Mrs. Eddy schließt in ihren Darlegungen über Geburtshilfe, wie sie in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, die beachtenswerte Bemerkung ein: „Die neue Idee, die aus Wahrheit und Liebe empfangen und geboren wird, ist in weiße Gewänder gekleidet. Ihr Anfang wird sanftmütig, ihr Wachstum kraftvoll, ihre Reife ohne Verfall sein.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 463. Welch ein lieblicher Segen! Welch eine Verheißung! Solch eine Hoffnung hätte wohl jede Mutter gern für ihr Baby. Und jeder Vater würde sein Kleines gern in solch einer Sicherheit wissen. Was müssen wir tun, damit sich dieser Segen verwirklicht? Wir müssen einen geistigen Begriff von Geburt gewinnen und aufrechterhalten.
Wir müssen die Geburt als geistige Entfaltung sehen, als ein wachsendes Verständnis vom Menschen, der die vollkommene Idee Gottes, der göttlichen Liebe, ist. Der Abschnitt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft mit der Randüberschrift „Wissenschaftliche Geburtshilfe“ weist uns ganz klar den Weg zum wahren Verständnis der Geburt. Mrs. Eddy schreibt dort: „Um der Geburt eines neuen Kindes oder einer göttlichen Idee richtig beizustehen, solltest du das sterbliche Denken so von seinen materiellen Vorstellungen loslösen, daß die Geburt natürlich und sicher vor sich geht.“ Ebd. Diese Veränderung des Denkens von materiellen Vorstellungen zu geistigen Ideen ist für die harmonische Entbindung wichtig, denn sie befreit uns, so daß wir die Entfaltung einer neuen geistigen Idee im Bewußtsein erfahren, zu einem höheren Begriff vom Menschen erwachen, der rein geistig ist, nicht begrenzt oder physisch.
Dieses Erwachen erfordert, daß wir wiedergeboren werden — uns von einer sterblichen, egozentrischen Auffassung abwenden, um in größerem Maße selbstlose Liebe auszudrücken. Wiedergeburt stellt nicht nur die Geburt auf eine sichere Grundlage; sie hilft uns auch, bessere Menschen, bessere Ehemänner und Ehefrauen und bessere Eltern zu sein. In einer Welt, in der der Materialismus weit verbreitet ist, mag diese geistige Auffassung des Seins nicht leicht zu erlangen sein. Wir müssen nämlich dazu die allgemeine Annahme von der Materie als Ursache und Wirkung fest zurückweisen und das Bewußtsein erheben, um die Christus-Idee, aus Wahrheit und Liebe geboren, zu erkennen. Und durch diese Erkenntnis erlangen wir die neue Geburt. Je klarer man die geistige Bedeutung der Geburt erfaßt, um so sicherer und natürlicher wird die menschliche Geburt sein.
In den Monaten vor der Geburt haben die angehenden Eltern die wunderbare Gelegenheit, das Denken wissenschaftlich vorzubereiten. Durch Gebet lernen sie besser verstehen, daß Gott die einzige Ursache, der einzige Schöpfer, der Vater und die Mutter aller ist. Unser menschlicher Begriff von Elternschaft sollte aus unserem Verständnis von dieser wahren Beziehung des wirklichen Menschen zu seinem göttlichen Vater und aus unserer Liebe für diese Beziehung erwachsen. Als Eltern müssen wir klar erkennen, daß Gott Vater und Mutter ist und immer zärtlich für jedes Seiner Kinder sorgt.
Wenn wir uns vertrauensvoller an unseren Vater-Mutter Gott wenden, beginnen wir unsere eigene Verantwortung unter Gottes Führung und Leitung zu verstehen. Wir stellen fest, daß wir durch die Erkenntnis der Elternschaft Gottes unsere eigene Verantwortung für die Sorge und Erziehung unseres Kindes nicht aufgeben, sondern daß wir nur den falschen, belastenden Begriff von Verantwortung mit ihren ängstlichen, furchtvollen Gedanken verlieren. Wenn wir auf die göttliche Führung lauschen, erkennen wir mehr von der Liebe des Vater-Mutter Gottes. Und wir empfinden eine höhere Liebe für dieses neue Kind. Wir werden uns der wahren Identität des Kindes als Idee Gottes deutlicher bewußt.
Wenn werdende Eltern ihren Begriff von Empfängnis und Geburt vergeistigen, lernen sie besser verstehen, was Christus Jesus meinte, als er sagte: „Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Joh 3:3. Dadurch, daß wir unser Denken in bezug auf Geburt läutern und Harmonie hineinbringen, tragen wir zu einem harmonischen Verlauf der ganzen Schwangerschaftszeit sowie der Geburt selbst bei. Vom höchsten Standpunkt aus gesehen, weisen Empfängnis und Geburt eines Babys auf die wahre geistige Vollständigkeit dieses Kindes im Gemüt hin, das sich im menschlichen Bewußtsein offenbart und entfaltet. Das göttliche Gemüt ist sich nur des eigenen vollkommenen Seins und seiner vollkommenen Schöpfung bewußt. Gott hat den Menschen vollständig erschaffen; Er kennt ihn als vollkommen, niemals als Embryo oder im Verfall, sondern immer auf dem Gipfel der Vollkommenheit. Wenn wir beten, um diesen wahren Begriff von Mensch und Gott zu erkennen, und diese Empfängnis mit Vertrauen und Freude zur Entfaltung kommen lassen, erhaschen wir einen Schimmer von dem geistigen Wesen aller Dinge.
