Wann wurde Ihnen klar, daß Sie frei sein wollten?
Ich lebte mit einem Partner zusammen, und die Verbindung war mir zur Hölle geworden. Zuerst erschien es mir nur wie ein Persönlichkeitskonflikt, den ich loswerden wollte. Ich war seelisch zerrüttet. Meine Arbeit litt. Jetzt weiß ich, daß all die Qual und das Leid unvermeidlich waren. Es wurde mir allmählich klar, daß ich nicht nur aus dieser homosexuellen Verbindung herauswollte, sondern aus der ganzen Mentalität, obwohl ich diese Gefühle schon lange gehabt hatte — schon seit meiner Jugend.
Es wird allgemein angenommen, daß gewisse Familienverhältnisse eine Tendenz zur Homosexualität fördern oder daß sie ein „angeborener" Charakterzug sei. Aber jetzt weiß ich, daß Homosexualität, selbst wenn man sie als genetisch betrachtet, in einer falschen Vorstellung vom Menschen verwurzelt ist. Wie alle Ansprüche des sterblichen Gemüts ist sie eine anerzogene Annahme, etwas, was bewußt oder unbewußt akzeptiert oder geglaubt wird. Damals verstand ich das nicht.
Vielleicht hatte ich mich nicht bereitwillig und entschlossen um eine Heilung bemüht, weil ich nicht von den vermeintlichen Freuden der Homosexualität geheilt werden wollte. Ich wußte jedoch, daß Homosexualität nicht im Einklang steht mit dem, was ich in der Christlichen Wissenschaft über des Menschen reine Verbindung zu Gott gelernt hatte, und zu meiner großen Freude bin ich jetzt völlig geheilt und frei, was das Ergebnis von Gebet und geistiger Wiedergeburt ist.
Ich erinnere mich, daß mir vor meiner Heilung eines Tages eine Bibelstelle wie nie zuvor ins Auge fiel. Es waren die Verse 24—32 aus dem ersten Kapitel des Römerbriefs. Als ich las, war ich wirklich bestürzt. Ich hatte das Gefühl, daß Paulus sagte, daß alle Übel, die er aufzählte, miteinander verbunden seien; daß man für alle anderen sündhaften Triebe anfällig werde, wenn man einem nachgibt; daß man dann gewissermaßen alle anderen sündhaften Triebe dulde. Es wurde mir schmerzhaft deutlich, daß ich meinen Lebensstil nicht damit rechtfertigen konnte, daß er im Einklang mit einem christlichen Leben stand. Ich mußte etwas dagegen tun. Ich durfte die Auseinandersetzung damit nicht mehr aufschieben.
Was geschah, nachdem Sie sich entschlossen hatten?
Es war nicht einfach! Jeder Schritt kostete mich Tränen und Schweiß. Ich wurde auf die Probe gestellt: Ich war versucht, die alte Verbindung wieder aufzunehmen oder jemand anders zu finden. Ich wollte nicht allein sein. Ich verwechselte den Wunsch nach Männerfreundschaft mit dem Sexualtrieb. Es war wirklich ein Kampf! Der folgende Abschnitt aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy half mir: „Die knechtschaft des Menschen unter den unbarmherzigsten Herren — unter Leidenschaft, Selbstsucht, Neid, Haß und Rache — wird nur durch einen mächtigen Kampf überwunden. Jede Stunde des Verzuges macht den Kampf schwerer. Wenn der Mensch nicht Sieger über die Leidenschaften wird, vernichten sie Glück, Gesundheit und Menschentum. Hier ist die Christliche Wissenschaft das unumschränkte Allheilmittel, das der Schwachheit des sterblichen Gemüts Stärke verleiht — Stärke von dem unsterblichen und allmächtigen Gott — und das die Menschheit über sich selbst hinaus zu reineren Wünschen emporhebt, ja zu geistiger Kraft und zum Wohlwollen gegen die Menschen.
Der Sklave unrechten Verlangens lerne die Lektionen der Christlichen Wissenschaft, und er wird den Sieg über dieses Verlangen davontragen und eine Sprosse auf der Stufenleiter zu Gesundheit, Glück und Leben emporsteigen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 407.
Ich war bereit, „die Lektionen der Christlichen Wissenschaft" zu lernen und nicht länger ein Sklave zu sein, ganz gleich, was es kosten würde.
Was haben Sie im einzelnen gelernt?
