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Eine neue Vision für den modernen Menschen

Aus der Dezember 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Wo keine Vision ist, wird das Volk untergehen.“ Spr 29:18 [nach der engl. King-James-Bibel]. Auf welch bemerkenswerte Weise nennt die Bibel die Dinge doch beim Namen! Und dieser Lehrsatz aus den Sprüchen Salomos im Alten Testament ist heute so wichtig wie eh und je.

Trotz all der Errungenschaften der Zivilisation gibt es wahrscheinlich heute genauso viele, vielleicht sogar noch mehr Gründe, sich über das Überleben der Menschheit Gedanken zu machen, als in irgendeiner vergangenen Epoche. Weitverbreitet Umweltverschmutzung, das Schreckgespenst eines nuklearen Winters, die unübersehbaren Zeichen moralischen Verfalls, epidemische Erkrankungen von Gemüt und Körper — das sind nur einige Probleme unserer Gesellschaft. Für die Menschen unserer Tage ist sicherlich die Zeit für eine neue Vision, eine neue Sicht, gekommen.

Aber was brauchen wir denn? Brauchen wir nur eine Möglichkeit, die schwierigkeiten zu verdecken? Können wir die Warnzeichen übersehen und hoffen, daß sie schon irgendwie verschwinden und wir in Ruhe gelassen werden? Oder könnte dem Mangel möglicherweise dadurch abgeholfen werden, daß wir durch eine Art Weichzeichner schauen, damit nicht alles gar so scharfkantig erscheint? Oder gehen wir lieber auf Distanz und meinen, daß ein einzelner ja sowieso nicht viel ausrichten könne und daß jemand anderes — der zu wissen scheint, was er tut, „ein Experte“ — die erforderlichen Lösungen schon finden wird, ehe es zu spät ist?

Mit Sicherheit würde uns keine dieser Möglichkeiten jene Vision bieten, die notwendig wäre, um Konflikte auf die Dauer zu lösen oder um wirklichen Frieden, Sicherheit und Heilung zu finden. Man braucht etwas sehr viel Substantielleres — etwas, was nicht nur unsere Lebensanschauung ändert, sondern auch unser Leben, und was sich dann sinnvoll auf das Leben in unserer Welt auswirkt.

Viele Christen räumen bereitwillig ein, daß die erforderliche neue Vision und die herkömmliche Wahrnehmung weit auseinandergehen. Das liegt daran, daß diese Christen ihr Vorbild in einem Menschen gefunden haben, der seinen Nachfolgern nicht nur eine radikale Anschauung von der Realität vermittelt hat, sondern der auch die unmittelbare, praktische Wirkung seiner Vision mit seinem substantiellen Heilungs- und Erlösungswerk demonstriert hat. Dieses Vorbild ist der Heiland Christus Jesus.

Jesus nahm die Wirklichkeit durch geistige Vision wahr. Und was er mit dem geistigen Sinn sah, ließ die Welt um ihn herum in einem völlig neuen Licht erscheinen. Die Menschen wurden ihres Lebens wieder froh. Krankheiten wurden geheilt, die man für unheilbar gehalten hatte. Sünden wurden zerstört, die in der Natur des Menschen begründet zu sein schienen. Es zeigte sich, daß die Übel des Fleisches und die moralischen Charakterfehler sich nicht auf eine wirkliche Macht stützten.

Durch Jesu heilende Mission erhielt das Leben vieler Menschen eine neue Richtung und ein neues Ziel, neue Würde und neuen Wert. Er ließ das Licht in der Finsternis scheinen, und es wies den geraden Weg des Fortschritts zur Erlösung. Jesu Nachfolger erkannten, daß sie doch erkennen, mußten, daß das Leben vergänglich ist, konnten sie doch erkennen, was es wirklich ist. Wenn wir bis zu einem gewissen Grade verstehen, daß Gott Leben ist und daß der Mensch der ständige, ewige Ausdruck Gottes ist, werden Eigenschaften, die von Dauer sind, solide Werte und fortdauerndes Gutes inmitten der menschlichen Erfahrung sichtbar werden.

