“.

Am Morgen des 14. April 1887 hatte ich die besondere Ehre, mit Mrs. Eddy im College unter vier Augen zu sprechen. Das war mehr, als ich erwartet hatte, und ihre Worte bei dieser Unterredung machten einen tiefen Eindruck auf mein Denken. Mrs. Eddy eröffnete das Gespräch mit der Frage, ob ich mir über die große Wahrheit im klaren sei, daß Gott das Böse nicht kennt, eine Tatsache, die sie uns in der Lehrerbildungsklasse im vorangegangenen Februar eingeprägt hatte. Ich erwiderte, ich meinte, mich an ihren Unterricht sehr genau zu erinnern; und sie fuhr fort: „Wenn Sie vor einem Spiegel stehen und in Ihrem Kleid ist ein Loch, oder eine Nadel steckt in Ihrem Kleid, zeigt sich das nicht in der Widerspiegelung?“ „Ja“, erwiderte ich. Sie sagte dann weiter: „Es wäre unmöglich, das aus der Widerspiegelung herauszubekommen, solange es im Original ist, nicht wahr?“ „Stimmt“, entgegnete ich. Daraufhin sie: „Sind Sie sich darüber ganz und gar im klaren?“ Ich antwortete: „Ich meine schon.“ Sie sagte: „Nun, Gott ändert sich niemals, nicht wahr. Er ist ewiglich derselbe.“ Darauf erwiderte ich erneut: „Ja.“ Und sie fuhr dann fort: „Wenn sich aber Gott der Krankheit, der Sünde und des Todes bewußt wäre, könnten wir niemals erwarten, daß wir sie überwinden könnten, denn das göttliche Bewußtsein ändert sich nicht, und wir könnten nicht etwas aus der Widerspiegelung entfernen, was im Original enthalten ist.“ Sie forderte mich erneut auf, zu antworten, was ich auch tat, und wie nie zuvor erkannte ich, wie wichtig, ja lebenswichtig es ist, diese Wahrheit klar zu erfassen. Das war im wesentlichen unser Gespräch, doch ich habe in all den Jahren danach immer wieder darüber nachgedacht, denn das sterbliche Gemüt behauptet steif und fest, daß Gott das Böse kennen müsse, damit Er uns helfen könne, es zu überwinden, wo doch das Gegenteil der Fall ist.

An demselben Tag bat unsere Führerin ihre Schüler, sich mit ihr im College zu treffen, und nachdem sie eine Weile zu ihnen gesprochen hatte, gab sie ihnen die Möglichkeit, ihr Fragen zu stellen, doch niemand nahm die Gelegenheit wahr. Ich für meinen Teil habe noch lange bedauert, daß ich damals geschwiegen habe. Mrs. Eddy erwähnt diese Begebenheit in den Vermischten Schriften auf Seite 137.

Im Juni 1888 hatte ich die Ehre, unsere geliebte Führerin auf dem Treffen der Nationalen Vereinigung Christlicher Wissenschafter in Chikago wiederzusehen und ihren Worten zu lauschen. Zwei Sitzungen wurden in der First Methodist Church in Chikago abgehalten; nur Mrs. Eddys eigene Schüler nahmen daran teil oder die Schüler derer, die bei ihr Klassenunterricht erhalten hatten, wobei die Lehrer sich für ihre eigenen Schüler verbürgten. Mrs. Eddy stand am Pult und beantwortete geduldig die vielen Fragen, die ihr aus der Zuhörerschaft über das Heilen und über das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler gestellt wurden. Ihre Antworten lenkten das Denken immer auf die Forderungen des Prinzips und auf die Notwendigkeit, unsere große Sache aufrechtzuerhalten und voranzutragen. Außer jenen Versammlungen, die Mrs. Eddy nur für ihre Schüler hielt, hörte ich am 14. Juni in der Central Music Hall auch ihre wunderbare Ansprache vor der Nationalen Vereinigung; sie ist in den Vermischten Schriften unter dem Titel „Die Wissenschaft und die Sinne“ zu finden. Für mich war sie unbeschreiblich schön, und nach vielen Jahren erscheint sie mir noch immer so. Natürlich war ich am Abend jenes Tages bei dem Empfang im Palmerhaus zugegen, und ich darf wohl sagen, daß die Chikagoer Zeitungen gern, wenn auch nicht sehr korrekt, über die Versammlung in der Central Music Hall und den Empfang im Palmerhaus berichteten; diese Zeitungen wurden im Christian Science Journal zitiert. Nichts konnte jedoch verhindern, daß das große geistige Erwachen, das allen zuteil wurde, die an diesen Versammlungen teilnahmen, sich über die ganze Welt erstreckte, und zwar mit der festen Überzeugung, daß das Christus-Heilen durch die Christliche Wissenschaft wiedergekommen war.

Mrs. Eddy spricht über diese Versammlungen in ihrem Artikel „Treue Christliche Wissenschafter“; er beginnt in den Vermischten Schriften auf Seite 275. Gegen Ende dieses Artikels sagt sie, daß sie sich „mehr und mehr von der tätigen Mitgliedschaft in der Vereinigung Christlicher Wissenschafter“ zurückgezogen habe. Für mich steht außer Frage, daß die Arbeit der Nationalen Vereinigung ganz darauf abzielte, das Denken auf die Entwicklung der Kirche der Christlichen Wissenschaft vorzubereiten, die später Die Mutterkirche genannt wurde und die natürlich alle ihre Zweigkirchen mit einschließt.

Mrs. Eddy entdeckte früh, daß die Menschheit nicht nur Gott erkennen mußte, sondern auch eine Kirch brauchte. Mose wußte das und hatte Wunder vollbracht, was ihre Begründung anbelangt. Für das jüdische Volk waren die Zehn Gebote zweifellos die Grundlage für jedes Gesetz und alle Ordnung, und wir können uns freuen, daß Mrs. Eddy in der Kirche, die sie gegründet hat, die Bedeutung des Dekalogs auf jede nur denkbare Weise herausgestellt hat. In meiner eigenen Arbeit kamen die meisten Heilungen schnell zustande, doch blieben die, die geheilt wurden, in ihren alten Kirchen, denn in Detroit hatten wir noch keine eigene Kirche, zu der wir sie hätten einladen können; daher machten sie nur geringe oder gar keine Fortschritte. Einige wurden jedoch Schüler, und durch die Teilnahme an den Schülerversammlungen wurden sie darauf vorbereitet, aus ihrer früheren Kirche auszutreten und Mitglied der Kirche Christi, Wissenschafter, zu werden. Das erforderte aber nicht nur in Boston, sondern auch im ganzen Feld sehr ernsthafte Arbeit; doch wurde immer klarer erkannt, daß allein Kirchen der Christlichen Wissenschaft das Christus-Heilen aufrichten und bewahren konnten.

Der zweite Teil dieses Artikels von Annie M. Knott erscheint in der nächsten Ausgabe

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