Eines wurde mir allmählich klar, nämlich daß Homosexualität in der Lüge verwurzelt ist, daß der Mensch ein biologisches Gebilde ist, das auf bestimmte Reaktionen konditioniert wird oder in das bestimmte Reaktionen eingebaut sind. Ich sah, daß wirklich von einer sehr sterblichen, fleischlichen Anschauung vom Menschen geheilt werden mußte. Ich mußte von Unsicherheit und Selbstsucht geheilt werden und mußte meine gottgegebene Identität als Sein Kind besser erkennen.
Ich kam zu dem Schluß, daß ich vor allem meinem Vater-Mutter Gott näherkommen mußte. Ich wollte ein Gefühl meiner Vollständigkeit erlangen, das mir keine Person geben konnte. Und dieses Gefühl konnte ich nur erlangen, wenn ich Gott nahe war. So wandte ich mich wirklich ernsthaft der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zu. Ich hatte diese Bücher jahrelang mehr oder weniger regelmäßig gelesen. Aber jetzt verbrachte ich mehr Zeit mit dem Lesen, studierte sie wirklich, forschte nach Ideen und wandte sie an. Wenn mich das Gefühl von Einsamkeit oder Sinnlichkeit überkam, betete ich; ich wandte mich vertrauensvoll an Gott wie ein Kind, das zu seinen liebevollen Eltern geht.
Menschliche Meinung oder Willenskraft ist unzureichend, wenn Entscheidungen und Änderungen von Dauer sein sollen und man dabeibleiben will. Ich mußte mich an Gott wenden und durfte nicht länger nach etwas anderem suchen. Ich sprach mit niemandem über dieses Problem, außer mit einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft. Aber ich lernte, im Gebet mit Gott zu sprechen.
Ich nahm bewußter die Gegenwart Gottes in meinem Leben wahr. Ich machte es mir zum Prinzip, für alles Gute, das ich sah, dankbar zu sein. Selbst für die Prüfungen war ich dankbar! Jetzt sehe ich sie alle als Gelegenheiten, als Mittel, mehr von dem zu demonstrieren, was Gott wirklich ist — allmächtige Liebe. Ich stellte fest, daß ich durch all das Studieren und Beten mehr von den Gottesdiensten hatte. Sie berührten mich sehr. Sie waren für mich völlig neu.
Das Ablegen der Homosexualität war ein Erwachen. Jetzt weiß ich, daß ich bis dahin nur durchs Leben gestolpert war. Sinnlichkeit hatte wie eine Droge auf mich gewirkt, und ich fing nun endlich an, aufzuwachen. Wie soll ich es beschreiben? Es war, bildlich gesprochen, als ob man frische Frühlingsluft tief einatmete. Genauso wollte ich die Wahrheit meines Seins trinken. Ich hatte nur den Wunsch, etwas Frisches und Neues von Gottes Güte einzuatmen. Und das Resultat war, daß ich mich frisch, rein und neu fühlte.
Es schien mir auch, daß die Menschen anders waren: besser als vorher. Aber ich weiß jetzt, daß diese Veränderung damit zusammenhing, daß ich die Menschen in einem christlicheren Licht sah; ich verdammte sie nicht mehr wegen ihrer Gewohnheiten. Ich wurde von noch etwas frei. Ich fürchtete mich nicht mehr vor anderen. Ich legte nicht mehr ihre Motive falsch aus, und ich fürchtete nicht mehr, daß meine Motive falsch gedeutet oder mißverstanden würden.
Was haben Sie über Ihr wahres Selbst gelernt?
Ich sah allmählich, daß meine gottgegebene Reinheit und Unschuld nicht getrübt werden konnte, daß ich diese geistige Unschuld, die ich durch die Christliche Wissenschaft zu erfassen begann, nicht aus den Augen verlieren konnte. Mir wurde klar, was es bedeutet, die Widerspiegelung Gottes zu sein; ich erkannte, daß ich Seine Eigenschaften widerspiegele und daß ich daher in meiner menschlichen Erfahrung nur natürliche, rechte Zuneigung ausdrücken kann. Ich verwechselte nicht mehr Männerfreundschaft mit Sexualität.
Die göttliche Wahrheit trennt uns von dem Irrtum, der vorgibt, er sei unsere Identität oder er gehöre zu uns. Ich entdeckte, daß ich in Wirklichkeit — in der geistigen Wahrheit, die Gott wahrnimmt — meine eigene Kindlichkeit, meine wahre Unschuld, nie verloren hatte. Ich war lange Zeit von Schuld geplagt worden. Doch ich wußte, daß wir unsere Reinheit fühlen sollten, und das konnte ich zuerst nicht; aber allmählich spürte ich diese Reinheit, als sich der Wandel in mir vollzog.
