Man Scheint Heute bereit und fähig zu sein, die Ereignisse der achtziger Jahre sachlicher zu beurteilen.
Wer vom Standpunkt der Neunziger auf diese Zeit zurückblickt, vermag zu erkennen, daß der Höhenflug des Materialismus — Drogen, ungezügelter Sex, überfallartige Firmenübernahmen, gewagte Großinvestitionen auf Pump und vieles andere mehr — keineswegs so „natürlich“ war, wie es vielen damals vorkam. Das war nicht der Stoff, aus dem Träume gemacht werden. Eher Alpträume.
Die Welt braucht in dem vor uns liegenden Jahrzehnt dringend mehr Stabilität und gesunden Menschenverstand. Ein Bibelvers aus den Psalmen drückt diesen Gedanken auf eine Weise aus, die zeitlos scheint: „Vom Ende der Erde rufe ich zu dir: denn mein Herz ist in Angst; du wollest mich führen auf einen hohen Felsen.“
Die Menschen, die die Bibel geschrieben haben, hatten vielleicht einen Felsen vor Augen, auf dem man stehen kann, doch sicherlich keinen kleinen, einsamen Felsblock in der Meeresbrandung. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, daß sie dabei an jenes Felsgestein dachten, das ihnen aus ihrem eigenen Land so vertraut war. Wer Bilder vom Berg Sinai gesehen hat, einem unglaublichen Felsmassiv, der weiß, warum die Menschen der Bibel den Herrn „meinen Fels und meine Burg“ nannten.
Die Christliche Wissenschaft verstärkt die geistige Intuition eines jeden Menschen, daß Gott das feste Fundament des Daseins ist. Sie macht den Menschen klar, daß sie zu dieser grundlegenden Lehre Christi Jesu, dem Begründer des Christentums, zurückkehren müssen — und dazu auch in der Lage sind. Anstatt immer und immer wieder nach irgendeinem festen Halt in den sich wandelnden Lebensumständen zu suchen, können sie von der frischen Erkenntnis ausgehen, daß Gott, Geist, im buchstäblichen und ganz praktischen Sinn das Fundament ihres Seins ist, so wie Jesus es gelehrt hat.
Tatsache ist, daß es etwas sehr viel Grundlegenderes und Zuverlässigeres gibt als unsere hergebrachten Vorstellungen, daß wir uns auf eigene Faust in einem gefährlichen, von rein materiellen Umständen geprägten Leben durchschlagen müssen. Die Christliche Wissenschaft legt dar, daß die Welt, die wir zu sehen und in der wir zu leben glauben, im Grunde von unseren mentalen Eindrücken gebildet wird.
Wir alle haben das in gewissem Grade schon erkannt. Wenn wir zum Beispiel unser Leben an uns Revue passieren lassen, fragen wir uns unter Umständen, weshalb wir denn zu der und der Zeit gerade so gedacht und gehandelt haben und nicht anders. Warum in aller Welt glaubte ich bloß, daß mir gerade diese Frisur gut stehen würde? Warum meinte ich, ich könne mich nur auf diese Weise kleiden? Wir haben das damals geglaubt, weil es zu der Zeit der vorherrschende Eindruck des menschlichen Gemüts war und wir lediglich mitgemacht haben.
