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Der zehnte Aussätzige

Aus der September 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Versetzen Sie sich einmal in die Zeit vor zweitausend Jahren: Sie stehen mit neun anderen am Rande einer staubigen Straße im Nahen Osten. Sie sind hierhergekommen, weil Sie von einem Mann gehört haben, der Wunder wirken kann. Da Sie nach den Regeln der menschlichen Gesellschaft von allen anderen Menschen, außer denen, die sich in der gleichen Lage befinden wie Sie, getrennt leben, stehen Sie etwas abseits. Sie und Ihre Gefährten sind aussätzig.

Mehr als alles andere möchten Sie glauben, daß der Mann, der da kommt, Sie heilen kann. Plötzlich ist er da. Ihre Gruppe fleht diesen Propheten an: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser!" Sie sind voller Hoffnung, denn Sie haben gehört, daß andere geheilt wurden.

Der Prophet antwortet und fordert Sie alle auf, zu den Priestern zu gehen, um sich einer Untersuchung und rituellen Reinigung zu unterziehen. Voller Hoffnung macht sich Ihre Gruppe auf, und auf dem Weg zu den Priestern werden Sie alle geheilt.

Was tun Sie als nächstes? Das ist von großer Bedeutung. Sind Sie der eine, der Gott die Ehre gibt und umkehrt, um Jesus Dank zu sagen? Oder sind Sie lediglich einer der neun, die anscheinend davoneilen, um sich in ihr neues Leben zu stürzen, ohne weiter über die heilende Kraft nachzudenken, die sie verändert hat?

Diese Geschichte findet sich im Lukasevangelium (17:12–19). Dort wird berichtet, wie Christus Jesus zehn Aussätzige heilt, die ihn anflehen, sie von ihrem Leiden zu befreien. Er tut es, aber nur einer, ein Samariter, kehrt zurück, um ihm zu danken und Gott die Ehre zu geben. Jesus sagt: „Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?"

Warum ist es wichtig, daß wir für unsere Heilungen dankbar sind? Beweist nicht die Tatsache, daß wir geheilt sind, unsere bessere geistige Einstellung?

Ja. Wie wir beim Studium der Christlichen Wissenschaft lernen, ist eine Heilung ein Zeichen dafür, daß sich unser Denken vergeistigt hat; aber ohne aufrichtige Dankbarkeit vergessen wir schnell die Erfahrung und verlieren die unendlichen Möglichkeiten, die vor uns liegen, aus den Augen. Wenn wir jedoch innehalten, und sei es auch nur für einen Augenblick, um zu bekräftigen, daß unsere Heilung Teil unserer Entdeckung dessen ist, was Gott für uns geplant hat, können wir diese Erfahrung nutzen, um anderen wie auch uns selbst zu weiterem geistigen Wachstum zu verhelfen.

Mrs. Eddy, die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit, erklärt die Heilungen, die Jesus vollbrachte; sie weist darauf hin, daß Jesus heilen konnte, weil er geistig eins mit Gott war, weil er klar verstand, daß der Mensch Gott widerspiegelt. Er erkannte an, daß Geist, Gott, vollkommen ist, und daher sah er den Menschen als geistig und vollkommen. Wenn man akzeptiert, daß ein liebevoller Gott uns tatsächlich in dieser Vollkommenheit erhält, hat man wahrhaftig Grund zur Dankbarkeit, sogar noch ehe der physische Augenschein, den wir suchen mögen, sichtbar wird.

Schon vor einer Heilung Dankbarkeit empfinden? Wenn das eigenartig erscheint, sollte man daran denken, daß Jesus Gott dankte, ehe er Lazarus auferweckte. Ehe es irgendein physisches Zeichen dafür gab, daß Lazarus lebte, wußte Jesus, daß er am Leben war. Er wußte, daß der Mensch niemals aufhören konnte, Gott widerzuspiegeln, der ewiges Leben ist.

Dankbarkeit kann zu einer Denkweise werden, wenn wir sie regelmäßig üben. Aber das ist nicht immer leicht. Geben wir manchmal der Enttäuschung, dem Ärger, der Reizbarkeit nach? Wenn dem so ist, dann erkennen wir nicht, daß die Liebe Gottes uns die Lösung eines jeglichen Problems zeigen kann. Aber wir müssen beständig an diesem Glauben festhalten und dürfen keinem Gedanken nachgeben, der Gott unähnlich ist.