Solches Gebet schließt den Wunsch ein, eine höhere Auffassung von Wachstum und Entwicklung zu gewinnen. Anstatt den Menschen als ein Wesen zu betrachten, das als kleiner, hilfloser Fötus beginnt und sich im Körper der Mutter entwickelt, erkennen wir, daß wahre Individualität vollständig ist und sich im göttlichen Gemüt, dem allmächtigen Leben, entfaltet. Wenn wir diese wahre Idee hegen, wird sie im Denken deutlicher hervortreten Vollkommenheit und Vollständigkeit offenbaren. In Wirklichkeit kann nichts die geordnete Entfaltung einer geistigen Idee beeinträchtigen, denn sie wird durch das Gesetz Gottes, das göttliche Prinzip, regiert.
Entfaltung zeigt sich als Tätigkeit, Bewegung, Lebendigkeit, Kraft. In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Gemüt ist Quelle aller Bewegung, und es gibt keine Untätigkeit, die das immerwährende und harmonische Wirken des Gemüts verzögern oder hemmen könnte.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 283. Dies ist das göttliche Gemüt, das seine eigenen Ideen mühelos belebt. Der Begriff Wehen wird häufig mit Schwierigkeiten und Schmerzen in Verbindung gebracht. Doch was Mrs. Eddy über die Behandlung der Kranken sagt, gilt gleichermaßen für harmonische Entbindungen. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Christliche Wissenschaft bringt den menschlichen Willen zum Schweigen, sie beschwichtigt die Furcht durch Wahrheit und Liebe und veranschaulicht das mühelose Wirken der göttlichen Energie im Heilen der Kranken.“ Ebd., S. 445.
Später erklärt sie die geistige Bedeutung einer Stelle aus der Offenbarung; sie schreibt: „Die geistige Idee wird ferner durch ein Weib in Kindesnöten bildlich dargestellt, die darauf wartet, von ihrer lieblichen Verheißung entbunden zu werden, doch ihrer Schmerzen nicht mehr gedenkt über der Freude, daß die Geburt vor sich geht ... “ Ebd., S. 562. Diese Aussage kann auf unsere eigene Erfahrung praktisch angewandt werden, denn sie bringt so wunderbar zum Ausdruck, wie wichtig es ist, Freude zu beanspruchen.
Die Erkenntnis, daß die göttliche Energie wirkt, befreit die werdende Mutter von ängstlichen Gedanken über sich selbst oder das Kind und befähigt sie, sich über die Geburt zu „Wenn diese neue Geburt stattfindet“, versichert uns Mrs. Eddy, „wird das christlich-wissenschaftliche Kind vom Geist geboren, von Gott geboren, und kann der Mutter kein Leiden mehr verursachen.“ Ebd., S. 463.
Durch Gebet offenbart die wissenschaftliche Geburtshilfe ein geistiges Verständnis von Schutz, von dem, was wir die richtige Lage und Entbindung nennen. Wie immer verlangt dieses Gebet, daß der materielle, physiologische Begriff all dieser Tätigkeiten gegen den geistigen Begriff ausgetauscht wird. So suchen wir z. B. bei Gott, der göttlichen Liebe, Schutz, denn die Bibel erklärt, daß Gott „eine sehr gegenwärtige Hilfe“ Ps 46:1 [n. der engl. King-James-Ausgabe]. ist. Das Wissen, daß Gott, Liebe, allen Raum erfüllt und keinen Platz für das Böse läßt, bringt die Gewißheit, daß Gottes schützende Gegenwart Mutter und Kind immer vor Gefahr bewahrt.
Es ist wichtig zu wissen, daß das göttliche Gemüt jede Idee innerhalb des göttlichen Bewußtseins an ihrem rechten Platz oder zu ihrem richtigen Zweck erhält und unterstützt. Und diese geistige Tatsache wirkt als ein Gesetz in unserer Erfahrung. Unter der göttlichen Herrschaft kann es keine Störung, keine Behinderung, kein falsches Gefühl von Druck, keinen Widerstand gegen die harmonische Tätigkeit geben, die Gott, Gemüt, einleitet, lenkt, überwacht und zur Erfüllung bringt.
Christliche Wissenschafter sind gesetzestreue Bürger, und als zukünftige Eltern treffen sie die nötigen Vorkehrungen zur Entbindung durch einen Arzt oder eine behördlich anerkannte Hebamme in Übereinstimmung mit den Gesetzen des Landes, in dem sie wohnen. Dies bedeutet jedoch nicht, daß sie aus dem Auge verlieren sollen, was sie über wahre Geburt gelernt haben.
Sie geben der Entbindung eine höhere Dimension. In gewissem Sinn kann hier das, was die Bibel über Gott als unseren Befreier sagt, angewandt werden: „Er führte mich hinaus ins Weite, er riß mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.“ 2. Sam 22:20. In dem Maße, wie wir die Entbindung Gott anvertrauen, der uns wahrhaft „entbindet“, bzw. unser wahrer Befreier ist, werden wir von Ängstlichkeit, Furcht und falscher Verantwortung frei, und die menschliche Erfahrung der Entbindung des Kindes verläuft normal und unkompliziert.
Die Geburt eines Babys ist eine kostbare Gelegenheit für uns. Wenn sich die Vollständigkeit der von Gott erschaffenen, geistigen Idee Gottes im Denken entfaltet, erfüllt uns solch ein wunderbares Gefühl der Liebe und Freude für das Kleine! Das menschliche Sichtbarwerden dieses Kindes ist nur der Anfang der Segnungen.
Höre, Gott, mein Schreien
und merke auf mein Gebet!
Du wollest mich führen auf einen hohen Felsen.
Denn du bist meine Zuversicht,
ein starker Turm vor meinen Feinden.
Laß mich wohnen in deinem Zelte ewiglich
und Zuflucht haben unter deinen Fittichen.
Psalm 61:2–5