Manchmal läßt sich das gleiche auch über die Gemütslage einer Nation sagen; sie beeinflußt den einzelnen so, daß er genauso denkt wie alle anderen auch. Das mag vernünftig erscheinen, ist es aber nicht. Später, wenn wir dann etwas Abstand gewonnen haben, wie jetzt so langsam in den neunziger Jahren, erkennen wir, daß wir uns von einem Denken vereinnahmen ließen, das alles andere als individuell gewesen ist.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, macht in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift folgende Beobachtung: „Die einzige Tatsache bezüglich eines jeden materiellen Begriffs ist die, daß er weder wissenschaftlich noch ewig, sondern dem Wechsel und der Auflösung unterworfen ist.“
Was die Christliche Wissenschaft damit aussagt, ist nicht typisch religiös; es ist christlich wissenschaftlich. Diese Wissenschaft erklärt etwas Bemerkenswertes über unsere Welt und wie sie funktioniert. Unser menschliches Leben setzt sich zum großen Teil aus Annahmen oder Eindrücken zusammen, die häufig keinen Bezug zur Wirklichkeit haben. Die Christliche Wissenschaft aber zeigt, daß die Wirklichkeit geistig und völlig gut ist und daß wir von dieser gotterschaffenen Wirklichkeit niemals getrennt sind. Sie ist immer gegenwärtig und durchdringt alles; um sie aber zu erkennen, müssen wir diese geistige und wissenschaftliche Tatsache, daß Gott, Geist, das Leben des Menschen ist, verstehen und ihr gemäß handeln.
Das menschliche, sterbliche Gemüt kann ohne moralische Wiedergeburt und ohne diesen Fels geistigen Verständnisses keine zuverlässige Grundlage finden, obwohl es oft behauptet, es sei sich über den einzuschlagenden Weg absolut sicher, den Weg, den jeder gehen müsse, wenn er etwas erreichen will.
Ein Bekannter schilderte mir kürzlich in einem Brief ein Erlebnis, das auf jene wahre Stabilität und Integrität hinweist, die das Bauen auf einer geistigen Einschätzung der Wirklichkeit mit sich bringt. Er schrieb, daß ein Mitbegründer seiner Anwaltssozietät ausgeschieden war. In dem Büro breitete sich Verwirrung und Furcht aus, doch mein Bekannter ließ sich davon nicht anstecken. Er fühlte sich gestärkt durch das, was ihm die Christliche Wissenschaft über Gott offenbarte. Er spürte, daß er dadurch besser verstand, was tatsächlich vor sich ging. Er schrieb in seinem Brief: „Statt die psychologischen Gründe zu analysieren, die meinen Partner zum Ausstieg bewogen haben mochten, oder eine Geschäftseinbuße zu befürchten, war ich mir bewußt, daß Gottes Kontrolle und Führung stets gegenwärtig gewesen ist und immer gegenwärtig sein würde. Ein verbliebener Sozius bemerkte meiner Frau gegenüber, ich sei in dieser prekären Situation, wie ein Fels’ gewesen. Ich glaube, er hatte erkannt (und wollte damit sagen), daß ich mich fest und unerschütterlich auf das Verständnis gründete, daß Gott jeden von uns inniglich liebt.“
Mrs. Eddy macht uns auf die Quelle solcher Stabilität aufmerksam. Sie schreibt in ihrem Buch Die Einheit des Guten: „Gott ist nicht die hin und her wehende Wetterfahne auf dem Turm, sondern der Eckstein des lebendigen Felsens, fester gefügt als die ewigen Berge.“
Wenn wir bereit sind, mit Gott, dem unendlich Guten, anzufangen, der die große und einzige Wirklichkeit ist, erfahren wir — durch vertieftes geistiges Verständnis —, was für ein großer Fels Gott ist. Wir stellen immer häufiger fest, daß unsere Füße bereits auf einem massiven, unerschütterlichen, geistigen Fundament stehen. Dieses Fundament müssen nicht wir selber wiederaufbauen, neu konstruieren oder aufrechterhalten. Gott selbst ist dieses Fundament. Wir benötigen kein anderes, und wir haben kein anderes.
Jeder Gedanke Und jeder Ausspruch Jesu war auf ein einziges Ziel ausgerichtet, ein Ziel, das heute schwer in Worte zu fassen ist: die Verwirklichung von Gottes Reich auf Erden.
Jesus: An Historian’s Review of the Gospels Nachdruck mit Genehmigung der Macmillan Publishing Company. Copyright © 1977 Michael Grant Publications, Ltd. Nachdruck auch mit Genehmigung von Weidenfeld and Nicolson, London.