Durch die Liebe, die ich zu Gott empfand, wurde mir klar, daß ich keinen emotionellen Schaden davonzutragen brauchte, weil es schon immer wahr war und noch heute wahr ist, daß ich Gottes reine Idee bin. Und diese Idee wird individuell umsorgt und kann niemals ein Versager sein.
Welch ein Gegensatz zu Ihrem vorherigen Standpunkt.
Ja, ich hatte geglaubt, daß ich durch Homosexualität etwas „Besonderes", „Einzigartiges" war. Ich wollte einzigartig und anders sein. Unter anderem sah ich die Homosexualität als eine Möglichkeit, zu rebellieren und meine Individualität auszudrücken. Aber in Wahrheit hat jeder von uns eine gottgegebene Identität, die sich aus geistigen Eigenschaften zusammensetzt und jedem Individualität und Charakter verleiht. Ich glaubte, daß Homosexualität mir die Freiheit gab, mich auszudrücken, und ich wußte nicht, wie sehr mich das begrenzte. Ich fühle mich jetzt so viel freier und ausdrucksfähiger.
Manche Leute behaupten, daß das Selbstbild einer Person, einschließlich ihrer „sexuellen Orientierung", wie es heutzutage heißt, subjektiv sei, daß es sozusagen eine persönliche Wahl sei. Wie stellen Sie sich dazu?
Ich glaube, das ist ein verwirrter Standpunkt. Wenn Sexualität mißverstanden wird, führt sie zu Sklaverei. Das trifft natürlich auch auf Heterosexuelle zu, aber Homosexualität schließt auch Verwirrung über Sexualität ein. Ich sehe jetzt ein, daß zwei Männer (oder zwei Frauen) keine echte Ehe eingehen können, die, wie die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit erklären, eine rechtsgültige Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau ist, nicht zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts. Mrs. Eddy schreibt: „Die Ehe sollte das Menschengeschlecht veredeln, indem sie eine Schranke gegen das Laster, ein Schutz für die Frau, eine Stärke für den Mann und der Mittelpunkt für die Neigungen wird." Ebd., S. 60.
Wenn man sich außerhalb der rechtmäßigen Ehe sexuell betätigt, sucht man nur das eigene Ich zu befriedigen. Man vermeidet dann echte Verantwortung, und man handelt im Grunde äußerst egoistisch. Homosexualität richtet einen offenen, wie auch versteckten Angriff gegen die christliche Moral.
Ich glaube, wenn manche Leute von sexueller Freiheit und sexueller Orientierung sprechen, sagen sie in Wirklichkeit, daß sie von sexueller und moralischer Verantwortung frei sein wollen. Sie brechen christliche Gebote rechts und links, ihr Verständnis von ihrer Beziehung zu Gott wird getrübt, sie begehren den Körper und huldigen körperlichen Gefühlen. Es ist nicht verwunderlich, daß zügellose Sexualität zu Eifersucht, Groll, Furcht und schließlich unerträglicher Einsamkeit und geistiger Taubheit führt. Was für eine Freiheit ist das?
Was bedeutet Ihnen jetzt Freiheit?
Ich habe die Freiheit, meine gottgegebene Herrschaft über Annahmen von Unzulänglichkeit, Begrenzung und körperlichen Leidenschaften auszudrücken. Früher aß ich immer sehr viel. Aber in dem Maße, wie ich meine angeborene Reinheit und Unschuld besser erkannte, fühlte ich mich buchstäblich vollständiger und mehr ausgefüllt. Ich hatte nicht mehr die unkontrollierte Sucht nach Befriedigung durch Essen oder Sex. Das Ergebnis davon ist, daß ich mich mental weniger belastet fühle und jeden Tag freudiger bin. Nachdem ich meinen Entschluß gefaßt hatte, gewann ich allmählich meinen Selbstrespekt wieder. Die Selbstverdammung und das Gefühl der Unzulänglichkeit verloren sich. Ich warf Eifersucht und Neid ab, die ich so lange mit mir herumgetragen hatte. Ich betete um die Erkenntnis, daß ich von diesen Dingen nicht beherrscht werden kann, und ich fühlte mich von der scheinbaren körperlichen Herrschaft oder der körperlichen Anziehung befreit. Freunden fiel auf, daß ich abgenommen hatte und besser aussah. Das alles schreibe ich dem geistigen Wachstum zu, das ich durch diese ganze Erfahrung erlebt habe. Ich bin freier, glücklicher und nehme mehr Verantwortung auf mich.
