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„Sich der Nöte der Menschheit annehmen”

Aus der August 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Menschliches Leiden zu lindern — diesem Ziel verdankt die Menschheit einige der selbstlosesten Unternehmungen. Diejenigen, die sich wie moderne Samariter aufgerufen fühlen, dorthin zu gehen, wo die Zerbrochenen und Zerschlagenen sind, rütteln uns alle auf, unseren Begriff von Liebe zu erweitern.

Die Eltern von hatten ihrer Tochter dieses hohe Ziel gesetzt. Sie wollten, daß sie Ärztin werden und in den ländlichen Gebieten ihres Heimatlandes Indien arbeiten sollte. Das tat sie auch. Nachdem sie die Medizinische Hochschule in Bombay mit dem zweitbesten Examen ihres Jahrgangs abgeschlossen hatte, praktizierte sie in einem Kinderkrankenhaus in Bombay und auch in entlegenen Gebieten Indiens. Ihre Erfahrungen führten sie jedoch schließlich auf einen anderen Weg — den Weg des Christlichen Heilens.

Ich war Kinderärztin. Ein süßes kleines zwölfjähriges Mädchen wurde wegen eines unbedeutenden Problems zu mir gebracht. Als ich sie untersuchte, stellte ich auf ihrer Haut eine Unregelmäßigkeit fest, die sich als beginnende Lepra erwies. Die Eltern waren völlig verstört, und mir ging es ebenso. Ich besprach mit ihrem Vater den weiteren Behandlungsverlauf.

Nachdem er gegangen war, schloß ich meine Praxis ab und dachte darüber nach, wie Christus Jesus einst zehn Fälle von Lepra augenblicklich und endgültig geheilt hatte. In tiefer Demut betete ich aus ganzem Herzen zu Gott, er möge mich die wunderbare, gütige und tröstende Kunst des Heilens lehren, die Jesus beherrschte. Ich war bereit, alles dafür zu tun. Ich entschloß mich auf der Stelle, meine medizinische Praxis ganz und gar aufzugeben. Ganz gleich, wie lange es dauern und was es mir abverlangen würde, ich wollte keinerlei Heilmethoden akzeptieren, die diesem Maßstab nicht genügten. Innerhalb eines Monats hatte ich meine Praxis als Kinderärztin völlig aufgelöst und begann, mich ernsthaft der Christlichen Wissenschaft zuzuwenden. Ich hatte die Christlichen Wissenschaft durch meine frühere Lehrerin kennengelernt, die ebenfalls ihre kinderärztliche Praxis aufgegeben hatte, um Christliche Wissenschafterin zu werden. Ich hatte sie besucht, um zu erfahre, warum sie sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. Wir hatten uns unterhalten, und sie hatte mir einige Christian Science Sentinels (eine christlich-wissenschaftliche Wochenschrift) mitgegeben. Einige Monate später wurde mein Sohn durch christlich-wissenschaftliche Behandlung von einer Krankheit geheilt, die, wie ich wußte, medizinisch nicht geheilt werden konnte. Als ich die Christliche Wissenschaft zu studieren begann, hatte ich zunächst nicht vor, meine medizinische Praxis aufzugeben. Doch der oben erwähnte Vorfall veranlaßte mich zu diesem Schritt vorwärts.

Wie sehen Sie als ehemalige Medizinerin das Heilen durch Gebet? Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß Gebet einen deutlichen therapeutischen Einfluß hat. Ich habe Heilungen von vielen physischen Problemen gesehen (und in einigen Fällen an mir selbst erlebt), die allein durch Gebet zustande kamen. Heilungen von Gehirnhauttuberkulose, Kinderlähmung, Verrenkungen, Gelbsucht, Masern, Ausschlag, schwerer Dehydratation bei einem Kind, Arthritis, Asthma und Bindehautentzündung sind einige der Heilungen, bei denen ich Zeuge war und die durch Hinwendung zu Gott im Gebet zustande kamen, durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft. Einige dieser Heilungen erfolgten augenblicklich, andere stellten sich nach einigem Ringen ein.

