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Ehrlich gegen Gott

Aus der September 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die ganzen letzten Jahre meiner Schulzeit stritt ich mich mit meinem Vater. Ich hielt ihn für einen „fiesen Kerl", und er muß das gleiche von mir gedacht haben.

Aber eines Tages sehnte ich mich schrecklich danach, von den schlechten Gefühlen frei zu sein. Dieser Wunsch war ein inspirierendes Gebet zu Gott. Als Ergebnis davon wurde ich mir eines entscheidenden Fehlers von mir bewußt. Ich war nicht ehrlich gegen Gott gewesen. Mein Vater war vielleicht nicht der gütigste Mensch auf Erden (und ich war es wohl auch nicht!). Aber was Gott betraf, so war mein Vater wirklich Sein kostbares Kind. Um geistig ehrlich gegen Gott zu sein, mußte ich meinen Vater (und auch mich) als Seinen Sprößling ansehen.

Zwei Wochen lang achtete ich sorgfältig auf meine Gedanken über meinen Vater. Wenn sich irgendein kritischer oder ärgerlicher Gedanke mir aufdrängen wollte, ersetzte ich ihn durch die klare und reine Wahrheit. Wenn ich z. B. geneigt war, zu glauben, mein Vater sei geizig und beschränkt, weil er mich bei kaltem Wetter das Auto nicht mit warmem Wasser waschen ließ, hörte ich mit dem auf, was ich gerade tat, und behauptete, daß er als Gottes Kind in Wahrheit gütig und weise war.

(Auf diese Weise tat ich das, wozu Mrs. Eddy uns in Wissenschaft und Gesundheit auffordert: „Steh Wache an der Tür des Denkens. Wenn du nur solche Schlüsse zugibst, wie du sie in körperlichen Resultaten verwirklicht zu sehen wünschst, dann wirst du dich harmonisch regieren." Sie sagt weiterhin: „Halte dem sterblichen Gemüt schadenbringende Irrtümer fern; dann kann der Körper nicht unter ihnen leiden. Die Entscheidungen über Schmerz oder Lust kommen durch das Gemüt, und dem Wächter gleich, der seinen Posten verläßt, lassen wir die sich eindrängende Annahme ein und vergessen, daß wir ihrem Eintritt durch göttliche Hilfe wehren können." Wissenschaft und Gesundheit, S. 392.)

Durch diese Gebete hoffte ich anfangs lediglich, der schrecklichen Traurigkeit und Schuld, die mich nach jedem Streit überwältigten, ein Ende zu machen. Aber die göttliche Hilfe brachte etwas viel Besseres. Wir stritten nie wieder. Wir stimmten zwar nicht in allem überein, aber zwischen uns fiel kein hartes oder böses Wort mehr. Ja, wir lernten einander wirklich lieben und wurden die besten Freunde.

Ein unglückliches Zuhause kann schrecklich sein. Aber es braucht nicht so zu bleiben, und niemand braucht darauf zu warten, daß jemand anders die Dinge verbessert. Jeder kann beten, zu jeder Zeit. Gebet ist nicht etwas, was Erwachsenen vorbehalten ist und von dem Kinder und Jugendliche ausgeschlossen sind. Und Gebet kann etwas bewirken.

Die Bibel enthält Beispiele dafür, wie Menschen durch Gebet Gottes Gegenwart spürten. David fühlte sich zweifellos Gott nahe, bevor er in den Kampf mit Goliat trat. Siehe 1. Sam 17:32-50. Samuel gehorchte Gott, als er wußte, daß Gott ihn rief. Siehe 1. Sam 3:1-10, 19-21.

In der Bibel ist noch von einem anderen Kind die Rede, von dem wir allerdings weniger oft hören: Hagars Sohn Ismael. Er lebte zu einer Zeit, als Männer noch mehrere Frauen hatten. In den Familien verstand man sich damals auch nicht immer gut. Als Ismael noch klein war, bestand Abrahams erste Frau darauf, daß Abraham Ismael und dessen Mutter in die Wüste verbannte. Als Hagar ihr Wasser aufgebraucht hatte, war sie so verzweifelt, daß sie Ismael unter einen Busch legte, damit sie ihn nicht sterben sehen würde.

