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Unsere Geistigkeit kommt uns zu Hilfe

Aus der Mai 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Bekannter von mir war arbeitslos. Er hatte seine Stellung aufgegeben — allerdings unfreiwillig. Es passierte sehr früh in seiner Laufbahn in einem großen Wirtschaftszweig. Er hatte große Hoffnungen auf diese Laufbahn gesetzt, und nun hatte er sehr mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit, Schuld und Frustration zu kämpfen. Aber als Christlicher Wissenschafter wußte er, daß er dieser Versuchung widerstehen mußte.

Im Gebet wandte er sich an Gott, Geist, und bald sah er ein, daß er sich geistig von sterblichen, materiellen Lebensvorstellungen trennen mußte, anstatt mit Gefühlen persönlichen Versagens zu kämpfen.

Aber wie konnte er das tun? Zunächst war ein Ausweg nicht ohne weiteres zu erkennen; doch als er weiterbetete, wurde ihm klarer, daß Gott, die göttliche Liebe, immer gegenwärtig ist. Viele Male hatte er in der Bibel gelesen, daß der Mensch zum Ebenbild Gottes geschaffen ist, und daraus schloß er, daß er auch immer die Möglichkeit hatte, zu beweisen, daß er tatsächlich Gottes geistiges Ebenbild, Seine Widerspiegelung, ist.

Man könnte sagen, er mußte sich entscheiden, was er wirklich war: ein unzulänglicher, unvollständiger Sterblicher oder das Ebenbild Gottes, der göttlichen Liebe. Beide Identitätsbegriffe schienen ihm wirklich zu sein, doch war ihm klar, daß nicht beide wirklich wahr sein konnten. Tatsächlich waren sie Gegensätze und hatten nichts miteinander zu tun, obwohl sie beanspruchten, den gleichen Raum einzunehmen.

Als er sich im Gebet mit Gott, dem göttlichen Gemüt, vereinte, wußte er, welchen Identitätsbegriff er verstehen, annehmen und leben wollte. Es war der göttliche. In diesem Augenblick entschloß sich mein Bekannter, die sterbliche Vorstellung, daß er dem Versagen, dem Zufall oder Verlust ausgesetzt sei, als falsch zurückzuweisen.

Nicht sein tägliches Leben oder die Menschen, denen er begegnete, wies er zurück, sondern die gottlose Vorstellung von seinem Leben. Er wies zurück, was das weltliche Denken über ihn aussagte, und ließ sich nicht durch dessen grausame Behauptungen beeindrucken. Er wies Groll, Enttäuschung und Selbstverdammung zurück. In seinem Bestreben, auf Gott zu hören, wies er jeden Gedanken ab, der ihm nicht von der göttlichen Liebe zu kommen schien.

Er erkannte an, daß Gott das einzige Gemüt, das Gemüt des Menschen, ist, und war durch Gebet dafür empfänglich, was Gott ihm über sein wahres Selbst offenbarte. Er wurde sich bewußt, daß seine einzige Aufgabe darin bestand, Gott zu verherrlichen. Er versuchte verschiedene Arbeitsstellen, hielt es aber bei keiner lange aus. Dabei brachte ihn jedoch tägliches, manchmal stündliches Gebet zu einem höheren und heiligeren Denken, das ihn ehrlich anerkennen ließ, daß allein Gott und Seine Schöpfung wirklich gegenwärtig sind. Es wurde ihm dann klar, daß seine wirkliche Identität in Gott war — geistig, vollkommen und vollständig.

Als er weiterhin sein Verständnis von der Geistigkeit durch Vereinigung mit dem einen Gemüt anerkannte und erweiterte, verwandelte sich alles, was so hoffnungslos ausgesehen hatte. Seine Entlassung entpuppte sich als Sprungbrett zur Unabhängigkeit; er wurde selbst Hersteller in seinem Industriezweig. Er liebte seine neue Arbeit — sie war lukrativ und befriedigend. Er sagte mir aber, das Beste an der ganzen Erfahrung sei, daß er seine eigene Geistigkeit gefunden und erkannt habe, daß scheinbares Versagen nicht das Ende bedeutet. Auf Versagen kann geistiger Fortschritt folgen, und wenn wir in unserem Denken und Bemühen unsere Hoffnung auf eine geistige Grundlage stellen, können wir diesem Fortschritt näher kommen.

Wenn man den Menschen für ein materielles Wesen hält, das in einem feindlich gesinnten Universum umhertreibt, dann besteht wenig Grund zur Hoffnung. Doch der zu Gottes Ebenbild erschaffene Mensch, der von Gott, Liebe, regiert wird, bringt immer die unendliche Güte der Liebe zum Ausdruck.

„Aber nicht ich“, sagen Sie vielleicht! Denken Sie doch noch einmal darüber nach. Haben Sie jemals intuitiv empfunden, daß gewisse Umstände nicht richtig sind und einfach nicht existieren sollten? Haben Sie jemals aufbegehrt und die Meinung vertreten, daß die Dinge, so schlecht sie auch aussahen, ganz einfach nicht das letzte Wort über das Dasein waren? Wenn das der Fall ist, dann haben Sie auf Ihr wahres Selbst zurückgegriffen, auf den von Gott geschaffenen Menschen.

Viele von uns haben schon einmal einen Schimmer vom geistigen Menschentum erhalten. Wenn wir an dieser Vision festhalten und sie nicht wieder loslassen, werden die Aufrichtigkeit und Harmonie des geistigen Seins greifbarer für uns werden. Dann werden geistige Begriffe und höherwertiges Denken uns viel mehr interessieren als rein physische Objekte oder materielle Denkweisen. Wir werden uns unserer Umgebung gegenüber nicht kalt oder gleichgültig verhalten; vielmehr erkennen wir die Tatsache, daß der Mensch geistig ist, und wir leben mehr in Übereinstimmung mit unserem neugefundenen Wissen.

