Mit das erste, was man beim Studium der Volkswirtschaft lernt, ist, daß dieses Fach seit langem „die trostlose Wissenschaft" genannt wird. Diese Bezeichnung scheint zutreffend. Schauen Sie sich doch um: immer mehr Menschen, aber begrenzte materielle Ressourcen — nicht genug für alle.
Doch wenn wir uns bewußter „umschauen", erblicken wir einen Überfluß, der früher völlig außer Frage gestanden hätte. Andererseits argumentieren heute viele, daß wir es übertrieben hätten. Wir hätten zuviel produziert, und deshalb bestehe jetzt die Gefahr, daß sich die natürlichen Ressourcen der Welt erschöpfen.
Der Bedarf der Menschen kann jedoch auch auf andere Art und Weise befriedigt werden, ohne daß dabei die Welt, in der wir leben, zu Schaden kommt. Diese andere Methode basiert auf einem geistigen Verständnis von Gott und Seiner Beziehung zu uns. Sie weist zuerst darauf hin, was Gott ist, und läßt uns dann erkennen, was wir wirklich brauchen, um ein erfülltes und reiches Leben zu führen.
Das beste an dieser Methode ist, daß sie in jedem Teil der Welt anwendbar ist und nicht durch die soziale Stellung eines Menschen, seine Bildung oder irgendwelche anderen materiellen Faktoren eingeschränkt wird. Wie ist das möglich? Dadurch, daß wir verstehen lernen, daß Gott unendlicher Geist und unendliche Liebe ist. Das erfüllt uns nämlich mit einer Zufriedenheit in unserem Leben, die nicht verlorengehen kann. Und wir beginnen zu verstehen, daß wir im Grunde unseres Wesens geistig und nicht materiell sind.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Der Ausgangspunkt der göttlichen Wissenschaft ist, daß Gott, Geist, Alles-in-allem ist, daß es keine andere Macht und kein anderes Gemüt gibt — daß Gott Liebe ist und daß Er daher das göttliche Prinzip ist.
Um die Wirklichkeit und Ordnung des Seins in ihrer Wissenschaft zu erfassen, mußt du damit anfangen, Gott als das göttliche Prinzip alles Wirklichen anzusehen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 275. Wenn wir diese geistige Wahrheit zu verstehen beginnen, ergeben wir uns eben der Kraft, die dem Leben zugrunde liegt und es erhält. Christus Jesus erklärte das folgendermaßen: „Euer Vater weiß, daß ihr dessen bedürft. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben." Lk 12:30, 32.
Ist die menschliche Wirtschaft nicht in hohem Maße an menschliches Verhalten gebunden, das wiederum von den Wünschen und Sehnsüchten der Menschen bestimmt ist? Das menschliche Denken erfährt einen Wandel, wenn wir anfangen, geistig wahrzunehmen, was Gott als unerschöpflicher Geist und unerschöpfliche Liebe ist. Wir erkennen: Wenn Gott Geist und Liebe ist, kann Sein Bild und Gleichnis — der Mensch — niemals außerhalb Seines Gesetzes und außerhalb Seiner Versorgung sein. Diese Einsicht fördert eine geistige Umwandlung in uns. Unsre Angst nimmt ab, und wir messen uns weniger an materiellen Normen oder Besitztümern. Wir erwachen nicht nur zu unserer eigenen geistigen Natur als Gottes Kind, sondern wir fangen auch an, andere auf diese Weise zu sehen. Wir fühlen eine neue Sicherheit, und in uns entwickelt sich etwas, was wir geistige Erkenntnisfähigkeit nennen.
