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Zielsetzung: Filme mit einer geistigen Vision

Aus der März 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ob wir nun in einem muffigen kleinen Kino einen Film sehen, in einem Lichtspieltheaterkomplex mit zehn Kinosälen oder bei einem Freund auf dem Videogerät: die überlebensgroßen Filmbilder schaffen auf gewisse Weise Vorbilder für unseren Alltag. Mit diesen Bildern wird gesagt: „Das ist Liebe.“ „Das ist Macht.“ „Das ist von Bedeutung.“ Aber nur allzuoft stimmen die Macht, die Liebe und die Vorstellungen, die in der Filmhandlung von so zentraler Bedeutung sind, gar nicht mit den wahren Bedürfnissen unserer Welt überein. Wie können Filme, Filmemacher und Kinobesucher zu einer echteren Deutung der menschlichen Lebenssituation vorstoßen? Ist es möglich, daß die Menschen durch Einsichten, die ein Film vermittelt, sogar auf geistige Lösungen für die Probleme der Menschheit hingewiesen werden?

Wir baten um eine Stellungnahme zu diesen und ähnlichen Fragen. Horton Foote ist Christlicher Wissenschafter; er hat Filmdrehbücher verfaßt, so zum Beispiel für die Filme To Kill A Mockingbird und Tender Mercies. (Beide Drehbücher wurden mit einem Oscar ausgezeichnet.) In jüngster Zeit hat er mehrere eigene Stücke für den Film bearbeitet, unter anderem A Trip to Bountiful, On Valentine’s Day und Courtship. Seine Interviewpartnerin ist Sie ist ebenfalls Christliche Wissenschafterin; sie arbeitet als Filmkritikerin für eine Wochenzeitschrift in Denver, Colorado, USA, und sie ist Dozentin für Filmkunst an der Universität von Colorado in Boulder, USA.

Marilynne Mason: In vielerlei Hinsicht handeln Ihre Stücke von Durchschnittsbürgern. Oft bringen sie die verborgene Würde eines Menschen zum Ausdruck — etwas Schönes, etwas Wahres. In Ihrem Drehbuch zu Tender Mercies ist die Ehefrau der Katalysator für Macs Lebenswandel. In Tomorrow besteht die Liebesfähigkeit des Hauptdarstellers trotz aller widrigen Umstände fort. In Bountiful vergibt die alternde Carrie Watts ihrer Schwiegertochter und liebt sie trotz ihrer kleinen Grausamkeiten. Warum haben Sie sich in einer Zeit, in der die Gesellschaft von reichen und berühmten Persönlichkeiten fasziniert ist, für den kleinen Mann auf der Straße entschieden?

Horton Foote: Weil ich durchaus nicht davon überzeugt bin, daß es diesen Durchschnittsbürger überhaupt gibt. Ich schreibe über Menschen, die ich kenne, und ganz gewiß über Charaktereigenschaften — über die Eigenschaften der Menschen, die mich anziehen, mich interessieren. Und in gewisser Hinsicht finden die Themen, über die ich schreibe, mich ebenso, wie ich sie finde.

Marilynne Mason: So viele Ihrer Filme haben einen radikalen Persönlichkeitswandel zum Thema. Gibt es einen Grund dafür?

Horton Foote: Oft erzählen mir die Leute, worum es in meinen Filmen geht. Und mich interessiert sehr, was sie sagen. Ich meine, es liegt in der Natur eines jeden Dramas, daß sich immer ein Wandel vollzieht. Als Christlicher Wissenschafter glaube ich, daß sich die Menschen tatsächlich ändern. Aber ich setze mich nun nicht als Christlicher Wissenschafter hin und sage, daß ich jetzt auf eine bestimmte Art und Weise schreiben werde. Ich versuche vielmehr, so wahrheitsgetreu wie möglich eine bestimmte Situation und eine bestimmte Person darzustellen, und dazu gehört auch oft ein Wandel.

Marilynne Mason: Glauben Sie, daß Ihr Interesse am Wandel durch Ihr Studium der Christlichen Wissenschaft angeregt wurde?

