Von allen Bildern, die Mariä Verkündigung darstellen, spricht mich das Fresko von Fra Angelico im Konvent von San Marco in Florenz am meisten an. Mit einfachen stilistischen Mitteln fängt dieser Meister das Wunder der Engelsbotschaft ein, die Maria verkündet wird, nämlich daß sie Jesus zur Welt bringen werde. Durch die heitere Stille und Offenheit in Marias Ausdruck hat der Künstler plastisch dargestellt, wie empfänglich sie für die Botschaft des Engels war: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“
Die Jungfrau Maria reagierte aufgrund ihrer Reinheit und Unschuld auf diese unwahrscheinliche Nachricht mit völligem Gottvertrauen. Im Lukasevangelium wird berichtet, daß sie sagte: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Siehe LK 1:30–32, 35, 38. An dieser Antwort erkennen wir, daß sie sich selbstbewußt Gottes Willen völlig unterwarf.
Christus Jesus kam in die Welt, um die Menschheit von den Sünden und den Begrenzungen der Sterblichkeit zu erretten und um den Menschen zu zeigen, was ihr wahres, gottverliehenes Erbe als Söhne und Töchter Gottes ist. Er kam, um zu verkünden, daß Gott unser aller Vater ist.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjen s’aiens), schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift über Marias Empfänglichkeit für diese geistige Idee folgendes: „Die Erleuchtung von Marias geistigem Sinn brachte das materielle Gesetz und dessen Ordnung der Zeugung zum Schweigen, und sie gebar ihr Kind durch die Offenbarung der Wahrheit, indem sie Gott als den Vater der Menschen demonstrierte. Der Heilige Geist, oder der göttliche Geist, überschattete den reinen Sinn der Jungfrau-Mutter mit der vollen Erkenntnis, daß das Sein Geist ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 29.
Jesu Erscheinen im Fleisch und sein Werdegang auf Erden versetzten ihn in die einzigartige Lage, der Menschheit den Weg aus der Sterblichkeit aufzuzeigen und sie zum vollen Verständnis des ewigen Lebens zu führen. Da Christus Jesus seine Gottessohnschaft anerkannte, hatte er Herrschaft über die Sterblichkeit. Heute ermöglicht uns der ewige Christus, die Wahrheit, die Jesus auf so vollkommene Weise verkörperte, Herrschaft über das trügerische Zeugnis des fleischlichen Gemüts auszuüben, das da behauptet, der Mensch sei ein körperlicher Sterblicher, der Sünde und Krankheit, Alterserscheinungen und Gefahren ausgeliefert ist. Genauso, wie der Christus den neugeborenen Jesus vor den bedrohlichen Erlassen des Herodes schützte, kann der Christus heute — sofern wir verstehen, daß er eine lebendige Kraft in unserem Leben ist — uns alle, auch die Kinder dieser Welt, von den haßerfüllten Elementen der Zerstörung befreien.
Wenn wir in unserem Herzen für die Christus-Idee Platz machen, so wie es die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland zu Jesu Geburt taten, bleibt er bei uns und regiert unser Leben. Diese lebendige Wahrheit wird sich nicht kundtun, wenn sich das Denken vorrangig mit dem Materialismus beschäftigt. Sie wird sich aber einem Bewußtsein offenbaren, das voller Sanftmut und Reinheit mit Gott Gemeinschaft pflegt. Es müssen wohl einige hundert Hirten in der Nacht, in der Jesus geboren wurde, in den Tälern Judäas ihre Herden gehütet haben, doch nur eine Handvoll vernahm die Botschaft des Engels und zog zur Krippe.
Die Christlichen Wissenschafter erkennen bei ihren Vorbereitungen auf die Feier der Geburt des Heilands, wie notwendig es ist, die tiefere geistige Bedeutung des Weihnachtsfestes zu erfassen. Auch unsere Herzen können sich demütig über die Botschaft freuen: „Der heilige Geist wird über dich kommen.“ In Wissenschaft und Gesundheit wird Heiliger Geist erklärt als „die göttliche Wissenschaft; die Entwicklung ewigen Lebens, ewiger Wahrheit und Liebe.“ Ebd., S. 588.
Auch wir können das Wirken des Heiligen Geistes an uns erfahren. Er beflügelt unser Leben und erweitert unsere Fähigkeit, Gutes zu tun, während wir zugleich Gott und der Menschheit in fortschreitendem Maße in erweiterten Bereichen dienen. Wenn wir frische Erkenntnisse über das Leben im Geist gewinnen und unser Verständnis durch die Offenbarung der Wahrheit erleuchten lassen, spüren wir, daß der Christus, die Wahrheit, von neuem in unserem Leben und in unserem Herzen geboren wird und als christliches Heilen Gestalt annimmt.
Das Leben Christi Jesu weist uns den Weg; es zeigt uns die Entwicklung, die der Heilige Geist bringt. Die Lehren unseres Meisters sind praktisch anwendbar. Was er lehrte, veranschaulichte er durch sein Leben und sein Heilungswerk. Er vertrat keine philosophische Theorie. Die Menschen spürten die Christus-Macht, die er ausdrückte, ihr Denken änderte sich, und ihr Leben wurde umgewandelt. Wo immer sich der Heiland aufhielt, wichen Krankheit, Blindheit, Sünde und sogar der Tod, und Gesundheit, Augenlicht, Heiligkeit und Leben wurden wiederhergestellt. In vielerlei Hinsicht ist das der Grund dafür, daß wir Weihnachten feiern. Das christliche Heilen ist ein Weihnachtsgeschenk für die ganze Menschheit.
Der Begründer des Christentums verhieß seinen Nachfolgern, daß ihnen, wenn er nicht mehr bei ihnen sei, der himmlische Vater einen anderen Lehrer schicken würde. Er sagte: „Der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Joh 14:26.
Gewiß haben die Jünger die Macht des Heiligen Geistes gespürt. Ja, die christliche Urkirche verdankt ihr Entstehen sogar zum großen Teil der Heilkraft der Apostel, die durch das Wirken des Heiligen Geistes enorm gewachsen war. Uns wird berichtet, daß diese Christen so miteinander sprachen, wie es ihnen der Heilige Geist eingab. Offensichtlich war er eine treibende Kraft in ihrem Leben. Er erfüllte sie mit Zuversicht und Freude, während zugleich Gottes Kraft mit ihnen wirkte.
Wie die Weisen aus dem Morgenland, die wachsamen Hirten und die Jünger Jesu, die alle in ihrem Herzen für die Christus-Botschaft Raum machten, so legen die Christen von heute Zeugnis für die Wahrheit ab. Der Tröster, die göttliche Wissenschaft, ist in der Kirche am Werk. Der Heilige Geist führt uns zusammen; er hilft und stärkt uns; er kräftigt uns und ruft uns zum Handeln auf. Wir finden unsere Einheit in Christus.
Mrs. Eddy ermutigt uns zum Heilen; sie zeigt uns, daß allein durch Gottes Kraft Heilung bewirkt wird. Sie schreibt: „Halte beständig folgenden Gedanken fest — daß es die geistige Idee, der Heilige Geist und Christus ist, der dich befähigt, die Regel des Heilens mit wissenschaftlicher Gewißheit zu demonstrieren, die Regel, die sich auf ihr göttliches Prinzip, Liebe, gründet, das allem wahren Sein zugrunde liegt, es bedeckt und es umschließt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 496.
Den Geist des Christus feiern wir an diesem Weihnachten und im ganzen neuen Jahr am besten dadurch, daß wir das wissenschaftliche christliche Heilen anderen in der Familie, in der Kirche und in der Nachbarschaft nahebringen.