Seit ich mehr über Gott und die Wahrheit Seiner Schöpfung lerne, sind mein Leben, meine Tätigkeit und mein Verhalten kultivierter und klarer umrissen. Ich sehe meine Aufgabe deutlicher — meine Verpflichtung gegenüber Gott und den Menschen, die Verpflichtung, richtig zu handeln und richtige Zuneigung auszudrücken. Ich glaube, daß ich dafür verantwortlich bin, auf alles, was ich tue, heilend einzuwirken.
Eine Bekannte z. B. hatte ein körperliches Problem. Ich nahm die Gelegenheit wahr, mit ihr über geistige Ideen zu sprechen, was tatsächlich dazu beitrug, daß sie durch die Christliche Wissenschaft geheilt wurde.
Richtiges Handeln und richtige Zuneigung führen zu immer neuen Gelegenheiten, mit anderen über die Christliche Wissenschaft zu sprechen. Darüber freue ich mich sehr. Die Atmosphäre an meinem Arbeitsplatz ist auch gesünder geworden. Vorher hatte ich meinen Mitarbeitern gegenüber eine recht verbitterte und zynische Einstellung. Man könnte sagen, daß meine Motivation nicht die beste war, denn mir kam es hauptsächlich auf meinen eigenen Erfolg an.
Meine Einstellung zu meiner Arbeit hat sich grundlegend geändert. Die Ergebnisse sind jetzt zufriedenstellender. Statt größeren Ruhm für mich selbst anzustreben, arbeite ich jetzt zur Ehre Gottes, um Seine Eigenschaften und Sein Reich auf Erden zum Ausdruck zu bringen. Und meine Freundschaften sind besser.
Inwiefern?
Ich bemühe mich, Freundschaften auf einer Wertschätzung geistiger Eigenschaften aufzubauen — wie z. B. Integrität —, Integrität, die sich in der Arbeit und im Leben ausdrückt. Ich suche nach beständiger Liebe, die jemand seiner Familie und seinen Freunden gegenüber und am Arbeitsplatz ausdrückt. Und das versuche ich zum Ausdruck zu bringen. Ich bemühe mich, andere nicht als unvollkommene Sterbliche zu sehen, die ihre Vollkommenheit durch andere unvollkommene Sterbliche zu finden hoffen, sondern als vollkommene, individuelle Ideen Gottes, die Gottes Güte und Intelligenz widerspiegeln. Dadurch habe ich normale und erfrischende Freundschaften und Arbeitsverhältnisse mit Frauen gefunden. Heutzutage lerne ich viel von Frauen!
Diese Heilung kam nicht plötzlich. Was war Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Sie durch Ihr Ringen gewonnen haben?
Geistiges Wachstum. Die vollständige Heilung von Homosexualität steht außer Frage, und ich bin sehr dankbar dafür. Die Umwandlung in meinem Leben hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, daß ich auch mein geistiges Wachstum nicht vernachlässige. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn man neue Möglichkeiten sieht, wie geistige Ideen anzuwenden sind. Als aktives Kirchenmitglied kann ich das ganz bestimmt tun. Jetzt, wo mein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft größer ist, weiß ich, daß ich wirklich zu der heilenden Tätigkeit der Kirche beitragen kann.
Und da ich nun besser verstehe, daß Gott mein Leben ist, fühle ich mich in größerem Maße verpflichtet, konstruktive Dinge zu tun und sie gründlicher und vollständig auszuführen. Das ist nicht lediglich menschliches Selbstvertrauen. Damit hatte ich es ja vorher versucht. Es ist Vertrauen auf Gott und Vertrauen zu mir selbst als Gottes Idee, als Sein Bild und Gleichnis. Gott kann nicht versagen, also können Seine Ideen auch nicht versagen.
Haben Sie noch einen abschließenden Gedanken?
Homosexualität gibt einem nie, was sie verspricht. Der Friede, die Zuneigung und das Selbstwertgefühl — die reine Freude und Glückseligkeit —, auf die jeder ein Recht hat, können wir nur in einem reinen Leben finden. Wenn wir den geistigen Sinn des Seins pflegen, den Christus Jesus veranschaulichte, wird allen rechtmäßigen Anforderungen, die wir an unser Verständnis von Gott, der göttlichen Liebe, stellen, Genüge getan. Mrs. Eddy schreibt: „Diese wissenschaftliche Auffassung vom Sein, die die Materie um des Geistes willen aufgibt, deutet keineswegs darauf hin, daß der Mensch in der Gottheit aufgeht und seine Identität einbüßt, sondern diese Auffassung verleiht dem Menschen eine erweiterte Individualität, eine umfangreichere Sphäre des Gedankens und der Tätigkeit, eine umfassendere Liebe, einen höheren und dauernderen Frieden." Ebd., S. 265.
