„Wenn man über Wunder spricht, so hat die Wissenschaft ein Wort dazu zu sagen, denn sie lebt gezwungenermaßen in einem Spannungsverhältnis zum Glauben: Einerseits hält sie an bereits entdeckten Gesetzen und Regelmäßigkeiten fest, andererseits achtet sie auf Anomalien und untersucht, ob es sich dabei um Fehler handelt — gewissermaßen um Druckfehler auf einer gedruckten Seite — oder um Täuschungen oder um Hinweise auf tiefere Zusammenhänge, auf ein grundlegenderes Gesetz, das die ganze naturwissenschaftliche Betrachtungsweise verändern könnte.
Die Herausforderung eines Wunders, selbst des größten Wunders — der Auferstehung —, liegt darin, daß sich ein solches Ereignis nicht mit unserem besten Verständnis von der Art und Weise, wie das Universum funktioniert, vereinbaren läßt. Man kann es nur schwer akzeptieren.
Was das Wunder dennoch glaubhaft machen kann, muß wohl darin begründet liegen, daß wir es als einen Hinweis, einen Schlüssel, für eine noch tiefere Erkenntnis der universalen Zusammenhänge sehen — einen Hinweis, der so überzeugend ist, daß wir einfach glauben müssen, daß eines Tages alle Schwierigkeiten und Widersprüche ausgeräumt werden.
Ein Wunder weist auf eine verborgene Bedeutung hin, und die Tiefgründigkeit dieser Bedeutung kann das Wunder glaubhaft machen.
... Schon der Schimmer von einer sehr tiefen Bedeutung kann uns dazu bringen, daß wir es wagen, den Boden unserer bekannten Gesetze zu verlassen, wie Petrus, als er aus dem Boot trat.
Tatsächlich geschieht genau das bei großen naturwissenschaftlichen Entdeckungen. Sie mögen eine Zeitlang verworfen werden, weil sie die festeste Ansicht umstoßen, an der die Wissenschaftler bis dahin festgehalten haben. Die neue Anschauung, das neue Gesetz, wird akzeptiert, wenn man allgemein glaubt, daß es die Vernunft so viel mehr befriedige, daß ein gewisses Umdenken stattfindet.
So oder ähnlich werden wir wohl Wunder betrachten müssen...
Bei jedem Schritt werden neue Gesetze wirksam; sie gehen über die Gesetze der vorigen Stufe hinaus, verletzen sie aber nicht. Ein wahres Wunder könnte der Schlüssel zu einer noch höheren Stufe der Wirklichkeit sein, von deren Gesetzen wir bis jetzt nur einen Schimmer in Augenblicken der Offenbarung erhaschen...”
Nachdruck mit Genehmigung
Anmerkung der
: Diese provokativen Auszüge aus einem religiösen Beitrag der englischen Schriftstellerin Drusilla Scott können keinesfalls ihre Auffassung, die sich nicht mit der eines Christlichen Wissenschafters deckt, vollständig wiedergeben. Wir möchten keinen falschen Eindruck erwecken. Aber ein Christlicher Wissenschafter kann nicht umhin, dankbar zu sein, wenn das Denken für die Möglichkeiten aufgeschlossen ist, daß ein tieferes Verständnis der universalen Zusammenhänge die sogenannten Wunder des Neuen Testaments bestätigt und nicht leugnet. Mary Baker Eddy, die Gründerin dieser Zeitschrift, schrieb einmal: „Das Wunder führt keine Unordnung ein, sondern es entfaltet vielmehr die ursprüngliche Ordnung, indem es die Wissenschaft von Gottes unwandelbarem Gesetz bestätigt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 135).Diese Spalte erscheint von Zeit zu Zeit, um unseren Lesern Gelegenheit zu bieten, aktuelle Nachrichten und Kommentare in neuem Licht zu betrachten — im Licht der Christlichen Wissenschaft.