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Gott braucht den Menschen

Aus der Mai 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Mensch braucht Gott. Aber Gott braucht auch den Menschen. Gott und Mensch sind untrennbar.

Warum braucht Gott den Menschen? Und was für einen Menschen braucht Gott? Gott, Geist, unendliches Gemüt, muß ausgedrückt werden; und der geistige Mensch ist Gottes Idee, einzig dazu erschaffen, Ihn auszudrücken, die unendliche Vielfalt Seines Wesens auf individuelle Art aufzuzeigen. Der Mensch ist Gottes Ebenbild. Der Mensch bekundet Liebe, um zu zeigen, daß Gott Liebe ist. Er spiegelt Weisheit wider, um zu beweisen, daß Gott Gemüt ist. Er drückt Aufrichtigkeit aus, um zu zeigen, daß Gott Prinzip ist.

Unter der Randüberschrift „Unzerstörbare Beziehung" schreibt Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Der Mensch ist der Ausdruck vom Wesen Gottes. Wenn es je einen Augenblick gegeben hat, wo der Mensch die göttliche Vollkommenheit nicht zum Ausdruck gebracht hat, dann hat es einen Augenblick gegeben, wo der Mensch Gott nicht ausgedrückt hat, und infolgedessen eine Zeit, wo die Gottheit ohne Ausdruck, d. h. ohne Wesenheit gewesen ist." Wissenschaft und Gesundheit, S. 470.

Ist das für unsere menschliche Erfahrung von Belang? Oder ist es nur eine schöne Abstraktion? Daß Gott und Mensch untrennbar sind, daß das Leben geistig und nicht materiell und daß der Mensch geistig und nicht materiell ist, ist eine Aussage der Wissenschaft des geistigen Seins, Christliche WissenschaftChristian Science (kr'istjən s'aiəns) genannt. Und diese Wissenschaft ist praktisch und anwendbar.

Christus Jesus gebrauchte sein Verständnis, daß er von Gott nicht getrennt werden konnte, um jedermann mehr Gutes zu bringen. Er sagte: „Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er läßt mich nicht allein, denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.” Joh 8:28, 29.

Was gefällt Gott? Geistige Dinge — Dinge, durch die göttliche Eigenschaften ausgedrückt werden können. Auch wir müssen das tun, was Gott gefällt, und nicht die Dinge, die nur dazu dienen, den Sterblichen zu gefallen und uns persönliches Prestige, Zufriedenheit und Stolz zu geben. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, daß wir ein menschliches Ziel erreichen oder einem persönlichen Interesse nachgehen. Unser Ziel muß immer sein, Gottes Sein besser auszudrücken, Ihn zu verherrlichen, so daß Sein Wesen allgemeiner bekannt und verstanden wird. Das bringt Wiedergeburt und Heilung mit sich.

Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sah sehr klar, daß die Untrennbarkeit des Menschen von Gott praktische Bedeutung hat. Einer ihrer Schüler sagte über sie: „Mrs. Eddy bot ihren Schülern zwei Aspekte, die so vollkommen ineinander übergingen, daß man in ihrer Gegenwart das Empfinden hatte, daß sie mit dem Leben vollkommen harmonierte.

Der eine Aspekt war ihr klarer und unfehlbarer geistiger Sinn; ihr unerschütterliches Vertrauen auf Gott; sie war sich bewußt, daß Er immer gegenwärtig und so nahe ist wie ein Freund.

Der andere Aspekt war ihre große Menschlichkeit; ihr ungewöhnlicher, praktischer Sinn, der sich darin zeigte, daß sie die Lehren Jesu auf all die kleinen Dinge des täglichen Lebens anwandte.“ We Knew Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1979), S. 141.

Die meisten falschen Auffassungen, die über die Beziehung des Menschen zu Gott entstehen, sind das Ergebnis einer von zwei Suggestionen — daß der Mensch Gott nicht braucht oder daß Gott den Menschen nicht braucht. Die erste Einstellung preist die Unabhängigkeit des Menschen von fremder Hilfe und möchte Gott überhaupt nichts zugute halten. Die zweite neigt zu Selbsterniedrigung und scheut sich vor der Herausforderung, der Mensch zu sein, den Gott geschaffen hat. Beide beinhalten, daß Gott und der Mensch getrennt sind oder nur gelegentlich zusammenkommen, vielleicht in Zeiten seelischer Anspannung oder großer Schwierigkeiten.

Wenn wir annehmen, der Mensch brauche Gott nicht, neigen wir dazu, uns an unsere Selbständigkeit zu klammern und uns sogar deswegen zu rühmen. Wir möchten es allein schaffen; wir beteuern, daß wir liebevoll sein können, ohne Gott Liebe zu nennen, daß wir intelligent sein können, ohne Gott Gemüt zu nennen. Und wir versichern uns, daß dies viel befriedigender sei. Doch gewöhnlich übernehmen wir uns früher oder später, und dann treten an die Stelle von Selbstzufriedenheit Selbstvorwürfe.

