Ein guter Bekannter von mir hatte Anrufe von verschiedenen Stellenvermittlungsbüros erhalten, die ihm Positionen bei verschiedenen Firmen anboten. Jede Agentur schien ihre Angebote unaufhörlich zu erneuern, und mein Bekannter wurde ganz verwirrt; er wußte nicht, ob er eins der Angebote annehmen sollte oder nicht. Er begann zu beten, um die Wahrheit über das geistige Wesen des Menschen und seine Untrennbarkeit von seinem Schöpfer besser zu verstehen. Er wollte wissen, wie er lauschen und Gottes Botschaft folgen konnte. Er betete, daß Gottes Wille geschehen und er Seinen Willen klar und verständlich hören möge.
Nachdem mein Bekannter ein paar Tage gebetet hatte, kam die Antwort: „Nimm keins der Angebote an!“ Zuerst bezweifelte er, daß dies die richtige Botschaft war. Da die Antwort nicht mit seiner vorgefaßten Meinung darüber, wie die Entscheidung ausfallen solle, übereinstimmte, war er besorgt. Aber er betete weiter und begann zu verstehen, daß Gott immer gegenwärtig ist und daß er stets die göttliche Botschaft hören konnte. Ihm wurde klar, daß er sich nicht von Unentschlossenheit, Furcht oder Stillstand zu beeinflussen lassen brauchte, denn Gott hatte ihn intelligent, furchtlos und aktiv erschaffen. Er fühlte sich nicht länger hilflos, sondern fähig, Herrschaft, Kompetenz und Gottes Autorität über sein Denken und Handeln — kurz, über sein Leben — auszudrücken. Unzufriedenheit und Niedergeschlagenheit wurden durch Zufriedenheit und geistigen Fortschritt ersetzt. Er lauschte auf Gottes Stimme und konnte vertrauensvoll Seiner Führung folgen.
Mein Bekannter war nun sicher, daß er die Stellenangebote, die er erhielt, ablehnen konnte. Er wußte, daß er richtig handelte, wenn er dort blieb, wo er war. Innerhalb von zwei Wochen, nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, bot ihm die Firma, bei der er arbeitete, eine Beförderung an. Nach weiterem stillem Gebet und Lauschen erlangte er die Gewißheit, daß dies der richtige Schritt für ihn war, und er nahm die Beförderung an.
Wir alle stehen irgendwann einmal im Leben vor kritischen und schwierigen Entscheidungen. Wir mögen dann das Gefühl haben, daß die Entscheidung schwer auf unseren Schultern lastet. Sorge und Unentschlossenheit mögen so hartnäckig sein, daß scheinbar für stilles Lauschen und kindliches Vertrauen auf Gottes Führung kein Platz ist. Es scheint, als ob in solchen Augenblicken die Furcht alles überschattete, was wir über Gott und des Menschen Beziehung zu Ihm gelernt haben. Oft wünschen wir, jemand würde uns sagen, was wir tun sollen. Oder wir mögen uns an einen Freund oder Vertrauten wenden, der uns vielleicht aufrichtige Anteilnahme zeigt, aber keine Antwort hat.
Wie können wir lernen, auf Gott zu lauschen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen? Wir sollten in einer solchen Situation verstehen, daß Unentschlossenheit der falschen Annahme entspringt, es gebe zwei (oder viele) Gemüter. Diese Annahme behauptet, daß es unser Gemüt gebe — ein begrenztes, sterbliches Gemüt, das unentschlossen sein kann — und das eine göttliche Gemüt, das Gott ist. Wenn wir diese Lüge, daß es zwei entgegengesetzte Gemüter gebe, glaubten, könnten wir Unentschlossenheit nie überwinden, und wir wären ohne Hoffnung, hilflos, ohne Gott. Aber die Christliche WissenschaftChristian Science (kr'istjən s'aiəns) lehrt, daß es nur ein Gemüt, einen Gott, gibt und daß der Mensch dieses Gemüt widerspiegelt. Wir lernen auch, woher wahre Weisheit kommt: von Gott. Da Gott die Quelle aller Intelligenz und Tätigkeit ist, hat der Mensch, der Gottes vollkommene Widerspiegelung ist, Wissen, weil Gott Wissen hat, und Verständnis, weil Gott Verständnis hat.
Da Gott uns in unseren Entscheidungen führt, können wir immer die richtigen Entscheidungen treffen. Und da wir in Wahrheit Gottes Bild und Gleichnis sind, haben wir alles, was wir brauchen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn wir verstehen, daß unsere wahre Identität Gottes geistige Widerspiegelung, der Mensch, ist, entdecken wir, daß wir die Eigenschaften ausdrücken, die wir brauchen, um richtige Entscheidungen zu treffen: Eigenschaften wie Demut, Ruhe, Gehorsam, Vertrauen.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch eins mit Gott ist, daß er vom göttlichen Gemüt nicht getrennt sein kann. Wir lernen, daß es keinen Augenblick gibt, wo wir Gottes Wort nicht hören können und wo Gott uns nicht führt. Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir: „So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst" und: „Der Herr wird dich immerdar führen ..." Jes 48:17; 58:11.