Aber die Bibel sagt: „Da erhörte Gott die Stimme des Knaben", und dann entdeckte seine Mutter einen Brunnen, schöpfte Wasser, und sie waren gerettet. „Und Gott war mit dem Knaben. Der wuchs heran." 1. Mose 21:17, 20.

So können auch wir heranwachsen, denn wir können jederzeit beten und uns darauf verlassen, daß Gott Familienprobleme heilt, die Kummer und Schmerz mit sich bringen.

Gebet erfordert Ehrlichkeit. Diese Ehrlichkeit bedeutet mehr, als nur bei Prüfungen nicht zu schummeln oder nur die Geschwindigkeitsbegrenzung zu beachten. Sie verlangt, daß wir unsere Gedanken damit in Einklang halten, wie die Dinge bei Gott und Seiner Schöpfung aussehen. Sie setzt unsere Bereitschaft voraus, als Ausgangspunkt unserer Überlegungen anzuerkennen, daß Gott gut ist und daß nur das Gute existiert. Daher ist der Mensch Gottes vollkommenes Ebenbild, der Ausdruck alles Guten. In Wahrheit ist Gott der einzige Schöpfer des Menschen, unser Vater und unsere Mutter, gütig und liebevoll. Mrs. Eddy schreibt: „Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der ihr zärtliches Verhältnis zu ihrer geistigen Schöpfung andeutet." Wissenschaft und Gesundheit, S. 332.

Da Gott völlig gut ist, verursacht oder rechtfertigt Er keinen einzigen Augenblick des Bösen. Genaugenommen schließt Seine Allheit das Böse aus. Es gibt keinen Konflikt, keine Reaktion, keine blödsinnige Vorschrift, keinen Mangel an Gerechtigkeit oder Liebe, keine Widersetzlichkeit. Dies gilt für alle, auch für die Personen, die wir unsere Eltern nennen. Es gilt für die Familien, in denen ständig Streit herrscht. Für Gott gibt es keine Sterblichen. Kein „ Wir" oder „die anderen". Es gibt nur Seine Kinder, die Seine Liebe ausdrücken.

Christus Jesus lehrte diese Wahrheiten. Als die Leute kleine Kinder zu ihm brachten, tadelten die Jünger sie, aber Jesus segnete die Kinder und sagte, seine Jünger müßten so empfänglich für Gott sein wie Kinder, wenn sie in das Himmelreich gelangen wollten. Siehe Mk 10:13-16.

Ehrlichkeit gegen Gott bedeutet auch, daß man bereit ist, zuzugeben, daß nachtragende Gedanken falsch sind, und daß man sie losläßt. Das ist vielleicht nicht einfach. Was macht es so schwer? Stolz. Oder Eigenwille. Manchmal womöglich auch Selbstgerechtigkeit, wenn Eltern scheinbar gedankenlos, gleichgültig oder selbstsüchtig sind. Dann kann es passieren, daß Groll oder Ärger in uns einströmen wie Regenwasser, das aus einer verstopften Dachrinne hervorschießt. Wir mögen sogar das Gefühl haben, daß wir geistige Begriffe — wenn wir uns an Gott wenden, um herauszufinden, wie Er Seine Schöpfung sieht — nicht ohne Heuchelei annehmen können.

Aber durch den geistigen Sinn können wir die geistige Tatsache über jedermann akzeptieren. Der geistige Sinn ist die Fähigkeit, demütig für den Christus, die Wahrheit, empfänglich zu sein. Der geistige Sinn befähigt uns, im Grunde unseres Herzens zu wissen, daß in Wirklichkeit Gott und Seine vollkommene Schöpfung alles ist. Egal, wie häßlich der Streit ist, egal, wie viele traurige Jahre er schon gedauert hat, egal, wie haßerfüllt wir oder andere gewesen sein mögen, jeder kann für sich behaupten und sich dessen bewußt sein, daß nur Gott und Seine Ideen gerade dort gegenwärtig sind, wo Eltern und Kinder in Widerspruch miteinander zu stehen scheinen. Harmonie allein ist wirklich. Nur Liebe, Verständnis und Zuneigung haben Macht.

Sich diesen Wahrheiten demütig und ehrlich fügen heißt wirksam beten. Es gibt uns den lieblichen Frieden Gottes, der sich dann in unserem täglichen Leben zeigt.

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