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Kein „Verfallsdatum“ für das Leben!

Aus der Mai 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich eines Tages von einem Fernsehprogramm zu einem anderen umschaltete, stieß ich zufällig auf eine Sendung, in der mehrere junge Leute nach ihren Zukunftserwartungen befragt wurden.

Die junge Frau, die gerade interviewt wurde, wollte Popsängerin werden. Soweit ich mich erinnere, sagte sie: „Wenn ich das schaffen will, muß es bald sein — solange ich noch nicht zwanzig bin. In dieser Branche muß man es schaffen, bevor man zwanzig ist; hat man es bis dahin nicht geschafft, kann man es vergessen, denn dann ist alles vorbei! Wenn man erst einmal zwanzig ist, geht es nur noch bergab.“

Als ich später über diese Sendung nachdachte, ging mir auf, daß die allgemeine Vorstellung, es gebe „Verfallsdaten“, einen größeren Einfluß auf unser Denken haben kann, als uns manchmal bewußt ist. Es gibt zu viele solcher Tage — die unterschwellig eine gefährliche und zerstörerische Wirkung ausüben —, und oft sind wir uns dessen überhaupt nicht bewußt.

„Wenn ich es jetzt nicht geschafft habe, werde ich es nie schaffen.“ „Es wäre lächerlich, mich in meinem Alter noch in einem neuen Beruf zu versuchen, wieder von vorn anzufangen.“ Andere Aussagen dieser Art beziehen sich auf unsere Gesundheit oder auf andere Aspekte unseres Lebens. In gewisser Weise ist es so, als hätten wir uns kleine Etiketten mit Verfallsdaten aufgeklebt, so wie es die Lebensmittelhersteller für den Supermarkt tun — als würden wir gewarnt: „Nicht kaufen nach diesem oder jenem Datum!“

Vor einigen Jahren litt ich unter Rückenschmerzen und Steifheit; dieser Zustand verschlimmerte sich allmählich. Ich nahm an, daß ich mir vielleicht den Rücken verletzt oder mich überanstrengt hatte, als ich mitgeholfen hatte, die Möbel in unsere neue Wohnung zu tragen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon seit vielen Jahren mit der Christlichen Wissenschaft befaßt, und ich war von vielen Krankheiten und anderen Problemen geheilt worden — manchmal durch eigenes Gebet und Studium, manchmal mit der Hilfe und Unterstützung von Ausübern der Christlichen Wissenschaft. Diesmal schien mein Gebet keinen Erfolg zu haben, und nach einigen Tagen bat ich einen Ausüber, für mich zu beten.

Dank seiner Hilfe verschwanden die Schmerzen, doch sie waren nach einigen Tagen wieder da. Als ich dann mehr betete, wurde mir klar, daß ich aus dieser Erfahrung etwas lernen mußte und daß ich erst geheilt würde, wenn ich es gelernt hatte. Ich bat den Ausüber, nicht länger für mich zu arbeiten, und verdoppelte meine eigenen gebeterfüllten Anstrengungen.

Kurze Zeit später war ich eines Morgens ungehalten über einen Gedanken, der nicht der Ironie entbehrte — den Gedanken nämlich, daß ich gerade zu einer Zeit meines Lebens litt, zu der ich eigentlich am glücklichsten hätte sein müssen. An dem Tag, an dem wir in unser neues Haus eingezogen waren, hatte ich nämlich die Nachricht erhalten, daß ein Roman, den ich geschrieben hatte, zur Veröffentlichung angenommen worden war.

Seit meiner Schulzeit hatte ich meinen Lebensunterhalt damit verdient, daß ich Kurzgeschichten an Zeitschriften verkaufte, aber ich hatte immer gehofft, eines Tages Bücher zu schreiben, nicht nur Kurzgeschichten. Die Jahre waren vergangen, und ich war so damit beschäftigt gewesen, kurze Erzählungen zu schreiben, weil die Nachfrage danach groß war, daß ich nie die Zeit gehabt hatte, ein Buch zu schreiben.

Aber ungefähr ein Jahr zuvor schien der Markt für Zeitschriften zu stagnieren. Eigentlich nur als Experiment hatte ich dann jeden Tag zwei Stunden darauf verwandt, ein Buch zu schreiben. Sehr zu meiner Freude hatte ein Verlag es angenommen und wollte weitere Arbeiten von mir.