Wenn wir Gottes Führung in unserer täglichen Erfahrung erbitten, zeigt Er uns Seinen Weg; Er zeigt uns, wie wir auf Seine Gedanken lauschen und sie in unserem täglichen Leben anwenden können. Gott ist ein Gott der Liebe. Er ist Liebe; und der Mensch, Sein vollkommenes Kind, gehorcht und folgt diesem einen Gott spontan und natürlich. Wir lernen, daß wir als der Mensch, als das Kind Gottes, die Fähigkeit besitzen, auf Seine Botschaft, Seine Weisung, Sein Gebot spontan und natürlich zu lauschen und dann dieses Gebot unverzüglich zu befolgen. Das Gebot Gottes zu befolgen ist genauso wichtig, wie es zu hören. Es nützt nichts, Sein Gebot zu hören, wenn wir nicht beabsichtigen, es zu befolgen. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Hange dem göttlichen Prinzip der Christlichen Wissenschaft an, und folge dem Geheiß Gottes, indem du unentwegt in der Weisheit, Wahrheit und Liebe beharrst." Wissenschaft und Gesundheit, S. 495.
Stilles, demütiges Gebet zu Gott zeigt, daß wir bereit sind, Ihm zu folgen. Und wenn wir wirklich ungeheuchelt auf Gott lauschen, werden wir niemals irregeführt. Aber oft stimmt die Botschaft, die wir von Gott hören, nicht mit unserem vorgefaßten Plan überein, wie alles auslaufen soll. Sie mag unserer menschlichen Logik widersprechen. Was können wir in einem solchen Fall tun? Wie können wir sicher sein, daß wir Gottes Botschaft hören und nicht lediglich unserem eigenen menschlichen Willen folgen?
Wenn wir nicht überzeugt sind, daß die Botschaft, die wir hören, von Gott kommt, können wir so lange auf das „stille, sanfte Sausen", die göttliche Botschaft, lauschen, bis wir sicher sind. Und wenn wir der göttlichen Botschaft folgen, soweit wir sie verstehen können, wenn wir volles Vertrauen in Gott und Seine Fähigkeit haben, jeden von uns zu der richtigen Lösung zu führen, wenn wir uns auf Ihn verlassen und nur auf Ihn, das allwissende Gemüt, lauschen, wird die Botschaft, die wir empfangen, klar, verständlich und deutlich sein. Ist uns die Botschaft von Gott klar, dann sollten wir sie am besten konsequent befolgen. Und wenn wir beständig lauschen und folgen, beständig den liebevollen Gott bitten, werden unsere Gebete erhört. In Wissenschaft und Gesundheit wird die Frage gestellt: „Nützt uns Beten etwas?" Und dann wird uns versichert: „Ja, das Verlangen, das da hungernd nach Gerechtigkeit ausgeht, wird von unserem Vater gesegnet, und es kehrt nicht leer zu uns zurück." Ebd., S. 2.
Obwohl es manchmal so aussehen mag, als ob unsere Entscheidungen uns über viele Umwege, durch viele Nebenstraßen und an viele Kreuzwege führten, ist es doch am Ende — wenn das Endresultat erreicht ist — unwesentlich, wie viele Nebenstraßen wir eingeschlagen haben, an wie viele Kreuzwege wir gekommen sind oder wie oft wir Umwege gemacht haben. Wichtig ist nur, daß wir an unserem richtigen Platz sind, zu dem Gott uns geführt hat. Wir können sicher sein, daß Gott die Zügel in der Hand hat.
Wir können in unserem täglichen Leben beten, daß wir im Verständnis von Gott und Seiner Führung fest sein mögen. Gebet ist wirksam. Es befähigt uns, sicher, entschlossen, ruhig, furchtlos zu sein und aufmerksam auf Gottes Stimme zu lauschen, wenn wir eine Entscheidung treffen. Entscheidungen können mit sofortiger, unfehlbarer Präzision getroffen werden, weil wir mit dem unfehlbaren göttlichen Gemüt, das uns zu jeder Stunde führt und regiert, immer mehr vertraut werden. Zu wissen, was man tun soll, ist für den von Gott geschaffenen ganz natürlich. Gebet lehrt uns, aufmerksam zu lauschen und schnell und gehorsam zu folgen, im Gleichschritt mit Gott zu gehen, nicht vor Ihm, nicht nach Ihm, sondern mit Ihm. Mrs. Eddy schreibt: „Die Ungehorsamen setzen sich in Gang, ehe Gott es tut, oder sie tun es zu spät, um Ihm folgen zu können. Seid gewiß, daß Gott euren Weg bestimmt, dann beeilt euch, unter allen Umständen zu folgen." Vermischte Schriften, S. 117.
Wir können warten und lauschen, bis wir Gottes Weisung hören: „Dies ist der Weg; den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur Linken!" Jes 30:21. Und dann können wir mit Zuversicht folgen.
Halleluja!
Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!
Vom Aufgang der Sonne
bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn!
Psalm 113:1, 3