Ist es verwunderlich, daß die Christliche Wissenschaft so großen Wert darauf legt, daß wir den geistigen Sinn entwickeln, daß wir die Wirklichkeit so sehen und erfahren, wie Gott sie sieht — rein, heil, göttlich geordnet, todlos, in ihrer geistig hervorgerufenen Harmonie und Güte erstrahlend?

In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, schreibt Mrs. Eddy: „Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit, Gott zu verstehen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 209. Und diese Fähigkeit bringt immer das natürliche Wirken der göttlichen Intelligenz zum Ausdruck; sie ist nicht das Produkt menschlicher Überlegungen, des Egos oder eines persönlich entwickelten Intellekts. Im Lehrbuch wird erklärt: „Es ist die Erleuchtung des geistigen Verständnisses, das die Fähigkeit der Seele und nicht die des materiellen Sinnes demonstriert. Dieser Sellen-Sinn kommt zu dem menschlichen Gemüt, wenn das letztere dem göttlichen Gemüt Raum gibt.“ Ebd., S. 85.

Wenn wir unser Denken und Handeln von Christus, Wahrheit, regieren lassen, findet ein Wandel in unserem Leben statt. Im Gebet erahnen wir, was es bedeutet, Gottes Bild und Gleichnis zu sein; was es bedeutet, daß die gesamte Schöpfung in Wahrheit Sein Wesen ausdrückt. Uns wird klar, daß Geistigkeit das eigentliche Wesen der Wirklichkeit und nicht etwa eine gestaltlose, sich verflüchtigende Abstraktion ist.

Das Licht der Wahrheit bringt dem Dasein Freude, und dieses Licht ist eine Kraft. Wenn das Licht dieser neuen Vision der Wirklichkeit auf unser Leben fällt, wenn es bestimmt, was wir aus unserem Leben machen, und es die Menschheit in seinen heilenden Einfluß einbezieht, werden wir entdecken, daß das, was ein einzelner vollbringen kann, äußerst bedeutungsvoll, ja lebenswichtig ist. Was wir an Gutem in unserem Nächsten sehen, kann seine Bemühungen, gut zu sein, im stillen unterstützen und fördern. Das gleiche kann die geistige Sicht unseres Nächsten für uns tun. Und gemeinsam werden wir feststellen, daß eine vereinte geistige Vision das auch für die Welt tun kann. Der Christus ist immer gegenwärtig und bringt uns voran, damit wir unsere gegenseitigen Ziele des geistigen Fortschritts erreichen. Wie Jesus sagte: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mt 18:20.

Jene Menschen, die vor zweitausend Jahren in einer für uns alten, ja unterentwickelten Gesellschaft lebten, waren natürlich die modernen Menschen ihrer Tage. Offensichtlich brauchten auch sie eine Vision. Und alle, die bereit waren, von ihren menschlich vorgefaßten Meinungen, von ihren falschen Vorstellungen und ihrem Aberglauben abzulassen, fanden dann auch einen neuen Lebensweg. Sie folgten dem Vorbild ihres Meisters, und wir gedenken ihrer als der ersten Christen — als geistiger Pioniere, Jünger, Heiler. Die Vision, die sie hatten, und ihr Leben haben einen tiefgreifenden Wandel eingeleitet.

In der heutigen Zeit ist die Wissenschaft des Christus für die Menschen unserer Tage da. Sie kann uns alle lehren, wie man sieht — wie man wirklich sieht. Und sie kann uns lehren, wie der geistige Sinn selbst in unserem hochentwickelten 20. Jahrhundert immer noch eine Rolle spielt. Vielleicht hätte der Schreiber der Sprüche Salomos auch sagen können, daß gerade das Entscheidende ist, denn wo eine geistige Vision ist, wird das Volk nicht untergehen.

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