In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Dankbarkeit ist weit mehr als eine Dankesäußerung in worten. Taten drücken mehr Dankbarkeit aus als Worte." Wissenschaft und Gesundheit, S. 3. Was für Taten sind damit gemeint? Ich hatte ein Erlebnis, das diese Frage beantworten mag.

Vor einigen Jahren sah ich mich in meinen beruflichen Möglichkeiten stark begrenzt; ich fand keinen Beruf, der mich befriedigte oder richtungweisend war. Ich führte das darauf zurück, daß ich in einem Fach ausgebildet worden war, das wenig Erfolgsaussichten bot. In meinem Lebenslauf hatte ich eine Reihe von Stellungen angegeben, die ich zwei oder drei Jahre lang im Geschäftsleben innegehabt hatte, die aber anscheinend in keinem logischen Zusammenhang standen. Dazu gehörten auch zwei Versuche, in Europa zu leben.

Als alle menschlichen Bemühungen, diese begrenzte Vorstellung von mir zu überwinden, fehlschlugen, begann ich, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zu studieren, um zu lernen, was die wirkliche Beschäftigung des Menschen ist. Der erste konkrete Hinweis, der mir durch Gebet offenbart wurde, war, daß ich mehr Dankbarkeit ausdrücken mußte. Dadurch, daß ich mich dem Selbstmitleid hingab, weil ich glaubte, mir sei überhaupt kein Erfolg beschieden, vermochte ich nicht, das Gute zu sehen, das tatsächlich von Gott zu mir gekommen war. Ich hatte an meinen verschiedenen Arbeitsplätzen interessante Menschen kennengelernt und viel Erfahrung in der Geschäftswelt gesammelt. Von einem europäischen Abenteuer war ich mit nur ein paar Dollar zurückgekehrt, doch ich hatte niemals daran gezweifelt, daß meine Versorgung von Gott kam. Ich hatte verschiedene finanzielle Engpässe überwunden, indem ich an der Wahrheit festhielt, daß Gott alle unsere Nöte stillt.

Die Dankbarkeit für kleine Dinge mischte sich mit Erinnerungen an körperliche Heilungen durch Gebet, die ich erlebt hatte, als ich allein im Ausland war. Bald wurde mir klar, daß mir tatsächlich gute Gesundheit, einträgliche Stellungen und gute Freunde beschieden worden waren. Und ich hatte manche Schwierigkeit überwunden, um dies alles zu erreichen. Gott war gut zu mir gewesen, und ich hatte es nicht bemerkt, weil mich begrenzte menschliche Gedanken blind dafür gemacht hatten.

Jetzt wurde es Zeit für die Taten der Dankbarkeit, von denen in Wissenschaft und Gesundheit die Rede ist. Ich trat einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, bei und begann die Mittwochabendversammlungen regelmäßig zu besuchen, auf denen viele Besucher von der heilenden Kraft der Christlichen Wissenschaft in ihrem Leben Zeugnis ablegten. Zum erstenmal begann ich, die Dankbarkeit, die ich gefühlt und erlebt hatte, öffentlich auszudrücken. Und ich machte es mir zur Aufgabe, in jedem Bereich meines Lebens für bessere Moral einzutreten. Ich unterzog mein tägliches Denken und Tun einer genaueren Prüfung und fragte mich ständig: „Spiegele ich Gott wider?"

Als mein Denken erhoben wurde, zeichnete sich der Weg zu einer nützlichen und produktiven geschäftlichen Laufbahn ab. Ich erkannte nun, daß sich die früheren, meiner Ansicht nach rein zufälligen Erfahrungen tatsächlich als logische Schrittsteine auf einem neuen Wege erwiesen. Ich konnte anderen zeigen, daß meine Erfahrung genau das war, was sie brauchten, und ich hatte Gelegenheit, es zu beweisen — was dann allen Beteiligten zugute kam. Dies wiederholte sich in einer Reihe unvorhergesehener Veränderungen. Aber es war jedesmal dasselbe: Erst kam die Dankbarkeit, dann die Erfüllung.

Ob der zehnte, der dankbare Aussätzige in seinem neugefundenen Leben weiter geistig wuchs? Das Neue Testament berichtet nichts darüber, aber wir wissen, daß er richtig begann. Können wir weniger tun?

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