„Ein Akt der Freundlichkeit strahlt auf jeden aus”
„Es war Samstagmorgen; die Bank war überfüllt; in der Warteschlange vor den Schaltern standen schon acht Leute ... Die Leute traten unruhig von einem Bein aufs andere und holten hörbar tief Luft. Sie kennen das sicherlich. Jeder hat es immer eilig.
Die kleine alte Frau, ... in einen dunklen Umhang gehüllt, die sich mit der Angestellten am Schalter unterhielt, war da die Ausnahme. Sie hatte es nun überhaupt nicht eilig. Sie lächelte, zählte ihre Dollarscheine und ordnete sie zu kleinen Stapeln ... Die Angestellte ... erwiderte ihr Lächeln, war fröhlich, schaute kein einziges Mal in die wartende Menge und verdrehte nicht die Augen, gab kein einziges Mal zu verstehen, daß sie nicht beliebig viel Zeit für diese freundliche alte Dame zur Verfügung hatte.
Diese Szene fesselte mich. Dutzende Male hatte ich schon beobachtet, wie Bankangestellte, Kassierer und Empfangschefs alte Menschen mit unverhohlener Ungeduld behandelten. ..
Diese junge Angestellte — ich schätzte sie um Anfang Zwanzig — ... verhielt sich gegenüber dieser Frau ganz natürlich. Sie schaute ihr in die Augen. Ihr Lächeln war herzlich, nicht gezwungen. Sie behandelte die Fremde am Schalter so, als ob eine Freundin vor ihrer Haustür stünde, hieß sie willkommen, kümmerte sich um sie, tat alles, damit sie sich wohl fühlte.
Der geschäftliche Teil dauerte eine Weile. Die alte Frau zahlte Geld auf ihr Sparbuch ein und löste einige Schecks ein. Sie war mit den Formularen durcheinandergeraten und wußte nun nicht, was zusammengehörte. Die Schalterangestellte ordnete die Papiere. .. Dabei erklärte sie ihr jedes Mal, zu welchem Vorgang jeweils welches Formular gehörte ...
Erstaunlicherweise hörten die Leute in der Schlange auf, mit ihren Füßen zu scharren, und keiner beklagte sich über die Verzögerung. Zum einen war die Verzögerung ja nur kurz. Die Abfertigung ging verhältnismäßig zügig voran, da andere Schalter für die Wartenden frei wurden. Zum anderen wirkte das fürsorgliche Verhalten der Bankangestellten beruhigend. Jeder beobachtete es. Jeder bemerkte es, und jeder schien von der gegenseitigen Achtung, die hier in ungewöhnlichem Maße deutlich wurde, berührt zu sein...
,Vielen Dank für Ihre Hilfe', sagte die Frau, als sie ging. Die Bankangestellte erwiderte: ,Gern geschehen!' Und wir alle, die wir den Vorfall beobachtet hatten, wußten, daß sie es auch wirklich so meinte.
Als die Frau gegangen war, machte sich diese Angestellte nicht mit ihren Kollegen darüber lustig.. . Sie seufzte nicht, schüttelte nicht den Kopf. Sie ging einfach weiter ihrer Arbeit nach.
Einmal zur Abwechslung eine Geschichte mit einem ,Happy End' — eine Geschichte über Sachkenntnis und Höflichkeit am Arbeitsplatz. Wie ein Kieselstein, der in einen See geworfen wird, so zieht auch ein wenig Freundlichkeit ihre Kreise."
Nachdruck mit Genehmigung des Boston Herald.
Ihr Lieben, laßt uns einander lieb haben;
denn die Liebe ist von Gott,
und wer liebt, der ist von Gott geboren
und kennt Gott.
Und dies Gebot haben wir von ihm,
daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.
1. Johannes 4:7, 21