Horton Foote: Es ergibt sich sicherlich daraus. Ich nehme die Christliche Wissenschaft sehr ernst und studiere sie gewissenhaft, und meine Arbeit ist für mich das Ergebnis dieses Studiums. Aber natürlich studiere ich die Wissenschaft nicht aus diesem Grund. Das wäre sehr selbstsüchtig. Wir studieren sie, um unsere Identität und den Sinn des Lebens zu erfassen, nicht wahr? Darum geht es mir. Und ich versuche dabei, ein so klares Verständnis von Gott wie irgend möglich zu erhalten. Ich glaube, das durchdringt alles und schafft Harmonie.

Marilynne Mason: Können Sie sich an irgendeine Begebenheit erinnern, wo Ihnen die Christliche Wissenschaft für Ihre Arbeit mehr Freiheit gab? Wo sie Ihnen den Weg wies?

Horton Foote: Ja, einmal hatte ich bei meiner Arbeit einen toten Punkt erreicht. Vor allem wußte ich nicht, wem ich meine Arbeiten vorlegen oder was ich damit tun sollte. Doch schließlich kam ich zu der Überzeugung, daß ich mit dem Schreiben weitermachen sollte. Nach einer Weile taten sich mir einige Türen auf. Ich habe eigentlich nicht bewußt darum gebetet, daß die Hindernisse beseitigt würden, vielmehr vertiefte ich mich einfach immer mehr in die Christliche Wissenschaft. Ich werde etwas argwöhnisch, wenn Leute die Christliche Wissenschaft als eine Art „Verbandskasten“ betrachten. Wenn ein Problem auftritt, versuche ich bei meinem Studium der Wissenschaft, Gott besser zu verstehen.

Marilynne Mason: Und dadurch tritt Heilung ein?

Horton Foote: Ich habe jedenfalls viele wunderbare Heilungen erlebt. Und ich will nicht damit sagen, daß ich das Problem ignoriere oder daß ich ignoriere, was die materiellen Sinne über die Situation behaupten. Ich bin mir dessen zwar immer bewußt. Aber ich habe einfach festgestellt, daß mich die Suche nach einer Gotteserkenntnis, nach einem tieferen Gottesverständnis, am meisten befriedigt und daß das in meinem Leben das wesentlichste ist.

Marilynne Mason: Viel ist darüber geschrieben und gesagt worden, daß Hollywood dem Kinobesucher das gibt, was er haben will. Wie stellen Sie sich dazu?

Horton Foote: Ich glaube nicht, daß Filme an einem Popularitätswettbewerb teilnehmen sollten. Ich muß dabei an den Christian Science Monitor denken und wie diese Zeitung uns jeden Tag bestimmte Dinge bewußt macht, ohne zu predigen. Sicherlich sollte die Auflage größer sein, als sie gegenwärtig ist. Aber ich denke an all die Substanz, die da ist, und all die Kraft, und die nehme ich mir zum Vorbild. Denn wenn Sie die Zuschauer einer bestimmten Filmgattung zählen würden, die ich mag, so wäre die Zahl nicht berauschend — jedenfalls nicht im Vergleich zu jenen vielen Millionen Kinobesuchern, die sich einige jener sogenannten populären Filme ansehen.

Ich weiß auf Ihre Frage keine andere Antwort als die, daß man einfach mit dem weitermacht, woran man glaubt. Dabei muß ich auch an die Zeitschrift denken, die der englische Dichter T. S. Eliot ins Leben rief, ich glaube, in England. Ich las einmal, daß die höchste Abonnentenzahl, die sie je erreicht hatte, bei 3 500 lag, und doch hatte sie einen enormen Einfluß in der ganzen Welt. Nur allzuoft lassen wir uns von Zahlen blenden und verlieren dabei die wirkliche Substanz aus den Augen. Ich halte den Film für eine der ganz großen Kunstformen unserer Zeit. Und zu sehen, wie sie dahinschwindet — auf ein Niveau zugeschnitten wird, das angeblich der Mentalität der Jugendlichen entspricht —, ist für mich, gelinde gesagt, erschreckend.

Marilynne Mason: Inwieweit kann der Film Gutes darstellen und das, was „unsichtbar ist“ 2. Kor 4:18. ? Welche Möglichkeiten hat der Film in dieser Beziehung, und welche Grenzen sind ihm gesetzt?

Horton Foote: Jede Theorie darüber oder jeden Anschein von Bekehrungseifer betrachte ich mit Argwohn. Als Künstler und als Schriftsteller tue ich das nicht bewußt. Ich schaue zu, beobachte und versuche, die menschlichen Bedingungen um mich herum so objektiv und wahrheitsgetreu wie nur möglich darzustellen.