Am christlich-wissenschaftlichen Heilen beeindruckte mich besonders, daß die Christliche Wissenschaft den Menschen als Ganzes betrachtet. Wenn jemand wegen eines physischen Problems behandelt wird, wird die Heilung damit scheinbar nicht zusammenhängender Probleme mentaler, sozialer, finanzieller und moralischer Natur nicht außer acht gelassen. Die Christliche Wissenschaft versichert und beweist dem Menschen, daß er wirklich geistig ist, von Gott erschaffen, geliebt und wertgehalten. Dies gibt ihm ein Empfinden physischen, mentalen und sozialen Wohlbefindens. Sie macht deutlich klar, daß es sein göttliches Geburtsrecht ist, von Krankheit und Sünde völlig frei zu sein. Die Christliche Wissenschaft setzt in der Tat höchste Maßstäbe für das Heilen.

Bedeutete der Wechsel von medizinischem Heilen zum Heilen durch Gebet für Sie eine völlige Umstellung? Ja und nein. Das Motiv ist sicherlich dasselbe — alles zu tun, was in unserer Macht steht, um menschliches Leiden zu lindern.

In meiner medizinischen Arbeit lernte ich eine Menge über das Wesen des Heilens und über die Bedeutung mentaler Faktoren beim Heilen. Heilung ist ein vielschichtiges Phänomen und läßt sich nicht immer als eine Wirkung erklären, die infolge der Beseitigung einer körperlichen Ursache eintritt. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die bei einer Heilung eine Rolle spielen. Abgesehen von der geistigen Einstellung des Patienten und seiner Angehörigen und ihrer Heilungserwartung hängt eine erfolgreiche Behandlung wesentlich von der Einstellung der Ärzte, der Krankenschwestern und des anderen medizinischen Personals zu der jeweiligen Krankheit ab.

Eine andere bemerkenswerte Beobachtung, die ich bei der medizinischen Behandlung machen konnte, ist die, daß zwischen dem Eintreten der Heilung und der Art der Behandlung häufig keinerlei Zusammenhang besteht. Patienten, die an derselben Krankheit leiden und ähnlich behandelt werden, reagieren nicht immer in der gleichen Weise. Sogar in sehr ähnlich gelagerten Fällen zeigen Patienten unterschiedliche Reaktionen. Der eine Patient spricht positiv auf ein Medikament an, während es bei dem anderen zu Abwehrreaktionen kommt.

Die Wechselwirkung zwischen Medikamenten und dem Körper ist etwas sehr Komplexes. Man hat beobachtet, daß bei Patienten, die sehr wenig Medikamente nehmen, seltener Komplikationen auftreten als bei Patienten, die viele Medikamente erhalten. Aus dieser Beobachtung heraus vermeiden es Ärzte mit langer klinischer Erfahrung nach Möglichkeit, selbst Medikamente zu nehmen, und zwar auch solche, die sie in ihrer Praxis ohne Bedenken verschreiben.

Ein weiterer mentaler Faktor beim Heilen ist die Einstellung des Patienten zu den sogenannten „Gesundheitsgesetzen”. Jemand, der sich der geltenden „Gesundheitsgesetze” sehr bewußt ist und sich streng nach ihnen richtet, leidet oftmals mehr als derjenige, der keine Zeit hat, sich darüber Gedanken zu machen. Entsprechend werden Patienten mit eingehenden Kenntnissen über die Krankheit, an der sie leiden — ihren Symptomen und möglichen Komplikationen —, oft nicht so schnell gesund wie Patienten, die wenig über ihre Krankheit wissen.

Sicher ist, daß den mentalen Faktoren bei der Heilung von Krankheiten heute mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Immer mehr Ärzte sehen den heilenden Einfluß, der mit einer positiven Einstellung und dem Abbau von Furcht einhergeht.