Geistige Erkenntnisfähigkeit kann zwischen den Dingen Gottes, die beständig sind, und der sterblichen Gesinnung, die immer wechselhaft ist, unterscheiden. Durch geistige Erkenntnisfähigkeit wird ein Mann oder eine Frau zu wahrem Reichtum fähig, denn ihre Ziele, ihr Vertrauen und ihr Streben richten sich dann auf göttliche Dinge, die nicht verlorengehen oder einem genommen werden können. Solch ein Mensch, der mehr und mehr Gottes Güte und Weisheit widerspiegelt, wird stärker, mutiger, leistungsfähiger, ehrlich, vergebend und erkennt klarer, was im Leben wirklich von Bedeutung ist. Seine Hoffnungen und sein Geschick werden weniger von oft unvorhersehbaren Zyklen flüchtiger Wirtschaftstrends kontrolliert.
Wenn wir uns Gott und Seinem göttlichen Gesetz nähern, werden unsere Lebensbedingungen weniger von der Materie bestimmt als von dem, was Jesus als geistiges Hungern und Dürsten nach der Gerechtigkeit begriff. Oder wie es eine moderne Übersetzung wiedergibt: „Wie selig sind die, die danach hungern und dürsten, das Rechte siegen zu sehen; sie sollen satt werden." Mt 5:6 [nach der New English Bible].
Solch eine geistige Lebensperspektive verändert nachdrücklich unsere Orientierung: Wir wenden uns Gott, dem göttlichen Leben, zu. Und dieser geistige Wandel untergräbt Furcht und Unwissenheit und das Unrecht, das so oft die Ursache für Mangel und Leid ist. Selbst bei so grundlegenden Dingen wie der Ernte von Nahrungsmitteln wird bereits zugegeben, daß es mehr als genug Nahrung gibt, um alle Menschen auf der Welt zu ernähren und alle Unterernährung auszulöschen. Wenn ein Mangel an Nahrungsmitteln nicht das Problem ist, dann fehlt es sicherlich in erster Linie an einer umfassenderen geistigen Sicht und an Liebe zu den Mitmenschen.
Durch solch eine Erkenntnis können wir Ermutigung finden und beginnen, die Vision vom Menschen als der geistigen Idee Gottes in unserem eigenen Leben zu verwirklichen. Es ist dieses tiefere Verständnis vom Menschen — nennen wir es geistige Liebe —, das die mentalen Schranken niederreißt, die das Gute zu begrenzen scheinen. Dies ist der Zweck der Christlichen Wissenschaft — und er ist radikal. Die Christliche Wissenschaft ist der geistigen Vision des Christentums im Neuen Testament mit seinem Licht, seiner Vitalität und der Erwartung von der Regierung Gottes vergleichbar.
Ist es nicht an der Zeit, beim Fortschreiten der Menschheit — heraus aus den alten, auf Materie gegründeten Gedankensystemen — die Initiative zu ergreifen und unser Leben Zeugnis dafür sein zu lassen, daß Gottes Reich tatsächlich hier ist und daß Sein geistiges Gesetz Böses und Krankheit überwindet? In dem Maße, wie dieses geistige Anliegen das Wichtigste in unserem Leben wird, zeigt die Christliche Wissenschaft, daß der heilende Impuls in Christi Jesu Leben nicht verlorengegangen ist. Er zerbricht materielle Fesseln und offenbart den Menschen als den eigentlichen Sohn Gottes.
Wahre Volkswirtschaft wird als das Wirken von Gottes Gesetz erkannt werden, das jedes menschliche Bedürfnis stillt. Gott wird die Veränderungen veranlassen, die in unsrem Leben nötig sind, um mit diesem Gesetz übereinzustimmen. Brauchen wir mehr Weisheit, mehr Liebe, mehr Ausdauer, größere geistige Erkenntnisfähigkeit, größeres Vertrauen in Gottes unfehlbare Güte? Solches Verlangen stillt Gott in reichem Maße. Die geistige Gesinnung, die sich durch Gebet dieser Art entwickelt, ist unverzichtbar. Sie führt uns aus Begrenzungen heraus. Es liegt nichts Trostloses in der neuen Volkswirtschaft, die sich in dem Verhältnis zeigt, wie die Tatsache, daß Gott Alles-inallem ist, in unserem Leben aufdämmert.