Ich folge auch in dieser Frage lieber dem Standpunkt des Monitors. Hin und wieder habe ich aus dem Munde anderer Leute gehört: „Der Monitor — der befaßt sich ja mit unschönen und bestürzenden Dingen; das sollte er nicht tun.“ Aber als Christlicher Wissenschafter wurde mir bald der Grund dafür klar: Es soll mich gewissermaßen dazu aufrütteln, meine geistige Arbeit zu tun. Und darum geht es mir im Grunde im Film. Ich versuche, bei allem, was ich beobachte oder schreibe, so objektiv und so verständnisvoll zu sein wie nur möglich; ich vertraue darauf, daß die zugrundeliegende geistige Wirklichkeit der Dinge dabei zum Vorschein kommt.

Ich setze mich nicht hin und sage mir: „Ich möchte eine christlich-wissenschaftliche Botschaft vermitteln.“ Ich bin überzeugt, manche Leute glauben das, wenn sie hören, daß man ein Christlicher Wissenschafter ist. Weil sie eine ziemlich sentimentale Auffassung davon haben. Aber mir scheint, die Christlichen Wissenschafter haben eine knallharte Einstellung. Und das müssen sie auch.

In den Filmen 1918 und Valentine’s Day sowie in dem Film Courtship — in dem ich übrigens teilweise auf einige Erlebnisse in meiner Familie zurückgreife — bin ich kein Berichterstatter; ich berichte keine Tatsachen, da ich die Tatsachen gar nicht immer kenne. Ich kehre oft in meine Heimatstadt zurück und frage nach Dingen, die früher geschehen sind, sich sogar vor meiner Geburt ereignet haben. Und ich habe immer wieder festgestellt: Wenn man sechs verschiedene Leute zu einem Vorfall befragt, dessen Zeuge sie gewesen sind, so bekommt man darüber sechs verschiedene Versionen. So sind denn die Tatsachen vom menschlichen Standpunkt aus relativ. Doch wird dadurch nicht, zumindest nicht für mich, ihre Substanz begrenzt.

Das Wort Substanz bedeutet mir viel. Dieser Begriff ist für mich sehr umfassend. Und Substanz zeigt sich zweifellos auf ganz unerwartete Weise. Ich vertraue darauf, daß meine Arbeit, wenn ich sie ehrlich und aufrichtig tue, Substanz haben wird. Und diese Substanz stammt dann natürlich nicht von mir — ich spiegele nur Gottes Eigenschaften wider. Ich habe viel über ein Werk nachgedacht — über ein Theaterstück oder ein Drehbuch —, was ja sicherlich eine menschliche Tätigkeit ist. Es ist keine geistige Idee. So sehe ich das jedenfalls nicht. Aber es ist insofern ein besseres Werk, als darin geistige Eigenschaften offenbar werden. Wenn ich mich also ans Schreiben mache, vertraue ich auf das Verständnis von Substanz, das ich besitze oder bis zu dem Augenblick bewiesen habe, und ich bin überzeugt, daß es meine Arbeit auf eine Weise durchdringen wird, wie ich es nicht hätte planen können.

Marilynne Mason: Glauben Sie, daß Filme die Zuschauer erbauen können?

Horton Foote: O ja, das glaube ich schon. Sie selbst und ich, wir können das beide bezeugen. Ich glaube, daß Filme eine enorme Kraft sind zur — aber ich weiß nicht, ob nun „Erbauung“ unbedingt das rechte Wort dafür ist...

Marilynne Mason: Welches Wort würden Sie denn benutzen?

Horton Foote: Aufklärung. Und Mut. Ich glaube, das ist die Hauptsache. So viele Filme machen einen heute mutlos. Ich bin zum Beispiel nicht der Auffassung, daß Filme ein „Happy End“ haben müssen oder ähnliches, um so dem Zuschauer Mut einzuflößen. Das Wort umgreift doch so viel mehr. Schon sehr früh war ich angetan von dem Mut, mit dem Menschen verheerenden Dingen entgegentreten.

Marilynne Mason: Wie können die Zuschauer die Fähigkeit entwikkeln, das Wertvolle in einem Film zu erkennen?