Es gibt Bücher von zwei indischen Ärzten mit umfangreichem statistischem Material, aus dem hervorgeht, daß es keinen direkten Zusammenhang zu geben scheint zwischen der Ursache einer Krankheit, der Entwicklung ihrer Symptome, dem Krankheitsverlauf und der spezifischen Wirkung der Medikamente. Sie haben ihre diesbezüglichen Zweifel mit einer Fülle klinischer und statistischer Unterlagen belegt.

Im vergangenen Jahr erschien im Herold ein Interview mit einem Arzt, der für das Recht der Christlichen Wissenschafter eintrat, sich in bezug auf Heilung auf Gebet zu verlassen (April 1991). Andere Ärzte sind dagegen der Meinung, daß eine solche Heilmethode verboten werden sollte. Wie stehen Sie zu diesen Äußerungen Ihrer früheren Kollegen? Jeder aufrichtige Mensch, der höchste Anforderungen an das Heilen stellt und der mit den zahlreichen Mängeln des gegenwärtigen allgemein anerkannten therapeutischen Systems unzufrieden ist, sollte nicht zögern, es mit der Christlichen Wissenschaft zu versuchen, denn ihr Ansatz ist ein ganz anderer. Statt die Integrität und Wirksamkeit des christlichen Heilens anzuzweifeln, könnte man es als vielversprechendes Neuland betrachten, das es zu erschließen gilt. Auch wenn nur ein einziger Fall bekannt wird, in dem bessere Ergebnisse erzielt worden sind als in der heutigen, herkömmlichen Medizin, lohnt es sich bereits, das wissenschaftlich geistige Heilen wenigstens genauer zu untersuchen.

Irgendwann kam für mich die Zeit, daß ich mich als Ärztin fragte, ob ich diese langwierigen Untersuchungs- und Diagnoseverfahren überhaupt vertreten konnte. Würde ich nicht lieber auf aufwendige Diagnoseuntersuchungen verzichten, wenn das möglich wäre? Gibt es einen einzigen Arzt, der seinem Patienten gern mitteilt, er sei „unheilbar krank”? Ein Mensch, ein Arzt, der sein ganzes Leben der Aufgabe widmet, seinen Mitmenschen zu einem glücklichen, gesunden Leben zu verhelfen, wird nicht damit zufrieden sein, daß seine Mitmenschen vielleicht vorübergehend geheilt werden, sich aber ansonsten ungeliebt und unerwünscht fühlen und nicht in der Lage sind, ein wahrhaft nützliche, befriedigendes und produktives Leben zu führen. Würde ich in einem Patienten nicht viel lieber den zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffenen Menschen sehen, ein kostbares Kind Gottes, von Gott geliebt und erhalten, als einen Sterblichen mit einem physischen Körper, der alle möglichen Beschwerden haben kann? Sehnen wir uns nicht tief in unserem Herzen danach, den Patienten glücklich zu sehen, anstatt ihm nur vorübergehend Erleichterung verschaffen zu können?

Ich wünsche mir zutiefst, daß all meine geschätzten Kollegen, die sich dem Heilen widmen, ernsthaft über die folgende Frage nachdenken: Sollten wir eine bestimmte Denkweise übernehmen, nur weil sie nahezu allgemein anerkannt ist? Glauben wir wirklich, daß die moderne Medizin die letzte Antwort auf die ständig wachsenden Bedürfnisse der Menschheit ist?

Wir können auf die Dauer nicht ausschließlich innerhalb der Dimension der Materie denken. Es ist höchste Zeit, daß wir etwas über Geist, Wahrheit und Liebe sowie die rein geistige Natur Gottes, des Menschen und des Universums lernen. Nur auf diese Weise können wir völlige Freiheit erleben und die Verheißung eines erfüllten Lebens, die unendlichen Segnungen Gottes, den Reichtum bleibender Freude.

Für mich hat sich die Christliche Wissenschaft als gütige, zarte, unwandelbare und tröstende Kunst des Heilens erwiesen. Sie ist nicht nur die höchste Form der Gottesanbetung; sie ist auch die beste Art und Weise, sich der Nöte der Menschheit anzunehmen.

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