Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die wahre Beziehung des Menschen zu Gott verstehen

Aus der Oktober 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Der Christlich-Wissenschaftlichen Sonntagsschule, die ich als Elfjähriger zu besuchen begann, entdeckte ich etwas wunderbar Tröstliches und zugleich sehr Aufschlußreiches: Gott ist Vater und Mutter aller Menschen, und daher ist der Mensch Gottes geliebtes Kind.

Diese Entdeckung, daß Gott Vater und Mutter ist, bedeutete mir zu der Zeit besonders viel, weil meine Mutter gerade gestorben war und mein Vater sich nicht in der Lage sah, für meinen jüngeren Bruder und mich zu sorgen. Stets werde ich meiner Tante und meinem Onkel tief dankbar sein, die damals die Stelle der Eltern für uns einnahmen. Aber noch dankbarer bin ich für das Verständnis der Vater- und Mutterschaft Gottes, das ich durch die Christliche Wissenschaft gewonnen habe, denn diese geistige Tatsache eröffnete mir eine neue Welt. Und diese bedeutsame Tatsache hat sowohl mein Privat- als auch mein Berufsleben nachhaltig beeinflußt — als Vater zweier Söhne und als Erzieher, der für das Wohlergehen und die Bildung von Kindern aller Rassen aus aller Herren Länder verantwortlich ist.

Natürlich ist Gott nicht im körperlichen Sinn unser Vater und unsere Mutter. Diese Ansicht würde zu dem falschen Gottesbegriff führen, der das religiöse Denken lange beherrscht und vernebelt hat — nämlich der Vorstellung von einer menschenähnlichen Gottheit, einem Gott, der menschliche Züge trägt. Wenn wir Gott als eine Art höheres körperliches Wesen betrachten, leugnen wir das, was Jesus lehrte, als er von Gott als Geist sprach. Der Ausdruck Vater-Mutter, wie er in der Christlichen Wissenschaft gebraucht wird, ist keine Beschreibung des Geschlechts. Vielmehr drückt er in einer Weise, die jeder verstehen und annehmen kann, die schöpferische, fürsorgende, elterliche Natur des Geistes, Gottes, aus, der Ursache und Substanz allen wirklichen Seins.

Jesus bezeichnete Gott wiederholt als „Vater“ und ließ oft erkennen, daß die Gottheit Eigenschaften wie Stärke, Orientierung, Weisheit, Erkenntnis und Liebe besitzt. Aber die Heilige Schrift nennt auch viele Beispiele, wo Jesus sich auf Gottes Sanftmütigkeit, Reinheit, Barmherzigkeit, Geduld, Vergebung und Beständigkeit bezieht — Eigenschaften, die wir häufig mit menschlicher Mutterschaft verbinden. Und so schreibt auch Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der ihr zärtliches Verhältnis zu ihrer geistigen Schöpfung andeutet. Dies drückt der Apostel in Worten aus, die er mit innerer Zustimmung aus einem klassischen Dichter zitiert:, Wir sind seines Geschlechts.’ “ Wissenschaft und Gesundheit, S. 332.

Für jemanden, der nur mit dem herkömmlichen Gottesbegriff vertraut ist, mag die Bezeichnung Vater-Mutter zunächst überraschend sein — und erst recht dann, wenn er erkennt, daß der Mensch Gottes geistige Schöpfung ist. In dem Maße jedoch, wie die Bedeutung dieser geistigen Tatsache sich vertieft und erweitert, werden die Menschen von Begrenzungen befreit, die sie lange gefesselt hielten. In diesem Verständnis findet sich zum Beispiel die Grundlage für die wirkliche Gleichheit von Mann und Frau, denn beide sind die gleichermaßen geliebten Kinder des Geistes und spiegeln Gottes Vollständigkeit und Einheit wider. Ihre Gleichheit entspringt nicht der körperlichen Identität (wo Konkurrenz eine Rolle spielt), sondern ihrer einzigartigen Beziehung zu Gott, dessen Eigenschaften sie widerspiegeln. Das aufrichtige Anerkennen der Vater- und Mutterschaft Gottes wirkt auch Wunder in der Ehe, denn es läutert die menschliche Zuneigung und fördert in Mann und Frau eine liebevollere Wertschätzung der Individualität des anderen.

Die Erkenntnis, daß Gott Vater und Mutter ist, kann in der menschlichen Elternschaft äußerst hilfreich sein. Von dem Augenblick an, wo meine Frau und ich entdeckten, daß wir ein Kind bekommen würden, bemühten wir uns im Gebet, das einzig wahre Erbteil dieses Kindes, sein geistiges Erbteil, besser zu verstehen. Das disziplinierte, gründliche Studium der Heiligen Schrift — erläutert durch die Schriften von Mary Baker Eddy — half uns, menschlichen Besitzerstolz aufzulösen ebenso wie die Furcht vor Vererbung, ein Gefühl der Ungewißheit über die Zukunft und Bedenken hinsichtlich der Verantwortung, die auf uns zukam. Die Geburt und Erziehung unseres Sohnes bot uns dann täglich Gelegenheiten, Gottes Herrschaft, Schutz und Disziplin, Seine Geduld, Seine Zärtlichkeit und Fürsorge anzuerkennen. Wenn unser Sohn krank war, wandten wir uns ganz natürlich und getrost um geistige Heilung an unseren Vater-Mutter Gott. Es war eine wirksame Methode, die immer sichere Ergebnisse brachte. Durch Gebet — das ja die Grundlage christlich-wissenschaftlicher Behandlung bildet — erlebte unser Sohn Heilungen von zahlreichen Krankheiten wie Erkältungen, Grippe, Masern, Windpocken und Mumps.