Horton Foote: Ich bin ein überzeugter Christlicher Wissenschafter. Ich möchte nicht, daß sich das so anhört, als ob wir ein exklusiver Klub wären; doch was mich betrifft, so kann ich sagen, daß sich mein Wahrnehmungsvermögen durch mein wachsendes Verständnis der Christlichen Wissenschaft verschärft und vertieft. Mein Sinn für Form, Struktur und Schönheit wird klarer. Und in dem Maße, wie ich diese Dinge verstehe und jene Eigenschaften widerspiegele und sie nutze, bin ich daher in der Lage, sie um mich her deutlicher wahrzunehmen; und das kann eigentlich jeder.

Wenn man sich dahingegen bis zum Überdruß mit materialistischen Dingen beschäftigt, wird man leicht immer mehr darin verwickelt sein. Ich glaube, daß geistige Werte geistige Werte hervorbringen, und geistige Werte veranlassen uns, nach mehr geistigen Werten zu hungern und zu dürsten. Wir bringen schon eine ganze Menge mit zu dem, was wir sehen, und ich bin keineswegs der Meinung, daß das eine Einbahnstraße ist. Wir empfangen etwas und geben es dann zurück. Daher kann man sich auch einen Film, wenn er wirklich Substanz hat, immer wieder ansehen, weil man sich selber geändert hat und der Film einem etwas gibt, was man vorher nicht wahrgenommen hatte. Wenn wir die Menschen dazu ermutigen, ihre Scheu zu überwinden und bei der Filmbewertung Zutrauen zu sich selbst zu haben — ihrem eigenen Urteilsvermögen und ihren eigenen Werten zu vertrauen —, dann kann man ihnen begreiflich machen, daß man von bestimmten Filmen enorm profitieren kann.

Marilynne Mason: Wie kann ein Autor, Produzent oder Schauspieler die Achtung vor geistigen Werten in einem Medium stärken, das das tiefere Sehnen des Herzens oftmals brutalisiert oder durch Rührseligkeit trivialisiert?

Horton Foote: Ich weiß wirklich nicht, was man da tun kann — außer, daß man an sich selbst arbeitet. Man muß sein Bestes geben, damit man die Leute unterstützen kann, die mit ihrer Arbeit ihr Bestes geben, und man sie darin bestärken kann; man muß ins Kino gehen, sich ihre Filme ansehen, darüber schreiben und darüber sprechen. Doch das wichtigste ist wohl, daß man selber einen Weg findet, um so gut man kann seine eigene Arbeit zu tun.

Ich möchte auch noch sagen — und dieser Gedanke ist mir schon gleich zu Beginn unseres Gesprächs gekommen —, daß ein Autor doch sehr der Demut bedarf. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist A Trip to Bountiful. Es wurde vor 35 oder 40 Jahren auf dem Broadway aufgeführt. Ich versuchte alles Menschenmögliche, um daraus einen Film zu machen — aber es tat sich ein Hindernis nach dem anderen auf. Ich kann nun nicht behaupten, daß ich 35 Jahre lang darüber gebetet hätte. Aber ich bin geistig gewachsen, dadurch daß ich alle Ereignisse in meinem Leben Gott anheimgestellt habe. Wäre der Film damals gedreht worden, ich wäre mir nicht sicher, ob dann so ein Film daraus geworden wäre, wie er es nach 35 Jahren geworden ist.

Ich weiß nicht, welche Kräfte da zusammenwirken, doch empfinde ich dabei Ehrfurcht und große Demut. Mary Baker Eddy sagt etwas darüber, daß unsere Zeit und Gottes Zeit nicht notwendigerweise identisch sind; In den Vermischten Schriften schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (S. 117): „Nach meinem Kalender weicht Gottes Zeitmaß von dem der Sterblichen ab. Der Neuling ist geneigt, zu schnell oder zu langsam zu sein; er arbeitet gewissermaßen im Dunkel, und manchmal möchte er zur Unzeit, um die Mitternachtsstunde, seine Lampe füllen und von dem vorsorglicheren Wächter Öl borgen. Gott ist die Quelle des Lichts, und Er erleuchtet unseren Pfad, wenn wir gehorsam sind.“ und obwohl wir manchmal ein Anliegen vorantreiben möchten, sollten wir das nicht tun. Das heißt nun nicht, daß wir uns abwartend verhalten müssen. Ich habe vielmehr immer gespürt, daß Gott die Herrschaft ausübt. Und auch das erfüllt mich mit großer Demut.

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