Wenn wir die Güte des Geistes erwarten, aber noch nicht erfahren, dann müssen wir lediglich den gleichen gedanklichen Weg, auf dem wir uns schon befinden, weitergehen. Bleiben Sie nicht stehen! Es gibt einen Weg zu verfolgen; eine gedankliche, geistige Bewegung ist notwendig. Weit davon entfernt, uns von den negativen, ja nahezu traumhaften Bildern der Sterblichkeit beeindrucken zu lassen, werden wir geistig „unter dem Schirm des Höchsten" Ps 91:1. anlangen, wie der Psalmist es beschreibt, wo wir nur das annehmen können, was Gemüt uns über eine Situation sagt.

Wenn das Gebet uns dahin bringt, daß wir uns nur auf die geistige Tatsache konzentrieren, lösen wir uns langsam von der sterblichen Lebensanschauung. Wir passen uns dem Christus an und erkennen, daß Gott, Seele, und nichts anderes uns geformt hat. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, wird gezeigt, daß es Gott ist, der diesen Fortschritt verursacht: „Gänzlich getrennt von der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens ist das göttliche Leben, das geistiges Verständnis und das Bewußtsein von der Herrschaft des Menschen über die ganze Erde offenbart.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 14. Die Erkenntnis, daß Leben mehr ist als die „Annahme und der Traum des materiellen Lebens“, erlöst uns, wenn wir bereit sind, etwas über das wahre Leben, nämlich Gott, zu lernen.

Ein Versagen ist niemals das Ende einer Erfahrung, obgleich es manchmal die Mitte ist. Aber geistiges Verständnis verwechselt nicht Ende und Mitte miteinander. Es macht weiter, wo rein menschliche Bemühungen aufgeben würden. Wenn wir auf den Geist hören und ihm gehorchen, wird uns der Weg gezeigt, der aus Groll, Reizbarkeit, Furcht, Schmerz, Verzweiflung und sonstigen Schwierigkeiten herausführt. Unsere Heiligkeit — das reine Wesen des Menschen als Gottes Widerspiegelung — erlöst uns, wir müssen sie nur verstehen und leben.

Durch tägliche Vereinigung mit dem Gemüt konzentrieren wir uns ganz natürlich auf göttlichere Gedanken und heiligere Begriffe. Wir fangen an, sie zu achten und zu schätzen, wie wir es vielleicht nie zuvor getan haben, denn wir wenden uns nur an Geist, um das letzte Wort über die Wirklichkeit zu erhalten. Zu unserem freudigen Erstaunen stellen wir eine Veredelung unserer Gedanken und Gefühle fest. Mit neuem Eifer bemühen wir uns um reine Liebe, Selbstlosigkeit und Unschuld. Wenn die geistigen Eingebungen der göttlichen Liebe greifbarer, wirklicher und wertvoller für uns werden, stellen wir fest, daß eine geistige Gesinnung zum Vorschein kommt und unser Leben regiert, und wir verlassen uns auf Geist.

Die materielle Grundlage des Denkens verändert sich langsam durch „moralische Chemie“, wie es in Wissenschaft und Gesundheit genannt wird. Im Lehrbuch wird erklärt: „Ebenso wie eine Säure und ein Alkali, die zusammenkommen, einen dritten Stoff hervorbringen, so verwandelt die mentale und moralische Chemie die materielle Grundlage des Denkens, verleiht dem Bewußtsein mehr Geistigkeit und veranlaßt es, sich weniger auf den materiellen Augenschein zu verlassen. Diese Veränderungen, die im sterblichen Gemüt vor sich gehen, dienen dazu, den Körper zu rekonstruieren." Ebd., S. 422.

Was Christus Jesus rettete, als er sich im Grab befand, war seine Demonstration der Geistigkeit. Er hatte den Haß seiner Feinde ebensowenig anerkannt wie die Endgültigkeit des Todes. Kurz nach der Kreuzigung muß es für andere so ausgesehen habe, als ob der Meister völlig versagt hätte. Aber er gab nicht auf, denn das göttliche Leben und seine eigene geistige Unschuld und Stärke ließen das nicht zu. Es mag zwar Augenblicke der Verzweiflung gegeben haben, als er am Kreuz hing, aber sie beherrschten nicht die Situation. Allein Gott, Leben, regiert. Und Jesu Demonstration der Geistigkeit des Menschen befähigte ihn, das zu beweisen.

Im Gebet und in unserem Leben müssen wir die dem Menschen von Gott gegebene Geistigkeit anerkennen und beweisen. Wir können darauf achten, daß in unserem Denken und Handeln göttliche Eigenschaften vorherrschen. Dadurch entdecken wir mehr von unserem wahren Selbst. Fügen wir uns Gott auf diese Weise, so wird der Schleier der Sterblichkeit von unserem Menschenbild entfernt, und unsere göttlich verliehene Geistigkeit kommt ans Licht. Diese Geistigkeit ist unsere Stärke.

Wenn wir die reine Geistigkeit pflegen und freudig betätigen, kommt sie uns in Zeiten der Not zu Hilfe. Dann stellen wir fest, daß unsere Hoffnungen auf Gesundheit und Glück eine geistige Grundlage haben, die uns nicht versagt werden kann, und wir werden nicht auf halbem Wege aufgeben, denn wir wissen, worauf wir uns verlassen!


Wenn ich sprach: Mein Fuß ist gestrauchelt,
so hielt mich, Herr, deine Gnade.
Ich hatte viel Kummer in meinem Herzen,
aber deine Tröstungen erquickten meine Seele.
Der Herr ist mein Schutz,
mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht.

Psalm 94:18, 19, 22

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