Tagelang schwebte ich wie auf Wolken — von den Rückenschmerzen natürlich abgesehen. Obwohl ich Tag für Tag viele Stunden betete und studierte, ließen die Beschwerden nicht nach.

Trotz der bohrenden Schmerzen war ich sehr befriedigt, endlich die Erfüllung eines langersehnten Traums zu erleben! Immer wieder bedauerte ich, daß ich nicht schon vor Jahren ein Buch geschrieben hatte. Wenn ich es doch nur eher angefangen hätte, sagte ich mir immer wieder!

Eines Morgens hatte ich, wie gewohnt, nach dem Studium der Lektionspredigt Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. viele Seiten in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy gelesen. Ich glaube, ohne mir dessen aber ganz sicher zu sein, daß ich auf einer jener Seiten auch die Stelle gelesen hatte, die mir nun in den Sinn kam — jedes Wort stand ganz deutlich und voller Aussagekraft vor mir: „Die Individualität des Menschen ist nicht materiell. Diese Wissenschaft des Seins herrscht nicht nur im Jenseits, in dem was die Menschen Paradies nennen, sondern hier und jetzt; sie ist die große Tatsache des Seins in Zeit und Ewigkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 285.

Die große Tatsache des Seins. Ich erschauerte unter der Wirkung, die diese Worte auf mich hatten. Ich hatte die Christliche Wissenschaft viele Jahre studiert und sie nach bestem Verständnis angewandt. Ein Grund, weshalb sie mir so zusagte, war der, daß wir in dieser Wissenschaft lernen, daß der Mensch — die Widerspiegelung Gottes, seines Schöpfers, seines liebevollen himmlischen Vaters — ewig ist, zeitlos, die unendliche Idee des unendlichen göttlichen Lebens. Aber nie zuvor hatte die Wahrheit dieser Aussage einen so tiefen Eindruck auf mich gemacht.

Und da es zutraf, daß meine Individualität eine geistige Idee war, nicht materiell, daß sie nicht nur hiernach, sondern hier und jetzt existierte, erkannte ich, wie inkonsequent und widersinnig all die Gedanken waren, mit denen ich mich den ganzen Sommer über bedauert hatte — zu einer Zeit also, als ich innerlich jubilierte. Mein törichtes Klagen hatte mir eigentlich zugeflüstert: „Deine Zeit ist begrenzt und damit auch Deine körperliche Freiheit. In deinem Alter kannst du nur noch Hinfälligkeit und ein Nachlassen Deiner Fähigkeiten erwarten.“

Mir wurde klar, daß sich dieser Irrtum in den hartnäckigen Rükkenschmerzen Rükkenschmerzen und in meinen steifen, linkischen Bewegungen kundtat.

In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Krankheit wird immer durch einen falschen Begriff herbeigeführt, der mental beherbergt statt zerstört wird. Krankheit ist ein verkörpertes Gedankenbild. Der mentale Zustand wird ein materieller Zustand genannt. Alles, was im sterblichen Gemüt als physischer Zustand gehegt wird, bildet sich am Körper ab.“ Ebd., S. 411.

In dem Moment verließen mich die Schmerzen, und sie sind nie wieder aufgetreten. Ich fühlte mich in jenem Augenblick und in den nachfolgenden Stunden wie der Lahme, den Petrus und Johannes an der Tür des Tempels, die „die Schöne“ genannt wurde, geheilt hatten. „Im Namen Jesu Christi von Nazareth“, sagte Petrus zu diesem Leidenden, „steh auf und geh umher!“ Nicht nur, daß der Lahme aufstand und umherging. Die Bibel berichtet weiter: „Er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.“ Apg 3:6, 8.

In den Jahren seit jenem Tag, an dem mir bewußt geworden war, daß ich aufgrund vorgerückter Kalenderjahre versteckte Annahmen von Altersschwäche, Unabänderlichkeit und Mißlingen gehegt hatte, habe ich weitere Bücher geschrieben und veröffentlicht. Ich habe festgestellt, daß es in meinem Leben eine Fülle immer größerer Aufgaben und freudiger Gelegenheiten gegeben hat. Immer aber hüte ich mich davor, etwas zu beklagen, insbesondere wenn es um zeitbezogene Klagen geht. Denn ich weiß jetzt, daß es für Gottes Ideen keine „Verfalls-“ oder „Haltbarkeitsdaten“ gibt, keinen Zeitpunkt, an dem das Gute oder ein Teil des Guten aufhört.

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