Vor zwei Jahren erhielt ich meinen ersten Segelflugunterricht. Uns Teilnehmern wurde gesagt, daß dies von Anfang an ein praktischer Kurs sei. Wir sollten darin nicht etwas über das Fliegen hören, sondern lernen, wie man fliegt. So waren wir nach einer kurzen Einführung und dem Bericht über die Wetterlage schon draußen auf dem Flugplatz, legten unsere Fallschirme an und kletterten in die Segelflugzeuge. Unsere Fluglehrer schnallten sich hinter uns an, wo sie die Doppelsteuerung bedienen konnten.
Hierauf folgte die gründliche Kontrolle der Ausrüstung, um sicherzustellen, daß alles einwandfrei funktionierte. Dieser wichtige Vorgang wird vor jedem Start wiederholt, so daß man seinem Flugzeug völlig vertrauen kann. Schließlich wird die Kabinenhaube fest verschlossen, und man gibt das Zeichen, daß das Schleppkabel für den Start eingeklinkt werden kann. Nach einer kurzen Startstrecke ist man schon in der Luft und wird auf eine Höhe von über tausend Metern geschleppt.
Dann kommt der packende Augenblick, wo man das Kabel ausklinkt und das Segelflugzeug frei gleitet. Während man den Horizont scharf beobachtet, um sich zu vergewissern, daß der Weg frei ist, spürt man zugleich die vertikalen Strömungen der Warmluft auf. Diese aufsteigenden Luftströme tragen das Flugzeug empor. Die Aussicht über weite Teile des Landes ist prächtig.
Zwischen meinen Erfahrungen beim Segelfliegen und dem Studium und der Betätigung der Christlichen Wissenschaft besteht ein Zusammenhang. Schließlich müssen wir als Christen alle „startbereit“ sein, um das in die Tat umzusetzen, was wir gelernt haben. Ich entdeckte auch noch andere Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel hat Christus Jesus seinen Jüngern sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß er von ihnen erwartete, daß sie es ihm gleichtaten. Er selbst veranschaulichte auf einzigartige Weise, daß er von jeder Begrenzung frei war. Solche Freiheit erfährt der Mensch, wenn er sein Leben in ständiger Gemeinschaft mit Gott, Geist, lebt.
Wie können wir es anfangen, diese Freiheit zu erreichen? Wir können aufrichtig beten, um unsere Beziehung zu Gott als Seine geliebten Söhne und Töchter zu verstehen, und danach verlangen, Ihm besser zu dienen und Seinen Willen zu tun. Unsere Grundregeln sind die zeitlosen Wahrheiten der Bibel — die Zehn Gebote und Christi Jesu Bergpredigt. Wenn wir diesen Regeln gemäß leben, gewinnen wir die feste Überzeugung, daß Gottes Gesetz uns trägt. Und beim Beten spüren wir Seine Gegenwart mit innerster Gewißheit.
Für den Psalmisten war diese Gegenwart so greifbar nahe, daß er schrieb: „Führe ich gen Himmel, so bist du da... Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Ps 139:8—10.
Manchmal scheinen die Bürden, die uns zu Boden drücken möchten, sehr wirklich zu sein. Vielleicht werden unsere Schritte durch schwierige menschliche Beziehungen gehemmt, durch eine Verantwortung, die auf uns lastet, oder durch Furcht und Krankheit. Wir können jedoch aus der Tatsache Mut schöpfen, daß sich andere vor uns von dem materiellen Denken befreit haben, das uns diese Lasten auferlegt. Viele haben den machtvollen Aufwind des Geistes gespürt.
Mrs. Eddy z. B. berichtet uns davon, wie sie schrittweise zur Entdeckung der Wissenschaft des Christentums geführt wurde, die dazu dient, die Menschheit von allen erdgebundenen Vorstellungen zu befreien. Sie schreibt: „Begrenzungen werden in dem Maße abgelegt, wie die fleischliche Natur verschwindet und der Mensch als die Widerspiegelung des Geistes erkannt wird.
... Der materielle menschliche Begriff schwand in beglückender Weise immer mehr dahin, während ich mich in geistigere Breiten und reinere Bereiche des Denkens tragen ließ.“ Rückblick und Einblick, S. 73.
Wie können wir die Fesseln sprengen, die uns die Freude und Freiheit vorenthalten möchten, die wir erleben, wenn uns Christus, Wahrheit, in „reinere Bereiche des Denkens“ hebt? Als erstes können wir unsere wahre Identität als Söhne und Töchter Gottes anerkennen. Jesus hat ausdrücklich erklärt, daß wir niemanden auf Erden Vater nennen sollten, „denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ Mt 23:9.
Wenn wir verstehen lernen, daß Gott der einzige Schöpfer und Urheber unseres Seins ist, spüren wir etwas von der göttlich verliehenen Freiheit, die unser Geburtsrecht ist. Immer mehr verblaßt der falsche Glaube, daß wir Sterbliche seien, die durch eine Art Nabelschnur mit einem Bündel vererbter Annahmen verbunden sind.
Durch das wachsende Verständnis, daß unsere geistige Individualität immer eins mit Gott ist, erhebt sich unser Denken auf natürliche Weise zu größeren geistigen Höhen. Wir gewinnen eine umfassendere Sicht der Wirklichkeit. Während sich der Horizont unseres Bewußtseins erweitert, verlieren wir jedoch die vertrauten Orientierungspunkte nicht aus den Augen. Wir sehen sie aus dem neugewonnenen Blickwinkel als nützliche Wegweiser für unseren Fortschritt.
Niemand könnte Jesus erdgebunden nennen. Wenn wir ihm auf dem Wege folgen, den er uns gezeigt hat, erleben wir große Freude. Natürlich erwartet uns auch eine enorme Arbeit, bis der Glaube an die Sterblichkeit und ihre Begrenzungen überwunden ist. Doch wenn wir seine Regeln beachten und einen Kurs stetigen geistigen Wachstums einschlagen, dann stellen wir fest, daß wir über die Materialität hinaus himmelwärts streben. Wir sehen das Reich des Geistes als eine gegenwärtige Wirklichkeit. Alte Denkweisen — Furcht, Sünde und Krankheit — bleiben immer weiter hinter uns zurück. Auf dem ganzen Weg werden wir von Gottes allmächtiger Liebe getragen!