Doch wenn man erkennt, daß das kleinste Anzeichen für das wirklich Gute ein Ausdruck Gottes ist, und wenn man die Beruhigung empfindet, die sich daraus ergibt, daß man sein Denken mit der unendlichen Güte in Einklang gebracht hat, so engt das nicht ein; im Gegenteil, es weitet den Blick. Es eröffnet Möglichkeiten, die selbst die „großen Erfolgsmenschen“ nicht erhoffen dürfen. Aber auch die Anspannung und die Überanstrengung verschwinden, die den menschlichen Versuch begleiten, den Menschen von Gott zu trennen. Uns wird klar, daß der Mensch ohne Gott nicht weit kommt.

Und wie steht es mit der Behauptung, daß Gott den Menschen braucht? Jeder Mensch möchte das Gefühl haben, daß er gebraucht wird, doch neigen wir dazu, den Anspruch, daß wir auch nur beginnen könnten, Gott ähnlich zu sein, als überheblich und selbstüberschätzend zu betrachten. Nach menschlichen Maßstäben ist so etwas völlig undenkbar. Doch wer den spontanen Selbstausdruck erfahren hat, der der Anerkennung entspringt, daß Gott und der Mensch untrennbar sind, läßt keine andere Möglichkeit zu. Und er wäre nie zufrieden, wenn er nicht danach strebte, Gott zu verherrlichen.

Eine andere falsche Auffassung besteht in der Annahme, daß der Mensch in Gott aufgehe und somit keine eigenständige Funktion habe. Ein Musiker, der seine persönliche Tüchtigkeit nicht zur Schau stellen möchte, sagt z. B. vielleicht in aller Bescheidenheit: „Selbstverständlich ist es Gott, der spielt.“ Das stimmt in gewissem Sinne. Gott verleiht die Inspiration, die Genauigkeit und die Herrschaft, die der Musiker braucht. Doch ein Organist würde nicht viel zustande bringen, wenn er mit gefalteten Händen regungslos auf einer Orgelbank säße und erwartete, daß Gott für ihn spielt.

Wie Jesus sein Verständnis, daß er eins war mit Gott, anwandte, um das Richtige richtig zu tun, ganz gleich, welcher Situation er sich gegenübersah, so muß auch der Musiker die Musik durch Noten und hörbare Töne ausdrücken. Und in der Regel muß er dazu üben; doch braucht das nicht anstrengend oder mühsam zu sein. Andere menschliche Aktivitäten verlangen auf vielerlei Weise ebenfalls unsere Beteiligung. Wir brauchen allerdings nicht immer unsere Hände und Füße, um Ideen menschlich verständlich zu machen. Gelegentlich muß nur unser Denken besser und klarer werden.

Das ist vor allem für unsere eigene individuelle Ausübung oder Demonstration der Christlichen Wissenschaft bedeutsam. Wer sich mit der Christlichen Wissenschaft befaßt, stellt jedes Anzeichen der Disharmonie oder des Mangels als Suggestion einer Trennung von Gott genauso in Frage, wie der Musiker auf falsche, disharmonische Töne achtet, die sich in sein Spiel einschleichen möchten. Er käme niemals auf den Gedanken, sie seien ein Teil der Musik oder er könne nichts gegen sie tun, sondern ersetzt sie einfach geduldig durch die richtigen Töne.

So können auch wir scheinbar disharmonischen Umständen entgegentreten, seien sie nun mentaler, physischer oder finanzieller Art, und beten, daß uns die Eigenschaften Gottes gezeigt werden mögen, die wir am meisten zum Ausdruck bringen müssen, damit die Schwierigkeit geheilt wird. Dann können wir sicher sein, daß uns das göttliche Gemüt immerdar all die göttlichen Eigenschaften mitteilt, und nichts kann uns daran hindern, für sie empfänglich zu sein und sie klar auszudrücken. In dem Maße, wie wir diese Wahrheit erkennen und Gottes Willen gehorchen, treten Heilungen ein.

In Wissenschaft und Gesundheit werden einige dieser heilenden Eigenschaften erwähnt, und zwar in der Beschreibung Gottes: „Ich bin Geist. Der Mensch, dessen Sinne geistig sind, ist mein Gleichnis. Er spiegelt das unendliche Verständnis wider, denn Ich bin Unendlichkeit. Die Schönheit der Heiligkeit, die Vollkommenheit des Seins, unvergängliche Herrlichkeit — alles ist Mein, denn Ich bin Gott. Ich gebe dem Menschen Unsterblichkeit, denn Ich bin Wahrheit. Ich umschließe und verleihe alle Seligkeit, denn Ich bin Liebe. Ich gebe Leben ohne Anfang und ohne Ende, denn Ich bin Leben. Ich bin allerhaben und gebe alles, denn Ich bin Gemüt. Ich bin die Substanz von allem, denn Ich bin, der Ich bin.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 252.

Stellen Sie sich vor, wie das Leben aussähe, wenn diese göttlichen Eigenschaften nie zum Ausdruck kommen könnten! Und stellen Sie sich vor, wie es sein könnte, wenn alle Menschen überall sie alle jederzeit ausdrückten! So ist der Mensch, den Gott erschafft, der einzige Mensch, den es wirklich gibt, der Mensch, der die wahre Identität eines jeden von uns ist.


Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe
kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts,
bei dem keine Veränderung ist
noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.
Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit,
damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien.

Jakobus 1:17, 18

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