Jeder, der sich durch die täglichen Anforderungen menschlicher Elternschaft belastet und überfordert fühlt, kann durch die Erkenntnis, daß Geist, unser himmlischer Vater-Mutter Gott, jede menschliche Not stillt, wahren Frieden und Heilung finden. Solche gebetvolle Haltung enthebt jedoch keineswegs die einzelnen der Pflicht, gute und verantwortungsvolle Eltern zu sein, die sich der körperlichen und seelischen Bedürfnisse ihrer Kinder voll annehmen. Im Gegenteil, sie hilft ihnen, bessere Eltern zu sein. Warum? Weil das Bewußtsein unserer beständigen geistigen Beziehung zu Gott uns hilft, die Eigenschaften unseres Vater-Mutter Gottes, die so wesentlich für eine gute Elternschaft sind, zum Ausdruck zu bringen.

Das Bemühen, Gott als Vater und Mutter anzuerkennen und zu lieben, erhielt für meine Frau und mich eine gänzlich neue Dimension, als unser zweiter Sohn in die Familie kam. Wir hatten gehört, daß mehr Adoptiveltern gebraucht wurden, und entschieden uns für eine Adoption. Wie bei unserem ersten Kind bereiteten wir uns durch Gebet auf die Ankunft des Kindes vor. Da der Adoptionsprozeß sich über mehrere Jahre hinzog, hatten wir länger als gewöhnlich Gelegenheit, zu studieren und zu beten. Jeder Tag brachte uns ein größeres Bewußtsein von der geistigen Einheit zwischen dem Vater-Mutter Gott und Seinem Kind. Wie befreiend war die Erkenntnis, daß für uns dieses liebe Baby nicht das Kind „anderer“ (im Gegensatz zu unserem Kind) zu sein brauchte, weil es doch Gottes Kind war! Von da an war unsere Antwort auf die Frage, ob wir ein adoptiertes Kind ebenso wie ein „leibliches“ lieben konnten, stets ein eindeutiges „Ja!“ Wir wissen, daß jeder unserer Söhne in Wirklichkeit das Kind des einen Vater-Mutter Gottes ist — eine Tatsache, die genauso auf uns zutrifft.

Solches Denken (das heißt die Erkenntnis, daß Eltern und Kind dieselbe Beziehung zu Gott haben) wirkt sich heilend aus. Es führt zum Beispiel zu größerem Respekt vor dem Standpunkt und den Gedanken eines Kindes. Ich habe festgestellt, daß dies im Umgang mit Kindern verschiedener Rassen aus vielen Nationen, Kulturen und Traditionen von besonderer Bedeutung ist. Wohl erkenne ich das Einzigartige an ihrer kulturellen und ethnischen Herkunft an und schätze es. Doch ich habe gesehen, daß die Anerkennung Gottes als Vater-Mutter aller Kinder Unwissenheit und Vorurteile auflöst und uralte Konflikte beseitigt. Schwarz, weiß, gelb und rot sagt nicht mehr über die völlig geistigen, zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffenen Kinder Gottes aus als weiblich oder männlich, jung oder alt. In seinem Brief an die Galater schloß Paulus sie alle ein als „Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus“. Er fügte hinzu: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Chrsitus Jesus.“ Gal 3:26 [nach der englischen King-James-Bibel], 28.

Für mich war es eine der lohnendsten Erfahrungen in meiner beruflichen Laufbahn als Erzieher, palästinensische und jüdische Kinder, Kinder türkischer und griechischer Eltern, Afro-Amerikaner aus den Großstädten und Weiße aus dem tiefen Süden freundschaftlich nebeneinander arbeiten und spielen zu sehen. Und während der Revolution im Iran war es für uns völlig selbstverständlich, einen Jungen aus diesem Land, der wegen der Krise nicht nach Hause zu seinen Eltern zurückkehren konnte, in unserer Familie aufzunehmen. Das sind die unvermeidlichen Ergebnisse, wenn man Gott als Vater-Mutter aller betrachtet.

Die Menschen leben nicht länger in einer Welt, in der sie durch ein Meer oder einen Gebirgszug praktisch von ihren Nachbarn abgeschlossen sind. Es ist nicht mehr möglich, die Augen vor den Nöten unserer Nachbarn in der Welt zu verschließen, wenn Ereignisse aus dem entferntesten Winkel unseres Planeten allabendlich über unsere Bildschirme flimmern. Die Unterschiede, die uns von anderen, die wir fälschlicherweise „fremd“ nennen, zu trennen scheinen, mögen zwar überwältigend sein — doch vorrangig bleibt die geistige Tatsache: Gott ist Vater und Mutter aller, und daher ist der Mensch Gottes geliebtes Kind. Wenn wir diese Tatsache anerkennen, über ihre geistige Bedeutung nachdenken und sie im täglichen Leben in die Tat umsetzen, werden wir feststellen, daß völlige Harmonie sowohl in den einzelnen Familien als auch in der Familie der Menschheit unser geistiges Geburtsrecht ist.

Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen,
durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!
Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist,
daß wir Gottes Kinder sind.

Römer 8:15, 16

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Oktober 1993

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.